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Über dieses Buch:

Ein wichtiger Reporter hat sich angekündigt. Guido, Jan und Frank sehen sich schon auf den Titelseiten der Zeitungen. Doch der Journalist entpuppt sich als Tochter des Trainers, die den Coolen Kickern eine bedeutende Nachricht überbringt: Die Kicker sollen in einem entscheidenden Spiel mitspielen. Alles, was sie dafür brauchen, sind ihre Spielerpässe. Aber die sind plötzlich verschwunden …

„Spannend, abgedreht lustig und auch für Mädchen geeignet – die Coolen Kicker punkten in jeder Beziehung.“ FOX KIDS

Über den Autor:

Bis 1996 war Dieter Winkler Chefredakteur der erfolgreichen Computerzeitschrift CHIP. Seitdem widmet er sich ausschließlich dem Schreiben. Winkler unterhält mit spannungsgeladenen Kurzgeschichten und Romanen, deren Themenspektrum sich zwischen Fantasy und Internet erstreckt.

Bei dotbooks erscheint von Dieter Winkler die Reihe „Coole Kicker“ mit allen Bänden:

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Neuausgabe September 2013

Copyright © der Originalausgabe 2004 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien

Copyright © der Neuausgabe 2013 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelabbildung und Titelbildgestaltung: Tanja Winkler, Weichs

ISBN 978-3-95520-307-8

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Dieter Winkler

Heißes Spiel für Coole Kicker

dotbooks.

KAPITEL 1

»Heute kommt ein Reporter. Der bringt uns groß raus!«

Das war die Nachricht des Tages. Jetzt waren die drei Coolen Kicker – Frank, Guido und Jan – voll gefordert, ihr kleines Klubhaus am Rand ihrer Fußballwiese auf Vordermann zu bringen. Und das mitten in der Gluthitze eines viel zu heißen Frühsommertags!

»Mensch, Frank«, sagte Jan erhitzt, während er einen Pappkarton mit leeren Limoflaschen auf die Ablage neben dem Eingang knallte, dass es nur so schepperte, »das könnte eine ganz große Sache werden! Die suchen doch bestimmt Jugend-Fußballer, die sie als Popstars groß rausbringen können!«

»Popstars!« Frank fand, das hatte etwas. »Aber wie kommst du darauf, dass Fußballer Popstars sein könnten?«

»Denk doch nur an David Beckham.« Jan wischte sich eine halbe Eimerladung Schweiß von der Stirn. »Und an die Typen, die auf Fotos in irgendeiner Zeitung wie eine Boygroup rumgelümmelt haben.«

Frank grinste breit. »Im Augenblick siehst du aber eher wie der Sänger von den Toten Hosen aus. Außerdem: Was hat Singen mit Fußball zu tun?«

Jan sah an sich herunter und strich seine kurze Hose glatt. »Wir sind doch schließlich auch coole Boys. Mit Direktanschluss zur Bundesliga, wenn unsere Karriere so weiterflutscht!«

»Falls uns unsere ganz speziellen Freunde Eberhard und Thomy nicht vorher fertig machen«, wandte Frank ein. »Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie Eberhard meinen rechten Fuß so platt getreten hat, dass ich ihn beinahe als Bettvorleger hätte benutzen können.«

»Schon ein Jammer, dass die beiden Deppen auch den Sprung in die Auswahlmannschaft geschafft haben!«, rief Guido. Franks bester Freund stürmte mit einer vollen Mülltüte aus dem Eingang der Holzhütte. Dummerweise hatte er etwas zu viel Schwung drauf. Der Tritt, mit dem er Jans Pappkarton traf, war kräftig genug, um den Karton ein paar Meter weit hüpfen zu lassen. Eine grünliche Kunststoffflasche purzelte heraus und rollte auf Frank zu.

Der Coole Kicker konnte der Versuchung nicht widerstehen. Mit einem kräftigen Tritt seiner Sandalen kickte er die Flasche weg, direkt in Jans Richtung.

Mit der Öffnung voran schoss sie auf Jan zu.

Frank stieß einen erschrockenen Laut aus, denn die Flasche drohte Jans Knie zu treffen – wohin er natürlich nicht gezielt hatte. Das kam davon, wenn man mit Sandalen Flaschen kickte!

Gottlob war Jan ein begabter Kicker. Er sprang ein Stück hoch und erwischte die Flasche mit dem Spann, bevor sie ihn treffen konnte. Und ehe es sich Frank versah, sauste die Limoflasche auch schon wieder zu ihm zurück. Nur kam sie jetzt so hoch angeflogen, dass er sie eigentlich nur mit dem Kopf erwischen konnte. Das ging ihm dann aber doch etwas zu weit – schließlich hatte er nicht vor, sich von einer Flasche k.o. schlagen zu lassen.

Er duckte sich weg. Die Flasche erwischte ihn gerade noch an der Schulter. Wild torkelnd purzelten sie zur Seite –Frank zur Linken von der Hütte weg, die Flasche nach rechts auf Guido zu.

»Autsch!«, machte Frank.

Aber dann vergaß er den Schmerz in seiner Schulter. Mit offenem Mund sah er zu, wie Guido den Müllbeutel fallen ließ und mit einem verzweifelten Hechtsprung die Flasche zu erreichen versuchte. Obwohl er sie fast erwischte, schlüpfte sie ihm doch durch die Finger.

Mit lautem Knall donnerte sie hinter ihm gegen die Hüttenwand.

»Eins zu null!«, brüllte Jan.

Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, es bei diesem Zufallstreffer zu belassen. Doch wer richtiges Kicker-Blut in den Adern hat, der lässt nicht so schnell vom Kicken ab.

Diesmal waren es Frank und Jan, die gleichzeitig zu der giftgrünen Limoflasche vorstießen. Wie zwei Torjäger, die sich vor lauter Übereifer gegenseitig behindern, jagten sie aufeinander zu. Sie trafen nicht die Flasche, sie kamen nicht einmal in ihre Nähe. Dafür rumsten ihre Köpfe ganz gewaltig gegeneinander.

»Idiot!«, schrien sie beide wie aus einem Mund, während sie mit den Armen wild rudernd zurücktaumelten.

Die Flasche blieb ganz unschuldig neben dem Unrat liegen, der aus der aufgeplatzten Mülltüte gepurzelt war.

Frank fasste sich an die Stirn, auf der morgen mit Sicherheit eine Riesenbeule prangen würde. Ganz automatisch machte er wieder einen Schritt auf seinen Feind zu – nicht auf Jan, der sich den Kopf hielt, sondern auf die Flasche, die mit der Öffnung zu ihm lag. Eine dünne Limolache sabberte ihm entgegen, als wolle ihn die Flasche verhöhnen.

Das reichte, fand Frank. Er zog den Fuß an ...

»Nicht!«, schrie Guido entsetzt.

Frank beachtete seinen besten Freund gar nicht. Die Flasche gehörte fachgerecht entsorgt. Er würde sie quer über den Weg in Richtung Wald kicken. Wenn Guido aus Umweltgründen etwas dagegen hatte, konnte er sie später ja immer noch wegräumen.

»Nein!«, schrie Guido. »Du kannst doch nicht ... O Gott!«

Franks Fuß schoss vor. Guido auch. Der Irre schmiss sich regelrecht zwischen Frank und die Richtung, in die er das blöde Ding zu kicken gedachte.

Und dann erkannte Frank auch, warum.

Er hätte vielleicht doch besser sein Ziel ganz genau anvisieren sollen. Denn dann hätte er bemerkt, dass jemand den Weg hochgestrampelt kam und von seinem Rad aus belustigt zu ihnen herübersah, ohne die Gefahr zu bemerken, die von Franks Entsorgungsschuss ausging. Es war auch noch ausgerechnet ein Mädchen. Frank hatte den flüchtigen Eindruck von langen roten Haaren und einem amüsierten Lächeln – dann schoss die Flasche auch schon mit der Wucht einer Rakete in ihre Richtung.

Ausgerechnet diesmal war es ein Meisterschuss. Frank hatte die Flasche kurz mit der Fußspitze gedreht, bevor er sie abgepfeffert hatte. Jetzt hatte sie so viel Schwung drauf wie ein Ball, der einen Torwart mitsamt rundem Leder ins Netz pustet.

Gottlob reagierte die Rothaarige blitzschnell. Sie duckte sich über den Lenker ihres Rads und die grüne Flasche zischte dicht über ihren Rücken und ins Geäst der ausladenden Bäume hinter ihr, bevor sie aus Franks Blickfeld verschwand. Es hätte schlimmer kommen können und doch verharrte Frank erschrocken mitten in der Bewegung.

Das Mädchen richtete sich wütend wieder auf und trat so kräftig in die Pedale, dass es schon einen Moment später mit quietschenden Reifen vor Frank anhielt.

»He, was soll das denn, ihr Blödmänner!«, rief sie erbost.

Frank hätte gerne etwas zu seiner Verteidigung gesagt, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er wusste ja selber, dass er Mist gebaut hatte.

»Wer von euch drei Komikern war das?«, fauchte die Rothaarige, während sie vom Rad stieg und es aufbockte.

Frank duckte sich unter ihrem vorwurfsvollen Blick. Das Mädchen war etwas älter als er und ausgesprochen hübsch. Das machte es nicht gerade besser.

»Ich glaube ...«, begann er leise.

»Ja?«, fragte sie forsch. Mit in die Hüften gestemmten Händen baute sie sich vor ihm auf. »Du warst es also, he?« Ihre Augen funkelten vor Zorn. Doch als ihr Blick auf das Chaos zu Franks Füßen fiel, flackerte plötzlich so etwas wie Belustigung in ihren Augen auf – und dann grinste sie geradezu unverschämt. »Meine Güte, was seid ihr für ein trauriger Haufen!«

Frank und Guido wechselten einen bestürzten Blick. Einen traurigen Haufen hatte sie nun wirklich noch niemand genannt.

»Hör mal«, begann Guido vorsichtig. »Es tut uns wirklich Leid, dass du fast die, eh, Flasche abgekriegt hättest. Aber wir waren gerade beim Aufräumen ...«

»Das sehe ich«, sagte das Mädchen trocken. Sie deutete auf den aufgeplatzten Müllbeutel. »Schokoladenpapier, Müsliriegelpackungen, Kuchenreste – ist das etwa eure Sportlerdiät?«

»Nun ... nicht sooo direkt«, sagte Guido verlegen. »So etwas essen natürlich nur unsere Gäste«, fuhr er fort und kickte blitzschnell mit dem Fuß eine leere Packung seiner Lieblingskekse beiseite.

Sieh mal an, dachte Frank, der Kerl lügt ja ohne rot zu werden!

»Wenn ihr so aufräumt, wird das nie was.« Das Mädchen warf einen kurzen Seitenblick zu Jan. »Und du solltest dich vielleicht besser umziehen.«

»Umziehen?« Jan zog die Stirn kraus. »Wieso denn?« Als er an sich herabblickte, nahm sein Gesicht plötzlich die Farbe einer überreifen Tomate an. »Eh ... das war ich nicht.« Er deutete empört auf Frank. »Er war's.«

Frank starrte auf den nassen Fleck, der sich auf Jans kurzen hellen Hosen ausgerechnet im Schritt abzeichnete. Gelbe Limonade hinterlässt auf weißem Stoff äußerst verdächtig aussehende Flecken.

»Heißt das etwa ...« Das Mädchen kicherte. »... dass ihr die Hose getauscht habt, nachdem ...«

»Nachdem was?«, fragte Guido.

»Na ...« Das Mädchen rang um Worte. »Nachdem ... halt ...«

»Nachdem ein Limofleck draufgekommen ist?« Guido trat einen Schritt beiseite, setzte das überheblichste Lächeln auf, das er zustande brachte, und wollte sich an der Ecke ihres Klubhauses abstützen. Nur leider übersah er dabei – zum zweiten Mal – den Pappkarton mit den Flaschen und stieg mit dem rechten Fuß voll hinein. Mit wild rudernden Armen kämpfte er um sein Gleichgewicht. Während es unter ihm schepperte und klirrte, versuchte er den Fuß wieder herauszuziehen.

»Moment, Moment.« Das Mädchen riss eine kleine Digitalkamera aus ihre Hosentasche hervor. »Das muss ich unbedingt für die Nachwelt festhalten.«

»Nein, nein, nicht nötig!« Guido wedelte aufgeregt mit den Händen und sprang so schnell aus der Kiste, als hätte ihn eine Hummel in den Allerwertesten gestochen.

»Ja«, sagte das Mädchen begeistert und drückte auf den Auslöser. »Sehr schön.« Sie wandte sich zu Jan um und drehte die Kamera um neunzig Grad. »Und jetzt noch ein Ganzkörperfoto von dir. Mit Limofleck.«

Jan hielt schnell die Hand vor die Hose, um den verdächtigen Fleck im Schritt zu verdecken, und grinste krampfhaft. »Nein, nicht«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, als das Mädchen mehrfach auf den Auslöser drückte. »Ich bin fotoscheu.«

»Ach ja?« Das Mädchen ließ die Kamera wieder sinken. »Dann bin ich hier wohl falsch!«

»Ich glaube schon«, sagte Guido. Er stopfte sein verschwitztes T-Shirt ordentlich in die Hose und atmete tief durch. »Das hier ist nämlich ein Fußballplatz.«

Als das Mädchen verständnislos auf die alte Holzhütte starrte, die die Coolen Kicker mit viel Liebe zum Detail hier aufgebaut hatten, schüttelte Guido den Kopf. »Das ist kein Fußballplatz. Sondern das hinter dir!«

Das Mädchen drehte sich um. Eine ganze Zeit lang starrte sie mit offenem Mund auf den Grasplatz mit den sorgfältig aufgemalten Markierungslinien und den zwei fast neuen Metalltoren; dem ganzen Stolz der Coolen Kicker.

»Ach«, sagte sie schließlich. »So sieht also ein Fußballplatz aus!«

KAPITEL 2

Frank sagte nichts dazu, konnte aber ein Grinsen nicht ganz unterdrücken. Guido und Jan standen wirklich ziemlich bedeppert da, als sie endlich begriffen, dass die Rothaarige sie nur auf den Arm nahm.

»Also, Jungs«, sagte sie, nachdem sie sich wieder umgedreht und ihre Kamera weggesteckt hatte. »Mein Name ist Vanessa. Und stellt euch vor: Ich habe schon mal den einen oder anderen Fußballplatz gesehen.«

»Äh ... ja.« Jan kratzte sich verlegen am Kopf. »Hab ich mir natürlich ... sofort gedacht.« Er verzog das Gesicht zu einer Grimasse, die er wohl für ein Lächeln hielt. »Ha«, machte er, und weil das nicht sehr überzeugend klang, machte er gleich noch ein paar Mal: »Ha, ha, ha!« Es klang eher wie das Gemecker einer Ziege als wie ein Lachen.

Vanessa schien das nicht zu stören. Sie strahlte Jan geradezu an. Allerdings starrte sie mehr auf seine befleckte Hose als in sein Gesicht.

Jan blieb das letzte »Ha« förmlich im Hals stecken. »Ja, dann!« Er wedelte verlegen mit den Armen. »Ich zieh mich mal eben um. So kann ich wohl kaum einen Reporter empfangen.«

»Wir erwarten nämlich gleich jemand vom Wilnshagener Anzeiger«, fügte Frank stolz hinzu. »Und da müssen wir uns noch ein bisschen vorbereiten.«

»Ja, klar«, sagte Vanessa mit einem entzückenden Lächeln in Franks Richtung. »Zum Beispiel die aufschlussreiche Sammlung von Süßigkeitenresten beseitigen, die dein Freund gerade vor die Hütte gekippt hat. Macht ihr das eigentlich immer so?«

»Blödsinn«, sagte Guido, drehte sich um und stapfte aufs Klubhaus zu, in dem Jan bereits zum Wechseln seiner äußerst unfein bekleckerten Hose verschwunden war.

»Was sollen wir immer so machen?«, fragte Frank unbehaglich, als er begriff, dass seine Freunde es jetzt ihm alleine überließen, mit dem Mädchen fertig zu werden.

»Mit eurem Müll Fußball spielen.«

»Nee, natürlich nicht.« Frank starrte seinen Freunden sehnsüchtig hinterher. Er hatte ja nichts gegen das rothaarige Mädchen. Er fand es im Gegenteil ganz schön aufregend. Vielleicht sogar etwas zu aufregend – aber gerade deswegen wollte er sich von ihm nicht einschüchtern lassen.

»Jugendkicker verwandeln Fußballplatz in Müllhalde«, sagte Vanessa nachdenklich. »Das wäre schon 'ne klasse Schlagzeile.«

Frank drehte sich erschrocken wieder zu ihr um. Sie sah plötzlich ganz verträumt aus, fand er. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Er bückte sich rasch, packte die Mülltüte beim Kragen und stopfte sie wieder voll – was aber nicht viel nutzte, da das Loch an der Seite so groß war, dass dort bereits einige zerknautschte Verpackungen wieder hervorquollen. »Sag mal«, begann er ohne zu Vanessa hochzublicken. »Was willst du eigentlich von uns?«

Vanessa ließ sich ebenfalls auf die Knie nieder und hielt die Tüte so zusammen, dass das Loch – zumindest für den Moment – verschlossen war. »So ein Reporter will bestimmt auch noch ganz andere Sachen wissen«, sagte sie ohne seine Frage zu beantworten. »Zum Beispiel, ob ihr schon berühmt seid.«