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Über dieses Buch:

Eigentlich könnten Mona und Marnie zufrieden sein: Ihre Bar läuft super, seit es sich herumgesprochen hat, dass es Glück bringt, auf ihrem Elvis-Tresen zu tanzen. Trotzdem herrscht hinter dem Tresen dicke Luft: Mona, die auch noch beim Fernsehen arbeitet, muss ins Bauernhofcamp »Land & Lust«. Während sie sich dort mit mehr als einer Heugabel-Intrige herumschlagen muss, hat Marnie die ganze Arbeit in der Bar am Hals. Als dann auch noch der Elvis geklaut wird, steht auf einmal alles auf der Kippe, was den beiden wichtig ist: Freundschaft, Liebe, Ehrlichkeit und Trinkfestigkeit …

So spritzig wie ein Lieblingscocktail, so frisch wie Milch vom Bauern: der turbulente Freundinnen-Roman von Tine Wittler zwischen Stallgeruch und Szenekneipe.

»Tine Wittler ist ein Naturtalent im Erzählen.« Hamburger Abendblatt

Über die Autorin:

Tine Wittler, geboren 1973, studierte Kultur- und Kommunikationswissenschaften, bevor sie als Redakteurin und TV-Moderatorin arbeitete; ihre Erfolgssendung Einsatz in vier Wänden wurde mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet. Sie ist auch als Roman- und Sachbuchautorin, Wirtin, Modemacherin und Filmproduzentin erfolgreich. Wer schön sein will, muss reisen, der erste Dokumentarfilm ihrer Filmproduktion prallefilm, schaffte es auf Anhieb in die Kinos. Mit ihrer Bewegung ReBelles setzt sie sich außerdem für vermehrte Körperakzeptanz und -vielfalt ein. Tine Wittler lebt in Hamburg.

Bei dotbooks veröffentlichte Tine Wittler ihre Romane Parallelwelt, Irgendwas is immer und Wir wär’n dann so weit. Mehr Informationen über Tine Wittlers Aktivitäten finden Sie am Ende dieses eBooks im Kapitel Surftipps: Was diese Frau so alles treibt.

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eBook-Ausgabe September 2013

Copyright © der Originalausgabe © 2009 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main

Copyright © der eBook-Ausgabe dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung eines Bildes von Aliona Manakova/istock/thinkstock

ISBN 978-3-95520-379-5

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Tine Wittler

Wir wär‘n dann so weit

Roman

dotbooks.

Für den Katze, den ich sehr vermisse. Es war das erste Buch ohne Deine Gesellschaft und Dein Schnurren. Aber auch in dieser Geschichte lebst Du weiter!

Wir wär'n dann so weit: die Akteure

Marnie Hilchenbach Bar-Betreiberin mit Neustart-Energie

und ihrem Liebsten Eule sowie den Freunden Lüttje,

Berit & Bernd

Special Support: der »marmorne Elvis«

Mona Rittner Bar-Teilhaberin mit Zusatzjob

und Freund Guido, den Getreuen Jan, Eske & Behnke junior

sowie ihrem Haustier »Der Katze«

Special Effects: Managerin Susa, Maskenbildner Bobo

Attila Boizenburg und Kollege Mags von

»Renovieren Um Vier« samt fleißiger Handwerker

»parallelwelt« Bar mit Glückstresen

und der handfesten Stammclique um

Thomas, Rocko, Manni, Steueraddi und Alf

Special Guest: Mimi

»Land und Lust« Fernsehcamp mit Mecker-Misthaufen

und den Landbewohnern Otto, Clara und Willi Herzig;

den Vierbeinern Brutus vom Burgbarg, Kumpel und Koksnase, den

Kandidaten Steven Dong, Patsy de Luxe und Jacqueline Schnieder

sowie den Machern A. König und Kristin Maier

Special Agent: Ferfried Bockelt von der »Boulevard«

Rotlichtszene Hamburg Welt voll Licht und Schatten

mit Benita da Silva und der »Luke«, den Zwielichtern Hasso Hohenfeld und Igor dem Schrecklichen, den Polizisten

Reinke & Bremer sowie dem Elvis-Fanclub »Die Tollen Tollen«

Special Disapperance: »parallelwelt«-Vermieter

Kurt von Schlasse

Soundtrack zum Selbersingen:

Elvis Presley

No animal was harmed in the making of this novel.

Kapitel 1

Mona

Auch wenn es mir nie jemand glauben will: Prominent zu sein ist manchmal echt doof. Jetzt gerade zum Beispiel.

Ich liege hintenübergekippt im Folterstuhl von Dr. Buchkrämer, dem Zahnarzt meines Vertrauens. Mein Mund steht sperrangelweit offen, während sich darin eine ekelhafte gräuliche Paste ausbreitet wie ein Hefeteig und langsam antrocknet, damit Dr. Buchkrämer mir mit Hilfe des Abdrucks später eine schöne Knirschschiene anfertigen kann. Der Sabber läuft mir fröhlich aus dem linken Mundwinkel. Derweil hat sich eine Schülerpraktikantin oder etwas Ähnliches, jedenfalls ein Wesen mit dem Feingefühl einer Quarktasche, von der Seite an mich herangeschlichen, steht mit weit aufgerissenen Augen so dicht neben mir, dass ich ihren Atem ertragen muss, und kräht so laut, dass die Opis im Wartezimmer vermutlich vor Schreck vom Stuhl rutschen:

»Boarh, geil ey, ich hab noch nie einen Fernsehstar aus der Nähe gesehen!!!«

Danach bleibt sie einfach da stehen, wo sie nun mal steht, und starrt und pustet mich weiter an. Pfff-chhhh. Pff-chhh. Waaaaaah!

»Hrghmpfmhh!«, mache ich hilflos, ruckele ein wenig auf dem Stuhl herum und wünsche der missratenen Göre, dass sie auf meiner Sabberpfütze ausrutschen möge, die sich langsam auf dem Fußboden bildet, aber es nützt nichts, das Miststück bleibt standhaft.

»Krass ey, das schreibe ich sofort in meinen Praktikumsbericht. So was hat bestimmt von den anderen keiner da drin«, informiert es mich lautstark und rückt noch ein wenig näher, unerträglich nah, und ich schließe die Augen und wünsche mich woandershin, irgendwohin, wo es keine Gören gibt und keine Zahnärzte und erst recht kein Fernsehen, aber als ich die Augen wieder aufmache, hat sich an der Situation leider überhaupt nichts geändert.

Dr. Buchkrämer sollte mir vielleicht noch schnell die wenigen verbliebenen Nerven rausnehmen, wo ich schon mal da bin.

Erst die Sprechstundenhilfe, die vermutlich durch die offen stehende Tür des Behandlungszimmers sieht, dass eine Überprüfung der Situation nicht schaden könnte, rettet mich schließlich und zerrt das sich heftig wehrende Pubertätsmonster leise zischend an seinen langen wirren Haaren aus dem Raum.

»Ey, du siehst in echt noch viel komischer aus als im Fernsehen! Machst du nachher noch schnell mein Zimmer???«, brüllt das Monster noch, während die Tür endlich zuklappt, und ich könnte Leuchtkugeln kotzen und atme tief durch, um das Schlimmste, sprich: einen spontanen Selbstmord mit Dr. Buchkrämers direkt neben mir verführerisch angerichteten Folterinstrumenten zu verhindern.

Ruhig bleiben, Rittner, ganz ruhig bleiben.

Fernsehstar! Du lieber Himmel. Gut, ja, ich bin im Fernsehen, das lässt sich nicht wegdiskutieren. Es ist nun mal so: Aufgrund der fragwürdigen Verkettung zahlreicher erstaunlicher Zufälle moderiere ich tatsächlich eine Einrichtungsshow namens »Renovieren Um Vier« bei einem großen deutschen Privatsender namens TV3.

Aber deshalb bin ich noch lange kein Star, und ganz ehrlich, das will man auch gar nicht sein, was einem aufgrund der Erlebnisse, die man hat, wenn man erst mal von anderen so bezeichnet wird, auch niemand mehr verübeln würde.

Na ja, gut, man muss natürlich auch die positiven Seiten sehen: Schließlich machen wir mit der Sendung eine Menge Leute glücklich. Die handwerklichen Kenntnisse, die ich bei »Renovieren Um Vier« allein durchs Zugucken gewinne, sind auch nicht von schlechten Eltern. Ich meine, wer weiß schon, dass man eigentlich nur Fußleistenklebeband braucht, um seinen Haushalt ohne weitere Materialien oder Werkzeuge komplett funktionsfähig zu erhalten? Und außerdem verdiene ich mit »Renovieren Um Vier« so viel Geld, dass ich als gleichberechtigte Teilhaberin in eine Bar einsteigen konnte, die »parallelwelt«. Und das wiederum bedeutet, dass ich jetzt nicht mehr nur Moderatorin, sondern auch Kneipenwirtin bin. Zumindest eine halbe.

Die andere Wirtinnenhälfte heißt Marnie, ist einen halben Kopf kleiner als ich, aber mindestens genauso trinkfest, und hat den Laden ganz gut im Griff, was wohl auch besser ist, denn wirklich viel Zeit, mich zu kümmern, habe ich im Moment nicht.

Kein Wunder, wenn ich meinen einzigen freien Tag jetzt auch noch beim Zahnarzt verbringen muss, weil das Moderatorinnendasein ja auch stresst und dafür sorgt, dass man sich nachts beim Schlafen die Zähne kaputtknirscht. Aber damit ist bald Schluss, wenn ich endlich meine schicke Knirschschiene habe, die mich im Schlaf bestimmt noch mal so sexy macht. Grmpf.

Ganz ehrlich: Eigentlich wäre ich im Moment lieber Marnie als Mona. Die hat’s gut!

Wurschtelt da tagsüber in unserer kleinen Bar rum zwischen den wunderbarsten Getränken, von denen sie sich immer eins einschenken kann, und abends gibt es immer was zu feiern, was ja hinter dem Tresen fast genauso viel Spaß macht wie davor.

Morgens oder meinetwegen auch mittags wacht Marnie dann ausgeschlafen und frisch wie die junge Fa auf, mit rosiger Haut, denn Wodka konserviert, und mit ihrer neuen pflegeleichten Strubbelfrisur, die irgendwie immer niedlich aussieht, und springt einfach in ihre Jeans und dann in den Laden, um einen Schnack mit dem knackigen Bierkutscher zu halten oder vielleicht auch einfach mit der Nachbarin. Und abends geht die Party dann von neuem los.

Ich hingegen benötige morgens nicht nur zwei Stunden Zeit, sondern auch die fremde Hilfe eines Zivis, sprich: meines Maskenbildners, bevor ich überhaupt auf der Arbeit – oder vielmehr: auf der Baustelle – erscheinen kann. Und das wohlgemerkt auch ganz ohne Feier am Vorabend. Nein, bei mir reicht das ganz normale Leben, um mich zu einem echten Wrack zu machen, das eigentlich zur Generalüberholung ins Trockendock gehört statt vor eine Fernsehkamera.

Marnie hingegen sieht immer irgendwie entspannt aus. Beneidenswert! Aber ihr quatscht ja auch niemand rein. Na ja, fast niemand jedenfalls. Schließlich gehört die »parallelwelt« zur Hälfte mir, und da habe ich ja auch ein Wörtchen mitzureden. Aber im Grunde ist Marnie ihr eigener Boss. Wenn die was zu erledigen hat, dann – fupp! – macht sie’s halt einfach. Zack, erledigt, und weiter geht’s.

Marnie muss nicht stundenlang auf den Badewannenrändern fremder Wohnungen hocken und auf ihren nächsten Einsatz warten, während sie sich aus lauter Langeweile die Knöpfe an ihrer Bluse losfriemelt, um sie dann wieder anzunähen, sich dabei im Faden zu verheddern und schließlich einen Wutanfall zu kriegen, der sich gewaschen hat.

Wenn Marnie etwas einzukaufen hat, dann geht sie halt einfach los und kauft es, oder besser noch, sie lässt es sich liefern, was ja als Gastronomin ihr gutes Recht ist und eine lässige Sache, wenn man denn vor Ort sein kann, um so eine Lieferung überhaupt entgegenzunehmen. Ich hingegen war das letzte Mal vor drei Wochen in einem Supermarkt, was aber auch egal ist, weil ich ja eh nie zu Hause bin und meinen Kühlschrank eigentlich auch abschaffen könnte oder zumindest vermieten.

Ach ja: Obwohl ich derzeit kaum zum Essen komme, heißt das übrigens nicht, dass sich mein Körperumfang in der Zwischenzeit verringert hätte. Eher im Gegenteil. Ich habe von Natur aus schon eine Konfektionsgröße, die für deutsche Fernsehmoderatorinnen eigentlich nicht zugelassen ist (noch dazu ist es eine Zwischengröße), aber im Moment nimmt das Problem im wahrsten Sinne des Wortes auch noch stetig zu, weil ständiges Rumsitzen nun mal nicht zu den figurförderndsten Maßnahmen gehört und das Catering am Set in der Regel zu wünschen übriglässt, denn meistens besteht es aus Kaffee, Bier und Bestellpizza. Skandalös eigentlich, aber was will man machen. Handwerker stehen nun mal nicht so auf Salatbuffet. Dafür sind Handwerker wenigstens lustig und manchmal sogar sexy, das macht einiges wett. Das Team ist spitze, aber davon werde ich leider auch nicht dünner.

Marnie hingegen hat in den letzten Monaten laufend abgenommen. Sie ist mittlerweile so schlank geworden, dass sie es ganz ohne Baucheinziehen hinter unseren marmornen Tresen schafft, und das will was heißen, denn der Durchgang ist reichlich schmal. Das kommt wahrscheinlich daher, dass sie derzeit nur von Luft und Liebe lebt, na ja, und von Schnaps natürlich, aber Marnie ist nun mal seit der »parallelwelt«-Eröffnungsparty glücklich verliebt, und das sieht man ihr an.

Das ist auch noch so ein Punkt, weshalb ich derzeit ganz gerne mit ihr tauschen würde: Marnie hat Eule. Eule ist toll! Echt ein guter Typ, man weiß ja, wie selten so etwas ist, und er vergöttert Marnie und hilft ihr, wo er kann.

Ich hingegen habe Guido, der irgendwie nicht damit klarkommt, was ich beruflich mache und dass jeder uns anstarrt, als hätten wir drei Köpfe, wenn wir zusammen auf der Straße sind, und der dadurch noch zusätzlich rumstresst. Hauptsächlich gerade dann, wenn ich eigentlich schlafen will, was leider Gottes nur logisch ist, weil wir uns, wenn überhaupt, nur sehr, sehr spät nach Drehschluss sehen können, und das hilft auch nicht gerade.

Außerdem, und das kommt ja noch dazu, ist »Renovieren Um Vier« gar nicht mehr so erfolgreich. Die Quoten sinken seit neuestem laufend, und Herr König, der Wadenbeißer von TV3, hat sich schon mehrfach beschwert, dass das so nicht weitergehen könne und dass die nächste Staffel gefährdet sei, was zwar in Sachen Seelenfrieden vielleicht gar nicht so schlecht wäre, auf der anderen Seite aber wiederum meine Teilhaberschaft an der »parallelwelt« gefährden würde und meinen festen Wohnsitz noch dazu. Denn schließlich läuft die Bar noch nicht so gut, dass man gleich zwei davon ernähren könnte.

So, und jetzt nochmal, ganz ehrlich: Wer will unter diesen Umständen schon ein »Fernsehstar« sein?

Ich jedenfalls nicht. Und deshalb werde ich mich heute Abend endlich mal wieder ordentlich betrinken müssen, natürlich in der »parallelwelt«, am marmornen Tresen, der immerhin zur Hälfte mir gehört. Irgendwas muss ich ja auch davon haben. Journalisten haben dann heute halt Hausverbot, ätsch.

Außerdem könnte mein beklopptes Handy jetzt auch mal aufhören zu klingeln. Ich kann nicht, verdammt! Und deshalb stecke ich mir jetzt erst mal die Finger in die Ohren und mache ganz laut »lalalalalalalala«. Oder vielmehr »lmlmlmlmlmmmh«. Hoffentlich befreit mich Dr. Buchkrämer bald von diesem widerlichen Zeug in meiner Schnatterluke.

Marnie

War klar, dass Mona sich ausgerechnet jetzt dazu bequemt, mich endlich mal zurückzurufen. Wenn sie es denn überhaupt ist. Ich kann es leider nicht genau sagen, denn jetzt kann ich ausnahmsweise mal nicht an mein Handy, da kann es klingeln, solange und so laut es will. Aufhören!!!

Ich klebe reichlich genervt in der Miniküche der »parallelwelt«, eingeklemmt zwischen Spüle, Kühlschrank und der gegenüberliegenden Wand, und versuche herauszufinden, weshalb die Eismaschine nicht mehr funktioniert. Leider komme ich nur dann an ihre Rückseite heran, wenn ich sie etwas vorziehe und gleichzeitig anhebe, was aber bedeutet, dass ich eigentlich gar keine Hand mehr frei habe, um jetzt nachzufühlen, ob an der Verkabelung etwas nicht stimmt. Noch während ich versuche, die Maschine irgendwie so auszubalancieren, dass sie mir nicht von der Oberfläche des Kühlschrankes rutscht, flitzt ein kleines graues Etwas auf flinken dünnen Trippelbeinchen zwischen meinen Füßen hindurch und verschwindet fiepend hinten im Personalklo.

Mimi, du Miststück!

»Mimi!!!!«, brülle ich wütend und versuche nachzutreten, aber natürlich ist es längst zu spät, und jetzt kippt die Eismaschine vornüber und ergießt etwa fünf Liter Wasser, die eigentlich längst Eiswürfelform haben sollten, auf meine Beine und den Küchenfußboden.

Manno!!! Irgendwann dreh ich noch durch.

Es ist ja ganz schön, ein Haustier zu haben, aber in einer Bar ist ein Tier eindeutig fehl am Platze, erst recht, wenn es eine Maus ist. Ich verfluche mein gutes Herz und dass ich Mimi auch noch einen Namen gegeben habe, statt sie mit Schimpf und Schande aus dem Laden zu jagen. Aber nein, ich musste mich ja wieder mal von Mona überreden lassen. Mona meinte, es sei doch süß, ein Maskottchen zu haben, und da es bei uns eh kein Essen gibt, sondern nur Getränke, sei das kein Problem.

Ist es aber wohl, denn jetzt ernährt Mimi sich mangels Alternativen offenbar von unseren Kabeln, und ich muss es mal wieder ausbaden, im wahrsten Sinne des Wortes.

Wütend schiebe ich die Eismaschine wieder an ihren Platz und suche erst mal nach dem Wischmopp, den ich jetzt gerade auch einfach mal Mona über den Kopf hauen könnte. Aber sie ist ja nicht da, wie so oft.

Klar, wir hatten ausgemacht, dass ich den Löwenanteil übernehme an den Arbeiten in der Bar, solange sie noch so im Drehstress ist, aber dass sie mir überhaupt nicht mehr hilft, war so wirklich nicht gedacht. Ich kann bald nicht mehr. Chaos!

Die Eismaschine ist ja bei weitem nicht mein einziges Problem. Der Beamer macht seit gestern komische Flecken an die Wand, und der bekloppte Spritlieferant mit dem Bart bis zu den Knien hat heut früh mal wieder schön einfach allen Schnaps auf dem Tresen abgestellt, statt sich kurz von der Nachbarin den Vorratskeller aufschließen zu lassen. Wahrscheinlich, weil er keine Treppen laufen kann, ohne ständig auf seine Gesichtsbehaarung zu treten. Bis ich das alles runtergebuckelt habe, hab ich einen fetten Bandscheibenvorfall. Oder drei Meter lange Arme.

Na ja, auch nicht schlecht, dann komme ich wenigstens oben an die Glühbirne, die die Discokugel beleuchtet, die ist nämlich auch schon wieder durchgebrannt und will ausgewechselt werden. Würd ich ja gern machen, aber leider ist die Leiter verschwunden. Ich bin gespannt, wo ich sie diesmal finde; letztes Mal, als sie weg war, habe ich sie draußen vom Bürgersteig geklaubt, weil ein paar besoffene Gäste meinten, sie mitten in der Nacht für ein Hüpfspiel verwenden zu müssen. Wir brauchen einfach noch einen Abstellraum; es ist auf Dauer keine Lösung, den ganzen Klöterkram, der nicht mehr in die enge Miniküche passt, auf den Gästeklos aufzubewahren.

Und wenn ich das alles dann irgendwie geregelt hab, geht die eigentliche Schicht überhaupt erst mal los!

Eule ist auch sauer, weil wir heute endlich mal ausschlafen und zusammen spätstücken wollten, aber dann hat der Fensterputzer mich rausgeklingelt, weil er entweder heute Morgen kann oder sonst die ganze Woche nicht mehr, also steh ich doch wieder seit zehn Uhr vormittags hier und habe noch nicht mal was gegessen. Hunger!!! Kein Wunder, dass ich immer weniger werde, bei der Keulerei. Wenn das so weitergeht, vertrage ich bald überhaupt keinen Alkohol mehr.

Laut der Anrufliste in meinem Handy hat mich eben übrigens nicht Mona versucht anzurufen, sondern – ebenjener Fensterputzer. Vermutlich hat er plötzlich und unerwartet einen Pups quersitzen und kommt jetzt ganz spontan doch nicht mehr. Heureka!

Ich versteh das ja, dass bei Mona auch Alarm ist, aber sich wenigstens mal kurz melden und mir die Nummer vom Bankberater geben könnte sie wirklich. Leider ist da nämlich was schiefgelaufen mit den Überweisungen der Telefonrechnung, und deshalb ist jetzt das Festnetz tot, was für eine Bar natürlich prima ist, denn die Leute bringen ihre Reservierungen ja gern auch persönlich vorbei, weil sie sonst nichts Besseres zu tun haben.

Das geht alles so nicht weiter. Ich brauche Unterstützung! Von meiner Teilhaberin am besten, dafür ist sie ja Teilhaberin, aber irgendwie kommt da im Moment so gar nichts. Ich glaube, ich muss sie mir mal zur Brust nehmen. Ich mag Mona, wirklich, und ohne sie und auch ohne ihre Finanzspritze hätten wir es sicherlich nicht geschafft, den Laden hier wieder einigermaßen auf Vordermann zu bringen, aber so langsam werde ich doch etwas unleidlich.

Ich hoffe nur, dass Berit und Bernd nicht recht hatten mit dem, was sie vor ein paar Monaten zu mir gesagt haben: dass das nicht gut ist, wenn man ein Geschäft mit einer Freundin macht, und dass es in Monas und meinem Fall besonders kompliziert werden würde, weil wir uns viel zu ähnlich sind.

Aber zumindest auf das, was Bernd sagt, gebe ich in der Regel nicht viel. Bernd ist nämlich ein Spinner und ein Geizhals noch dazu. Neulich hat Berit ihn dabei erwischt, wie er in der Küche eine Fertigteigmischung in eine halb aufgetaute Billigpackung Vanilleeis gerührt hat, und als sie ihn dann gefragt hat, was das solle, sagte er, er würde es gar nicht einsehen, fünf Euro für eine Packung »Ben & Jerry’s Cookie Dough« hinzulegen, wenn er das mit den Teigstückchen zum halben Preis doch einfach selbst machen könne.

Ich kann nur hoffen, dass Berit sich das mit der Hochzeit gut überlegt hat. Die beiden wollen nämlich bald heiraten, natürlich nur gesetzt den Fall, dass Bernd sich dazu herablässt, einen Ring zu kaufen und ihn nicht aus dem Kaugummiautomaten zu ziehen.

Außerdem finde ich gar nicht, dass Mona und ich uns sehr ähnlich sind. Auf den ersten Blick mag es zwar so aussehen: Wir sind beide Anfang dreißig, wohnen in Hamburg-Altona, genaugenommen in Ottensen, und haben mittlerweile nicht nur eine Bar zusammen, sondern natürlich auch viele gemeinsame Bekannte, das liegt in der Natur der Sache. Aber ansonsten sind die Unterschiede doch eklatant.

Mona ist zwar dicker als ich, aber wie ich finde auch hübscher, obwohl sie sich für meinen Geschmack in letzter Zeit zu stark schminkt. Mona behauptet, für sie sei das so eine Art Schutzschild, weil sie sich sonst nackt fühle, wenn alle sie ständig anstarren, und da mag sie durchaus recht haben. Ich an ihrer Stelle wäre jedenfalls schon längst Amok gelaufen bei den ganzen Leuten, die sie ständig fotografieren und anfassen und sonst was von ihr wollen. Dummerweise hat Mona aber auch wirklich einen Wiedererkennungswert wie die lila Kuh; durch ihre leuchtend blonden Haare und ihre Figur fällt sie eh schon überall auf, und jetzt, seit sie diese Fernsehsendung moderiert, natürlich nur noch mehr.

Ich hingegen bin eigentlich eher unscheinbar und längst nicht so schillernd. Ich denke auch immer viel länger über alles nach als Mona. Wenn Mona ein Gedanke kommt, dann dauert es keine zwei Minuten, bis sie ihn auch umgesetzt hat – oder aber wieder verworfen, und dann aber auch ein für alle Mal. Ich hingegen bin viel zögerlicher und zerfleische mich manchmal selbst, bevor ich eine Entscheidung treffe. Und ich brauche meistens einen Schubs von außen. Mona hingegen wirkt immer ein wenig aufgezogen, wie ein kleiner Brummkreisel, der erst dann zur Hochform aufläuft, wenn er gegen Hindernisse brummt.

Das ist an sich ja toll, aber in letzter Zeit macht Mona mir manchmal ein bisschen Sorgen. Ihre Energie scheint nachgelassen zu haben, und proportional dazu ist ihr Alkoholkonsum gestiegen. Es gab Zeiten, da konnten wir gleich viel trinken, aber mittlerweile kann ich nicht mehr mithalten, und das liegt sicherlich nicht nur daran, dass Mona einfach mehr Substanz hat. Das Dumme ist, ich kann ihr das ja nicht verbieten, der Laden gehört nun mal zur Hälfte ihr, und eine Spaßbremse will man ja auch nicht sein.

Trotzdem. Irgendwer muss Mona mal klarmachen, dass sie sich einfach nicht mehr so benehmen kann wie früher. Als sie das letzte Mal betrunken auf den Tresen geklettert ist, um zu AC/DC zu tanzen, hat irgendein Idiot unter ihren Rock fotografiert und das Foto bei den »Boulevard«-Leserreportern eingeschickt, jedenfalls prangt es heute schön groß auf Seite 8 im Hamburg-Teil, wie ich vorhin feststellen musste. Mir ist vor Schreck die Kaffeetasse aus der Hand gerutscht, mitten auf die Abrechnung von gestern Abend, aber über solche Kleinigkeiten rege ich mich schon gar nicht mehr auf.

Ich habe ja wirklich nichts gegen Publicity, aber davor hätte ich Mona doch gern geschützt. Leider lässt sie sich ab einem bestimmten Punkt überhaupt nichts mehr sagen, und ihr Freund Guido ist auch keine große Hilfe. Der hält sich schön aus allem raus.

Na ja, er muss sich wahrscheinlich auch erst an die Situation gewöhnen. Die beiden haben ihre Beziehung erst vor ein paar Wochen offiziell gemacht, und seitdem hat Guido sicherlich schon einiges einstecken müssen. Aber ich muss ja auch irgendwo bleiben, und fest steht, dass es so nicht weitergeht.

Ach, es nützt alles nichts: Ich muss mit Mona ein ernstes Wörtchen reden. Mal so von Frau zu Frau. Die Frage ist nur, ob ich heute Abend dazu kommen werde, es ist nämlich Freitag. Elvis-Tag! Ich habe jetzt schon Angst.

Mona

Der Chef. Wenn nicht gar der Chefchef. Ausgerechnet! Wenn der persönlich anruft, verheißt das in der Regel nichts Gutes, so viel habe ich in den vergangenen Monaten schon gelernt. Ich schalte kurzfristig auf Kiemenatmung um und versuche, keinerlei Geräusche von mir zu geben, damit er vielleicht denkt, die Verbindung wäre unterbrochen. Aber das nützt mir nichts, denn Herr König holt selbst so laut Luft, dass ich mich unwillkürlich ducke.

»Frau Rittner«, knurrt er streng, aber immerhin noch einigermaßen beherrscht, »Frau Rittner, ich habe ein Problem«, und ich lasse die Kiemenatmung Kiemenatmung sein und beschließe, es stattdessen mit der unbefangenen Totquatschmethode zu versuchen.

»Ach, Sie auch?«, entgegne ich also, so ehrlich engagiert wie möglich. »Jaja, so hat jeder sein Päcklein zu tragen! Stellen Sie sich mal vor, ich kriege demnächst eine Knirschschiene, das macht mir auch sehr zu schaffen. Liegt an den stressigen Dreharbeiten, sagt der Zahnarzt, von dem ich gerade komme. Von daher ist es gut, dass Sie anrufen, ich brauche demnächst für die Anpassung einen Nachmittag frei, außerhalb der Reihe. Was ist es denn bei Ihnen?«, erkundige ich mich dann mitfühlend. Angriff ist die beste Verteidigung.

Herr König schnauft. »Sie sind es, Frau Rittner«, sagt er scharf. »Sie sind mein Problem. Beziehungsweise Ihr Foto in der ›Boulevard‹ von heute. Was, bitte, hat Sie denn da geritten?«

Wovon zum Teufel redet der?

»Wovon sprechen Sie, Herr König?«, frage ich freundlich. Ich habe wirklich keine Ahnung, worum es geht. Ehrlich. »Ich habe keine Ahnung, worum es geht«, wiederhole ich also hörbar und kratze mich ein wenig ratlos am Kopf.

»Ach nein?«, motzt Herr König. »Filmriss auch schon, was? Na, dann aber ab an den nächsten Kiosk! Ich sage Ihnen eines, Frau Rittner: Die Zeiten, in denen Sie sich auf Ihrem Quotenhoch ausruhen konnten, sind längst vorbei. So etwas geht zu weit! Wenn Sie Ihrem Ruf und damit auch dem Ruf des Senders weiterhin so schaden, dann kann es ganz schnell vorbei sein mit ›Renovieren Um Vier‹ und mit Ihrer Karriere. Schneller, als Sie denken! Viel schneller! Wenn die Quoten sich in dieser Woche nicht erholen, dann werden wir handeln, und durch so peinliche Aktionen wie in der ›Boulevard‹ erhöhen Sie Ihre Chancen bei uns sicherlich nicht. Alles Weitere demnächst. Also, einen schönen Tag noch. Und benehmen Sie sich gefälligst so, wie es sich für die Moderatorin einer Familiensendung gehört«, blafft er noch, und dann hat Herr König auch schon aufgelegt.

Ich bleibe verwirrt zurück, mit dem unguten Gefühl im Bauch, ausnahmsweise mal etwas wirklich Wichtiges verpasst zu haben, und dann stopfe ich kurzentschlossen mein Handy in die Jackentasche und mache auf dem Fuße kehrt, um am Kiosk an der Friedensallee noch schnell eine »Boulevard« zu kaufen. Auf dem Weg dorthin zermartere ich mir das Hirn, bis es wehtut.

Ich habe wirklich nicht den blässesten Schimmer, worum es hier gehen mag. Ehrlich! Das letzte Interview habe ich der »Boulevard« vor etwa zwei Monaten gegeben, und ich bin mir keiner Schuld bewusst, denn ich war sehr brav und habe nur nette Sachen gesagt. Wirklich. Über alle. Über die Sendung und den Sender und die Produktion und die Redaktion und die Handwerker und die Zuschauer und sogar über die Kandidaten, obwohl die manchmal gar nicht so nett sind und vor allem nicht sehr sauber, aber daran habe ich mich ja schon gewöhnt und auch daran, dass man mit Ehrlichkeit nur aneckt und solche Sachen am besten einfach runterschluckt, im Idealfall mit Wodka oder Lakritzschnaps.

Und überhaupt, mit der Presse ist nicht zu spaßen, jedenfalls als Betroffene. Die selbst haben wahrscheinlich schon ganz schön Spaß, weil sie ja nichts Besseres zu tun haben, als sich den lieben langen Tag lustige Geschichten auszudenken, und als ganz normaler Leser mag man ja auch durchaus sein Vergnügen daran haben. Aber wenn man dann mal wieder in irgend so einem dubiosen, dünnpapierigen und viel zu bunten Käseblättchen Sachen über sich lernt, die man selbst noch gar nicht wusste, dann ist das in der Regel doch eher unerfreulich.

Den zwischenmenschlichen Beziehungen tut es meistens auch nicht besonders gut, was man im Moment mal wieder prima an Guido und mir sehen kann, denn an unserer derzeitigen Krise ist die Presse nicht ganz unschuldig. Ich kann das ja verstehen, dass Guido sauer ist, wenn just so ein Regenbogenblatt auf der Titelseite berichtet, ich hätte heimlich geheiratet, und zwar jemand anderen als ihn. Aber bei seinem Rumgemecker übersieht er doch irgendwie, dass diese Information a) nicht stimmt und b) noch nicht mal von mir stammt. Was kann ich denn dafür, wenn die sich so einen Mist aus den Fingern saugen?

Zum Glück konnte ich wenigstens noch meine Eltern rechtzeitig über den korrekten Stand der Dinge informieren, bevor die Nachbarn zum Gratulieren kamen.

Und dieser Stand ist ganz eindeutig, dass ich weiterhin unverheiratet bin und sich dies auch in naher Zukunft kaum ändern wird, weil niemand eine miesepetrige Olle heiraten will, die doch eigentlich total glücklich sein müsste, weil sie so superduperwahnsinnig erfolgreich ist, und trotzdem die ganze Zeit nur rummeckert, weil dieser Erfolg entgegen der landläufigen Meinung nämlich nicht glücklich macht, sondern nur Probleme verursacht.

Das jüngste dieser Probleme ist ebenfalls nicht ohne, wie ich feststelle, als ich noch auf dem Tresen des Kiosks hektisch die »Boulevard« durchblättere. »Seite 8«, sagt der Kioskmann süffisant zu mir, zwinkert mich anzüglich an und schnalzt mit der Zunge, »hübsches Bild«, aber diese Unverschämtheit ist schnell vergessen, denn ich kippe fast hintenüber, als sich Seite 8 endlich vor mir auftut, anders als das leider nicht vorhandene ersehnte Loch im Boden, in dem ich jetzt gern sofort versinken würde.

Das Foto ist eine Katastrophe. Oder vielmehr die Fotos, um genau zu sein. Das erste zeigt mich auf dem Tresen der »parallelwelt« mit einem Schnapsglas in der linken und einer Flasche in der rechten Hand. Entweder versuche ich zu tanzen, oder ich verliere gerade das Gleichgewicht, so genau kann man das nicht erkennen, und ich würde lügen, wenn ich behauptete, ich könne mich daran erinnern, welche dieser beiden Interpretationen die korrekte ist.

Das zweite Foto ist noch viel schlimmer, denn es zeigt meinen Hintern von unten fotografiert in Großaufnahme, mit einem schwingenden Rock, der am oberen Ende meines linken Oberschenkels eine naturwunderträchtige Kraterlandschaft freigibt, und dazu kann man auch noch meine Wäsche erahnen.

Immerhin ist die Qualität des Fotos nicht gut genug, um zu erkennen, dass es sich dabei um meine rüstungsähnliche Bauchweg-Unterhose handelt, aber ich brauche wohl kaum zu verdeutlichen, dass mich dieser Umstand nicht wirklich zu trösten vermag.

Rittner außer Rand und Band, lautet die Überschrift dazu, und die Buchstaben verschwimmen fast vor meinen Augen, als ich versuche, trotz des erlittenen Schocks den dazugehörigen Artikel zu entziffern.

Das dürfte die Verantwortlichen bei TV3 kaum erfreuen, lese ich mühsam den fettgedruckten oberen Abschnitt, denn hier präsentiert sich Mona Rittner, Moderatorin der Sendung »Renovieren Um Vier«, mal ganz anders! Dellen statt Blaumann so schamlos tanzt Deutschlands Renovierkönigin Nummer eins auf dem Tresen ihrer Bar »parallelwelt« in Hamburg-Altona. Ob sie sich auf diese Art den Frust über die sinkenden Quoten ihrer Show von der Seele hämmert …?

Und dann, etwas kleiner gedruckt: Die TV3-Führung machte in den vergangenen Wochen keinen Hehl mehr daraus, dass sie mit den einstmals rekordträchtigen Zahlen von »Renovieren Um Vier« nicht mehr zufrieden ist. Mittlerweile gibt es schon Gerüchte über die Suche nach einer Nachfolgerin! Ein Name ist im Flurfunk bereits gefallen wenn auch hinter vorgehaltener Hand: Jacqueline Schnieder, 30, wird als heißeste Kandidatin für den Deko-Thron gehandelt. Schlanker, jünger und noch blonder Deutschlands männliche Heimwerker könnten sich die Finger lecken. Zwar hat Mona Rittner ihre treuesten Fans noch nicht verloren. Und dann, wieder fettgedruckt, der letzte Satz: Aber der Lack ist ab, und jetzt heißt es erst mal: das eigene Image renovieren. Sonst bohrt demnächst jemand anders nach dem Quoten-Gold von TV3 …!

Hallo? Geht's noch? Spinnen die? Was gibt denen bitte schön das Recht, so auf mir herumzuhacken? Und seit wann wird schon meine Nachfolge diskutiert? Davon höre ich doch zum ersten Mal. Außerdem – wer zum Henker ist diese Jacqueline Schnieder? Das Porträt einer schlauchbootlippigen Blondine prangt neben meinem Kraterhintern. Was soll der Scheiß?! Und vor allem – welcher Idiot hat diese ätzenden Fotos gemacht …?

Fragen über Fragen, und über allem nicht zu vergessen die Wichtigste: Warum muss so etwas eigentlich immer mir passieren?

Ich habe mich ja damit abgefunden, zu oft zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, aber so langsam wächst mir die Sache doch über den Kopf, und jetzt gerade könnte ich wirklich explodieren. Aber das darf ich natürlich nicht, erst recht nicht in Gegenwart anderer Menschen, auch wenn es nur der schmierige Kioskmann ist, der sich noch immer an mir weidet und an meinem jämmerlichen Zustand. Schließlich haben Fernsehstars immer gute Laune zu haben und sanft und besonnen zu sein, sogar dann, wenn sich herausstellt, dass ihr Ehegatte 27 Millionen Euro Schulden, dafür aber ganz bestimmt ein gutes Gewissen hat. Explodieren steht ihnen höchstens zu, wenn sie allein sind. Und da beißt sich die Katze in den Schwanz, denn Explodieren ist leider nur dann effektiv, wenn es auch jemand mitbekommt, und deshalb bleibt einem manchmal nichts anderes übrig, als die Zähne zu fletschen und darauf zu hoffen, dass die anderen es für ein Lächeln halten.

So auch jetzt, und deshalb ergreife ich mit einem grimmigen Grinsen zunächst die »Boulevard« und dann die Flucht. Bloß weg hier. Ich will zu meiner Mama.

Marnie

Gegen vier habe ich den Laden endlich so weit in Schuss und kann nochmal kurz nach Hause, um mich ein bisschen hinzulegen und dann umzuziehen und etwas zu essen, und weiß Gott, ich werde eine Grundlage brauchen. Wahrscheinlich wird es eine lange Nacht, wie immer am Freitag, denn der Freitag ist der wichtigste Abend der Woche in unserer kleinen Bar, der vollste und somit auch der umsatzstärkste. Im Grunde leben wir den gesamten Rest der Woche nur vom Freitag!

Da darf nämlich auf unserem Elvis getanzt werden, beziehungsweise auf seinem Profil, das hinten beim DJ-Pult wie eine Marienerscheinung im orangefarbenen, von innen beleuchteten Marmor des Tresens prangt. Ein bisschen sieht das Ganze in der Zeichnung des Steins aus wie ein Scherenschnitt, und man kann wirklich alles darin erkennen, was Elvis Presley ausgemacht hat: die Tolle, die Koteletten, sogar den typischen hohen Kragen vom Showanzug. Und diese kleine, aber feine Besonderheit ist es wohl, die unseren Laden überhaupt am Leben erhält.

Denn auf dem Elvis zu tanzen beziehungsweise auf dem Teil des Tresens, in den sein Bildnis eingebrannt ist wie damals die heilige Maria auf dem Toast, der für ein Vermögen bei eBay versteigert wurde, das bringt Glück – so geht jedenfalls die Legende, die sich irgendwie komplett verselbständigt, seit Mona sie mehr oder weniger überlegt in ihren zahlreichen Interviews in die Weltgeschichte rausgeblasen hat.

Das Lustige daran ist, dass Mona sich die Story noch nicht mal selbst ausdenken musste. Sie hat zwar zweifelsohne eine blühende Phantasie, und manchmal weiß man auch gar nicht, was bei ihr wahr ist und was ausgedacht oder eingebildet, aber in diesem Fall hat sie ausnahmsweise mal nur weitergegeben, was ich ihr erzählt habe. Und ich wiederum habe die Geschichte von unserem kauzigen Vermieter, dem alten von Schlasse; ein wahrer Teufelsbraten übrigens, bei dem man auch nie so richtig weiß, wie er denn nun wirklich tickt, und der sicherlich die eine oder andere Leiche im Keller hat, denn er ist nicht nur sehr reich, sondern auch sehr gewitzt und trotz seines fortgeschrittenen Alters nicht zu unterschätzen. Noch dazu ist von Schlasse eine wahrhaft imposante Erscheinung, mit einem gezwirbelten Bart kaiserlichen Ausmaßes und mit dieser gewissen Autorität, die einen manchmal keine Fragen mehr stellen, sondern nur noch ehrfürchtig nicken lässt, egal wie durchgeknallt das ist, was er vom Stapel lässt.

Wie in diesem Fall, um nur ein Beispiel zu nennen.

»Frau Hilchenbach«, hat er auf unserer Eröffnungsparty ernst, streng und sehr geheimnisvoll zu mir gesagt – so ein bisschen wie der Typ aus der Sesamstraße, der die »8« verkaufen will –, »Frau Hilchenbach, passen Sie gut auf dieses Stück Marmor auf, denn ich sage Ihnen eins: Es ist die Versicherung für diesen Laden, und ohne dieses Stück Marmor läuft hier gar nichts. Vergessen Sie das nie. Niemals!«

Ich habe mir zunächst gar nicht so viel dabei gedacht, außer vielleicht dass der Marmor bestimmt sehr teuer war und eine Bar ohne Tresen ja auch wirklich etwas schwierig wäre, aber wie von Schlasse das wirklich gemeint hat, das habe ich ein paar Tage später erfahren, mehr oder weniger zufällig, durch einen alten Zeitungsartikel, den vor langer, langer Zeit in der Küche jemand in eine Ritze unter dem Fensterbrett gestopft haben muss.

Er war schon ziemlich rott und vergilbt und nur noch bruchstückhaft lesbar, und dem Schriftbild nach zu urteilen muss er jahrzehntealt gewesen sein, aber mit ein bisschen Mühe haben Eule und ich uns dann doch zusammenpuzzeln können, worum es darin ging – nämlich eben um das marmorne Abbild Elvis Presleys im Tresen einer Hamburger Seemannskneipe, das seit Elvis’ offiziellem und doch umstrittenen Todestag am 16. August 1977 angeblich jeden Freitag Wünsche erfüllt, wenn man darauf tanzt und dann auf Elvis’ Wohl anstößt.

Warum ausgerechnet freitags, das stand da leider nicht, und auch das zum Artikel gehörende Foto war überhaupt nicht mehr zu erkennen. Von daher kann man sich natürlich kaum sicher sein, dass es sich dabei wirklich um »unseren« Tresen handelt; bis dato hatte ich davon noch nie gehört, und auch Bolek, der Vorpächter des Ladens, hat nie davon erzählt. Aber das hat nicht viel zu bedeuten; die Vermutung liegt nahe, dass Bolek den Artikel nie gefunden hat, denn zum einen war Bolek nicht so fürs Putzen und In-die-Ecken-Gucken, und zum anderen hätte er die kleine Bar sicherlich nicht so schnell wieder aufgeben müssen, wenn er diese zwischenzeitlich in Vergessenheit geratene Legende nur clever genug publik gemacht hätte.

Aber das hat Mona dann ja getan, und weil sie einen Hang zur Dramatik hat und das Ganze schön theatralisch vortragen konnte, ist nahezu jedes Medium der Republik dankbar aufgesprungen auf die Geschichte, die praktischerweise auch noch passend zum Sommerloch kam und zur neuerlichen Jährung des Todestages von Elvis Presley im August. Manchmal kann einem die Presse also durchaus von Nutzen sein, und obwohl Mona immer schlimm darauf schimpft, so hat sie sie in diesem Fall doch ganz schön geschickt vor unseren Karren gespannt. Denn seitdem läuft es in der »parallelwelt« wie geschmiert – freitags jedenfalls.

Dann fallen Glückssucher aus der ganzen Stadt und sogar von weit her bei uns ein, manchmal auch ganze Fanclubs, und stehen Schlange, um einmal auf dem Elvis zu tanzen und auf ihn anzustoßen mit unserem Lakritzschnaps, der nachtschwarz ist wie Elvis’ Tolle, und es funktioniert irgendwie. Freitags geht die Post ab, und davon zehren wir dann an allen übrigen Öffnungstagen, an denen es bei uns oft eher ruhig ist, denn die »parallelwelt« liegt ein bisschen abseits vom gastronomischen Trubel des Viertels.

Achthundert Meter weiter oben, hinter den Bahngleisen im Herzen Ottensens, da tobt in den Bars und Kneipen jeden Abend der Mob, aber um zu uns zu gelangen und an unseren schummrigen Tresen, dazu muss man den quirligen Teil verlassen und sich noch dazu durch den Taubentunnel quälen. Der Taubentunnel ist die fieseste Bahnunterführung Hamburgs, dunkel, laut, dreckig und ein bisschen gruselig, und nur die Guten erkennen sie als das, was sie eigentlich ist: eine Kultstätte, in der einem zwar die Tauben auf den Kopf scheißen, die aber Magie besitzt und die Spreu vom Weizen trennt, nämlich das alltägliche Geldmachgewirr im hippen Teil von der morbiden Schwere der ruhigeren Gegend rund um die Gleise, die eine deutliche und unmissverständliche Grenze ziehen zwischen dem einen und dem anderen.

Der Taubentunnel ist für die meisten nichts als ein Ärgernis, aber für uns und unsere Stammgäste, da ist er fast so etwas wie eine Schleuse, die am anderen Ende wohlige Wärme und Heimeligkeit verspricht, wenn man sie erst einmal durchschritten hat.

Wenn man dies alles weiß, dann versteht man auch, weshalb Mona und ich die kleine Bar »parallelwelt« getauft haben oder vielmehr einfach taufen mussten, denn genau das ist sie: eine Parallelwelt, in der alles anders ist und doch plötzlich alle gleich sind, egal wo sie herkommen, was sie machen und wie sie leben. Tagsüber, da ist der Laden entzaubert; im grellen Licht wirkt er kaum anders als jede andere Kneipe; aber zur Dämmerung und nach Einbruch der Dunkelheit, da ist plötzlich alles anders, und man möchte einfach nur versacken am marmornen Tresen, dessen diffuses Licht plötzlich jeden weich macht und ganz sanft und schön, und dann hält man Zwiesprache mit Elvis und denkt darüber nach, wie widersprüchlich und zerrissen das Leben sein kann, und weiß doch im nächsten Moment, dass alles eigentlich gut ist, wie es ist, und dass man gerade nirgendwo anders sein möchte.

Hoffentlich dauert es noch ein bisschen. Mit der Dunkelheit, meine ich, denn ich muss mich für heute Abend wirklich noch ein bisschen wachschlafen. Und deshalb bin ich jetzt mal weg, bevor mir noch mehr Arbeit einfällt. Eigentlich müsste ich mich noch um die Schnapsabos kümmern, aber das drücke ich Mona aufs Auge, wenn sie nachher kommt. Ich kann auch nicht alles selber machen, und ich habe jetzt wirklich einen gut bei ihr.

Mona

Meine Mama wird auch nicht jünger. Ich rufe sie zu Hause sofort an, denn natürlich ist sie wegen des vermaledeiten »Boulevard«-Artikels in der Zwischenzeit vor Sorge nahezu gestorben, wie Mütter das nun mal so tun, und hat fünfmal versucht, mich zu erreichen, während ich bei Dr. Buchkrämer im Sessel lag. Wenn ich mich nicht sofort bei ihr melde, ruft sie auf der Suche nach mir vermutlich mal wieder beim Zuschauertelefon in der Sendezentrale von TV3 an, wo man sie längst für eine Verrückte hält, die sich einbildet, die Mutter einer Moderatorin zu sein. Alles schon da gewesen.

Als sie ans Telefon geht, scheint sie sich zwar zu freuen, dass ich anrufe, aber es gibt irgendein Problem, das sich mir im ersten Moment nicht so richtig erschließt. Jedenfalls schreit Mama immer wieder »Waaas???« und »Du, ich versteh dich ganz schlecht!!!« und »Wie bitte? Sprich doch mal lauter!!« in den Hörer, bis ich schließlich aus der Not heraus ebenfalls anfange zu brüllen.

»Ich kann dich sehr gut verstehen, Mama!«, rufe ich so laut und so artikuliert ich kann, »was ist denn los?! Hast du das Telefon ganz normal in der Hand? Mama? Hallo???«

Meine Mutter hat es grundsätzlich nicht so mit Telefonen. Also mit dem Telefonieren an sich schon, denn natürlich muss sie, wie alle Mütter, mindestens einmal in der Woche hören, dass ihre Töchter wider Erwarten unverletzt sind und weiterhin aufrecht gehen. Aber das Gerät selbst ist bei Mama nicht gut aufgehoben. Seit das Telefon an sich nicht mehr mittels einer Schnur festgebunden ist, verlegt sie es gerne mal und findet es dann nicht wieder. Da hilft es natürlich nicht, dass die Dinger seit Jahren noch dazu immer kleiner werden.

Im Haushalt meiner Eltern hat es schon überall geklingelt, ob im Kühlschrank (Gemüsefach), im Komposteimer (zwischen Spargelschalen und Kaffeesatz) oder im Backofen (Blätterteig), und einmal hat mein Vater das Telefon, oder vielmehr was davon übrig war, aus der Waschmaschinentrommel gefischt. Mit einem neuen Telefon kann man meinen Eltern immer eine Freude machen. Sie wechseln ihre Geräte notgedrungen wie andere Leute ihre Zahnbürste, was in der Regel auch bedeutet, dass meine Mutter sich mit dem jeweils aktuellen Teil kaum auskennt und regelmäßig die falschen Tasten drückt, sodass man sich irgendwann in einer Konferenzschaltung wiederfindet mit Leuten, die man überhaupt nicht kennt, und im gespeicherten Telefonbuch tummeln sich zahlreiche kryptische Einträge wie »Cqxu« (Arzt) oder »Dr Rfooep« (Putzfrau).

»Simona?«, ruft meine Mutter wieder. »Simona, bist du noch dran? Herrgott. Ich glaube, ich höre auf dem linken Ohr wirklich schlecht. Das gibt es doch nicht. Ich hab das doch neulich schon gesagt. Ich bin doch nicht blöd! Vaddern!!!«, und das letzte Wort brüllt sie so laut, dass man es bis unten in den Keller hören muss, wo mein Vater vermutlich gerade in seiner Kellerbar die Biergläser poliert, um auch mal was Eigenes zu haben. »Vaddern!!!! Hab ich’s nicht gesagt??? Ich höre schlecht! Auf dem linken Ohr! Ganz schlecht! Wirklich ganz schlecht! Du wolltest es mir ja nicht glauben, aber ich sag’s dir! Ich kann wirklich gar nichts verstehen hier! Oder ist das Telefon schon wieder kaputt?!«, und dann rumpelt es und rumort und scheppert, weil meine Mutter auf dem Gerät herumkloppt wie eine Wahnsinnige und es ordentlich schüttelt, um zu überprüfen, ob noch alles dran und drin ist, was ich mittlerweile bezweifle.

»Mama«, sage ich laut und deutlich, »dann nimm doch das andere Ohr! Das funktioniert bestimmt noch! Du hast zwei davon! Hörst du?!«

»Waaas?«, schreit Mama wieder, und ich bin kurz davor, mich in der Tischkante zu verbeißen, beschränke mich aber darauf, tief durchzuatmen. Ganz tief. Und jetzt nochmal.

»Du sollst das andere Ohr nehmen!«, brülle ich. »DAS AN-DE-RE OHR! Rechts, Mama!«

Schweigen am anderen Ende. Schließlich tut sich wieder etwas, und ich höre ein Räuspern.

»Geht es jetzt, Mama?«, frage ich nach ein paar Momenten vorsichtig, »kannst du mich jetzt hören?«, und Mama freut sich.

»Ja, jetzt geht es«, sagt sie zufrieden, »besser. Viel besser! Aber das ist doch schlimm, mit dem Ohr. Findest du nicht?«

Ich seufze. Mama ist ja wirklich süß, aber manchmal wundert es mich, dass ihr nicht längst ganz furchtbare Sachen passiert sind und dass aus meiner Schwester Sanne und mir überhaupt irgendetwas geworden ist.

Sei’s drum, trotz zeitweiliger Totalausfälle ist Mama natürlich die beste Mama der Welt, obgleich sicherlich nicht die entspannteste. Auch jetzt ist es ein hartes Stück Arbeit, aber letztendlich kann ich sie doch davon überzeugen, dass ich bestimmt nicht sofort mit einer Plastiktüte als einziger Habe und Haaren voller Ungeziefer in der Gosse landen werde, nur weil mir jemand unter den Rock fotografiert hat, während ich eine Flasche in der Hand halte und auf einem Tresen tanze, der immerhin zur Hälfte mir gehört.

Gut, es sind schon Erfolgsgeschichten wegen weit weniger aufregender Fotos ins Wanken geraten, aber meine Karriere ist nun wirklich nicht so wichtig, dass überhaupt jemand ein Interesse daran haben könnte, sie zu beenden.

Na ja, bis auf Jacqueline Schnieder vielleicht. Aber die kenne ich überhaupt nicht. Wer soll das überhaupt sein? Scha-kke-li-ne, allein der Name treibt einem doch schon die Tränen in die Augen. Nee, nee, von so was darf man sich nicht ins Bockshorn jagen lassen. Beschließe ich, straffe die Schultern, solange ich es noch kann, und mache mich endlich daran, mich ausgehfertig zu machen.

Marnie

Heißa, heute wollen sie’s aber wissen! Als ich um sieben vor der »parallelwelt« um die Ecke biege, steht draußen schon ein Haufen Leute und wartet auf Einlass, auf Getränke und vor allem natürlich auf mich.

»Marnie! Da bist du ja!«, schreit einer aus der Runde, und ich zucke zusammen.

Ach, du je! Bei der Vollversammlung handelt es sich um Monas Handwerker von »Renovieren Um Vier«. Das Rollkommando von der Baustelle! Und vermutlich das trinkfesteste Sixpack, das Hamburg zu bieten hat. Flugs Überschläge ich im Hinterkopf die Getränkevorräte. Könnte knapp werden. Ich kenn doch die Jungs.