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Impressum

Werner Gutjahr: Die geheimnisvolle Welt der Vampire und Zwergmutze

Copyright © 2014 Werner Gutjahr

Erschienen bei TUBUK digital

TUBUK digital ist ein Imprint der TUBUK GmbH

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Erlaubnis des Verlags wiedergegeben werden.

E-Book-Herstellung: Open Publishing GmbH

Covergestaltung: Ina Müller

ISBN: 978-3-95595-045-3

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Die geheimnisvolle Welt der Vampire und Zwergmutze

Ein fantastisches Fabelwesen-Abenteuer

Werner Gutjahr

Erzähle nie die Wahrheit, solange dir etwas Interessanteres einfällt!

Karl May (1842 – 1912)

Im Fabeltal

An einem sonnigen Morgen fotografierte Jörg im Fabeltal Mutzwolle, die an frisch gepflanzten Fichten befestigt war, um die Rehe von diesen Leckerbissen fernzuhalten. Früher hatten die Forstleute Schafwolle benutzt, aber für die Singvögel waren die weißen Büschel willkommenes Material zum Polstern ihrer Nester. Jedoch diese feinen gelblichen Fäden aus Mutzfellen schienen ihnen nicht geheuer zu sein.

„Suchst du einen Zwergmutz?“, fragte plötzlich Alberto, der unbemerkt näher gekommen war.

„Einen? – Mir ist vorhin eine ganze Familie begegnet!“, antworte Jörg gespielt großspurig und streichelte Gipsy, Albertos kleinen Terrier.

„Eine ganze Familie?“ Alberto tat erstaunt. „Das ist unmöglich!“

Jörg blickte ihn finster an. „Willst du behaupten, dass ich lüge?“

„Nie und nimmer!“, beteuerte Alberto grinsend und hielt nach seiner Hündin Ausschau, die an einem Baumstubben schnupperte.

„Aber da wir gerade beim Zwergmutz sind“ Jörg massierte sein rechtes Ohrläppchen: „Vor ein paar Tagen habe ich in einer Zeitschrift gelesen, dass diese Mutz-Art sehr zahm werde und vor allem sehr kinderfreundlich sei. In einer nicht namentlich erwähnten Schule können die Kinder sogar Zwergmutze in kleinen Behältern mit zum Unterricht bringen und während der Pausen auf dem Schulhof mit ihnen spielen. Das soll helfen, den Lernstress abzureagieren. Die Schulstunde danach würden die Leistungen um das Dreifache ansteigen. Hochrangige Beamte im Kultusministerium haben schon überlegt, wie man dieses Verfahren flächendeckend anwenden könne. Auch Gymnasien, und Hochschu…“

„Und woher sollen die vielen Zwergmutze kommen?“, unterbrach ihn Alberto.

„Hm – vielleicht kann man sie nachzüchten. Ich meine, wenn sie so leicht zahm werden und…“

„Du kannst ja inzwischen schon mal eine Mutzfarm anlegen!“ Alberto grinste. „Aber wahrscheinlich stand in deiner schlauen Zeitschrift nicht, dass Zwergmutze Spezialfutter benötigen.“

„Im Drachengrund soll‘n sie sich doch ganz schön vermehrt haben“, erwiderte Jörg etwas lahm und blickte zur Weihermühle hinüber, wo im Biergarten fast alle Stühle besetzt waren. „Sagtest du nicht, Gipsy habe sich mit einigen angefreundet?“

„Das schon.“ Alberto blickte ihn nachdenklich an. „Aber die bleiben immer schön in Deckung, obwohl sie sehr neugierig sind. Nur in lauen Nächten kommen sie bei Vollmond zu Gipsy an den Waldrand. Dann lassen sie sich auch streicheln und man versteht sogar, worüber sie reden.“

„Nächste Woche ist der Mond voll!“, antwortete Jörg vorsichtig.

Alberto lächelte. „Wir können‘s ja mal versuchen. Vielleicht haben wir Glück!“

In der Zoohandlung

„Willst du mich veralbern?“, rief Tim aus, als sich Jörg am nächsten Tag nach Zwergmutzen erkundigte. „Mir reicht noch das Theater um das eierlegende Wollmilchschwein! Dauernd kommen Anfragen nach einem grauen oder gelben Mutz. Manche wollen diese seltenen Bratenlieferanten gleich paarweise kaufen, andere ein kapitales Stück für den Drehgrill. Und jetzt kommst du auch noch mit einem Zwergmutz!“

Jörg lächelte. „Hier soll es sogar Beutelmutze geben!“

„Warum auch nicht?“ Der Zoohändler wischte mit einem Tuch Fingerabdrücke von einer Aquarienscheibe. „Wenn mal einer auf der Straße herumhüpft, öffne ich die Ladentür und lasse ihn rein. Vielleicht bringe ich ihm sogar bei, wie man Fische füttert und die Goldhamster ausmistet! Mann – so ein Blödsinn! Wie sollen Beuteltiere, die es vielleicht in Australien gibt, nach Thüringen gekommen sein?“

„Möglich wäre das schon.“ Jörg sah einem Zwergfadenfisch zu, der mit kleinen Luftblasen ein Schaumnest auf die Wasseroberfläche baute. „Im 19. Jahrhundert wurden nämlich im Rheinland und in Schlesien Bennet-Kängurus ausgesetzt. Zwar sollen Wilderer diese ziemlich schnell ausgerottet haben, aber vielleicht sind doch welche übriggeblieben, die zufällig einen Jungmutz im Beutel hatten?“

„Mich kannst du nicht locken!“ Tim grinste ihn an. „Obwohl auch ich gegen einen saftigen Mutzbraten nichts einzuwenden habe. Aber deine Fabelwesen interessieren mich einen feuchten Kehricht! Es sei denn, ich könnte sie verkaufen.“

„Geldgierig wie immer!“ Lächelnd schloss Jörg die Ladentür.

Ein paar Tage später

Alberto wartete schon auf einer Bank am Waldrand und beobachtete die Glühwürmchen zwischen den Sträuchern.

„Wo hast du denn Gipsy gelassen?“, fragte Jörg erstaunt.

„Die treibt sich mit den Zwergmutzen rum!“ Alberto zuckte mit den Schultern und machte eine unbestimmte Handbewegung. „Irgendwann wird sie schon mit ihnen auftauchen.“

„Irgendwann ist gut – eigentlich wollte ich den Rest der Nacht nicht hier verbringen!“

„Das war schließlich deine Idee!“ Alberto hielt ihm eine Taschenflasche mit „Jägermeister“ hin. „Trink erst mal, dann wird dir die Zeit nicht lang!“

„Oder damit ich die Mutze mit den Haselmäusen verwechsle!“

„So was passiert dir doch ni…“ Alberto verstummte plötzlich, weil Gipsy aus dem Unterholz kam, gefolgt von einer Zwergmutzfamilie.

Die Hündin begrüßte Jörg schwanzwedelnd, während die etwa hamstergroßen Mutze unter einem Holunderbusch verharrten und die beiden Menschen beobachteten. Nach einer Weile kam einer vorsichtig näher und beschnupperte Jörgs Schuhspitzen. Nun wagten sich auch die anderen zur Bank und tollten schließlich mit Gipsy herum, als wären die Zweibeiner gar nicht da.

Plötzlich legte sich ein weiblicher Mutz vor Jörgs Schuhspitzen auf den Rücken und pfiff wie ein Murmeltier, bis er der Schönen den Bauch kraulte.

Jörg kam aus dem Staunen nicht heraus und hätte beinahe überhört, wie die Mutzfrau leise sagte: „Wenn du etwas mehr über uns und unsere Verwandtschaft erfahren willst, dann besuche Alois, den ehemaligen Schrankenwärter, der am Bahndamm in dem kleinen Häuschen wohnt. Der kennt sich bestens aus. Sogar Hanghühner hat er.“

„Hanghühner – ja gibt es die denn wirklich?“

„Aber freilich! Die haben ein langes und ein kurzes Bein und können sich nur in einer Richtung fortbewegen, weil sie sonst das Gleichgewicht verlieren und vom Hang fallen. Wenn sie sich aus irgendeinem Grund umdrehen, kullern sie hinunter. Manchmal nutzen Jäger diese Unzulänglichkeit aus und halten unten einen geöffneten Fangsack bereit.“

„Das glaubt mir keiner!“, stöhnte Jörg.

„Ist dir das so wichtig!“, Die Mutzfrau schüttelte über so viel Unverstand den Kopf. „Schließlich gibt es uns Mutze auch, obwohl viele das bestreiten.“

„Hat dich schon mal ein Kind mit in die Schule genommen?“, fragte Jörg nach einer Weile.

„Nein, aber meine Tochter hat sich mit einem achtjährigen Mädchen angefreundet. Die Kleine war sehr lange krank und sollte das Schuljahr nachholen. Seit aber meine Salli dem Mädchen hilft und es mitunter in die Schule begleitet, ist es Klassenbeste.“

„Und deiner Salli macht das Spaß?“

„Aber ja!“ Wir Mutze helfen doch gern Kindern.“

„Hm, ich habe gehört, das soll jetzt in allen Schulen praktiziert werden. Wissenschaftler wollen sogar Versuche mit euch anstellen!“

Die Mutzfrau schüttelte den Kopf. „Wir machen das freiwillig, weil Kinder keine Lernmaschinen sind wie manche Großen sich einbilden. Die müssen spielen, um sich abzureagieren! Manche kuscheln mit uns, andere schütten ihr Herz aus, wenn sie eine Aufgabe nicht lösen konnten oder eine schlechte Note bekommen haben. Das Spielen macht uns ebenso viel Freude wie den Kindern, aber zwingen lassen wir Zwergmutze uns nicht!“

„Zu den zahlreichen Menschen, die bezweifeln, dass es euch überhaupt gibt, gehört sogar mein Freund, der Zoohändler.“

„Du kannst mich ja mal vorstellen!“ Die Mutzfrau blickte Jörg fragend an. „Vielleicht bleibe ich sogar ein paar Tage bei ihm.“

„Das ist eine gute Idee! Der wird vielleicht Augen machen. – Wie heißt du überhaupt?“

„Miga – aber alle nennen mich Migchen!“

Beim alten Bahnwärter

Alois war vierzig Jahre Bahnwärter gewesen. Bei Wind und Wetter hatte er die Kurbeln an den rot-weißen Schranken gedreht und in Hab-Acht-Stellung, die Hände an der Hosennaht seiner Uniform, dagestanden bis der Zug vorbei war. Seit dem Tod seiner Frau, lebte er allein in dem Häuschen nahe den Gleisen, an welches er einen kleinen Stall für seine Hanghühner gebaut hatte, die am Bahndamm nach Futter suchten.

Als Jörg ihn am nächsten Tag besuchte, kam er gerade von einer Gleiskontrolle zurück, obwohl die kleine Nebenstrecke nur noch selten befahren wurde. Die Schranken dort wurden inzwischen ferngesteuert und längst bekam Alois Rente. Doch er konnte es einfach nicht lassen: einmal Eisenbahner – immer Eisenbahner!

„Was ist denn das?“, rief Jörg erstaunt aus, als er an Alois Seite ein höchst eigenartiges Tier bemerkte.

„Ein Dahu.“ Alois schob seine Eisenbahnermütze hoch und fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. „Davon leben nur noch einige wenige in der Schweiz. Ähnlich den Hanghühnern haben sie ungleich lange Beine. Deshalb gibt es auch rechts- und linksläufige Dahus.“

Noch immer erstaunt, starrte Jörg das etwa katzengroße Tier an, dessen Kopf einer Gemse mit kräftigen Hörnern ähnelte. Irgendwo hatte er mal gelesen, dass Dahus äußerst scheu sein sollen – und nun spazierte so ein Fabelwesen seelenruhig neben Alois am Bahndamm entlang?

„Verträgt der sich denn mit deinen Hühnern?“

Alois blickte ihn überrascht an. „Ja, warum denn nicht. Die sind doch irgendwie verwandt. Vor kurzem war sogar ein Professor hier, der eine wissenschaftliche Arbeit darüber machen will. Ich soll alles aufschreiben, was mir an dem Dahu auffällt.“

Dieser hatte die ganze Zeit das Gespräch verfolgt und es sah aus, als grinse er.

Verblüfft starrte Jörg das eigenartige Wesen an. „Ob der dich versteht?“

Alois hob leicht die Schultern. Dann wandte er sich an seinen treuen Begleiter und zeigte auf die Böschung, wo leuchtend blaue Wegwarte wuchs: „Hole die Hühner herunter!“

Sofort lief der Dahu den Hang hinauf und kam kurz darauf mit den Hangühnern zurück, die neugierig zu den beiden hochblickten.

„Das hast du gut gemacht!“, lobte ihn Alois und holte aus dem Häuschen eine Tüte Studentenfutter, das nicht nur den Hanghühnern, sondern vor allem dem Dahu zu schmecken schien.

Vielleicht wird er dadurch noch intelligenter!“, meinte Alois. „Bei den Studenten soll‘s ja auch helfen. - Aber weshalb bist du überhaupt zu mir gekommen?“

„Die Zwergmutze haben dich empfohlen. Angeblich kennst du dich bestens mit Fabelwesen aus!“

Alois nickte lächelnd vor sich hin. „Die Zwergmutze also, diese Lauser! Die wissen doch viel mehr als ich – zumindest über Fabelwesen. Sie wollen sogar ein großes Treffen hier bei mir veranstalten. Deshalb habe ich schon den ehemaligen Feuerlöschteich wieder hergerichtet, weil ein australischer Bunyip während des Treffens darin wohnen soll. Ich bin gespannt, was die noch so ausgeheckt haben.“

Sind denn diese australischen Fabelwesen etwas Besonderes?“

„Die Bunyips meinst du? Das sollen Monster sein, die in Wasserstellen leben. Manche behaupten, sie sähen aus wie eine große Schlange mit Bart und Mähne, während die Aborigines sie als Halbmenschen mit dichtem Pelz, langem Hals und Vogelkopf schildern. Sie würden unvorsichtigen Menschen und Tieren auflauern, diese unter Wasser ziehen und verschlingen. Ihr furchterregendes Gebrüll wäre vor allem nachts zu hören. – Wenn das Treffen vorbei ist, kann ich dir mehr berichten!“, fügte Alois grinsend hinzu. „Auch schottische Haggis haben sich angemeldet. Die sind ebenfalls irgendwie mit den Hanghühnern und Dahus verwandt.“

„Und was willst du mir als nächstes aufstreuen?“, rief Jörg erbost aus. „Soviel ich weiß, sind Haggis gefüllte Schafmägen. Ein schottisches Nationalgericht, ähnlich dem Pfälzer Saumagen!“

„Das stimmt.“ Verschmitzt blickte Alois Jörg an. „Aber außerdem sind es Fabelwesen, die vor allem von Engländern leidenschaftlich gern gejagt werden. Es gibt sogar zwei Arten: den tief fliegenden Haggis (Law-flying-Haggis), der schnell und gewandt über dem Heidekraut kreist, sowie einen Haggis mit ungleich langen Beinen (Left-driving-Haggis). Letzterer ist ein geschickter Kletterer - so groß wie ein Eichhörnchen -, der nur im Flachland gejagt werden kann, weil er dort stets nach links kippt.“

„Das ist schon das dritte Fabelwesen mit ungleichen Läufen!“, sagte Jörg kopfschüttelnd. „Aber wie werden denn die Haggis von ihren Bergen herunter ins Flachland gelockt?“

„Mit einem Dudelsack, der ihre Paarungslaute nachahmt“. Alois drückte theatralisch seine rechte Hand gegen die Brust und blies die Backen auf. Dann streichelte er den Dahu, der aufmerksam zugehört hatte und nun am Bahndamm scharrte.

Schweigend sahen sie eine Weile zu, bis Alois sagte: „Die Zwergmutze wollen das Treffen hier ‚ICFK‘ nennen. Die benehmen sich wie echte Profis.“

„ICFK?“, fragte Jörg kopfschüttelnd. „Was soll denn das nun wieder bedeuten?“

“Internationale Chimären- und Fabelwesen Konferenz. Ich sagte doch – das sind echte Profis!“

Eine Fuhre Fabelwesen aus der Rheinpfalz

Als Jörg am nächsten Morgen zum Drachental unterwegs war, um mit den beiden Mutzen über die Ausstellung in der Zoohandlung zu verhandeln, kam ihm Alberto mit seinem „Donnerkeil“, einem roten Dreirad, entgegen. Wie immer saß Gipsy stolz neben ihm. Er schien es recht eilig zu haben und hielt nur widerwillig neben Jörg an.

„Was hast du denn unter der Plane versteckt?“, Jörg blickte ihn neugierig an.

Alberto druckste ein bisschen herum und antwortete schließlich: „Elwedritsche.“

„Elwe…! Sind das nicht die kleinen Wesen, halb Menschlein, halb Vogel?“

„Genau.“ Alberto strich ungeduldig mit den Fingerspitzen über das Lenkrad, während Jörg die Plane hochhob.

„Und wo willst du mit der Fuhre hin?“

„Zu Alois. Aber jetzt muss ich wirklich fahren! Lass dir von den Zwergmutzen erzählen, worum es geht.“

Migchen und Salli warteten schon am Waldrand. Jörg war unverständlich, woher sie von seinem Kommen wussten. Aber Zwergmutze schienen nun mal besondere Gaben zu besitzen, was ihn immer von neuem überraschte.

„Wir beide kommen mit in die Zoohandlung“, verkündete Migchen. „Und wenn es uns gefällt, bleiben wir sogar ein paar Tage.“

„Tja, ich würde euch ja gern gleich mitnehmen – aber worin soll ich euch transportieren?“

„In deinem Hut“, schlug Migchen vor. „Aber polstere ihn schön mit Moos“, fügte Salli hinzu.

„Das schönste wächst dort neben den Steinplatten am Fuchsbau.“

„Anspruchsvoll seid ihr überhaupt nicht!“, murrte Jörg und nahm den Hut vom Kopf. Als er bei den Steinen war, hörte er die beiden noch immer kichern.

Während er mit den Mutz-Damen im Hut zur Stadt zurückwanderte, sah er von weitem das rote Dreirad unter einer großen Linde stehen. Schließlich bemerkte er auch Alberto, der mit Gipsy über eine Wiese lief und bald hier, bald dort mit einem Stecken im Gras stocherte.

„Mir ist so ein Elwedritsch-Mädchen von der Ladefläche gefallen!“, rief er Jörg zu.

„Fahr du zu Alois – wir werden sie finden“, sagte Migchen, nachdem sie die Suche eine Weile beobachtet hatten. „Ich weiß, dass es ihr gut geht.“

Alberto blickte erstaunt in den moosgepolsterten Hut. „Wo willst du denn hin mit den beiden?“

„In die Zoohandlung“, meldete sich Salli.

„Soso“, war alles was Alberto herausbrachte. Dann stieg er kopfschüttelnd in seinen „Donnerkeil“ und schlug energisch die Tür zu.

Tim, der Zoohändler, war total baff, als Jörg ihm die beiden Zwergmutze samt seinem Hut übergab und ihm einschärfte, diese seltenen „Gäste“ besonders fürsorglich zu behandeln.

Luka

Als Jörg etwas später in seine Straße einbog, sah er seinen Nachbar mit einem knatternden Rasenmäher irgendein vogelähnliches Wesen verfolgen. Der dicke Glatzkopf war hochrot im Gesicht und große Schweißperlen tropften von seiner Stirn. Fast hätte er das Tier erreicht, als dieses plötzlich einen Haken schlug. Der wütende Verfolger raste gegen die Bruchsteineinfassung eines Rundbeetes mit Zuckerhutfichten und Teile des Mähers flogen durch die Luft.

Das eigenartige Tier war durch eine Hecke entkommen und stand plötzlich schwer atmend vor Jörg. Es war das vermisste Elwetridsch-Mädchen!

„Ich bin vom Dreirad gefallen und muss mich erst mal ausruhen“, sagte es. „Dann will ich schnell zu den anderen, weil die sich sonst Sorgen machen. Weißt du, wohin sie gefahren sind?“