Mami -1759-


Wie Felix ein glücklicher Junge wurde


 Gisela Reutling


  Sandra schlich ins Schlafzimmer und betrachtete ihre schlafende Mutter.

  »Mamas Konzert war anstrengend«, hatte Papa erklärt. »Du mußt verstehen, daß sie Ruhe braucht.«

  Wie schön sie aussah! Das lange rotblonde Haar breitete sich wie Seide auf dem Kissen aus, und ihre Haut war so zart und weiß wie niemandes sonst.

  Sandra wartete, bis sie die Augen aufschlug. »Mama, gehst du heute mit mir in den Zoo?«

  »Oh, Kind«, seufzte die Mutter nur und streckte sich ein wenig.

  »Du hast es aber gesagt…«

  »Hab ich das?« fragte Bianca zerstreut.

  »Ja. Bitte, Mama.« Die kleine Hand schob sich in ihre.

  »Nein, Sandra, es geht wirklich nicht. Ich muß doch noch üben.«

  Sandra ließ den Kopf hängen. »Darf ich mit dir üben?« wisperte sie nach einer Pause. Mit ihr üben, das hieß, still neben ihr zu sitzen und ihr manchmal Noten zureichen.

  »Heute nicht.« Es klang ein wenig gereizt. »Geh nach draußen spielen.«

  Sie sah ihrem Töchterchen nach, wie es, langsam einen Fuß vor den anderen setzend, das Zimmer verließ. Für einen Moment hatte sie ein schlechtes Gewissen. Nun habe ich sie schon wieder enttäuscht, dachte sie. Sie sagte so manches Mal etwas, nur um Sandra zu vertrösten. In den Zoo gehen! Als ob es nichts Wichtigeres gäbe.

  Chopin stand als nächstes auf dem Programm, ein selten gespieltes Werk von ihm. Da mußte sie sich hineinknien. Ja, alles wollte sie wieder geben, um das Publikum 

zu Begeisterungsstürmen hinzureißen.

  Mit allen Gedanken schon bei der Musik, schlug Bianca Fabrizius die seidene Decke zurück und lief ins angrenzende Bad, wo Frau Scholl schon das Wasser einlaufen ließ.

  Sandra wußte wieder einmal nicht, was sie mit sich anfangen sollte. Nun war ihre schöne, berühmte Mama mal zu Hause, und sie hatte doch keine Zeit für sie. Aber das war ja meistens so.

  Sie sah sich in ihrem Zimmer um. Es war groß, und es gab eine Unmenge Spielsachen darin. Auch Puppen in allen Größen, mit goldlockigen Haaren und langbewimperten Augen. Die sahen alle wie Filmstars aus und waren auch so angezogen. Aber sie waren starr und steif, wenn man sie in den Arm nahm. Wie sollte man sie da liebhaben?

  Der Papa hatte ihr schon mal versprochen, ihr eine zum Kuscheln zu kaufen. Das hatte er natürlich längst vergessen. Er hatte ja auch so viel zu tun in seiner Klinik. Da konnte er doch nicht an Puppen denken.

  Sie sollte draußen spielen, hatte die Mama gesagt. Also ging Sandra hinaus in den Garten, wo die Sonne schien und die Bäume und Sträucher zu grünen begannen. Sie ging über den Rasen zu »ihrer« Ecke, wo die Schaukel stand und das Klettergerüst mit einer Rutsche. Auch ein Sandkasten war da, aber darüber war sie längst hinaus, mit Förmchen im Sand »Kuchen zu backen«! Das war nur etwas für kleine Kinder, und sie war doch schon fünf.

  Sandra setzte sich auf die Schaukel, sie stieß sich mit den Füßen ab, aber, lustlos, wie sie war, kam sie nicht richtig in Schwung. Am Zaun, der das Grundstück begrenzte, sah sie einen Jungen stehen, der durch das Spalier neugierig zu ihr herübersah.

  Sie schaute zurück, da lachte er und winkte ihr zu.

  Sandra hatte ihn noch nie hier gesehen. Es gab überhaupt kaum Kinder in dieser Straße. Höchstens mal zu Besuch in den umliegenden Häusern.

  Schließlich rutschte sie von der Schaukel herunter und ging zu ihm hin. Er war blond, hatte kurz geschnittenes Haar, das gerade in die Luft stand, und ein rundes, rotwangiges Gesicht.

  »Hey«, machte er, als sie sich ihm näherte.

  »Wo kommst du her?« fragte Sandra.

  »Von dort.« Der fremde Junge zeigte auf ein neuerbautes, etwas zurückliegendes Haus. Es hatte zwei Etagen und eine Dachwohnung. »Wir sind neu eingezogen. Da oben wohnen wir, wo die Blumenkästen sind. Wie heißt du?«

  »Sandra. Und du?«

  »Felix.« Er betrachtete sie ungeniert nach Kinderart, und er fand sie hübsch. Dann ging sein Blick zu dem Haus hin. »Gehört euch das schöne Haus?« wollte er wissen.

  »Ja. Da wohne ich mit meinen Eltern drin.«

  »Super.« Er hätte gerne noch länger mit ihr geredet, aber er wußte nun nichts mehr. Sie war auch so zierlich, so fein, nicht wie jemand, mit dem man herumtollen und spielen konnte.

  Auch Sandra stand unschlüssig. Plötzlich sagte sie: »Wenn du magst, kannst du rüberkommen und mich auf der Schaukel anschubsen. Allein geht die Schaukel schwer.«

  Sie hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, da kletterte er schon über den Zaun. Verblüfft lachte Sandra auf. Und wie er da heruntersprang, als wäre das nichts. »Du hättest vorn durch die Gartentür kommen können!«

  »Pah, wozu denn. Ist doch nicht hoch.« Er streifte sich die Hände an seinen Jeans ab und marschierte geradewegs auf die Schaukel zu. Sandra bewunderte ihn heimlich. Er war bald einen halben Kopf größer als sie, und er hatte 

Kraft.

  Das zeigte sich auch, als er ihre Schaukel in schwindelnde Höhen trieb. »Jetzt ist es aber genug«, rief Sandra ängstlich. »Sonst flieg ich noch runter.«

  »Du mußt dich festhalten«, lachte Felix übermütig. Aber sie war eben nur ein Mädchen und leicht wie eine Feder dazu. Deshalb ließ er die Schaukel sacht ausschwingen.

  »Möchtet du jetzt mal?« fragte Sandra.

  Er nickte eifrig, und im Nu schwang er hoch hinauf. Dann wollte er mal auf das Klettergerüst. »Da können wir uns vorstellen, wir wären Jäger auf ’nem Hochstand«, meinte er. »Dann kommt eine Wildsau, und wir machen peng-peng!« Er tat, als hielte er ein Gewehr im Arm.

  »Wir machen doch kein Tier tot«, sagte Sandra vorwurfsvoll. Überhaupt, was dieser Felix für eine Phantasie hatte!

  »Neee«, dehnte der Junge das Wörtchen, »wir doch nicht. Aber so im Wald, wenn es zu viele werden, und manche richten ja auch Schäden an, dann muß schon mal eins dran glauben. So ist das eben.«

  »Du gehst wohl schon in die Schule«, vermutete Sandra, als er so daherredete. Felix schüttelte den Kopf. »Erst im Herbst, wenn ich sechs geworden bin.«

  Er sauste ein paarmal die Rutsche hinab, dann setzte er sich auf das Gerüst zu Sandra. Plötzlich merkte er auf. »Wer spielt denn da Klavier?«

  »Das ist meine Mutter«, antwortete Sandra nicht ohne Stolz. »Es ist ein Flügel, kein Klavier.«

  »Ach so.« Felix kannte den Unterschied nicht so genau. Eine Weile hörten sie zu. »Sie kann das aber gut, nicht?«

  »Ha«, Sandra warf das Köpfchen in den Nacken, »meine Mutter ist doch auch eine berühmte Pianistin und gibt Konzerte in allen großen Städten.«

  »Echt?« Beeindruckt sah der Junge sie an. Dann blickte er auf seine Sandalen. »Meine Mutter«, sagte er, als müßte er dem etwas entgegensetzen, »kann Englisch und Französisch. Sie übersetzt Bücher. Da steht dann vorne drin: Ins Deutsche übersetzt von Beate Herder. So heißt meine Mama nämlich. Die werd’ ich alle mal lesen.«

  Sandra dachte darüber nach, wie das wohl ging, Bücher übersetzen. »Muß sie dann gar nicht weg?« fragte sie schließlich.

  »Wie, weg?« fragte Felix etwas verwundert zurück.

  »Ich meine, ist deine Mutter da immer zu Hause?«

  »Ja, klar«, antwortete er eifrig, »wo soll sie denn sonst sein. In unserer neuen Wohnung hat sie jetzt auch Platz für ihren Schreibtisch. Vorher hatten wir es ziemlich eng.«

  Eine Mutter, die immer da war… Sandras Gesichtchen nahm einen sehnsüchtigen Ausdruck an. Sie horchte auf die Töne, die herüberklangen. Es waren jetzt immer dieselben Läufe, die Mama übte.

  »Da geht deine Mutter wohl auch mal mit dir in den Zoo«, meinte sie. 

  »Hm, da wollen wir jetzt bald mal hin, da gibt’s jetzt Junge.« Plötzlich sprang er auf. »Ich muß jetzt nach Hause, meiner Mama beim Kochen helfen.«

  Das fand Sandra komisch. »Kann sie denn kochen?«

  Verdutzt sah Felix sie an. »Pff, du kannst aber fragen«, platzte er heraus. »Das können Mütter doch.«

  Sandra nickte etwas geniert. Bei ihnen machte das Frau Scholl. Sie hatte ihre Mama noch nie in der Küche gesehen. Aber dafür war sie ja auch eine große Künstlerin.

  »Also tschüs, Sandra!« Auf halbem Wege vom Klettergerüst herab fragte er noch: »Kann ich mal wiederkommen, wenn du draußen bist?«

  Sandra nickte. Sie sah ihm nach, wie er sich über den Zaun schwang und hinüberlief zu dem Haus, in dem seine Mutter immer da war.

  Sie mußte an diesem Mittag allein mit Frau Scholl essen. Die Mama blieb im Musikzimmer, sie wollte nicht gestört werden, und der Papa war noch in der Klinik.

  Von seinem Vater hatte Felix gar nichts gesagt. Was der wohl machte? Sandra nahm sich vor, ihn 

das nächste Mal danach zu fragen. Wenn sie schon keinen Bruder bekam, wie sie sich das immer gewünscht hatte, dann konnte Felix vielleicht ihr Freund werden.


*


  »Ich hab’ ein Mädchen kennengelernt«, berichtete Felix seiner Mutter. »Sie heißt Sandra. Sie ist ziemlich klein und dünn, aber sonst hübsch.«

  »Soso.« Beate schmunzelte in sich hinein. Ihr Sohn fing ja gut an. Sie hackte die Petersilie für die Gemüsesuppe, indessen Felix zwei Teller auf den Tisch stellte und die Löffel danebenlegte. Dann durfte er den Obstsalat mischen und in Glasschalen füllen.

  »Sie wohnt in dem großen weißen Haus dahinten«, erzählte er weiter. »Im Garten hat sie einen Spielplatz ganz für sich allein. Ich bin über den Zaun geklettert…« Mit einem Lausbubenlächeln sah er schräg zu seiner Mutter.

  »Das solltest du aber besser nicht tun«, meinte sie.

  »Warum, hat doch keiner gesehen, und Sandra wollte doch, daß ich sie schaukelte. Ihre Mutter spielt Klavier und reist damit herum. Sie soll berühmt sein. Aber vielleicht hat Sandra auch nur ’n bißchen angegeben. Was denkst du, Mama?«

  »Keine Ahnung. Ich kenne die Leute doch nicht. – Bringst du mir noch den Müll weg, Felix?«

  Schon flitzte er los zu den Tonnen unten im Hof. Zwei Minuten später war er wieder da. »Wenn wir mal in den Zoo gehen, könnten wir die Sandra vielleicht mitnehmen«, sagte er.

  »Sie scheint dich ja sehr zu beschäftigen«, lächelte Beate. »Aber wieso sollte sie mit uns gehen wollen? Wir wissen doch weiter gar nichts von den Nachbarn in der Villa dort.«

  »Hm…« Sie hatten sich inzwischen zum Essen niedergesetzt. »Sie ist ein komisches kleines Mädchen«, bemerkte er zwischen zwei Löffeln Suppe.

  »Wieso ist sie komisch?«

  Felix zuckte die Achseln. »Irgendwie – anders.« Er vermochte es nicht näher auszudrücken.

  »Nachher kommt Tante Ingeborg mit Uli«, sagte Beate, um ihren Sohn vom Thema »Sandra« abzubringen. »Da könnt ihr zusammen spielen.«

  Ingeborg Basler war Beates Freundin. Sie war Zahnarzthelferin, Mittwochs nachmittags hatte sie frei. Ihr Sohn Ulrich war sieben und auch gut Freund mit dem jüngeren Felix.

  Als die beiden kamen, hatte Felix schon die Federbälle bereitgelegt. Die Buben gingen hinunter zum Spielen.

  »Und wir machen uns ein gemütliches Kaffeestündchen«, sagte Beate und wollte sich in die Küche begeben, um ihn aufzubrühen. Aber Ingeborg hielt sie zurück.

  »Du, ich habe nicht soviel Zeit«, sagte sie etwas hastig. »Kann Uli bei euch bleiben, bis ich ihn abhole, so gegen sechs?«

  »Natürlich. Das ist aber schade, daß du schon wieder gehen willst. Hast du Besorgungen zu machen?« Sie verstand schon, daß die Freundin den freien Nachmittag nutzen mußte.

  Ingeborg sah beiseite. »Ich bin verabredet…«

  Es klang bedeutungsvoll, so daß Beate in scherzhaftem Ton äußerte: »Und mit wem, wenn man fragen darf?«

  Ingeborg wandte ihr langsam das Gesicht wieder zu. »Dreimal darfst du raten…« Ein kleines Lächeln hob ihre Mundwinkel.

  Betroffen sah Beate ihre Freundin an, in deren Augen ein seltsamer Glanz war. Ingeborg war eine aparte, attraktive Frau, mit ihrem dunklen Pagenkopf, den hohen Wangenknochen und dem etwas großen, schöngeschwungenen Mund. »Du wirst doch keine Dummheiten machen«, sagte sie.

  Nur ein Achselzucken war die Antwort. Beate senkte die Lider. Also doch. Sie würde sich wieder mit Torsten Fendrich treffen, ihrem jungen Chef. Seit dieser die Praxis von dem betagten Dr. Müller übernommen hatte, war sie wie ausgewechselt. Sie kaufte sich neue Sachen und beklagte sich nicht mehr über verlängerte Sprechstunden.

  »Der Neue ist tatsächlich zum Verlieben«, hatte sie vor einiger Zeit gesagt, »aufmerksam und charmant, wo gibt’s denn heute so was noch.«

  Beate hatte das nicht ernstgenommen – bis sie die beiden eines Tages zusammen gesehen hatte. Sie gingen vor ihr her, plaudernd, lachend und scherzend, mit einem rasch gewechselten Kuß auf offener Straße. Ingeborgs schwärmerischer Beschreibung nach konnte der gutaussehende Mann nur Dr. Fendrich sein. Wer denn auch sonst?

  Sie hatte die Freundin zur Rede gestellt. Aber Ingeborg lächelte nur. So, wie sie auch jetzt lächelte, verträumt und wissend.

  »Wie weit geht eure Beziehung denn schon?« fragte sie.

  »Darauf erwartest du wohl keine Antwort von mir, Beate«, erwiderte Ingeborg mit leisem Spott.

  Aber Beate war das Antwort genug. »Du hast einen guten Mann, wie kannst du ihn betrügen!« warf sie der anderen heftig vor.

  »Gut, aber zum Sterben langweilig«, erwiderte Ingeborg. »Mir ist, als hätte ich jahrelang geschlafen und wäre erst jetzt wieder zum Leben erwacht.

  »Werde doch nur nicht so pathetisch. Wohin verrennst du dich? Was denkst du, was daraus werden soll?«

  »Danach frag ich jetzt noch nicht. Ich will glücklich sein, auch wenn es vorläufig nur ein gestohlenes Glück sein kann.« Sie griff nach ihrer Handtasche. »Und jetzt gehe ich, bevor du mir weitere Moralpredigten hältst. Ich weiß ja, du meinst es gut. Aber das hier geht nur Torsten und mich etwas an. Bis später, Beate.«

  Es geht auch Bertold und Uli sehr viel an, dachte Beate unwillig, während sie nun für sich allein eine Tasse Kaffee bereitete. Wollte Ingeborg die ganze Familie unglücklich machen? Ihre Ehe war sicher nicht besser und nicht schlechter als Millionen andere auch. Nach zehn gemeinsamen Jahren mochte sich der Alltag eingeschlichen haben. Bertold war, zugegeben, weniger temperamentvoll als seine Frau. Er ging seiner Arbeit nach als Angestellter in einem Elektrogeschäft, und abends machte er es sich gern gemütlich zu Hause. Ingeborg hatte sich auch nie besonders beklagt, nur über seine »Pomadigkeit«, wie sie es nannte, hin und wieder eine spöttische Bemerkung gemacht.

  Aber sollte sie nicht dennoch zufrieden sein! Es gab keinen wirklichen Streit, keine tiefgreifenden Auseinandersetzungen, Bertold war dem Sohn ein liebevoller Vater.

  Mit einem Aufseufzer setzte sich Beate an das Manuskript, das sie zu einem bestimmten Termin dem Verlag abliefern wollte.

  War es am Ende doch besser, allein zu sein. Sie hatte wenigstens ihren Seelenfrieden. Wunden waren verheilt, und allein würde sie vermutlich auch bleiben, weil sie ihre einzige große Liebe nicht vergessen konnte. Aber die Erinnerung schmerzte nicht mehr. Sie hatte ihren Felix. Das war aller Dankbarkeit wert.


*


  Dr. Clemens Fabrizius war Chirurg in der Rosenberg-Klinik. An diesem Tag hatte er vier Stunden operiert. Es war eine komplizierte Operation gewesen, die ihm und seinem Team höchste Konzentration abverlangte. Die Nervenanspannung ließ erst nach, als er nach Hause fuhr. Das gute Gefühl überwog, ein Leben gerettet zu haben.

  Es war erst halb fünf. Clemens freute sich auf die vor ihm liegenden Stunden mit Bianca und mit seinem Töchterchen. Familienleben wurde ja nicht gerade großgeschrieben bei ihnen. Um so kostbarer war es, wenn sie Zeit füreinander hatten.

  »Ihre Frau ist in ihrem Schlafzimmer, Herr Doktor«, sagte Frau Scholl, als er Bianca weder im Musikzimmer, noch im Wohnraum oder im Salon fand.

  Clemens ging hinauf. Sie hatten getrennte Schlafzimmer. Bianca hatte es von Anbeginn so gewollt, da sie eine sehr unregelmäßige Tageseinteilung hatte. Er hatte es akzeptiert, denn auch bei ihm wurde es manchmal spät, wenn etwas Unvorhergesehenes vorlag.

  Überrascht blieb er an der Schwelle stehen. An den breiten Schrankwänden standen die Türen offen, Biancas große Koffer waren zur Hälfte gepackt, über dem Bett lagen Abendkleider und Kostüme hingeworfen.