Inhaltsverzeichnis

Vorwort.
Erstes Kapitel.
Zweites Kapitel.
Drittes Kapitel.
Viertes Kapitel.
Fünftes Kapitel.
Sechstes Kapitel.
Siebentes Kapitel.
Achtes Kapitel.
Neuntes Kapitel.
Zehntes Kapitel.
Elftes Kapitel.
Zwölftes Kapitel.
Dreizehntes Kapitel.
Vierzehntes Kapitel.
Fünfzehntes Kapitel.
Sechzehntes Kapitel.
Siebenzehntes Kapitel.
Achtzehntes Kapitel.
Neunzehntes Kapitel.
Zwanzigstes Kapitel.
Einundzwanzigstes Kapitel.
Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Dreiundzwanzigstes Kapitel.
Vierundzwanzigstes Kapitel.
Fünfundzwanzigstes Kapitel.
Sechsundzwanzigstes Kapitel.
Siebenundzwanzigstes Kapitel.
Achtundzwanzigstes Kapitel.
Neunundzwanzigstes Kapitel.
Dreißigstes Kapitel.
Einunddreißigstes Kapitel.
Zweiunddreißigstes Kapitel.
Dreiunddreißigstes Kapitel.
Vierunddreißigstes Kapitel.
Fünfunddreißigstes Kapitel.
Sechsunddreißigstes Kapitel.
Siebenunddreißigstes Kapitel.
Achtunddreißigstes Kapitel.
Neununddreißigstes Kapitel.
Vierzigstes Kapitel.
Einundvierzigstes Kapitel.
Zweiundvierzigstes Kapitel.
Dreiundvierzigstes Kapitel.
Vierundvierzigstes Kapitel.
Fünfundvierzigstes Kapitel.
Sechsundvierzigstes Kapitel.
Siebenundvierzigstes Kapitel.
Achtundvierzigstes Kapitel.
Neunundvierzigstes Kapitel.
Fünfzigstes Kapitel.
Georg Ebers

Die Nilbraut


e-artnow, 2013
ISBN 978-80-7484-194-1

Drittes Kapitel.

Inhaltsverzeichnis


Das Boot des Mukaukas glitt indessen, von kräftigen Ruderschlägen getrieben, ruhig dem Laufe des Stromes entgegen. Es ward darin bald geflüstert, bald gesungen. Die kleine Maria war an der Brust Paulas entschlummert, die griechische Erzieherin blickte bald nach dem Kometen, der sie beängstigte, bald auf Orion, dessen Schönheit ihr alterndes Herz entzückte, bald auf die Jungfrau, der sie nicht gönnte, von diesem Liebling der Götter so bevorzugt zu werden. Es war eine köstliche, warme, stille Nacht, und das Mondlicht, welches das Meer zwingt, flutend zu wachsen, läßt auch die wogenden Gefühle in der Menschenbrust steigen und schwellen. Was Paula forderte, das sang Orion, als sei nichts ihm fremd, was auf der Leier eines griechischen Dichters die nun hinabgesunkene Welt jemals entzückt, und je länger sie fuhren, desto heller und schöner klang seine Stimme, desto schmelzender und bestrickender ward ihr Ausdruck, mit desto feurigerem Werben wandte sie sich an das Herz des Mädchens; und so gab Paula sich dem süßen Zauber gefangen, und wenn er die Laute senkte und sie leise fragte, ob sein Vaterland nicht schön sei in solcher Nacht, welches Lied ihr das liebste, ob sie ahne, was es für ihn bedeute, im Hause der Seinen sie gefunden zu haben, ließ auch sie sich hinreißen, ihm im Flüsterton Antwort zu geben.

Unter den dichten Baumkronen des schlummernden Gartens zog er ihre Hand an die Lippen, und sie ließ es bebend geschehen. – Schwere, schwere Jahre lagen hinter ihr. Des Arztes Ausspruch war nur zu wahr gewesen. Harten Schicksalsschlägen war für sie, die stolze Tochter eines großen Vaters, eine Reihe von peinigenden Demütigungen gefolgt. Das Leben der aus Mildherzigkeit im reichen Hause aufgenommenen, wenn auch nicht armen, so doch verlassenen Anverwandten war längst zu einem schweren Dornenpfad für sie geworden, aber vorgestern hatte sich das alles geändert. Orion war ja da! Wie ein schönes Schicksalsgeschenk hatten Haus und Stadt seine Heimkehr gefeiert, und auch ihr war ein reicher Anteil daran zugefallen. Nicht wie die verlassene Verwandte, sondern wie das herrliche, vornehme Weib, das sie war, hatte er sie begrüßt. Sonnenschein ging aus von seinem Wesen, und der drang ihr mitten ins Herz und ließ sie das Haupt wieder aufrichten wie eine Blume, die man wieder unter den freien Himmel stellt, nachdem ihr Licht und Luft lang entzogen. Sein frischer Geist und froher Lebensmut erquickten ihr Herz und Sinn, die Beachtung, die er ihr schenkte, stärkte ihr gesunkenes Selbstvertrauen und erfüllte ihre Seele mit warmem Dank. Ach, und wie köstlich schien es ihr, sich dankbar, innig dankbar fühlen zu dürfen! Und dann, dann war der heutige Abend gekommen, der schönste, herrlichste, den sie seit Jahren genossen. Er hatte sie wieder gelehrt, was sie beinahe vergessen, daß sie noch jung, daß sie noch sei, daß sie das Recht besitze, glücklich zu sein, Entzücken zu empfinden und zu erwecken, vielleicht sogar zu lieben und wieder geliebt zu werden.

Sein Kuß brannte noch auf ihrer Rechten, wie sie das kühle Zimmer betrat, wo Frau Neforis hinter ihrem Spinnrocken neben dem Lager ihres kranken Gatten, der sich immer in später Stunde zur Ruhe begab, der Heimkehrenden harrte. Mit übervollem Herzen drückte Paula die Lippen auf die Hand des Oheims, des Vaters Orions, – durfte sie sagen »ihres« Orion? Dann küßte sie – wie lange war dies nicht geschehen! – auch ihre Base, seine Mutter, während sie ihr mit der kleinen Maria eine gute Nacht wünschte; Neforis aber nahm ihren Kuß kühl und verwundert hin und blickte nur forschend auf sie und ihren Sohn. Gewiß kamen ihr dabei mancherlei Gedanken, doch hielt sie es für angemessen, ihnen fürs erste keinen Ausdruck zu geben. Als habe sich nichts Besonderes ereignet, ließ sie die Mädchen sich entfernen, überwachte sie die Leute, welche ihren Gemahl in das Schlafzimmer trugen, gab sie ihm die weißen Kügelchen, deren er, um zu schlafen, bedurfte, schob sie ihm mit unermüdlicher Sorgfalt die Kissen so lange zurecht, bis ihm seine Lage behagte. Dann erst, und nachdem sie sich überzeugt hatte, daß ein Diener im Nebenzimmer wache, verließ sie ihn und suchte – es lag Gefahr im Verzug – ihren Sohn auf.

Die große, starke, etwas schwerfällige Frau war in ihrer Jugend ein stattliches, schlankes Mädchen, eine vornehme Erscheinung, ihr etwas nüchternes und unbewegliches Antlitz dagegen nie hervorragend schön gewesen. Aber die Jahre hatten ihm wenig angethan, und es war jetzt ein hübsches, volles, kühles Matronengesicht geworden, das bei langjähriger, aufopfernder Krankenpflege die Farbe verloren. Ihre Geburt und Stellung verliehen ihr etwas Sicheres und Selbstbewußtes, doch lag nichts Gewinnendes, Anziehendes in ihrem Wesen. Andermanns Leid und Freud war nicht das ihre, aber sie konnte sich darum doch bis zur Aufopferung mühen und plagen, und ihr Herz war fähig, sich für andere bis zu leidenschaftlicher Glut zu erhitzen. Freilich mußten diese anderen ihre nächsten Angehörigen sein, und nur diese. So war denn eine treuere, sorgfältigere Gattin und zärtlichere Mutter schwer zu finden, aber wollte man das, was an Liebe in ihr lebte, mit einem Gestirn vergleichen, so reichten seine kurzen Strahlen nicht über ihre allernächsten Blutsfreunde hinaus, und diese empfanden es billigerweise dankbar als etwas Besonderes und Beglückendes, in dem engen Liebeskreis dieser unfreigebigen Seele Aufnahme gefunden zu haben.

Jetzt pochte sie an Orions Wohnzimmer, und er begrüßte den späten Besuch mit Ueberraschung und Freude. Sie kam, um Wichtiges mit ihm zu besprechen, und that es schon jetzt, weil Paulas und ihres Sohnes Benehmen von vorhin sie zur Eile zwang. Es war zwischen diesen beiden etwas vorgegangen, und die Nichte ihres Gatten stand weit außerhalb des engen Gebietes ihrer Liebe.

Es lasse sie nicht schlafen, leitete sie ihre Anrede ein. Sie habe einen Wunsch auf dem Herzen, und der Vater teile denselben. Orion wisse wohl, was sie meine; sie habe ja schon gestern mit ihm darüber geredet. Der Vater sei ihm liebreich entgegengekommen, habe seine Schulden gern und ohne ein tadelndes Wort bezahlt, und nun sei es an ihm, einen Strich über das alte, ungebundene Leben zu machen und einen eigenen Hausstand zu gründen. Die Braut, er wisse es ja, sei gefunden. »Vorhin,« sagte sie, »ist Susanna bei uns gewesen. Du, Bösewicht, sie gesteht es selbst, hast ihrer Katharina heute morgen das Köpfchen völlig verdreht!«

»Leider,« unterbrach er sie verdrießlich. »Dies Schönthun mit den Weibern ist mir geradezu zur Gewohnheit geworden; aber es soll von nun ab aus damit sein. 's ist meiner nicht mehr würdig, und jetzt, liebe Mutter, jetzt fühl' ich . . .«

»Daß der Ernst des Lebens beginnt,« stimmte Neforis ein. »Eben dahin zielt auch der Wunsch, der mich zu Dir führt. Du kennst ihn, und ich wüßte nicht, was Du dagegen einwenden solltest. Kurz und gut, laß mich morgen die Sache mit Frau Susanna ins reine bringen. Ihrer Tochter Neigung bist Du gewiß, sie ist die reichste Erbin im Lande, gut erzogen, und, ich wiederhole es, sie hat Dir ihr Herzchen geschenkt.«

»Und sie mag es behalten!« lachte Orion.

Da rief die Mutter erregt: »Ich bitte Dich, Deine Heiterkeit für passendere Zeiten und komische Dinge zu sparen – ich mein' es sehr ernst, wenn ich sage: Das Mädchen ist lieb und gut und soll Dir, so Gott will, eine treue, zärtliche Gattin werden. Oder hast Du etwa das eigene Herz in Konstantinopel gelassen? Sollte Dich die schöne Verwandte des Senators Justinus . . . Aber Thorheit! Du setzest doch wohl selbst kaum voraus, daß wir diese flatterige Griechin . . .«

Da umfaßte sie Orion und rief zärtlich: »Nein, Mütterchen, nein! Konstantinopel liegt weit, weit hinter mir in grauen Nebeln, jenseit der äußersten Thule; aber hier, hier, ganz nah', im Vaterhaus hab' ich etwas viel Schöneres und Vollkommeneres gefunden, als den Leuten am Bosporus je gezeigt worden ist. Die Kleine paßt nicht für einen Sohn unseres großen, breitschulterigen Stammes. Auch unsere künftigen Geschlechter sollen das gemeine Volk an Höhe in jeder Beziehung stolz überragen, und ich will kein Spielzeug zur Gattin, sondern ein Weib, wie Du es selbst in Deiner Jugend gewesen, ein hohes, vornehmes, schönes. Zu keiner Zaunkönigin, zu einer wahrhaft königlichen Jungfrau zieht mich das Herz. Was braucht's da noch vieler Worte! Paula, die herrliche Tochter des edlen Thomas, sie hab' ich gewählt! Vorhin ist es mir aufgegangen wie eine Offenbarung; für den Bund mit ihr bitt' ich um euren Segen!«

Bis dahin hatte Frau Neforis den Sohn reden lassen. Was sie vernehmen zu müssen gefürchtet, frei und keck hatte er ihr's zu hören gegeben. Und wie lang war es ihr gelungen, an sich zu halten! Jetzt aber war ihre Selbstbeherrschung zu Ende. Zitternd vor Aufregung schnitt sie ihm das Wort ab und rief mit hochgeröteten Wangen: »Nicht weiter, nicht weiter! Verhüte der Himmel, daß das, was ich da mit anhören mußte, etwas anderes ist als ein flüchtiger, närrischer Einfall! Hast Du denn ganz vergessen, wer und was wir sind? Weißt Du nicht mehr, daß es Glaubensgenossen der Melchitin waren, die Dir Deine beiden lieben Brüder, uns zwei blühende Söhne erschlugen? Was gelten wir unter den Griechen, den Orthodoxen! Aber unter den Aegyptern, unter allen, welche der seligmachenden Lehre des Eutyches anhängen, unter den Monophysiten sind wir die ersten und wollen es bleiben und unser Ohr und Herz den Ketzern und ihrem Irrglauben verschließen! Ein Enkel des Menas, ein Bruder zweier Märtyrer für unser erhabenes Bekenntnis vermählt mit einer Melchitin! Tempelschänderisch, gotteslästerlich ist dieser Gedanke; ich finde dafür keine milderen Worte! Bevor ich, ehe der Vater dem nachgibt, wollen wir kinderlos enden! Und dieser Hergelaufnen willen, die nichts besitzt als ihren Bettelstolz und die zusammengescharrten Reste eines Vermögens, das nie mit dem unseren zu vergleichen gewesen, für diese Undankbare, die sich schwer bezwingt, mir, ihrer Wohlthäterin, Deiner Mutter – bei Gott, ich rede die Wahrheit – auch nur den ›guten Morgen‹ zu bieten, womit ich selbst die Sklaven freundlich begrüße, um ihretwillen soll ich, sollen wir Eltern den Sohn verlieren, den einzigen, den der gnädige Himmel uns noch zu unserer Freude gelassen? Nein, nein, nein! Das sei ferne! Und Du, Orion, mein Herzensjunge, Du bist Dein Leben lang ein verwegener Bursche gewesen, aber den verruchten Mut findest Du doch nicht, dieser kalten Schönen zu liebe – in zwei Tagen hast Du sie einige Stunden gesehen – Deine alte Mutter, die Dich vierundzwanzig Jahre lang zärtlich am Herzen gehalten, zu Tode zu betrüben, und dem Vater, dessen Tage gezählt sind, den kurzen Lebensrest zu vergiften. Den Mut, Du mein Herzblatt, den findest Du nicht, nein, den kannst Du nicht finden! Und findest Du ihn dennoch in einer verfluchten Stunde, findest Du ihn, dann – ich bin Dir Dein Leben lang eine zärtliche Mutter gewesen – dann – so wahr Gott mir und dem Vater beistehen soll in unserer letzten Stunde, dann reiße ich die Liebe zu Dir aus der Seele wie ein schädliches Giftkraut, dann würde ich, und wenn mir das Herz dabei bräche . . .«

Da zog Orion die tief erregte Frau, welche sich längst seinen Armen entzogen, wieder an sich, legte ihr die Hand leicht an den Mund, küßte ihr beide Augen und flüsterte ihr ins Ohr:

»Er hat ja den Mut nicht und findet ihn auch schwerlich im Leben.« Dann faßte er ihre beiden Hände, schaute ihr offen ins Antlitz und rief: »Brrr! So angst wie bei diesen Drohungen ist Deinem Wagehalse noch nie zu Mut gewesen. Aber was waren das auch für gräßliche Worte, und noch ärgere lagen Dir schon auf der Zunge! Mutter, Mutter Neforis! Dein Name bedeutet die Gute, aber wie böse, wie bitterböse kannst Du doch sein!«

Damit zog er die geliebte Frau fester an sich, küßte ihr in einer übermütigen Anwandlung, die ihn nach der Erschütterung, die er erfahren, wie ein Rückschlag überfiel, Haar und Schläfen und Wangen rasch hinter einander, und als sie ihn verließ, hatte er ihr gestattet, für ihn um die kleine Katharina zu werben, und dafür das Versprechen eingetauscht, daß dies noch nicht morgen, sondern frühestens übermorgen geschehen solle. Dieser Aufschub kam ihm schon wie eine Errungenschaft vor, und als er mit sich allein war und überdachte, was er da gethan und der Mutter bewilligt hatte, blutete ihm zwar das Herz aus Wunden, deren Tiefe er selbst noch nicht ermaß, aber er freute sich dennoch, Paula noch nicht fester an sich gebunden zu haben. Seine Augen hatten ihr mancherlei erzählt, aber das Wort »Liebe« war noch nicht über seine Lippen gekommen, und darauf kam es doch an. Einen Handkuß einer schönen Verwandten zu geben, war dem Vetter sicher gestattet. Begehrenswert, o, wie begehrenswert war sie und blieb sie, aber um eines Mädchens willen, und wär' es Aphrodite selbst oder eine der Musen oder Charitinnen gewesen, mit den Eltern brechen, das war ja undenkbar! Schöne Frauen gab es für ihn zu Tausenden auf Erden, aber nur eine Mutter, und wie oft hatte sein Herz schon schneller geschlagen, sich ein anderes erobert, dessen Gaben fröhlich genossen und sich dann wieder leicht und willig beruhigt.

Diesmal schien er freilich tiefer ergriffen zu sein als in früheren Fällen, und selbst die schöne persische Sklavin, um derentwillen er, kaum der Schule entwachsen, große Thorheiten begangen, und die reizende Heliodora in Konstantinopel, der er noch ein Andenken schuldete, hatten so nicht auf ihn gewirkt. Diese Paula aufzugeben war schwer, aber es ging doch nicht anders! Morgen mußte er versuchen, auf einen freundschaftlichen, geschwisterlichen Fuß mit ihr zu gelangen; denn daß sie sich wie die sanfte Heliodora, die ihr ja im Range gleich stand, mit seiner »Liebe« zufrieden geben werde, darauf durfte er nicht hoffen. Schön, unvergleichlich schön wär' es doch gewesen, an der Seite dieses herrlichen Weibes durchs Leben zu fliegen! Fuhr er mit ihr durch die Hauptstadt, so war er sicher, daß alle Welt stillstehen und sich nach ihnen umschauen mußte. Und wenn sie ihn liebte, und sie öffnete ihm zärtlich die Arme . . . O, o, warum hatte das tückische Schicksal sie zu einer Melchitin gemacht?! Und dann: leider, leider konnt' es auch mit ihrem inneren Wesen nicht sonderlich gut beschaffen sein; hätte es ihr denn sonst nicht gelingen müssen, sich in zwei Jahren statt der Abneigung die Liebe seiner trefflichen, zärtlichen Mutter zu erwerben? Ja, am Ende war es doch gut so, wie es gekommen; aber Paulas Bild ließ dennoch nicht von ihm und verdarb ihm den Schlaf, und sein Verlangen nach ihrem Besitz kam nicht zur Ruhe.

Indessen begab sich Frau Neforis nicht sogleich zu ihrem Gatten zurück, sondern zu Paula. Diese Angelegenheit mußte noch heute nach allen Seiten hin zum Abschluß gelangen! Hätte ihr Sieg dem Kranken ungetrübte Freude zu bereiten versprochen, so wäre sie mit der Freudenbotschaft zu ihm geeilt; denn sie kannte nichts Höheres als ihm einen guten Augenblick zu bereiten, aber der Mukaukas hatte ihrer Wahl nur widerwillig zugestimmt; denn auch ihm erschien Katharina zu klein und kindisch für den großen Sohn, dessen geistige Reife ihm bei mancher längeren Unterredung, die er nach seiner Heimkehr mit ihm gepflogen, zur Freude seines Vaterherzens unleugbar und bedeutend vor die Seele getreten war.

Das »Bachstelzchen«, dem er ja alles Schönste und Beste wünschte, genügte ihm nicht für Orion. Ihm, dem Vater, wäre Paula eine liebe Schwiegertochter gewesen, und es hatte ihm oft wohl gethan, sie sich an Orions Seite zu denken. Aber sie war eine Melchitin, und er wußte, wie übel seine Gattin ihr leider gesinnt war, und so verschloß er diesen Wunsch in sich, um die treue Pflegerin, welche nur für ihn lebte, fühlte und dachte, nicht zu kränken; und Frau Neforis wußte oder ahnte das alles, und sie sagte sich, daß es ihn die Nachtruhe kosten werde, wenn er heute schon erführe, was Orion ihr zugesagt hatte.

Mit Paula stand es anders. Je eher sie erfuhr, daß sie von ihrem Sohne nichts zu erwarten habe, um so besser für sie.

Am vergangenen Morgen hatten sie und Orion einander wie ein Liebespärchen begrüßt, und vorhin waren sie wie Braut und Bräutigam auseinander gegangen. Solchem ärgerlichen Schauspiel wollte sie nicht wieder beiwohnen, und so sprach sie bei der Damascenerin vor und vertraute ihr glückselig an – aber bis übermorgen sollte sie schweigen – welche Freude ihr Sohn ihr soeben bereitet.

Paula hatte schon bei ihrem Eintritt aus ihrem strahlenden Gesicht den Schluß gezogen, daß sie etwas für sie Peinliches bringe, und so bewahrte sie die schickliche Fassung. Mit der Maske kühler Gleichgültigkeit ließ sie den Erguß des frohbewegten Mutterherzens über sich ergehen und wünschte auch den Verlobten Glück; aber sie that es mit einem Lächeln, das Frau Neforis empörte. Sie war sonst gewiß nicht böse, aber diesem Mädchen gegenüber verwandelte sich ihre Natur, und es war ihr nicht unlieb, ihr wieder einmal zu zeigen, daß in ihrer Lage Bescheidenheit am Platze sei. Das alles sagte sie sich selbst, wie Paulas Zimmer hinter ihr lag, aber vielleicht hätte diese Frau, an der vieles gut war, Reue empfunden, wenn es ihr gestattet gewesen wäre, in den folgenden Stunden in das Herz der ihrem Schutz befohlenen Waise zu schauen.

Nur einmal schluchzte Paula heftig auf; dann trocknete sie unwillig die Thränen, blickte lange finster zu Boden und schüttelte dabei oft das schöne Haupt, als sei ihr etwas Unerhörtes, Unfaßbares begegnet.

Mit einem schmerzenden Seufzer legte sie sich endlich zur Ruhe, und während sie vergeblich nach Schlaf und der Kraft rang, zu beten und sich still zu ergeben, kam ihr die Zeit vor wie eine endlose Steppe, das Schicksal wie ein grausamer Jäger, und das Wild; das er verfolgte, das war sie selbst.

Zehntes Kapitel.

Inhaltsverzeichnis


Paula hatte sich nach den großen Erregungen der vergangenen Nacht mit fliegenden Pulsen auf das Lager geworfen. Der Schlaf floh sie, und so war sie mehr als zwei Stunden nach Sonnenaufgang ans Fenster getreten, um die Laden zu schließen. Dabei hatte sie ins Freie geschaut und gesehen, wie Hiram in eines der Boote des Mukaukas gesprungen war und das leichte Fahrzeug vom Lande abgestoßen hatte. Sie durfte weder rufen noch winken, aber nachdem der treue Mann in das offene Wasser gelangt war, hatte er sich umgeschaut, das Gesicht ihren Fenstern zugewandt, sie in ihrem weißen Morgengewand erkannt und das Ruder hoch und froh in die Höhe geschwungen. Das konnte nur bedeuten, daß er seine Aufgabe gelöst und ihr Kleinod verkauft habe. Jetzt fuhr er über den Nil, um den Nabbatäer zu werben.

Nachdem sie die Laden geschlossen und das Gemach verfinstert hatte, legte sie sich noch einmal nieder, und nun forderte die Jugend ihr Recht: die schwer Ermüdete verfiel in tiefen, traumlosen Schlummer.

Als sie mit perlender Stirn erwachte, war die Sonne nur noch wenig von der Mittagshöhe entfernt, fehlte nur noch eine Stunde an der Zeit des Ariston, des griechischen Frühstückes, das gemeinsam genossen wurde und dem gegen Abend die Hauptmahlzeit folgte. Sie hatte noch nie dabei gefehlt, und ihr Ausbleiben würde Aufsehen erregt haben.

Wie in allen vornehmen ägyptischen Häusern, so ging es auch in dem des Mukaukas mehr griechisch als ägyptisch zu, und dies bezog sich nicht nur auf die Mahlzeiten, sondern auch auf vieles andere, besonders auf die Sprache. Vom Hausherrn an bis zum jüngsten Mitglied der Familie redete man untereinander griechisch und nur mit den Dienstboten koptisch, die alte Landessprache, in welche freilich längst zahlreiche hellenische Lehn-und Fremdwörter eingedrungen waren.

Des Statthalters Enkelin, die hübsche zehnjährige Maria, hatte sich eher griechisch als koptisch fehlerfrei und geläufig auszudrücken gelernt, aber die schöne Sprache der Hellenen richtig zu schreiben war sie bei Paulas Ankunft noch nicht im stand gewesen. Diese liebte Kinder, sehnte sich nach Beschäftigung und hatte es darum aus freien Stücken übernommen, die Kleine in dieser Kunst zu unterrichten, und ihre Gastfreunde schienen anfänglich über diesen Dienst erfreut zu sein, aber sehr bald gewann das Verhältnis zwischen Frau Neforis und der Nichte ihres Gatten die unerfreuliche Gestalt, welche es beibehalten sollte, und nun hatte jene dem Unterricht ein Ende gemacht und als Grund für dies beleidigende Vorgehen angeführt, daß Paula ihrer Schülerin aus einem griechischen Andachtsbuche ihrer orthodoxen Konfession ganze Stücke diktirt habe. Dies war allerdings geschehen, aber ohne den geringsten Hintergedanken, und die ausgesuchten Stücke hatten nur Sätze enthalten, welche jedem Christen, gleichviel welcher Konfession, das Herz erheben konnten.

Die Kleine war über den Machtspruch der Großmutter in Thränen zerflossen, obgleich Paula die Lehrstunden sehr ernst genommen hatte, aber Maria liebte die ältere Freundin zärtlich und mit der ganzen Schwärmerei eines halberwachsenen Mädchens – so durfte man eine Zehnjährige in Aegypten nennen – die ihr leidenschaftliches Herz an eine schöne, ihr in jeder Hinsicht überlegene Jungfrau hängt, und Paulas Arme waren weit geöffnet für das Kind, welches Sonnenlicht in die düstere, frostige Lebensluft goß, die sie im Hause ihres Oheims umgab. Aber Frau Neforis sah in der feurigen Liebe des Kindes zu der melchitischen Verwandten etwas Uebertriebenes, Ungesundes, ja die Glaubenstreue der Kleinen Gefährdendes, und es kam ihr vor, als habe Maria unter dem Einfluß der Damascenerin das Herz von ihr ab-und jener um so zärtlicher zugewandt. Und dieser Eindruck schwebte nicht in der Luft; denn des Kindes ungewöhnliches Gerechtigkeitsgefühl ertrug es schwer, die Freundin verkannt, zurückgesetzt, oft laut und entschieden falsch und ungünstig beurteilt zu sehen, und so hielt Maria sich verpflichtet, so weit es an ihr lag, gut zu machen, was die Großmutter an der in ihren Augen vollkommenen Hausgenossin verschuldete.

Aber Neforis war nicht die Frau, dies Verhalten der Kleinen sich gefallen zu lassen. Sie war ihre Enkelin, ihres verstorbenen Sohnes einzige Tochter, und zwischen diese und sie sollte sich niemand stellen. So verbot sie ihr, Paula ohne einen bestimmten Auftrag auf ihrem Zimmer zu besuchen, und als eine griechische Pädagogin für das Kind angenommen worden war, empfing sie den besonderen Auftrag, ihren Zögling möglichst fern von der Damascenerin zu halten. Das alles fachte die Leidenschaft des Kindes nur an, und wie zärtlich die Großmutter es bisweilen an sich zog und so wenig Maria auch die Ergebenheit gegen sie außer Augen setzte, wollte es doch bei beiden nie zu recht gleichmäßiger Herzenswärme kommen, und daran war Paula ganz gewiß schuld, wenn auch gegen ihren Willen und durch ihr bloßes Dasein.

Offen und in hundert versteckten Andeutungen gab Frau Neforis der Nichte ihres Gatten zu fühlen, daß sie ihr die Enkelin entfremde, und so blieb Paula nichts übrig als das Kind, zu dem sie alles hinzog, von sich fern zu halten und ihm nur gelegentlich die ganze Fülle ihrer Liebe zu zeigen. Zuletzt hatte das Leben ihr so viel Harm bereitet, daß es ihr kaum mehr gelang, sich der Harmlosen harmlos wie früher hinzugeben, ein Kind mit dem Kinde zu sein, und Maria bemerkte dies wohl und schrieb Paulas verändertes Wesen dem Kummer zu, den sie über die Härte der Großmutter empfand.

Vor den Mahlzeiten konnte Maria am häufigsten bei der Freundin vorsprechen; denn dann beachtete sie niemand, und die Großmutter hatte ihr noch nicht verboten, die Freundin zu Tische zu rufen.

Ein Besuch bei ihr bot dem Kinde den größten Genuß, schon weil er ihr untersagt war, aber nicht weniger, weil Paula auf ihrem Zimmer sich ganz anders zeigte, als unter den anderen, weil sie sie dort ungestört anschauen, sie küssen und sich dabei sagen durfte, daß sie ihr gut sei. Dort erzählte sie ihr auch alles Erlaubte, das sich in ihrem kleinen Lebenskreise zutrug; doch sie zur Vertrauten einer Ungehörigkeit oder ihrer harmlosen Kinderstreiche zu machen, davon hielt das lebhafte und oft knabenhaft unternehmende Kind die Bewunderung zurück, die sie derjenigen zollte, an der ihr alles größer, edler, vornehmer vorkam als an anderen Menschen.

Wie Paula eben mit der Ordnung ihres Haares fertig geworden, klopfte Maria, die sogar in die Gemächer der Großmutter wie ein Brausewind stürzte, bescheiden an die Thür. Sie flog ihr nicht an den Hals wie der Witwe Susanna und ihrem munteren Töchterchen Katharina, sondern küßte nur ihren weißen Arm mit inbrünstiger Hingabe und errötete dann über und über vor Glückseligkeit, als Paula sich zu ihr niederbog, die Lippen auf ihr Haar und ihre Stirn drückte und ihr das feuchte, glühende Antlitz trocknete. Darauf nahm sie Marias Kopf freundlich zwischen die Hände und rief:

»Wie Du aussiehst, Wildfang!«

In der That war das hübsche, liebe Gesicht der Kleinen feuerrot und an den Augen so aufgeschwollen, als habe sie eben heftig geweint.

»Es ist so fürchterlich heiß,« versetzte Maria. »Eudoxia« – dies war ihre griechische Erzieherin – »sagt, daß Aegypten im Sommer ein feuriger Ofen sei, eine Hölle auf Erden. Sie ist ganz krank von der Hitze, liegt da wie ein Fisch auf dem Sande, und das einzige, was gut daran ist . . .«

»Sie hat Dich laufen lassen und Dir keine Stunden gegeben?«

Maria bejahte dies mit leisem Nicken, doch als keine Zurechtweisung erfolgte, wandte sie das Köpfchen zur Seite und schaute der Freundin mit den großen Schelmenaugen verschmitzt ins Gesicht.

»Und doch hast Du geweint; und wie! Du großes Mädchen!«

»Ich? Ich geweint?«

»Ja, geweint! An den Augen seh' ich Dir's an; beichte nur! Was hat es gegeben?«

»Wirst Du nicht schelten?«

»Gewiß nicht!«

»Nun denn. Erst war es so lustig, so furchtbar lustig, Du kannst Dir's nicht denken, und die Hitze thut mir nichts an, aber als die wilde Jagd vorbei war, sollte ich zu der Großmutter, und das ward mir verboten. Im Brunnenzimmer, weißt Du, hat es 'was Besonderes gegeben, und wie sie alle wieder draußen waren, bin ich dem Orion in das Tablinum nachgekrochen, es liegen da so wunderhübsche Sachen, und ich wollt' ihn ein bißchen erschrecken; wir haben doch sonst immer miteinander gespaßt. Erst merkte er nichts, aber wie er sich über den Teppich beugte, aus dem sie den Edelstein stibitzt – ich glaub', er zählte die Juwelen in dem alten, verschossenen Dinge – sprang ich ihm rasch auf die Schulter, und da hat er einen Schreck bekommen, ich sage Dir, einen Schreck! Und dann ist er aufgefahren wie ein Kampfhahn, und . . . und da hat er mir eine Ohrfeige gegeben, ich sage Dir, eine . . . es brennt hier noch immer . . . und es ward mir dabei ganz bunt vor den Augen. Sonst war er doch immer so nett und freundlich gegen mich, und auch mit Dir, und darum – er ist ja auch mein Oheim – darum mocht' ich ihn gerne, aber eine Ohrfeige, eine Maulschelle, wie sie der Koch dem Jungen beim Spieße versetzt, dazu bin ich doch zu groß, das brauche ich mir nicht gefallen zu lassen. Seit meinem letzten Geburtstage müssen mich doch alle Sklaven und Beamten als Herrin behandeln und sich vor mir verneigen. Und jetzt? . . . Hier hat sie gesessen : . . Wie darf er?« Und nun begann sie zu weinen und fuhr schluchzend fort: »Aber damit war's nicht genug. In das dunkle Tablinum hat er mich gesperrt und mich da . . .« – ihre Thränen floßen reichlicher – »da – darin sitzen lassen! Es ist so gräßlich gewesen, und da steckt' ich vielleicht noch, wenn ich nicht ein Goldblech gefunden und mit dem Urgroßvater, ich meine das silberne Ahnenbild des Menas, darauf losgeschlagen und dazu Feuer geschrieen hätte. Das hörte der Sebek und holte den Orion, und da hat er mich freigelassen und wer weiß wie schön mit mir gethan und mich geküßt. Aber was kann mir das helfen; denn Großvater wird böse sein, ich habe ja in meiner Angst seinem seligen Vater die Nase auf dem Bleche ganz platt gehauen.«

Paula hatte dem Kinde bald ernst, bald lächelnd zugehört; doch als es schwieg, wischte sie ihm noch einmal die Augen und sagte:

»Dein Oheim ist ein Mann, mit dem Du nicht spielen darfst wie mit Deinesgleichen. Uebrigens ist der Denkzettel, den Du bekommen, immerhin etwas derb ausgefallen; aber Orion hat ja das alles wieder gut zu machen versucht. Doch die ›wilde Jagd‹, was war es mit der?«

Bei diesen Worten leuchteten Marias Augen plötzlich wieder hell auf. Im Handumdrehen war alles Schlimme, das sie erfahren, und selbst die plattgeschlagene Nase des Ahnherrn vergessen, und mit einem frohen Gelächter, das ihr aus tiefster Seele quoll, rief sie:

»Das hättest Du sehen sollen, das! Dabei wärest auch Du lustig geworden! Sie haben den Spitzbuben fangen wollen, der den Smaragd aus dem Teppich gerissen. Er hatte seine Schuhe verloren, und die wurden nun den Hunden vor die Nasen gehalten, und da brachen sie los! Erst ging es hieher an die Treppe, dann in den Stall, dann in die Wohnung eines Bereiters; ich immer hinterher, immer den Dachsen nach und den anderen Kläffern. Darauf hielten sie Rat, und zuletzt ging es zum Thore hinaus in die Stadt. Ich soll ja den Hof nicht verlassen, aber – sei mir nicht böse – es ist gar zu lustig gewesen! Zum Thore hinaus ging es, durch die Hapigasse, über den Taanchplatz und endlich in die Goldschmiedestraße, und da stürzte die ganze Bande in den Laden des Juden Gamaliel, der ein so spaßhafter Mann ist. Während er mit den anderen sprach, brachte mir seine Frau Aprikosentörtchen; bei uns gibt's keine so guten.«

»Und haben sie den Verfolgten gefangen?« fragte Paula, auf deren Wangen bei den letzten Worten des Kindes die Farbe fortwährend gewechselt.

»Ich weiß nicht,« versetzte Maria verdutzt; »da war ja gar keiner, hinter dem es eigentlich herging. Die Hunde hatten die Nase immer an der Erde, und ihnen liefen wir nach.«

»Doch nur, um den Unglücklichen zu fangen, der gewiß mit dem Raube gar nichts zu thun hat; denke nur ein wenig nach, Maria. Die Schuhe gaben den Hunden die Witterung, und man ließ sie los, um des Mannes habhaft zu werden, der sie getragen und den noch kein Richter verhörte. Man hat sie in der Vorhalle gefunden; vielleicht ließ er sie dort zufällig liegen, oder ein anderer trug sie dahin. Versetze Dich nun in die Seele solch eines unschuldigen Menschen, eines Christen wie wir, den man mit der Meute verfolgt wie ein Raubtier. Ist das nicht schrecklich? Ein guter Mensch sollte darüber nicht lachen.«

Paula sagte dies mit so nachdrücklichem Ernst, so tief bekümmert, und ihr ganzes Wesen zeigte sich so tief und schwer beunruhigt, daß das Kind sie besorgt anblickte, mit feuchten Augen auf sie zueilte und, während es das Gesicht in ihr Gewand schmiegte, ausrief:

»Ich wußte ja nicht, daß sie einen armen Menschen hetzten, und wenn Dich das wieder so traurig macht, möcht ich gar nicht dabei gewesen sein! Aber ist's denn auch wirklich so schlimm? Du bist so oft betrübt, wenn wir anderen lachen!« Dabei schaute sie mit den großen, feuchten Augen fragend und zweifelnd zu Paula empor, und diese zog sie fest an sich, küßte sie herzlich und versetzte dann mit wehmütiger Freundlichkeit:

»Wie gern möcht' ich fröhlich sein wie Du; aber ich habe gar so viel erlebt, was mich betrübt macht. Lache Du und freue Dich nach Herzenslust, ich gönne Dir's wahrlich; aber was den armen, gehetzten Mann angeht, so fürchte ich, daß er meines Vaters Freigelassener ist, der treueste, redlichste Mensch! Hat man bei Deiner fröhlichen Jagd niemand aus dem Goldschmiedladen mit fortgeführt?«

Verneinend schüttelte das Kind den Kopf und fragte:

»Dein stotternder Hiram, der Reiter ist's, den sie verfolgen?«

»Ich fürcht' es.«

»Ja, ja,« sagte die Kleine. »Warte nur . . . Es . . . ach Gott, es wird Dich wieder betrüben, aber ich glaube – sie sagten, die Schuhe hätten – ich gab nur nicht acht – sie hätten . . . Von einem Bereiter, einem Freigelassenen, einem Stotterer war immer die Rede.«

»Dann haben sie ganz gewiß einen Unschuldigen verfolgt,« rief Paula mit einem schweren Seufzer und setzte sich wieder an den Putztisch, um ihren Anzug zu vollenden.

Während ihre Hände sich regten, wie sie eben mochten, versank sie in tiefes Nachdenken, gab sie dem Kinde nur halbe Antworten und ließ es in ihrer offenen Truhe kramen, und Maria zog das seines Schmuckes beraubte Kleinod heraus und schlang es sich um den Hals.

Dabei wurde wieder an die Thür geklopft, und Katharina, das Töchterchen der Witwe Susanna, trat in das Zimmer. Das Mädchen, mit dem die Gattin des Mukaukas ihren stattlichen Sohn zu vermählen wünschte, reichte Paula kaum an die Schulter, aber es sah gar rundlich und nett aus; sauber, wie aus dem Ei geschält; und hatte dazu ein frisches, lustiges, allerliebstes Gesichtchen. Wenn sie lachte, blitzten ihre kleinen, schneeweißen, weit auseinanderstehenden Zähnchen, und ihre hellen Augen strahlten so froh in die Welt hinaus, als hätten sie dort nichts als lauter vergnügliche Dinge zu suchen oder auf harmlose Schelmenstreiche zu sinnen. Auch sie warb um Paulas Gunst, aber keineswegs mit der hingebenden, gleichmäßigen Schwärmerei Marias. Manchmal gab sie sich ihr freilich mit so stürmischer Heftigkeit hin, daß das ältere Mädchen sie abwehren mußte, dafür aber wandte sie der Damascenerin, wenn sie sich kühl von ihr behandelt oder hinter Maria zurückgesetzt glaubte, mit trotzigem Aufbegehren, Zürnen und Schmollen den Rücken. Zwar lag es in Paulas Hand, diesem »Bösesein« des »Bachstelzchens«, das gewöhnlich einen komischen Beigeschmack hatte, durch ein gütiges Wort oder einen Kuß ein Ende zu machen, doch ohne solch freundliches Entgegenkommen wäre Katharina fähig gewesen, bis an ihr Ende ihrem Groll nachzuhängen. Heute flog sie ihr an die Brust, und als Paula sie gemessener als sonst bat, sie erst ihren Anzug vollenden zu lassen, gesellte sie sich, ohne sich im geringsten empfindlich zu zeigen, zu der kleinen Maria und nahm ihr das Halsband aus der Hand, um es sich selbst umzulegen. Schön gearbeitet und mit Perlen besetzt, wie es war, gefiel es ihr vortrefflich, nur die leere Kapsel, aus der Hiram den Smaragd mit dem Messer gehoben, verunstaltete das Ganze. Aber es war doch ein königlicher Schmuck, und nachdem sie noch einen großen Wedel von Straußenfedern aus der Truhe genommen hatte, zeigte sie ihrer kleinen Freundin mit komischer, steifer Würde, wie die Kaiserin und die Prinzessinnen des Hofes sich verneigen und den Unterthanen gnädig zuwinken. Dabei gab es viel zu lachen, als aber der Anzug Paulas vollendet war und sie Katharina ersuchte, den Schmuck abzunehmen, blieb die leere, durch Hirams Messer verbogene Fassung an dem leichten Spitzengewebe ihres Oberkleides hängen. Maria hakte sie los, und die Damascenerin warf den Schmuck in die Truhe zurück.

Während sie dieselbe verschloß, fragte sie Katharina, ob ihr Orion begegnet sei.

»Orion?« wiederholte diese in einem Ton, als habe niemand außer ihr das Recht, nach ihm zu fragen. »Wir beide kamen mit einander heraus; er wollte nach den Verwundeten sehen. Hast Du ihm etwas zu sagen?«

Dabei errötete sie und blickte Paula mißtrauisch an, diese aber versetzte nichts als »Vielleicht« und rief dann, während sie die Schnur mit dem Schlüssel zur Truhe um den Hals hing:

»Kommt jetzt, ihr Mädchen, es wird Zeit zum Frühstück; ich gehe heut nicht mit hinunter.«

»Ach,« machte Maria enttäuscht; »Großvater ist sehr schwach, und Großmutter bleibt bei ihm, und kommst Du nun auch nicht, dann – dann muß ich allein mit Eudoxia essen; denn Katharinas Wagen wartet, und sie soll gleich wieder nach Hause. Ach, komm doch! Thu's mir zu Gefallen; Du weißt nicht, wie gräßlich Eudoxia sein kann, wenn es so heiß ist.«

»Geh doch mit!« bat auch Katharina; »was willst Du überhaupt noch hier oben? Gegen Abend komm' ich übrigens mit Mütterchen wieder.«

»Schön,« versetzte Paula, »aber ich muß erst zu den Kranken.«

»Darf ich mit?« fragte das Bachstelzchen und strich der Jungfrau schmeichlerisch über den Arm; Maria aber klatschte in die Hände und rief:

»Sie will nur zu Orion; denn dem ist sie so gut . . .«

Da hielt Katharina dem Kinde den Mund zu, doch als Paula sie mit schnellerem Atem bedeutet hatte, daß sie sehr ernste Dinge mit Orion zu besprechen habe, wandte ihr Katharina mit einer schnellen, trotzigen Bewegung den Rücken und ging schmollend auf die Treppe zu, während Maria sich an dem Geländer derselben heruntergleiten ließ. Noch vor wenigen Tagen wäre das kaum sechzehnjährige Bachstelzchen ihr gern auf dem nämlichen Wege gefolgt.

Paula klopfte indessen an das erste Krankenzimmer und betrat es so leise, wie die pflegende Nonne aus dem Sankt Katharinenkloster es für sie geöffnet.

Orion, den sie suchte, war hier gewesen, hatte sich aber vor kurzem wieder entfernt.

In dem ersten Gemach lag der verwundete Karawanenführer, in dem zweiten die Irrsinnige. In einem an die erste Stube grenzenden Saale, der für hohe Gäste bestimmt und darum mit fürstlicher Pracht ausgestattet war, saßen zwei Männer in tiefem Gespräch: der arabische Kaufherr und der Arzt Philippus, ein kaum mehr als dreißig Jahre alter, sehr großer, starkknochiger junger Mann, dessen Kleidung aus sauberen, aber groben Stoffen bestand und jeglichen Schmuckes entbehrte. Er hatte ein kluges bleiches Gesicht, aus dem zwei glänzend schwarze Augen wohlwollend und doch scharf und lebhaft hervorleuchteten. Seine starken Backenknochen standen viel zu weit hervor, der untere Teil seines Antlitzes war klein, häßlich, wie zusammengedrückt, während seine hohe und breite Stirn das Ganze zu einem Denkerkopf krönte, wie eine herrliche Kuppel ein wenig schönes, winziges Bauwerk.

Dieser jeder Anmut bare Mann, der dennoch bei der höchst kraftvollen Eigentümlichkeit seiner Erscheinung schwerlich, und wäre es auch in einem Kreise von bedeutenden Menschen gewesen, übersehen werden konnte, hatte sich eben lebhaft mit dem Araber unterhalten, der während ihrer zweitägigen Bekanntschaft großes und voll erwidertes Wohlgefallen an ihm gefunden hatte. Zuletzt war Orion der Gegenstand ihres Gespräches gewesen, und der Heilkünstler, ein rastloser Arbeiter, dem niemand gefiel, der müßig als Genußmensch dahinlebte, hatte ihn bei aller Anerkennung seiner glänzenden Begabung und wohl verwandten Schulzeit weit härter beurteilt als der alte Herr. Dem Arzte war jede menschliche Existenz heilig, und alles schien ihm wert der Vernichtung, was den Leib oder die Seele eines Menschen zu schädigen drohte. Ihm war bekannt, was Orion über die unglückliche Mandane gebracht, wie leichtfertig er mit den Herzen anderer Frauen gespielt hatte, und das machte ihn in seinen Augen zu einem schädlichen, strafwürdigen Mitglied der Gesellschaft. Für ihn war das Leben eine Verpflichtung, und mit Arbeit, gleichviel welcher, wenn sie nur dem Ganzen zu gute kam, löste man sie ein; aber die jungen Herren von Orions Art erkannten sie nicht nur nicht an, sondern nützten das Ganze und seine Teile aus zu niedrigen, selbstsüchtigen Zwecken. Für den alten Muslim dagegen war das Leben ein Traum, dessen schönsten Teil, die Jugendzeit, jeder mit offenen Sinnen genießen und dabei nur besorgt bleiben sollte, beim Erwachen, das mit dem Tode begann, hoffen zu dürfen, Einlaß in das Paradies zu finden. Wie wenig vermöge der Mensch gegen die eiserne Gewalt des über ihn Verhängten! Auch durch ernste Arbeit könne dies nicht abgewandt werden, es gelte nur, ihm gegenüber die rechte Stellung einzunehmen und ihm mit Würde zu begegnen. Orions Geschick habe sein Lebensschiff zu leicht belastet; bei schönem Wetter jage es dahin, wohin der Wind es treibe. Er selbst sei besorgt gewesen, es gut auszurüsten, und wenn das Schicksal es einmal schwer, recht schwer befrachte und an Klippen schleudere, dann erst werde sich zeigen, wer und was er sei; er, Haschim, glaube gewiß, daß sich dann seine Sinnesart trefflich bewähren werde. Beim Schiffbruch zeige sich, was der Mann wert sei.

Hier fiel ihm der Arzt ins Wort, um zu beweisen, daß nicht das Schicksal der Muslimen, sondern der Mensch selbst das Lebensschiff lenke, doch Paula schaute jetzt in den Saal und unterbrach ihn.

Der Kaufherr verneigte sich ehrerbietig, Philippus achtungsvoll, doch befangener, als man es bei der Sicherheit seines Wesens hätte erwarten sollen. Er war seit Jahren ein täglicher Gast in der Statthalterei, und nachdem er Paula anfänglich geflissentlich übersehen, zog er sie, seitdem Frau Neforis ihr kühl begegnete, hervor, wo es nur anging. Die Gespräche mit ihm, deren derber, schneidiger Ton ihr anfänglich nicht zugesagt und sie oft in schwer erträglicher Weise in die Enge getrieben hatten, waren ihr längst lieb und zum Bedürfnis geworden. Sie hielten ihren Geist wach in einem Kreise, welcher sich nur mit den kleinen Ereignissen in den Familien der herabgekommenen Stadt oder dogmatischen Streitigkeiten beschäftigte; denn der Mukaukas nahm selten oder nie teil an den Gesprächen der Frauen.

Der Arzt redete mit ihr nie über Vorgänge, sondern legte ihr seine Ansichten über die Meinungen anderer, ernste Fragen des Lebens oder Bücher dar, die sie beide kannten, und wußte sie zu Erwiderungen zu reizen, denen er mit Witz und Schärfe entgegnete. Nach und nach hatte sie sich an seine kühne Denkweise und wahrhaftige, oft rücksichtslos offene Sprache gewöhnt, und das begabte Mädchen zog nun das Gespräch mit ihm jeder andern Unterredung vor, hatte sie doch erkannt, daß in diesem Denker, diesem Gefäß alles Wissens, eine wahre Kinderseele lebte und dazu eine Selbstlosigkeit ohnegleichen. Der Gattin ihres Oheims mißfiel das meiste, was sie that, und so auch ihr vertrauter Umgang mit diesem Manne, dessen äußere Erscheinung wahrlich nichts Anziehendes für ein junges Mädchen darbot. – Aber der Arzt eines vornehmen Hauses war da, um seine Mitglieder gesund zu erhalten oder um sie zu heilen, und für diese schickte es sich nicht, mit ihm wie mit einem Gleichgestellten vertrauliche Gespräche zu führen. Philippus gegenüber warf sie Paula, deren Stolz sie oft tadelte, unziemliche Herablassung vor, am meisten aber verdroß sie, daß die Damascenerin manche halbe Stunde für sich in Anspruch nahm, welche Philippus sonst ihrem Gatten, auf den und auf dessen Befinden sie alles bezog, gewidmet haben würde.

Der Araber hatte seine Widersacherin von gestern sogleich erkannt, und nachdem die freundlichste Verständigung schnell zwischen ihnen erfolgt war, und Paula eingestanden hatte, wie thöricht es von ihr gewesen sei, einen einzelnen wohlgesinnten Mann für die Vergehen eines ganzen Volkes verantwortlich zu machen, und Haschim entgegnet hatte, daß ein billig denkendes Herz immer das Rechte finde, führte sie das Gespräch auch auf ihren Vater, und der Arzt teilte dem Araber mit, daß sie immer noch nicht müde werden wolle, den Verschollenen zu suchen.

»Das ist vielmehr die einzige Aufgabe meines Lebens!« rief die Jungfrau.

»Mit Unrecht, denk' ich,« bemerkte der Arzt; doch der Kaufherr widersprach ihm; denn es gebe Dinge, die zu kostbar wären, um sie je verloren zu geben, auch wenn die Hoffnung, sie wiederzufinden, schwank und dünn werde wie ein zerfressener Strohhalm.

»So empfind' auch ich!« rief Paula; »und wie kannst Du, Philipp, mir widersprechen? Hab' ich doch aus Deinem eigenen Munde gehört, daß Du Deinen Kranken gegenüber die Hoffnung nicht aufgibst, bis ihr der Tod ein Ende bereitet! Ich halte fest an der meinen, jetzt mehr denn je, und fühle, daß es so recht ist. Meinen letzten Gedanken, meinen letzten Sesterz setz' ich daran, den Vater zu finden, auch ohne den Oheim und seine Frau, und trotz ihres Einspruches.«

»Aber eine Jungfrau kann bei dergleichen die Hilfe eines Mannes nur schwer entbehren,« erwiderte der Kaufherr. »Ich komme viel in der Welt herum, rede mit manchem Fremden aus fernen Landen, und willst Du mir die Ehre erweisen, so ernenne mich zu Deinem Gehilfen, gestatte mir, beim Suchen nach dem edlen Verlorenen Dein Bundesgenosse zu sein!«

»Dank, innigen Dank!« rief Paula und faßte mit freudiger Wärme die Hand des Muslim. »Behalte meinen Verlorenen, wohin Du auch ziehst, im Gedächtnis; ich bin ein armes, verlassenes Mädchen, aber wenn Du ihn findest . . .«

»So wirst Du wissen, daß es auch unter den Muslimen Männer gibt . . .«

»Die gern Barmherzigkeit üben und schutzlosen Frauen freundlich helfen,« unterbrach ihn Paula.

»Und, wenn der Höchste es fügt, mit gutem Erfolg,« versetzte der Araber. »Sobald ich eine Spur finde, sollst Du von mir hören, jetzt aber muß ich über den Strom zu dem Feldherrn Amr; ich gehe getrost; denn ich weiß meinen armen, braven Rustem in guten Händen, Freund Philipp! Schon in Fostat soll die erste Nachforschung beginnen, verlaß Dich darauf, meine Tochter!«

»Ich thu' es,« versetzte Paula freudig bewegt; »wann sehen wir uns wieder?«

»Morgen, spätestens übermorgen in der Frühe.«

Da näherte sich ihm das Mädchen und flüsterte ihm zu:

»Wir haben jetzt eine Spur entdeckt, Herr; ja, ich hoffe, daß der Bote schon unterwegs ist. Hast Du noch Zeit, mich zu hören?«

»Ich müßte eigentlich schon längst jenseits der Stromes sein; heute also nicht, aber hoffentlich morgen.« Dabei reichte der Araber ihr und dem Arzt die Hand und entfernte sich schnell.

Paula blieb gedankenvoll stehen; dann kam ihr in den Sinn, daß sich der verfolgte Hiram am andern Ufer des Flusses im Bereich der arabischen Macht befinde und daß der Kaufherr vielleicht für ihn eintreten könne, wenn sie ihm alles, was sie wußte, mitteilen würde. Ein großes Vertrauen zu dem Alten, dessen gütiger, teilnehmender Blick ihr noch immer vor Augen schwebte, erfüllte sie, und ohne des Arztes weiter zu achten, eilte sie auf die Thür des ersten Krankenzimmers zu. Neben derselben hing ein Kruzifix, und die Nonne hatte sich davor auf die Kniee geworfen, um für den ungläubigen Kranken zu beten und den guten Hirten anzuflehen, sich auch des Schafes, welches nicht zu seiner Herde gehörte, zu erbarmen.

Paula wagte es nicht, die Betende zu unterbrechen, welche vor dem schmalen Ausgange kniete, und so vergingen mehrere Minuten, bis der Arzt ihre große Unruhe bemerkte, den Saal verließ, die Schulter der Nonne berührte und ihr leise und mit herzlich freundlicher Bitte zurief:

»Einen Augenblick, liebe Schwester! Dein frommes Gebet wird immer gehört, aber diese Jungfrau hat Eile.«

Die Nonne erhob sich sogleich, trat zurück und sah Paula mit einem unwilligen Blicke nach, als sie schnell hinaus und die Treppe hinunter eilte.

Vor der in den Hof führenden Pforte suchte ihr Auge den Araber, aber vergeblich. Dann fragte sie einen Sklaven und erfuhr, daß des Kaufherrn Roß lange vor der Pforte gewartet habe, daß er aber eben durch das Thor gesprengt und wohl schon auf der Schiffbrücke sei, welche Memphis mit der Insel Roda und diese mit dem Fort Babylon und dem neu entstehenden Fostat verband.