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Lektorat: Susanne Schmitz

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Vorwort

 

Wenn die Bücher erzählen könnten, was sie in einer Buchhandlung so alles erleben …

Zum Glück können sie das nicht. Aber Buchhändler können das.

Vor einer Weile kam Leander Wattig von »Ich mach was mit Büchern« (http://wasmitbuechern.de/) auf die Idee, verschiedene Menschen aus der Buchbranche über das erzählen zu lassen, was ihnen in ihrem Beruf so alles begegnet. Unter anderem fragte er mich, ob ich nicht ein paar Geschichten aus der Buchhandlung erzählen könnte. Ich war zwar der festen Überzeugung, dass die niemanden interessieren würden, aber versuchen kann man es ja mal. Und sie wurden gelesen! Die Kommentare machten Mut, es wurden etliche Geschichten mehr, als ich je gedacht hätte.

 

Nach einer Weile entstand der Twitteraccount @Buchgeschichten (https://twitter.com/Buchgeschichten) dazu, aus all den kleinen Begebenheiten, die keine ganze Geschichte werden wollten, aber auch nicht untergehen sollten.

 

Das Internet ist kurzlebig, auch wenn es nichts vergisst. Natürlich kann man alle schon veröffentlichten Geschichten jederzeit nachlesen. Aber zu schnell versinken Beiträge in den Untiefen des Netzes und werden kaum mehr bemerkt. Eigentlich schade, wenn man sich so viel Mühe mit dem Schreiben gemacht hatte. So entstand die Idee, ein Buch aus den Geschichten zusammenzustellen.

 

Eine glückliche Begegnung auf der Buchmesse in Frankfurt, schon wurde aus dem Traum Realität. Schnell war klar, dass die bisher erschienen Geschichten nicht genug Stoff bieten würden. Es mussten neue her. Gesagt, getan, zu erzählen gab es noch genug. Die eine oder andere Geschichte kennt ihr vielleicht schon, aber selbst für treue Leser von »Ich mach was mit Büchern« gibt es hier viel Neues zu entdecken.

 

Genug der Vorworte, viel Spaß mit den Geschichten aus der Buchhandlung.

Inhalt

 

Vorwort

Inhalt

Alle Jahre wieder: Inventur

Hereinspaziert!

Vorsicht, ansteckend!

Frostiger Januar

Besuch der anderen Art

Schaufenster-Yoga

Wer hat an der Uhr gedreht …

Beratungswahnsinn

Unmöglich!

»Bad Fucking« – auf Deutsch, bitte!

Zum Anbeißen echt

Ritter Falk und das hadde Dee

Das Amt, das Verrückte macht

Auf Abstand, bitte!

Anonymus I

Taler, Taler, Du sollst wandern …

Freitag-Mittag-Reichtum

Anonymus II

Rätselraten

Die armen Bücher!

Schullektüren sind gelb!

Ein Verlag, der Bücher veröffentlicht?

Zeit ist relativ

Sex sells …

Magie! Oder eine alte Buchhändler-Weisheit

Anonymus III

Das blaue Buch

›Der Zauberer von Narnia‹

Es liegt doch vor mir!

Bücherfieber

ISBN

›Das bayerische Mathematikbuch‹

Manchmal zählt Größe eben doch

Murphy und sein dämliches Gesetz

Die Erfindung des Telefons

Kringelig

Nicht so genau hinschauen

Verdientes Wochenende

Manchmal soll es nicht sein

Mahlzeit!

Von gestern

Es tropft und stinkt …

Nicht anonym

Bastelstunde

Klebrig

Weihnachtswunder

Weihnachten verfolgt uns

Abschied fällt schwer

Alle Jahre wieder: Inventur

 

Alle Jahre wieder folgt auf das wuselige Weihnachtsgeschäft die Inventur. Alles muss erfasst, jede Postkarte und jede Rolle Geschenkpapier gezählt werden. Die Bücher können wir zum Glück scannen, ich habe auch noch die alte Methode mit Rechenmaschine und Fotoapparat erlebt. Fragt nicht.

 

Schon Wochen vorher fange ich an, mir Listen zu schreiben. Mit all den Dingen, die nicht gescannt, sondern von Hand gezählt und erfasst werden müssen. Damit auch ja keines vergessen wird. Das fängt bei den Kleinigkeiten wie den Postkarten im Lager an. Zu Weihnachten kauft natürlich niemand Sommerkarten, die liegen wohl verwahrt im Schrank. Da liegen sie gut, und werden gerne mal ignoriert.

 

Und es endet meist mit den Dingen, die man das ganze Jahr vor Augen hat und deshalb gar nicht mehr bewusst wahrnimmt. Wie zum Beispiel dem lebensgroßen Skelett, das der Jahreszeit entsprechend gekleidet herum steht und eher als Kollege denn als Inventar, angesehen wird. Es heißt übrigens Ferdinand und trägt zur Inventurzeit meistens noch seine Nikolausmütze.

 

Ist dann alles gezählt, beginnt der große Scannerspaß. Ein Laptop wird mit einem Scanner und einem kilometerlangen Verlängerungskabel ausgestattet, über das jedes Jahr mindestens ein Kollege stolpert. Bisher zum Glück ohne größere Schäden an Personal oder technischer Ausstattung. Mit dem drehen wir dann die Runde im Laden. Dem Laptop, nicht dem Kollegen.

 

Das Inventurprogramm startet zuverlässig nicht so wie es soll. Kein Jahr, in dem ich nicht den »Es tut mir leid, aber klappt nicht!«-Anruf tätigen muss. Das Mistding denkt sich aber auch immer wieder etwas anderes aus, weshalb es nicht geht. Die Inventurverzögerung wird inzwischen schon eingeplant.

 

Läuft dann endlich alles, erarbeiten wir uns den Muskelkater des Jahres. Jedes Buch muss so weit aus dem Regal gezogen werden, dass der Barcode scannbar ist. Liebe Verlage, wenn ihr das hier lest, tut uns einen Gefallen und druckt den Code so nahe wie möglich am Buchrücken. Spätestens beim sechsten Regalbrett verflucht man jeden Verlag, der es genau anders herum handhabt. Ich nenne hier keine Namen.

 

Computer machen ja grundsätzlich nicht was sie sollen. Bleibt mitten in der Erfassung des Regalbrettes das Programm hängen, kommt es zur Frage aller Fragen: Welches Buch hat er als letztes erfasst?

 

Manchmal ist es aber auch gar nicht seine Schuld. Vor zwei Jahren habe ich mir selbst den GAU beschert und beim Übertragen der Daten falsch geklickt. Sie waren weg. Alle.

 

Der Chef nahm es zum Glück mit Humor, ich habe mich selbst auch zur Genüge verflucht, als ich die zweite Inventur in einem Jahr machen durfte.

 @Buchgeschichten:

Inventur-Samstag. Wer fällt als Erster über den Kabelsalat? Der Chef ;) Alle Beteiligten blieben unverletzt.

Inventurkorrektur. Chefin testet, wie schnell ich die von ihr diktierten ISBNs eintippen kann. Knoten in den Fingern und im Gehirn.

 

Hereinspaziert!

 

Es gibt Tage, da ist es im Laden einfach ruhig. Manchmal ahnt man warum, zum Beispiel wenn es Hunde und Katzen regnet. Da verübelt man den Kunden nicht, dass sie alle lieber anrufen und sich ihr Buch für den nächsten Tag zurücklegen lassen. An anderen Tagen ist es einfach wie verhext, es gibt keinen ersichtlichen Grund, aber es kommt trotzdem niemand.

 

Bis man eine der magischen Tätigkeiten ausübt, die so gut wie immer Kunden in den Laden locken. Manchmal reicht es schon, den Staubsauger nur aus seiner Ecke zu nehmen. Wenn es schon mal ruhig ist, kann man die Zeit ja nutzen und sauber machen. Kaum hat man das Kabel eingesteckt, wirkt der Zauber. Man kommt oft gar nicht mehr dazu, den Staubsauger aus dem Weg zu räumen und hofft, immer mit einem Auge in die Ecke schielend, dass niemand darüber stolpert.

 

Auch Essen hat eine schier magische Anziehungskraft. Gibt man dem Hunger nach, weil ja gerade sowieso niemand da ist, und beißt mal eben schnell in seine Semmel, geht die Tür auf. Darauf kann man schon Wetten abschließen. Beißt man nur vorsichtig kleine Bissen ab, die man schnell auf den ihnen bestimmten Weg schicken kann, hat man eventuell noch Glück und darf ein paar davon nehmen. Aber wehe man wird leichtsinnig und beißt herzhaft zu. Zum Glück haben die meisten Kunden Verständnis dafür, dass auch wir ab und zu etwas zu essen brauchen.

 

Am wirkungsvollsten sind die Tätigkeiten, die sich nicht so schnell unterbrechen lassen. Zum Beispiel auf der Leiter stehen und eine Glühbirne wechseln. Oder auch mit Handschuhen und einer Baumschere den Strauch vor dem Laden zurecht stutzen. An einem absolut öden Tag hatte ich mir gerade die Gummihandschuhe übergestreift und dem Unkraut an der Ladentreppe den Kampf angesagt, da kamen sie plötzlich aus allen Ecken. In der darauffolgenden halben Stunde hatte ich mehr Kunden, als in den vier Stunden zuvor. Was tut man nicht alles für mehr Kundschaft. Hereinspaziert!

 @Buchgeschichten:

Trage heute einen blinkenden Vogel an der Weste. Habe jetzt eine kleine Verehrerin mit süßen Mäusezähnchen. Sie wollte gar nicht mehr gehen.

Vorsicht, ansteckend!

Seit wir Riesenmikroben im Sortiment führen, kommt es immer mal wieder zu seltsamen Situationen. Riesenmikroben sind vergrößerte Bakterien, Viren und Zellen aus Plüsch und mit großen Kulleraugen. Biologisch halbwegs korrekt an der tatsächlichen Zellform orientiert, bringt jede eine kleine Beschreibung mit, wo sie lebt und was sie so mit einem anstellen kann.

 

 

Rufe die Kollegin an: »Was kostet das Gehirn?« Schweigen antwortet. »Der Magnet, den Du mir geschickt hast.« Höre die Erleichterung.