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Die vierzehnjährige Annetta verschwindet spurlos. Sie ist ein eigensinniges, wildes, stolzes Mädchen, aber einfach abhauen würde sie nicht, versichern die Eltern der Freiburger Kripo-Hauptkommissarin Louise Bonì. Louises Welt ist seit dem Ende ihrer Ehe erschüttert, und dieser Fall stürzt sie noch weiter hinab ins Dunkel. Tage vergehen, und die Hoffnung schwindet immer mehr. Doch bald tauchen Zeugen auf, die ihn gesehen haben – den Mann, der Annetta entführt hat. Und Louise Bonì setzt alles daran, Annetta ihrem Peiniger zu entreißen …

Hochatmosphärisch und mit bestechender Poesie erzählt Oliver Bottini die spannende Vorgeschichte der beliebten Kripo-Hauptkommissarin Louise Boni.

Oliver Bottini wurde 1965 geboren. Für seine Romane erhielt er zahlreiche Preise, unter anderem viermal den Deutschen Krimi Preis, den Krimipreis von Radio Bremen, den Berliner ›Krimifuchs‹ und zuletzt den Stuttgarter Krimipreis für ›Ein paar Tage Licht‹ (DuMont 2014). Bei DuMont erschienen außerdem ›Der kalte Traum‹ (2012) sowie die Kriminalromane um die Freiburger Kommissarin Louise Bonì. Oliver Bottini lebt in Berlin.

 

OLIVER BOTTINI

DUNKLER TOD

LOUISE BONÌ UND

DER FALL CALAMBERT

Kurzgeschichte

 

Annetta war vierzehn, als sie verschwand. Ein wildes, vor Energie strotzendes Mädchen, noch zu viel Kind und schon zu viel Frau für einen Körper und eine Seele. Sie platzte vor Widersprüchen und widersprach, wo es sich nur einrichten ließ. Wie die Flagge ihres eigenen kleinen Landes trug sie vor sich her, was sie dachte und was sie wollte und wen sie mochte und wen nicht, die Wahrheit war ihre einzige Freundin. Niemand folgte ihr in unmittelbarer Nähe, man hielt Abstand.

»Sie ist schwierig«, sagte ihre Mutter.

»Nie kann sie die Klappe halten«, sagte ihr Vater.

Louise Bonì sah vom einen zum anderen, sie wusste, welche Gedanken den beiden durch den Kopf jagten und sie vor Scham atemlos machten: einmal zu oft die Wahrheit ausgesprochen, den Falschen provoziert, schon wieder macht das Kind Ärger.

Sie saßen in ihrem Büro, Polizeidirektion Freiburg, Etage Kapitalverbrechen, zum dritten Mal, seit das wilde Mädchen verschwunden war. Vom Fenster aus sah man an guten Tagen die Vogesen, an verschneiten wie dem heutigen kaum die alten Postgebäude gegenüber.