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Impressum

© 2009 Koch International GmbH/Hannibal, A-6604 Höfen

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Lektorat: Eckhard Schwettmann

Layout und Satz: www.buchsatz.com, Innsbruck

Coverdesign: bw works, Wien

Coverfoto: Getty Images

ISBN 978-3-85445-315-4

Der Autor:

Der Schweizer Journalist Hanspeter Künzler lebt und arbeitet seit vielen Jahren in London, wo er gleich am ersten Tag Wreckless Eric live im Marquee erlebte. Zwei Wochen lang spielte er mit seinem Akkordeon in der Pub-Rock-Band The Idlers mit, dann konzentrierte er sich auf das Schreiben. Seither hat er mehr als tausend Interviews geführt mit Popstars von Elton John über Noel und Liam Gallagher bis hin zu Jay-Z, King Creosote und Robyn Hitchcock. Seine Beiträge über Musik, Kunst und auch sonst allerhand erscheinen in Neue Zürcher Zeitung, Musik Express, Sounds, Clarino, Du, WoZ und www.the-title.com. Er ist regelmäßig im Schweizer Radio DRS zu hören und präsentierte jahrelang eine Musiksendung für den BBC German World Service. Sein besonderes Interesse gilt der Verflechtung von sozialen Umständen und künstlerischem Ausdruck. So beschäftigt Hanspeter Künzler sich seit drei Dekaden mit der Entwicklung der schwarzen Musik Amerikas.

Internet: www.hanspeterkuenzler.com

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags nicht verwertet oder reproduziert werden. Das gilt vor allem für Vervielfältigungen, Übersetzungen und Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Vorwort des Autors

Vorspiel

Die positiven Seiten: Die ersten fünf Jahre

Die negativen Seiten: Die ersten fünf Jahre

Die positiven Seiten: 1963 bis 1968

Die negativen Seiten: 1963 bis 1968

Die positiven Seiten: Motown

Die negativen Seiten: Motown

Die positiven Seiten: I Want You Back

Die negativen Seiten: I Want You Back

Die positiven Seiten: Jackson 5-Mania

Die negativen Seiten: Jackson 5-Mania

Die positiven Seiten: Die Befreiung

Die negativen Seiten: Die Befreiung

Die positiven Seiten: The Wiz und Destiny

Die negativen Seiten: The Wiz und Destiny

Die positiven Seiten: Off The Wall

Die negativen Seiten: Off The Wall

Die positiven Seiten: Thriller

Die negativen Seiten: Thriller

Die positiven Seiten: Bad

Die negativen Seiten: Bad

Die positiven Seiten: Dangerous I

Die negativen Seiten: Dangerous I

Die positiven Seiten: Dangerous II

Die negativen Seiten: Dangerous II

Die negativen Seiten: Jordy

Die positiven Seiten: Dangerous Welttournee

Die positiven Seiten: Lisa Marie Presley

Die negativen Seiten: History

Die positiven Seiten: ATV Musikverlag

Die negativen Seiten: Lisa Marie Presley

Die positiven Seiten: Nachwuchs I

Die negativen Seiten: Blood on the Dancefloor

Die positiven Seiten: Invincible

Die negativen Seiten: Cash-Krise

Die positiven Seiten: Nachwuchs II

Die negativen Seiten: Bashir

Die positiven Seiten: Number Ones

Die negativen Seiten: Der Prozess

Die positiven Seiten: Der Prozess

Die positiven Seiten: Das Danach

Die positiven Seiten: This is it!

Die negativen Seiten: This is it!

Discografie

Bibliografie

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25. Juni 2009, auf einer Bank vor der Xenix-Bar in Zürich. Ein lauer Abend, man denkt sich nichts Böses, labt sich am Bier und plaudert mit Kumpel Rogenmoser. Etwa eine halbe Stunde ist verstrichen seit Mitternacht, da gesellt sich ein junger Mann zu uns, der ein bisschen ausschaut wie Pete Doherty. Während dieser so über dies und das redet mit dem Kumpel, fällt mir auf, dass auf seinem weißen T-Shirt mit Kugelschreiber ein paar Worte hingekritzelt stehen. Ich beuge mich vor und lese: „Michael Jackson, der King of Pop, ist tot“. Erste Reaktion: schlechter Scherz! Der junge Herr beteuert, es sei keiner. Rundum zücken nun alle ihre Blackberrys und Handys – und, verdammt noch mal – die Meldung wird von den seriösen News-Sites tatsächlich bestätigt. Wir stehen alle unter Schock. Sind auf der Stelle wieder nüchtern. Es ist ohne jeden Zweifel ein Schreckensmoment, an den man sich bis ans eigene Ende erinnern wird. Es folgt eine schlaflose Nacht.

Mit dem Tod Michael Jacksons ist eine Epoche zu Ende gegangen. Das umjubelte Wunderkind der späten 60er Jahre wandelte sich in den 80er Jahren zur Ikone. Wie kein anderer Künstler verkörperte er den hedonistischen (bezeichnenderweise beschränkte sich die Genusssucht in seinem Fall auf die Anschaffung von Luxusgütern) und ehrgeizigen Lebensgeist der 80er Jahre, der durch das Auftreten von AIDS gleichzeitig eine große Angst zu verarbeiten hatte. Gerade dadurch, dass er sich so total den Werten der 80er Jahre verschrieb, verurteilte er sich selber zum Scheitern. Er zerbrach am selbstauferlegten Druck, den Fans eine immer noch spektakulärere Show zu bieten, mit dem neuesten Album noch mehr Menschen anzusprechen als mit dem letzten. Am 25. Juni 2009 um 14.26 Uhr Ortszeit in Los Angeles hielt das überstrapazierte Herz Michael Jacksons diesem Druck nicht mehr stand. Sein Leibarzt bemühte sich vergeblich, ihn zu retten. Er stand zu der Zeit mitten in den letzten Vorbereitungen für die gewaltige Comeback-Show, die er vom 14. Juli an fünfzig Mal in der Londoner O2-Arena aufführen wollte. Es wären, abgesehen von gelegentlichen Auftritten bei Benefizkonzerten, seine ersten abendfüllenden Konzerte gewesen seit der History-Tour von 1996/97. Von dieser Warte aus betrachtet nimmt sein kurzer Auftritt am 5. März in London, bei dem ich dabei war, eine ganz andere Bedeutung an. Man weiß jetzt, dass es sein letzter Auftritt vor Publikum war. Er wirkte damals fast schon sportlich, so geschmeidig hüpfte er auf die Bühne. Seine Stimme war fest und eine Spur tiefer, als man sie vielleicht in Erinnerung hatte. Aber im Nachhinein tragen die so frohen Worte, mit denen er vorerst zehn Comeback-Konzerte ankündigte, einen unheilvollen prophetischen Unterton …

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Michael Jackson während der Pressekonferenz in der O2-Arena, London, am 5. März 2009.

© Steve Gilett/LIVEPIX/Dalle APRF/picturedesk.com

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Die Einladung klingt reizvoll. „KING OF POP MICHAEL JACKSON TO MAKE A SPECIAL ANNOUNCEMENT IN LONDON AT THE O2“, heißt es in der E-Mail mit lauter Großbuchstaben. Wann: Donnerstag, 5. März 2009. Wo: The O2, Grand Concourse, Peninsula Square, London SE10 ODX. Die Fotografen hätten sich um 13 Uhr einzufinden, die restlichen Medien um 14 Uhr, mit dem „Announcement“ gehe es pünktlich um 16 Uhr los. Und siehe da, zu Hunderten erscheinen die Vertreter der Weltmedien. Zuerst stehen sie in der beißenden Kälte Schlange vor der Dame mit der Namensliste. Danach stehen sie Schlange vor der Dame, die ihnen einen Plastikstreifen ums Handgelenk heftet, der je nach Farbe Zugang zu den verschiedenen Lounges, „Kommunikationszentren“ und Radio- und TV-Absperrungen gewährt. Zuletzt stehen sie Schlange vor der Röntgenanlage für die Taschen, gefolgt vom persönlichen Security-Check. Ein Heer von bis an die Zähne mit Clipboards und Handys bewaffneten PR-Damen sorgt dafür, dass sich in den labyrinthartigen Gängen der Halle niemand verirren kann, selbst wenn er dies im Dienste seiner professionellen Schnüffelnase gern tun möchte. Keine der PR-Damen scheint allerdings so richtig zu wissen, was als nächstes passieren soll. Wird der King of Pop eine Ansprache halten? Wird er gar Fragen beantworten? Was wird überhaupt er noch zu erzählen haben? Die großen News waren ja schon am Morgen in der Boulevardpresse nachzulesen. Nämlich: Michael Jackson will endlich wieder Konzerte geben. Angefangen am 8. Juli, sollen es zehn Auftritte werden, hier in der O2-Halle. Das ist eine verblüffende und sensationelle Nachricht. Denn abgesehen von einer Handvoll von Charity-Shows um die Jahrtausendwende herum sowie einem desaströsen Mini-Auftritt im November 2006 bei den World Music Awards in London hat man den Superstar seit der „History“-Tour von 1996/97 nie mehr live erlebt. Und hatte es nicht erst vor ein paar Monaten noch geheißen, sein Gesundheitszustand sei so fragil, dass er sich kaum noch aus dem Haus traue? Punkt 16 Uhr holen uns die PR-Damen in der Lounge ab. Genau in dem Moment, als uns die BBC live vom Hyde Park Corner informiert, dass Jackson soeben sein Hotel verlassen habe, um einen Mini-Bus zu besteigen, kommen wir im Foyer des O2-Zentrums an. Dort sind nebst einer Bühne, die von einer gewaltigen Videowand umrahmt ist, mehrere Gehege für die diversen Kategorien von Journalisten eingerichtet worden. An die tausend Fans haben sich ebenfalls eingefunden. Sie singen, johlen, jubeln, werfen sich fürs Souvenir-Foto in Pose und spüren offensichtlich nichts von der sibirischen Kälte. Im Auto von Knightsbridge in die Docklands – beim spätnachmittäglichen Stoßverkehr kann das gut und gern seine zwei Stunden dauern! Warum müssen Popstars immer zu spät sein? Die Fotografen sind bereits ganz schön grummelig. Seit drei Stunden stehen sie auf einer winzigen Tribüne hinter ihren Stativen. Es ist so eng, dass sie kaum die Schultern bewegen können. Und weil sie alle auf einem Haufen hocken, werden sie nachher auch noch alle den gleichen Shot haben. Michael Jackson. Wird er ein neues Album ankündigen? Vielleicht gar den Rücktritt? Wird er im Pyjama auftreten und ein taufrisches Baby genannt Blanket II. über dem Bühnenrand zappeln lassen? Wird er überhaupt erscheinen?

So oder so, die Massenversammlung von Fans, Reportern und sonstigen Schlachtenbummlern beweist eindrücklich, dass Jackson auch heute noch „News“ ist. Heute – das heißt: etwas weniger als acht Jahre seit seinem letzten Studioalbum „Invincible“ und gute fünf Jahre seit dem bescheidenen letzten Hit mit der R. Kelly-Komposition „One More Chance“. Andererseits sind auch bereits wieder vier Jahre verstrichen seit dem Schauprozess von Santa Maria, wo Jackson unter Anklage stand, Unzucht mit einem Kind begangen zu haben. 2 200 akkreditierte Journalisten prophezeiten damals zuversichtlich einen Schuldspruch und damit das supernovahafte Verglühen des größten Superstars aller Zeiten. Aber Jackson wurde vom Geschworenengericht in allen Punkten freigesprochen. Seither hat er ein für seine Verhältnisse diskretes Leben geführt – ein Nomadenleben. Ein paar Monate wohnte er in Bahrain, ein paar in Dubai, ein paar weitere in Irland. Er trug sich mit dem Gedanken, ein Haus in der Schweiz zu kaufen, ging dann aber doch lieber nach Las Vegas. Im Juli 2008 machte ein Foto die Runde, das ihn im Pyjama und Pantoffeln zeigte, wie er im Rollstuhl durch die Straßen der Casino-Metropole gestoßen wurde. Bei dem Anblick konnte man die brutale Schlagzeile der britischen Boulevardzeitung The Sun nachvollziehen: „Demise of the King of Pop“ stand da geschrieben. Dann und wann hörte man indessen auch Gerüchte anderer Art. Jackson plane ein neues Album, hieß es. Nebst Akon und Will.i.am bestätigte auch Ne-Yo, dass er Jackson neue Songs auf den Leib geschrieben habe. Die Frage, was aus diesen Liedern werden sollte, wusste allerdings niemand zu beantworten.

Eine Stunde und fünfundvierzig Minuten dauert das Warten. Pech für die Medienvertreter, welche sich vorher allzu oft bei den Freidrinks bedient haben: Wer die Toiletten aufsucht, wird nicht wieder eingelassen. Endlich Bewegung auf der Bühne. „Ready for this? You have waited long enough!“, hebt Big Brother-Moderator Dermot O’Leary an. „750 Millionen verkaufte Alben, 13 Grammys. London heißt ihn willkommen, den King of Pop, Mister Michael Jackson!“ Auf der Videowand sehen wir, wie ein Mini-Bus vor dem O2-Center anhält. Wie der besagte King of Pop an einem Spalier von breiten Security-Protzen vorbei dem Eingang zuschreitet. Ein bisschen gebückt wirkt er. Sein Gesicht ist hinter einer schwarzen Sonnenbrille versteckt. Das putzige Näschen sieht eigentlich ganz normal aus. Das silberne Muster auf der schwarzen Uniformjacke wirkt auf den ersten Blick wie die Röntgenaufnahme eines Brustkastens. „Ozzy Osbourne!“, fährt es einem durch den Kopf: die gleichen schwarzen Haarsträhnen, der gleiche leicht gebückte und leicht wacklige Gang. Aber mit ersten Eindrücken ist es so eine Sache. Als man sich die Szene später auf youtube nochmal anschaut, sieht man bloß einen Michael Jackson, der zügig durch die Tür schreitet, den dort auf ihn wartenden Buggy zur Seite winkt und im Korridor verschwindet. Die Fans heulen derweil auf wie ein Jumbo-Jet kurz vor dem Start und blitzen mit Fotoapparaten und Handys Richtung Videowand. Ehe Jackson tatsächlich die Bühne betritt, kredenzt die Videowand eine Sequenz von Video-Highlights aus seiner ganzen Karriere. Das Fangeschrei wird noch ein paar Dezibel lauter. Und dann steht er endlich da, dieser Michael Jackson. Flüstert O’Leary etwas ins Ohr und wird von diesem hinter das Mikrofon mit dem roten Schild gewiesen: „King of Pop – Michael Jackson“. Man fürchtet ob des resultierenden Kreischens um die Glasfront der schönen Nobelhalle, wo selbst die Hamburger in Ciabatta serviert werden. Michael macht mit seiner Rechten das Victory-Zeichen und sagt: „I love you so much. I love you so much.“ Die versammelte Fangemeinde, zu der Teenager ebenso gehören wie deren Eltern und womöglich Großeltern, dankt es mit einem kurzen Aufschrei und versinkt in inniger, respektvoller Stille. Jackson guckt kurz auf seine Schuhe, zupft am Ärmel, lehnt sich vor: „Thank you all.“ Guckt in die Runde. Räuspert sich. Rückt das Mikrofon zurecht. Sticht mit dem Zeigefinger in die Luft und sagt: „This – is – it!“ Wendet sich vom Mikrofon ab, geht leicht in die Knie und zappelt mit den Armen wie Rafael Nadal nach dem siegreichen Ass. „Ich will nur sagen“, sagt er dann und bittet mittels hochgehaltener Hand um neuerliche Ruhe, „dieses werden meine letzten Show-Performances sein – in London. Das wird es sein. This is it. Wenn ich sage: This is it, dann heißt das nun wirklich: This is it. Denn …“ – ein Zwischenruf aus dem Publikum entlockt Jackson ein Schmunzeln und einen kleinen Lacher. Er wendet sich ab. Blickt grinsend zu O’Leary hinüber. Blickt ins Publikum. Dieses skandiert mittlerweile aus voller Brust „We want Michael“, obwohl es ihn nun ja eigentlich hat. Jackson drückt sich die rechte Hand flach auf die Brust, dann die Linke flach auf die Rechte. Dann spricht er weiter: „Ich werde die Songs aufführen, die meine Fans hören wollen.“ Pause. Kreischen. „This is it. Ich meine: This is really it. Das ist der endgültige Schlusspunkt. Okay? Ich werde euch also im Juli sehen. Und …“ Pause. Kreischen. Zurufe. Jackson grinst. Hebt die Hand zum Gruß. „I love you. I really do. Das müsst ihr wissen. I love you so much. Really. From the bottom of my heart.“ Diesmal die Linke flach auf die Brust. „This is it – see you in July!“ Zwei, drei Faust-in-die-Luft-Posen für die Fotografen. Ein Handküsschen fürs Publikum, und schon entschwindet der King zwischen den feuerroten Vorhängen. O’Leary wird vom raschen Ende des Auftrittes sichtlich überrascht. Er fasst das Gesagte kurz zusammen und fügt noch das Datum der ersten der zehn geplanten Shows hinzu – 8. Juli 2009. Niemand hört mehr zu. Um ihn herum hat man bereits mit dem Abbau der Bühne begonnen. Kaum zwei Minuten hatte Michael Jackson vor dem Mikrofon gestanden. Zwei Minuten, die unter den Journalisten zuerst ungläubiges Gelächter („Zwei Minuten! This is it! Der hat sie ja nicht alle!“), dann rege Diskussionen auslösen. Was hat Jackson mit seinen Sprüchen nun wirklich gemeint? Sollen das tatsächlich seine letzten Konzerte überhaupt werden? Oder muss man ihm beim Wort nehmen, sind es nur die letzten in London? Wird er in zwei Jahren statt in London einfach in Exeter auftreten? Oder für die nächsten zehn Shows nach Berlin, New York oder Johannesburg bitten? Könnte er gar eine Tournee unternehmen, wenn die O2-Konzerte gelingen? Und was ist mit dem neuen Album? Einer langen Tradition folgend, hat es Michael Jackson erneut geschafft, bei einem öffentlichen Auftritt mehr Fragen aufzuwerfen als zu beantworten. Schon seine Erscheinung zum Beispiel. Für einen 50-jährigen, der vor Kurzem noch zu schwach war zum Gehen, machte er einen erstaunlich robusten und jugendlichen Eindruck. Die Stimme war auch nicht das, was man erwartet hätte. Richtiggehend kräftig war sie gewesen, vital. Nicht wiederzuerkennen gegenüber dem heliumleichten Flöten, mit welchem er einst die Fragen von Martin Bashir beantwortete! Bald erfinden die versammelten Medienvertreter ein Gerücht. „War er das wirklich, der Jackson?“, fragen sie hinter vorgehaltener Hand. „War das nicht ein Double?“

Danach redet man draußen mit den wahren Fans. „Unglaublich, auch wenn er nur ein paar Minuten dastand“, sagt ein junger Mann. „Wie immer, bei Michael.“ Ein anderer kann es kaum fassen: „Amazing. Amazing. Er ist echt zurück! Wir lieben ihn.“ „Wir warteten sechs Stunden“, strahlten zwei ebenfalls junge Damen. „Es war brillant. Nur schon, dass er wirklich dastand.“ „Ich bin ein Michael Jackson-Fan, seit ich geboren bin“, kommt es von einem nigerianischen MJ-Fan: „Allein schon ihn live vor mir zu sehen war amazing.“ Es ist erstaunlich. Zwei Minuten auf der Bühne, kommen sich die Fans da nicht veräppelt vor? Nein, ist die simple Antwort. Immerhin ein Mann, ein Jamaikaner, gibt zu, nicht der allergrößte Jackson-Fan zu sein. Trotzdem ist er happy: „Michael ist einfach ein phänomenaler Künstler. Der Künstler einer Generation. Ein Künstler, den, würde ich sagen, jedermann einmal im Leben live erleben will.“ Eintausend Pfund – den Betrag sind die meisten Befragten bereit für ein Ticket auszugeben.

Einige Tage später folgt die Nachricht, dass Jackson der Ticket-Nachfrage entsprechend vierzig weitere O2-Konzerte bestreiten wolle. Wenn alles gut geht, wird sich die Serie bis in den Februar 2010 hineinziehen. Insgesamt fünfzig Shows in einer Halle, die 17 000 Zuschauer fasst. Beim ersten Ansturm gingen stündlich 39 474 Tickets weg. Die Konzerte waren in Rekordfrist ausverkauft. Damit stellt Jackson seinen alten Rivalen Prince in den Schatten, der vor zwei Jahren mit vergleichsweise mickrigen einundzwanzig O2-Shows eine Karriere-Renaissance einleitete. Jackson habe sich einer Reihe von Fitness- und Gesundheitstests unterziehen müssen, ehe der Veranstalter sich auf die Konzerte einlassen wollte.. Die Versicherungssumme für den Fall einer Absage der fünfzig Konzerte soll sich auf 300 Millionen Pfund belaufen. Wen verwundert es da, wenn Gerüchte aufkommen?

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The Jackson 5 nach einem TV-Auftritt bei American Bandstand. Michael Jackson (mitte), mit seinen Brüdern (v.l.n.r.) Marlon, Jackie, Randy und Tito.

© PA/picturedesk.com

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Es ist immer wieder eine schockierende Einsicht, wenn man daran erinnert wird, wie wenige Generationen verstrichen sind seit der Abschaffung der Sklaverei. Der Urgroßvater von Katherine B. Scruse hatte diese Zeiten noch miterlebt und schließlich sogar den Namen der Familie angenommen, bei der er zuletzt Sklavenarbeit geleistet hatte. „Kattie“ wurde am 4. Mai 1930 im tiefsten Süden geboren, in Barbour County, Alabama. Ihr Vater, Prince Scruse (der Vorname ist also weder von Michael Jackson noch gar von Prince Rogers Nelson erfunden worden!), arbeitete bei der Eisenbahn und bewirtschaftete nebenher eine kleine Baumwollfarm. Mit achtzehn Monaten wurde Katherine von der Kinderlähmung befallen, einer manchmal tödlichen Krankheit, gegen die es damals noch keinen Impfstoff gab. Auf der Suche nach besserer Arbeit zog die Familie 1934 in den Norden nach Chicago. Wenig später trennten sich die Eltern, die beiden Töchter blieben bei der Mutter Martha. Als Teenager verbrachte Katherine wegen der Spätfolgen der Kinderlähmung viel Zeit im Krankenhaus, was ihre Schulbildung erheblich beeinträchtigte. Dafür ging sie in der Musik auf. Sie spielte Klarinette und Klavier, war Mitglied im Schulchor und im Chor der lokalen Baptistengemeinde. Ausgerechnet der kontroverse und tragische Country & Western-Pionier Hank Williams war das Idol der gottesfürchtigen jungen Frau (später galt ihre Vorliebe dem rebellischen Willie Nelson). Mit siebzehn Jahren lernte sie auf einer Party den ein Jahr älteren und bereits verheirateten Joseph Walter Jackson kennen. Dieser – geboren am 26. Juli 1929 – war der Sohn eines autoritären High School-Lehrers mit zutiefst antisozialen Neigungen. So war es ihm und seinen vier Geschwistern strengstens verboten, sich außerhalb des Hauses mit Freunden zu tummeln. Als er ein Teenager geworden war, trennten sich die Eltern. Er wohnte zuerst beim Vater in Oakland, zog dann zur Mutter nach Chicago. Der Schule kehrte er frühzeitig den Rücken und verbrachte dafür umso mehr Zeit im Amateur-Boxring. Seine erste Ehe ging nach einem Jahr in die Brüche. Am 5. November 1949 fand die Hochzeit von Joseph Jackson und Katherine Scruse statt.

Das frisch vermählte Paar ließ sich in Gary, Indiana, nieder, einer Satellitenstadt von Chicago am Lake Michigan, die in den frühen Jahren des Jahrhunderts von der United States Steel Corporation aufgebaut und nach dem damaligen Firmenpräsidenten Elbert H. Gary benannt worden war. Anfang der 50er Jahre hatte Gary rund 130 000 Einwohner. Der Großteil war in der Stahlindustrie tätig, die einerseits die Baufirmen von Chicago, andererseits die Automobilhersteller von Detroit belieferte. Seit beide Industrien in den 60er Jahren langsam, aber sicher in die Krise schlitterten, haben Arbeitslosigkeit und Gewalttätigkeit um sich gegriffen. Heute sind 85% der Bevölkerung afro-karibischer Abstammung, 20% sollen bewaffneten Gangs angehören, die Mordrate liegt 8,75-mal höher als der amerikanische Durchschnitt. Die Jacksons erlebten Gary noch in den besseren Tagen. Die schwarze Bevölkerung der Stadt entwickelte früh ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein und eine starke politische Tradition. 1967 wurde Richard G. Hatcher zum Bürgermeister gewählt – er gehörte zu den ersten schwarzen Bürgermeistern im amerikanischen Norden. Er hatte sich an der Seite Martin Luther Kings in der amerikanischen Civil Rights-Bewegung hervorgetan. 1972 fand unter der Regie Hatchers, des Politikers Charles Diggs und des militanten Dichters Imamu Amiri Baraka in Gary die National Black Political Convention statt, eine wegweisende überparteiliche Versammlung von mehreren tausend schwarzen Politikern und Civil-Rights-Kämpfern. 1984 leitete Hatcher die Präsidentschaftskandidatur des Reverend Jesse Jackson, ein Mann, der auch im Leben des Michael Jackson noch eine Rolle spielen sollte.

Die Distanz zur Musikmetropole Chicago betrug nur fünfzig Kilometer. So florierte auch in Gary eine rege Musikszene. Auf der Suche nach Arbeit waren über die vergangenen Dekaden hinweg allerhand Blues-Musiker aus dem Mississippi-Delta in den Norden gewandert und hatten ihren Sound der hektischen urbanen Umgebung angepasst. Die traditionelle Mundharmonika wurde in Chicago nun über das Mikrophon gespielt, die akustische Gitarre elektrisch verstärkt oder gar durch eine elektrische Gitarre ersetzt. Bass, Drums, Klavier und manchmal das Saxophon prägten ebenfalls, den druckvollen neuen Chicago Blues. In der Stadt war auch das wegweisende Plattenlabel Chess Records beheimatet. Gegründet im Jahre 1950 von den Gebrüdern Chess, Phil und Leonard, erschien hier von Muddy Waters (dem „Vater des Chicago Blues“) über Howlin’ Wolf bis Willie Dixon und Little Walter alles, was im Blues Rang und Namen hatte und später die Rolling Stones und die Beatles so nachhaltig beeinflussen sollte. Bei Chess waren auch Chuck Berry aus St. Louis und der Lokalmatador Bo Diddley untergebracht, die, wenn es im Musikgeschäft fair zuginge und wenn ihre Hautfarbe eine Spur bleicher gewesen wäre, heute als Pioniere des Rock’n’Roll im gleichen Atemzug genannt würden wie Elvis und Bill Haley. Diverse Blues-Künstler lebten in den 50er Jahren in Gary, darunter Jimmy Reed und Albert King. Berühmter waren indessen The Spaniels, die erste Doo-Wop-Truppe, bei der sich der Leader – in ihrem Fall hieß er Pookie Hudson – an sein eigenes Mikrofon stellte, derweil sich seine Kollegen zu viert um das zweite scharten. Doo-Wop war eine vorab von schwarzen Stimmen gepflegte Mischform aus Gospel, Rhythm & Blues, Swing und Pop, deren kapitaler Einfluss auf die Entwicklung von Rock’n’Roll, Funk und Soul heute ebenfalls oft unterschätzt wird. Sie war in den 40er Jahren aus den Industriestädten des Nordostens und des Mittleren Westens erwachsen, schaffte aber erst in den 50er Jahren so richtig den Sprung in die Hitparade. Die Spannbreite des Stiles reichte von der schmalztriefenden Schnulze, die eher ein älteres Publikum entzückte, bis zum swingenden Rockabilly für die Strizzis an der Straßenecke. Vom Rock’n’Roll unterschied sich Doo-Wop vor allem durch die subtil arrangierten, gospelartigen Gesangsharmonien, die hier im Vordergrund standen. Auch gehörte es zum Doo-Wop, dass die Gruppen supercoole Anzüge trugen und kleine Tänzchen inszenierten, bei denen alle Mitglieder im Gleichtakt die gleichen Bewegungen ausführten. Diese bereiteten nicht nur Vergnügen, sie waren auch eine billige und dabei eindrückliche Art, wie man zeigen konnte, dass man etwas zustande brachte, auch wenn man keinen Cent in der Tasche hatte.

The Spaniels hatten sich in der Roosevelt High School an der 25th Avenue in Gary formiert und gaben dort 1952 auch ihr Live-Debut – buchstäblich um die Ecke von der Adresse 2300 Jackson Street, wo sinniger-, aber zufälligerweise die junge Jackson-Familie wohnte. Anfang 1953 unterschrieb die Gruppe einen Vertrag beim soeben gegründeten, ebenfalls in Gary ansässigen Plattenlabel Vee-Jay. Es ist dies keine Nebensache: Vee-Jay war das erste größere unabhängige Plattenlabel in den USA, das ganz im Besitz von Schwarzen war: Es gehörte dem Ehepaar Vivian Carter und James C. Bracken, das in Gary einen Plattenladen führte. Mit „Baby It’s You“ landeten die Spaniels auf Anhieb in den Top 10 der Rhythm & Blues-Charts. Im Frühjahr 1954 gelang mit „Goodnite Sweetheart, Goodnite“ auch noch der Sprung in die Pop-Top-30. In der Folge gehörten zum Repertoire von Vee-Jay nebst Doo-Wop auch Blues (Jimmy Reed, John Lee Hooker, Gene Allison etc.), Soul (Jerry Butler) und die Beatles (Capitol Records, die amerikanische Abteilung von EMI, hatte sich geweigert, mit den frühen Singles der Schreihälse aus Liverpool ihren respektablen Ruf zu ruinieren!). Michael Jackson nannte früh den Doo-Wop-Sänger Frankie Lymon als großes Vorbild, und zwar im positiven wie im abschreckenden Sinn. Lymon war erst dreizehn Jahre alt, als er mit seiner Gruppe The Teenagers und der Nummer „Why Do Fools Fall In Love“ in der Hitparade landete. Er zeigte also, dass eine junge Stimme nicht unbedingt Lieder mit Kinderthemen anstimmen musste, um Erfolg zu haben. Andererseits konnte Lymon mit dem Erfolg nicht umgehen. Er war erst 25 Jahre alt, aber bereits zum dritten Mal verheiratet, als er im Februar 1968 in Harlem, New York, an einer Überdosis Heroin verstarb.

Joe und Katherine Jackson verfolgten die popmusikalischen Entwicklungen so gut es eben ging mit ihren bescheidenen Mitteln. Das Paar hatte alle Hände voll zu tun damit, die rasant anwachsende Familie über die Runden zu bringen. Am 29. Mai 1950 kam die erste Tochter zur Welt – Maureen, alias Rebbie. Es folgten Sigmund Esco (genannt Jackie, 4. Mai 1951), Tariano Adaryl (Tito, 15. Oktober 1953), Jermaine LaJuane (11. Dezember 1954), LaToya Yvonne (29. Mai 1956), Marlon David (12. März 1957; ein Zwillingsbruder verstarb am Tag nach der Geburt), Michael (29. August 1958), Steven Randall (29. Oktober 1961) und schließlich noch Nesthäkchen Janet Dameta (16. Mai 1966). Joe verdiente sein Brot als Kranführer in den Stahlwerken und nahm zusätzlich Gelegenheitsjobs auf den Kartoffelfeldern und als Schweißer an. Wenn das Geld besonders knapp wurde, arbeitete Katherine im Kaufhaus Sears. Die Musik war eine Passion, mit der Joe und Katherine auch gewisse Hoffnungen verbanden. Katherine träumte davon, Sängerin zu werden. Joe formierte mit seinem Bruder Luther die Rhythm & Blues-Band The Falcons, um mit Auftritten in Lokalbars ein paar zusätzliche Cents in die Haushaltskasse zu bringen – und danach, wer weiß?

Zu ihrem Programm gehörten die druckvolleren Rhythm & Blues-Hits von Chuck Berry und Little Richard (was angesichts von Joes kapitaler Homophobie nicht einer gewissen Ironie entbehrt). Aber die Band war offenbar nicht imstande, das Interesse von Plattenlabels zu erwecken oder sich einen überregionalen Ruf zu schaffen. Wann genau Jackson die Falcons aufgab, ist unklar. Seine Söhne Jackie, Tito und Jermaine können sich alle noch daran erinnern, wie die Band in der Stube vom Bungalow an der Jackson Street geübt hat. Michael hat früher erklärt, er könne sich daran nicht erinnern, beschreibt diese Proben dann aber in seinen Memoiren („Moonwalk“, 1988), als ob er dabei gewesen wäre. So oder so ist das, was danach passierte, Stoff der Legende. Wenn der Vater nicht zu Hause war, sangen die kleinen Jacksons mit ihrer Mutter gern Volkslieder und Country & Western-Hits. Es gehöre zu seinen frühesten Erinnerungen, wie ihm Katherine das Leadbelly-Lied „Cotton Fields“ sowie „You Are My Sunshine“ vorgesungen habe, schreibt Michael. Man habe die Wahl gehabt, einer Gesangsgruppe beizutreten oder einer Straßen-Gang, hat Jackie Jackson berichtet. Die Jacksons wählten notgedrungen die erste Variante, denn so wie ihr Vater nicht hatte mit den Nachbarskindern spielen dürfen, gönnte er das Vergnügen wiederum auch seinem eigenem Nachwuchs nicht. Am Anfang bestand die „Gruppe“ aus Jackie, Tito und Jermaine. Tito riskierte jedes Mal Kopf und Kragen, wenn er Joes Gitarre aus dem Schrank holte. Diese nur schon zu berühren war den Kindern streng untersagt. Als Katherine es merkte, behielt sie das Geheimnis für sich. Sie habe gespürt, dass die Boys Talent hätten. Eines Tages riss eine Saite, niemand wusste, wie man sie ersetzte, und so war die Missetat nicht mehr zu vertuschen. Wie befürchtet setzte es gehörig Prügel. Tito verzog sich heulend auf sein Zimmer. Nach einer Weile sei Joe hereingekommen und habe ihm die Gitarre hingestreckt: „Dann zeig mal, was du kannst.“ Als auch noch Jackie und Jermaine hereinkamen und zu singen anfingen, änderte sich Joes Stimmung. Er erkannte, dass ihm bis dahin eine wichtige Seite seiner Familie verborgen geblieben war. Am nächsten Tag brachte er eine brandneue Gitarre nach Hause. Sie war feuerrot und sollte Tito gehören. Auch wollte der Vater die Proben seiner Sprösslinge künftig selber überwachen.

Unterdessen hatte auch der kleine Michael gewisse Talente an den Tag gelegt. Katherine berichtet, wie er mit eineinhalb Jahren mit der Milchflasche in der Hand zum Groove der laufenden Waschmaschine getanzt habe. Schon mit drei Jahren soll er herzzerreißend schön gesungen haben. Mit fünf Jahren erlaubte ihm der Vater, bei der Familiengruppe mitzusingen und – wie der nun ebenfalls in den Kreis aufgenommene Marlon – Bongos zu spielen. Im Herbst 1963 trat Michael in die Kindergartenabteilung der Garnett Elementary School ein. Bald darauf organisierten die Lehrer eine Show, bei der jeder Schüler sein eigenes Stück aufführen sollte. Michael gab die Rodgers-und-Hammerstein „Climb Ev’ry Mountain“ aus dem Musical „The Sound of Music“ zum Besten. „Der Applaus war gewaltig“, schreibt er, „überall sah ich lächelnde Gesichter, viele Leute standen sogar auf, und die Lehrer weinten. Ich konnte es nicht glauben. Ich hatte sie alle glücklich gemacht! Es war ein großartiges Gefühl.“ Ein wenig verwirrt sei er ebenfalls gewesen: „Ich hatte nicht das Gefühl, ich hätte etwas Besonderes geleistet. Ich hatte ja nur gesungen, wie ich das daheim jeden Abend tat. Auf der Bühne erfasst man nicht, wie man klingt oder wie der Auftritt rüberkommt. Man tut bloß den Mund auf und singt.“ Wenig später setzte der zwölfjährige Jackie durch, dass Michael statt Jermaine Lead-Sänger bei den Jackson Brothers wurde.

Es ist eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit der Popgeschichte, dass es sich bei zwei Gruppen, welche auf quasi archetypische Weise die Hoffnungen und Möglichkeiten des „American Dream“ verkörpern, um Familientruppen handelte, die von brutalen Vätern regelrecht zum Erfolg geprügelt wurden. Denn so, wie Joseph Jackson in Gary, Indiana, Anfang der 60er Jahre mit dem Gürtel auf seine Söhne eindrosch, wenn diese den rechten Ton nicht erwischten, kannte Murry Wilson in Hawthorne, Kalifornien, in den 50ern keine Gnade, wenn seine Söhne, die späteren Beach Boys, nicht spurten. Beide Väter meinten, nur das Beste zu wollen für ihre Söhne, und konnten später auf eine stolze Hitparadenbilanz verweisen, wenn jemand ihre Verdienste anzweifelte.

Beide Väter fügten aber den begabtesten Talenten in ihrer Familie bleibenden Schaden zu. Im Falle von Brian Wilson waren es nicht nur psychische Schäden, sondern auch physische: Mit sechs Jahren wurde er von Murry dermaßen verprügelt, dass er auf seinem rechten Ohr praktisch taub wurde und so nie die Stereoeffekte seiner Produktionen genießen konnte. Vater Jackson fügte keinem seiner Söhne einen bleibenden körperlichen Schaden zu, aber das war eher Glücksache. Marlon Jackson erinnert sich an eine besonders traumatische Episode, in der Joseph den dreijährigen Michael am Fußgelenk in der Luft zappeln ließ, um mit der freien Hand endlos auf ihn einzuschlagen. Als der Vater Michael endlich gehen ließ, habe dieser geschrieen „I hate you!“ – worauf er gleich noch mal drangekommen sei, noch härter und noch länger. Ein anderes Mal sperrte Joseph den aufmüpfigen Michael stundenlang in einen Schrank. Am häufigsten sei Marlon drangekommen, erklärte ein von der Erinnerung immer noch über den Rand der Selbstbeherrschung hinausgetriebener Michael in „Living With Michael Jackson“, dem Dokumentarfilm von Martin Bashir: „Mir ging es nicht so schlecht“, sagte Michael dort, „denn ich wurde von Joseph als Exempel hingestellt.“ Ihm sei es leichter gefallen als den anderen, die Töne zu erwischen und die Tanzschritte auszuführen. „Aber Marlon, der Arme, der kam am häufigsten dran. Er gab sich ja solche Mühe, wahnsinnige Mühe. Und immer wieder sagte Joseph: „Mach’s wie Michael!“ Und wenn er es nicht schaffte, kam der Gürtel. Es war hart. So hart!“

Genau wie Murry Wilson warf auch Joseph Jackson seine Söhne im Zorn einfach gegen die Wand. Und ebenfalls wie Wilson gefiel er sich darin, den Kindern einen Schreck einzujagen: Während Wilson beim Essen unerwartet sein Glasauge aus der Höhle entfernte, um eine grausige Fratze in die Runde zu werfen, zog sich Joseph eine Monstermaske über den Kopf, kletterte mitten in der Nacht ins Zimmer der Kinder und brüllte ihnen so laut es ging ins Ohr: eine Lektion, das Fenster nicht offen zu lassen, nannte er das. Seit den frühen 80er Jahren kam Michael Jackson bei jedem seiner raren Interviews früher oder später auf die Brutalität des Vaters zu sprechen. Im Jahr 2002 stellte der britische Journalist Louis Theroux auch Joseph Jackson (der ihm für das kurze Gespräch $ 5000 abgeknöpft hatte) einige Fragen zu dem Thema. „Was denken Sie, wenn Michael sagt, er habe dermaßen Angst gehabt vor Ihnen, dass er sich manchmal erbrechen musste, wenn er Sie kommen hörte?“, fragte Theroux. „Soll er doch – auf dem ganzen Weg zur Bank!“, kam die Antwort. „Michael sagt, Sie hätten ihn mit Ruten und Gürteln geschlagen …“, fuhr Theroux weiter. Jackson brauste auf: „Geschlagen habe ich ihn nie mit Rute und Gürtel! Gepeitscht habe ich ihn damit! Schlagen tut man jemanden mit einem Stock, nicht doch mit Rute und Gürtel!“ (zu sehen im Dokumentarfilm „Louis, Martin & Michael“). Joseph Jackson und Murry Wilson teilen noch eine weitere Eigenschaft: Beide waren sie einst Musiker gewesen, deren Hoffnungen auf Karriere und Ruhm sich zerschlagen hatten (Jackson hatte dazu schon als Boxer eine ähnliche Enttäuschung einstecken müssen). Wie ein Mantra zitierte Joseph Jackson in den frühen Jahren der Jacksons das Motto: „Entweder bist du im Leben ein Gewinner, oder du bist ein Verlierer.“ Während es zum Beispiel in Großbritannien möglich ist, vor sich selber einen Mangel an Erfolg dadurch zu kaschieren, dass man gegen die Schranken der rigiden Klassengesellschaft angelaufen zu sein vorgibt, suggeriert der vielzitierte „amerikanische Traum“ die Möglichkeit, dass es absolut jeder Mensch in Amerika zum Millionär bringen könne, wenn er nur genug arbeite (oder bete, oder halt schlau sei). Es dürfte für den erfolglosen, aber ehrgeizigen Joseph Jackson nicht einfach gewesen sein, mit der brachialen Eindeutigkeit seiner eigenen Maxime – „Verlierer oder Gewinner“ – zu leben. Indem er seine Kinder zum Erfolg drosch, nahm er wohl seine letzte Chance wahr, sich selber vom Verlierer zum Gewinner zu wandeln. Übrigens vermochte Murry Wilson seine Ambitionen schließlich doch noch zu erfüllen – wenigstens ein bisschen.

Indem er den Erfolg seiner Boys als Druckmittel einsetzte, überzeugte er deren Plattenfirma Capitol von der Notwendigkeit, ein Album auch von ihm zu veröffentlichen. „The Many Moods of Murry Wilson“ ist ein unfreiwilliges Glanzlicht der Sparte „Cheesy Listening“ und enthält „The Plumber’s Tune“, gesungen vom Klempner, der zufällig in Wilsons Haus an der Arbeit gewesen war. „Das Album zeigt, dass das Talent in der Familie Wilson nicht nur bei den Boys liegt“, sagte Murry. The Jacksons und die Beach Boys entstanden in derZeit des Übergangs von den konservativen 50er Jahren zum Aufbruchklima der Sixties. Es ist, als würde sich mit der ans pathologische grenzenden Disziplinwut von Joseph Jackson und Murry Wilson (die ein Echo findet in der Arbeitsweise konventionellerer Bandleader derselben Generation wie Ike Turner und James Brown) eine todgeweihte Weltordnung ein letztes, Mal auf.

Joseph Jackson unternahm mit seinen Söhnen zwar dann und wann einen Ausflug an die Seen zum Fischen, oder er versuchte ihnen das Boxen beizubringen. Aber er bestand auf einer Kälte und Distanz, die auch nur den Hauch von Herzlichkeit praktisch unmöglich machte (die Töchter im Haus sollen von seinem Radar schon gar nicht mehr erfasst worden sein). So habe es das Wort „Daddy“ im Haus der Jacksons nicht gegeben, sagte Michael im Interview mit Martin Bashir: „Für dich bin ich Joe“, habe es geheißen. „Darum will ich es mit meinen eigenen Kindern anders machen. Meine Kinder sollen einen ‚Daddy‘ haben.“ Er habe seinen Vater nie richtig zu verstehen gelernt, schreibt Michael in den Memoiren: „Es gehört zu den wenigen Dingen, die ich sehr bedaure in meinem Leben. Nämlich, dass es mir nie gelungen ist, eine engere Beziehung aufzubauen mit ihm. Über die Jahre hinweg hüllte er sich in eine undurchdringliche Schale. Von dem Moment an, in dem wir aufhörten, über das Familiengeschäft zu reden, fand er es schwierig, einen Bezug zu uns herzustellen. Wenn wir alle beisammen waren, hat er einfach den Raum verlassen.“

Nie wird Michael Jackson müde, die Vorzüge seiner Mutter Katherine zu preisen. „Es ist eine alte Story“, heißt es in „Moonwalk“: „Jedes Kind glaubt, seine Mutter sei die beste Mutter auf der ganzen Welt. Wir Jacksons haben dieses Gefühl nie verloren. Wenn ich an die Güte, Wärme und Aufmerksamkeit von Katherine denke, kann ich mir nicht vorstellen, was es heißt, ohne die Liebe einer Mutter aufwachsen zu müssen.“ Katherine scheint die Gewalttätigkeit ihres Ehemannes mit erstaunlichem Gleichmut hingenommen zu haben – zumal Joseph sie selber mehr oder weniger in Frieden ließ nach einer frühen Episode, in der sie angedroht hatte, ihn zu verlassen. Auch scheint der Mann eine Art Dr. Jekyll/Mr. Hyde-Figur gewesen zu sein, die insbesondere im Umgang mit Frauen, die ihm gefielen – und dazu gehörte durch dick und dünn auch Katherine – mächtig den Charme aufdrehen konnte.

Katherine verfügte über starke religiöse Überzeugungen und wollte schon deswegen keine Trennung oder gar eine Veränderung in den viktorianischen Machtverhältnissen in ihrem Haushalt. So ist es bezeichnend, dass sie sich 1963 während einer Zeremonie in der Roosevelt High School zur Zeugin Jehovas taufen ließ. Die Sekte versteht sich als Gottes Organisation auf Erden und glaubt, der Mann sei durch göttliche Anordnung zum Oberhaupt der Familie bestimmt und als solches für alle Beschlüsse zuständig. Zuvor hatte Katherine den Baptisten, dann der lutheranischen Kirche angehört – aus beiden war sie ausgetreten, weil sie herausgefunden hatte, dass ihre Pfarrer außereheliche Affären hatten. Rebbie, LaToya und vor allem Michael waren die einzigen Sprösslinge, die in der Folge gern mit der Mutter am Sonntag die Gottesdienste in der örtlichen „Kingdom Hall“ besuchten – Joe und den anderen waren die Predigten zu langweilig. Die Zeugen Jehovas sind überzeugt, alle Aspekte ihres Glaubens aus Bibelzitaten herleiten zu können. Außerehelicher Geschlechtsverkehr ist ebenso strikt verboten wie Masturbation, Homosexualität, Alkohol, Tabak und andere Drogen. Verboten ist auch Götzenverehrung – es bedeutet, dass Jehovas Zeugen keine Flagge grüßen. Im neunzehnten Jahrhundert vermochte die Sekte einigen Einfluss auf gewisse Formulierungen in der amerikanischen Verfassung auszuüben, nicht zuletzt im Zusammenhang von Militärdienst und Gewissensfragen; Zeugen Jehovas sind seither von der Militärpflicht befreit. Konsequente Zeugen Jehovas verweigern jegliche Form von Bluttransfusion. In den Augen der Zeugen Jehovas wird die Welt derzeit von Satan regiert, der schon Adam und Eva mit seiner Schlauheit auf Abwege geführt hat. Bald aber werde die Erde durch einen von Gott geführten Weltkrieg und der alles entscheidenden Schlacht von Armageddon von ihrem Joch befreit. Exakt 144 000 Auserwählte – ausschließlich Zeugen Jehovas – würden danach im Himmel an der Seite Gottes Gutes leisten. Eine zweite Klasse von Glaubenden werde auf Erden paradiesische Zustände ohne Krankheiten, Gebrechen und anderes Elend erleben. Die Vorstellung eines solchen spirituellen Schlaraffenlandes ist nicht so weit entfernt von der Geschichte von Peter Pan, dem Knaben, der sich weigert, aufzuwachsen, und in seinem Neverland auf ewige Zeiten kindlichen Abenteuern nachhängt. Sie wird auf den fünfjährigen Michael Jackson mächtig Eindruck gemacht haben, so, wie sich jedes Kind in dem Alter von „großen“ Storys packen lässt.

Im Gegensatz zu seinen älteren Geschwistern, die doch schon auf einige Erfahrung im Umgang mit anderen Kindern und Lebenshaltungen zurückblicken konnten, war seine Welt zu dem Zeitpunkt fast ausschließlich auf die vier Wände des Bungalows an der 2300 Jackson Street beschränkt gewesen. Es erfordert keinen großen Gedankensprung, sich vorzustellen, wie intensiv Klein Michael, für den die Mutter alles bedeutete, dem Weltbild der Zeugen Jehovas Glauben schenken wollte. Wie verquer Michaels Verhältnis zu seiner Umwelt zu diesem Zeitpunkt war, zeigt eine Anekdote aus seinen Memoiren. Am Ende des Schuljahres, so erzählt er, hätten die Lehrerinnen geweint, wenn sie von ihm Abschied nehmen mussten. Die Zuneigung dieser Lehrerinnen war ihm derart wichtig, dass er ihnen zum Geschenk Schmuckstücke brachte, die er aus der Schatulle von Katherine stibitzt hatte: „Dass ich diesen Drang verspürte, ihnen etwas zurückzugeben für all das, was ich von ihnen erhalten hatte, zeigt wie sehr ich sie und die Schule liebte.“

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Es ist eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit der Popgeschichte, dass es sich bei zwei Gruppen, welche auf quasi archetypische Weise die Hoffnungen und Möglichkeiten des „American Dream“ verkörpern, um Familientruppen handelte, die von brutalen Vätern regelrecht zum Erfolg geprügelt wurden. Denn so, wie Joseph Jackson in Gary, Indiana, Anfang der 60er Jahre mit dem Gürtel auf seine Söhne eindrosch, wenn diese den rechten Ton nicht erwischten, kannte Murry Wilson in Hawthorne, Kalifornien, in den 50ern keine Gnade, wenn seine Söhne, die späteren Beach Boys, nicht spurten. Beide Väter meinten, nur das Beste zu wollen für ihre Söhne, und konnten später auf eine stolze Hitparadenbilanz verweisen, wenn jemand ihre Verdienste anzweifelte.

Beide Väter fügten aber den begabtesten Talenten in ihrer Familie bleibenden Schaden zu. Im Falle von Brian Wilson waren es nicht nur psychische Schäden, sondern auch physische: Mit sechs Jahren wurde er von Murry dermaßen verprügelt, dass er auf seinem rechten Ohr praktisch taub wurde und so nie die Stereoeffekte seiner Produktionen genießen konnte. Vater Jackson fügte keinem seiner Söhne einen bleibenden körperlichen Schaden zu, aber das war eher Glücksache. Marlon Jackson erinnert sich an eine besonders traumatische Episode, in der Joseph den dreijährigen Michael am Fußgelenk in der Luft zappeln ließ, um mit der freien Hand endlos auf ihn einzuschlagen. Als der Vater Michael endlich gehen ließ, habe dieser geschrieen „I hate you!“ – worauf er gleich noch mal drangekommen sei, noch härter und noch länger. Ein anderes Mal sperrte Joseph den aufmüpfigen Michael stundenlang in einen Schrank. Am häufigsten sei Marlon drangekommen, erklärte ein von der Erinnerung immer noch über den Rand der Selbstbeherrschung hinausgetriebener Michael in „Living With Michael Jackson“, dem Dokumentarfilm von Martin Bashir: „Mir ging es nicht so schlecht“, sagte Michael dort, „denn ich wurde von Joseph als Exempel hingestellt.“ Ihm sei es leichter gefallen als den anderen, die Töne zu erwischen und die Tanzschritte auszuführen. „Aber Marlon, der Arme, der kam am häufigsten dran. Er gab sich ja solche Mühe, wahnsinnige Mühe. Und immer wieder sagte Joseph: „Mach’s wie Michael!“ Und wenn er es nicht schaffte, kam der Gürtel. Es war hart. So hart!“

Genau wie Murry Wilson warf auch Joseph Jackson seine Söhne im Zorn einfach gegen die Wand. Und ebenfalls wie Wilson gefiel er sich darin, den Kindern einen Schreck einzujagen: Während Wilson beim Essen unerwartet sein Glasauge aus der Höhle entfernte, um eine grausige Fratze in die Runde zu werfen, zog sich Joseph eine Monstermaske über den Kopf, kletterte mitten in der Nacht ins Zimmer der Kinder und brüllte ihnen so laut es ging ins Ohr: eine Lektion, das Fenster nicht offen zu lassen, nannte er das. Seit den frühen 80er Jahren kam Michael Jackson bei jedem seiner raren Interviews früher oder später auf die Brutalität des Vaters zu sprechen. Im Jahr 2002 stellte der britische Journalist Louis Theroux auch Joseph Jackson (der ihm für das kurze Gespräch $ 5000 abgeknöpft hatte) einige Fragen zu dem Thema. „Was denken Sie, wenn Michael sagt, er habe dermaßen Angst gehabt vor Ihnen, dass er sich manchmal erbrechen musste, wenn er Sie kommen hörte?“, fragte Theroux. „Soll er doch – auf dem ganzen Weg zur Bank!“, kam die Antwort. „Michael sagt, Sie hätten ihn mit Ruten und Gürteln geschlagen …“, fuhr Theroux weiter. Jackson brauste auf: „Geschlagen habe ich ihn nie mit Rute und Gürtel! Gepeitscht habe ich ihn damit! Schlagen tut man jemanden mit einem Stock, nicht doch mit Rute und Gürtel!“ (zu sehen im Dokumentarfilm „Louis, Martin & Michael“). Joseph Jackson und Murry Wilson teilen noch eine weitere Eigenschaft: Beide waren sie einst Musiker gewesen, deren Hoffnungen auf Karriere und Ruhm sich zerschlagen hatten (Jackson hatte dazu schon als Boxer eine ähnliche Enttäuschung einstecken müssen). Wie ein Mantra zitierte Joseph Jackson in den frühen Jahren der Jacksons das Motto: „Entweder bist du im Leben ein Gewinner, oder du bist ein Verlierer.“ Während es zum Beispiel in Großbritannien möglich ist, vor sich selber einen Mangel an Erfolg dadurch zu kaschieren, dass man gegen die Schranken der rigiden Klassengesellschaft angelaufen zu sein vorgibt, suggeriert der vielzitierte „amerikanische Traum“ die Möglichkeit, dass es absolut jeder Mensch in Amerika zum Millionär bringen könne, wenn er nur genug arbeite (oder bete, oder halt schlau sei). Es dürfte für den erfolglosen, aber ehrgeizigen Joseph Jackson nicht einfach gewesen sein, mit der brachialen Eindeutigkeit seiner eigenen Maxime – „Verlierer oder Gewinner“ – zu leben. Indem er seine Kinder zum Erfolg drosch, nahm er wohl seine letzte Chance wahr, sich selber vom Verlierer zum Gewinner zu wandeln. Übrigens vermochte Murry Wilson seine Ambitionen schließlich doch noch zu erfüllen – wenigstens ein bisschen.