Karl May

 

Old Surehand I

In Sprache und Schreibweise modernisiert

 

Karl-May-Reihe Nr. 4

 

Impressum

ISBN: 9783955018948

2015 andersseitig.de

Covergestaltung: Erhard Koch

Digitalisierung: Erhard Koch


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Johannes Krüger

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Old Wabble

Auf meinen vielen Reisen und weiten Wanderungen habe ich, besonders unter den sogenannten Wilden und Halbcivilisierten, sehr oft Menschen gefunden, die mir liebe Freunde wurden und denen ich noch heute ein treues Andenken bewahre und bis zu meinem Tode weiter bewahren werde. Keiner aber hat meine Liebe in dem Grade besessen wie Winnetou, der berühmte Häuptling der Apatschen. Alle meine Leser kennen ihn, den edelsten der Indianer; sie wissen, wie ich mit ihm bekannt geworden bin, und dass meine Anhänglichkeit für ihn mich immer und immer wieder, selbst aus dem fernen Afrika und Asien, zu ihm hinübergetrieben hat in die Prärien, Wälder und Felsengebirge Nordamerikas. Selbst wenn meine Ankunft drüben eine nicht vorher bestimmte war und wir also kein Stelldichein hatten verabreden können, wusste ich ihn doch bald zu treffen. Entweder ritt ich in solchen Fällen nach dem Rio Pecos zu dem Sonderstamme der Apatschen, dem er entstammte, und hörte dort, wo er sich befand, oder ich erfuhr dies von den Westmännern oder Indianern, die mir begegneten. Winnetous Taten sprachen sich sehr schnell herum, und so oft er sich wo sehen ließ, wurde es bald in weitem Umkreise bekannt.

Oft aber konnte ich ihm beim Scheiden sagen, wann ich wiederkommen würde, und dann wurde Ort und Zeit unsers Zusammentreffens genau vorher bestimmt. ich richtete mich dabei nach dem Datum, während er sich der indianischen Zeitbestimmung bediente, und so unzuverlässig dieselbe zu sein scheint, er war stets auf die Minute an Ort und Stelle, und es ist niemals vorgekommen, dass ich auf ihn zu warten hatte.

Nur ein einzigesmal hatte es den Anschein, aber auch nur den Anschein, als ob er nicht pünktlich sei. Wir mussten uns hoch oben im Norden an dem sogenannten Couteau trennen und wollten uns vier Monate später unten in der Sierra Madre treffen. Da fragte er mich:

»Mein Bruder kennt das Wasser, welches Clearbrook genannt wird?«

»Ja.«

»Wir haben dort mit einander gejagt. Besinnst du dich auf die Lebenseiche, unter welcher wir damals des Nachts lagerten?«

»Ganz genau.«

»So können wir uns nicht verfehlen. Der Wipfel dieses Baumes ist verdorrt, und wächst also nicht mehr. Wenn grad um die Mittagszeit der Schatten der Eiche fünfmal die Länge meines Bruders hat, wird Winnetou dort ankommen. Howgh!«

Ich hatte dies natürlich in unsere Zeitrechnung zu übersetzen, und war zur bestimmten Zeit dort. Es war weder Winnetou noch eine Spur von ihm zu sehen, obgleich die Schattenlänge der Eiche genau fünfmal die meinige betrug. Ich wartete mehrere Stunden lang; er stellte sich nicht ein. Ich wusste, dass ihn nur ein Unfall hindern konnte, ein einmal gegebenes Wort zu halten, und wollte darum schon besorgt um ihn werden; da kam mir der Gedanke, dass er schon hier gewesen sein und einen triftigen Grund gehabt haben könne, nicht auf mich zu warten. In diesem Falle hatte er mir ganz gewiss ein Zeichen hinterlassen. Ich untersuchte also den Stamm der Eiche, und richtig! es steckte in demselben in Manneshöhe ein kleiner, verdorrter Fichtenzweig. Da eine Eiche keine Fichtenzweige hat, so musste er mit Absicht angebracht worden sein, und zwar schon vor längerer Zeit, weil er vollständig vertrocknet war. Ich zog ihn heraus und mit ihm ein Papier, welches um sein zugespitztes, unteres Ende festgewickelt war. Als ich es aufgerollt hatte, las ich die Worte:

»Mein Bruder komme schnell zu Bloody-Fox, den die Comantschen überfallen wollen. Winnetou eilt, ihn noch rechtzeitig zu warnen.«

Diejenigen meiner Leser, welche Winnetou kennen, wissen, dass er sehr wohl lesen und auch schreiben konnte. Er führte fast stets Papier bei sich. Die Nachricht, welche ich hiermit von ihm erhielt, war keine gute; sie machte mich um ihn besorgt, obgleich ich wusste, dass er jeder, auch der größten Gefahr gewachsen sei. Auch um Bloody-Fox wurde mir bange, denn er war sehr wahrscheinlich verloren, wenn es Winnetou nicht gelang, ihn noch vor der Ankunft der Comantschen zu erreichen. Und was mich selbst betrifft, so war auch meine Lage nichts weniger als unbedenklich. Bloody-Fox hauste auf einer, ja wohl der einzigen Oase des öden Llano estakado, und der Weg dorthin führte durch das Gebiet der Comantschen, mit denen wir oft feindlich zusammengeraten waren. Wenn ich in ihre Hände fiel, war ich sicher für den Marterpfahl bestimmt, zumal dieses Indianervolk vor längerer Zeit »die Kriegsbeile ausgegraben« und mehrere viel Beute einbringende Raubzüge unternommen hatte.

Unter diesen Umständen wäre ein anderer wohl zunächst auf seine eigene Sicherheit bedacht gewesen und hätte es wahrscheinlich für geraten gehalten, der Aufforderung Winnetous nicht zu folgen; mir aber kam dieser Gedanke gar nicht in den Sinn. Winnetou hatte sich mir voran ganz unbedenklich in dieselben Gefahren begeben, die mir bevorstanden, wenn ich ihm jetzt folgte. Sollte ich weniger Mut zeigen als er? Als er seine Aufforderung in den Stamm des Baumes steckte, war er überzeugt, dass ich derselben sofort nachkommen werde. Sollte ich dieses Vertrauen täuschen? Konnte ich ihm jemals wieder ruhig und offen in die Augen sehen, wenn ich mich jetzt feig aus dem Staube machte? Niemals!

Ich war zwar ganz allein und auf mich selbst angewiesen; aber ich hatte gute Waffen und ein ausgezeichnetes Pferd, auf welches ich mich verlassen konnte. Auch kannte ich die Gegend oder die Gegenden genau, die ich zu durchreiten hatte, und sagte mir, dass es für einen erfahrenen Westmann leichter sei, allein durchzukommen, als in Begleitung von Leuten, auf die er sich nicht vollständig verlassen kann. Und hätte es außerdem noch irgend ein Bedenken gegeben, so wäre es hinfällig geworden unter dem Bewusstsein: Bloody-Fox befindet sich in Gefahr; er muss errettet werden. Ich stieg also auf das Pferd und folgte dem Wunsche meines roten Freundes und Bruders.

So lange ich mich in der eigentlichen Sierra befand, hatte ich weniger zu befürchten; es gab da Deckung genug, und ich war gewohnt, gut aufzupassen. Dann aber gab es kahle Plateaus, auf denen man schon aus sehr weiter Entfernung bemerkt werden konnte; sie waren von steilen Schluchten und tiefen Cañons durchschnitten, deren Vegetation nur aus spärlichen Aloen und Kakteen bestand, hinter denen sich ein Reiter nicht verbergen kann. Ich konnte in einem solchen Cañon auf Comantschen treffen; dann war ich nur dadurch zu retten, dass ich schnell umkehrte und mich auf die Flüchtigkeit und Ausdauer meines Pferdes verließ.

Die gefährlichste dieser Schluchten war der sogenannte Mistake-Cañon, weil er den betretensten Indianerweg zwischen der Ebene und den Bergen bildete. Er hatte seinen Namen einer unheilvollen Verwechslung zu verdanken; man erzählte sich, dass ein weißer Jäger da seinen besten Freund, einen Apatschen, 'an Stelle eines feindlichen Comantschen erschossen habe. Wer dieser Weiße und wer die beiden Roten gewesen waren, das wusste ich nicht; ich hatte die Namen nicht erfahren können. Auch abgesehen von seiner sonstigen Gefährlichkeit wurde der Cañon seitdem von abergläubischen Westmännern gemieden; man sagte sich, dass es selten einem Weißen gelinge, ihn ohne Schaden zu passieren; der Geist des erschossenen Apatschen führe jeden ins Verderben.

Dieser Geist machte mir natürlich wenig Sorge; wenn ich nur auf keine menschlichen Feinde traf, so mochte er mir immer begegnen. Aber lange, bevor ich ihn erreichte, bemerkte ich die Spuren mehrerer Reiter, welche von der Seite her kamen und in meiner Richtung weiterführten. Ledige Pferde, Mustangs, konnten es nicht gewesen sein, weil es hier keine gab. Als ich abstieg und die Fährte untersuchte, bemerkte ich zu meiner Beruhigung und zugleich Verwunderung, dass die Pferde beschlagen gewesen waren; die Reiter hatten also nicht der roten Rasse angehört. Wer waren sie, und was wollten sie hier?

Weiter hin war einer von ihnen abgestiegen, vielleicht um den Sattelgurt fester zu schnallen, und die andern waren inzwischen weitergeritten. Ich betrachtete die Stelle genau und erkannte zur linken Seite seiner Fußspuren mehrere kurze, messerrückenschmale Einritzungen. Wovon? Hatte dieser Reiter einen Säbel getragen? Dann hatte ich Soldaten, Kavalleristen, vor mir. War etwa Militär gegen die Comantschen ausgerückt, um sie für die erwähnten Raubzüge zu züchtigen? Auf die Beantwortung dieser Frage höchst gespannt, folgte ich der Fährte im Galopp und entdeckte dabei, je weiter ich kam, desto mehr weitere Spuren, welche aus allen Richtungen kamen und in alle führten. Nun gab es keinen Zweifel mehr darüber, dass sich Truppen vor mir befanden, und als ich nach einiger Zeit um den Ausläufer eines dichten Kaktuswaldes bog, sah ich das Lager derselben vor mir, welches, wie ich mit dem ersten Blicke bemerkte, nicht für kurze Zeit bestimmt war. Die Kaktusstrecke sicherte vor jedem Überfalle von hinten und der Seite, und nach vorwärts konnte das Auge eine so weite, offene Fläche beherrschen, dass eine feindliche Überraschung unmöglich war. Freilich hatte man meine Annäherung von Westen her nicht bemerkt; es wäre hier selbst am hellen Tage ein Posten auszustellen gewesen, und dass man dies unterlassen hatte, war jedenfalls eine Nachlässigkeit. Wie nun, wenn an meiner Stelle eine Indianerschar gekommen wäre! jenseits senkte sich das Terrain in einen Cañon hinab, der sehr wahrscheinlich das nötige Wasser lieferte. Die Pferde lagen oder liefen frei umher. Die Truppen hatten zum Schutze gegen die Sonnenhitze über Kaktusstangen Leinwandtücher angebracht; ein großes Zelt war für die Offiziere bestimmt, und im Schatten desselben schienen die Proviantvorräte untergebracht zu sein. In der Nähe lagerten acht oder zehn Männer, welche nicht zu den Truppen gehörten, sondern wahrscheinlich bei denselben übernachten wollten, weil der Tag nun bald zu Ende ging. Ich war entschlossen, dasselbe auch zu tun. Ich hätte zwar noch weiterreiten können, dann aber allein lagern müssen, und dabei wegen meiner Sicherheit nicht schlafen dürfen. Hier fand ich die Ruhe, welche mir für meinen morgigen weiten Ritt so notwendig war.

Als ich bemerkt wurde, kam mir ein Unteroffizier entgegen und brachte mich zum Kommandanten, der, durch Rufe aufmerksam gemacht, mit seinen Offizieren aus dem Zelte trat. Indem ich abstieg, musterte er mich und mein Pferd, und fragte dann:

»Woher, Sir?«

»Von der Sierra herab.«

»Und wohin?«

»Zum Pecos hinunter.«

»Das sollte Euch schwer werden, wenn wir die Schufte von Komantschen nicht vertrieben hätten. Habt Ihr Spuren von solchen Kerls gefunden?«

»Nein!«

»Hm! Scheinen sich südlich gewendet zu haben. Wir sitzen nun fast zwei Wochen hier, ohne eine Nase von ihnen vor die Augen zu bekommen.«

»Esel!« hätte ich ihm in das Gesicht rufen mögen, denn wenn er die Roten haben wollte, so musste er sie suchen; es konnte ihnen nicht einfallen, ihm hierher in die Hände zu laufen. Hatte er nicht erfahren können, wo sie waren, so wussten sie jedenfalls ganz genau, dass er sich hier befand. Es war anzunehmen, dass das Lager des Nachts von ihren Spähern umschlichen wurde. Als ob er einen Teil meiner Gedanken erraten hätte, fuhr er fort:

»Es fehlt mir ein tüchtiger Scout, auf den ich mich verlassen und der sie mir aufspüren kann. Old Wabble hat hier übernachtet; der wäre der richtige Mann für mich gewesen, habe aber erst, als er fort war, erfahren, wer er war; der Schurke mochte so etwas ahnen und nannte sich Cutter. Und über eine Woche ists schon her, da traf eine Streifpatrouille auf Winnetou, den Apatschen; der wäre noch besser gewesen, hat sich aber schleunigst fortgemacht. Wo der sich sehen lässt, da ist Old Shatterhand nicht weit, wie man mir sagt; ich wollte, der lief mir ins Garn. Wie heißt Ihr, Sir?«

»Charley,« antwortete ich, ihm meinen Vornamen nennend, der ja auch mein Familiennamen sein konnte. Ihm zu sagen, dass ich dieser Old Shatterhand sei, konnte mir nicht einfallen. Ich hatte weder Zeit noch Lust, hierzubleiben und mich als Spion verwenden zu lassen. Dabei musterte ich die an der Erde lagernden Civilisten; zu meiner Beruhigung befand sich kein mir bekanntes Gesicht dabei. Freilich konnte ich durch mein Pferd und die Gewehre verraten werden. Es war bekannt, dass Old Shatterhand einen Bärentöter und einen Henrystutzen besaß und einen schwarzen Hengst ritt, den Winnetou ihm geschenkt hatte. Glücklicherweise war der Kommandant so bescheidenen Geistes, dass er nicht auf diese Dinge kam; er kehrte in das Zelt zurück, ohne seine Fragen fortzusetzen.

Worauf er nicht gekommen war, das konnte einer der Civilisten erraten, die sehr wahrscheinlich alle Westmänner waren; darum schob ich den Henrystutzen unauffällig in das Lederfutteral, so dass sein eigenartiges Schloss nicht zu sehen war; der Bärentöter war weniger auffällig. Hierauf sattelte ich ab und ließ den Hengst frei. Gras gab es hier freilich nicht; dafür aber standen zwischen den Riesenkakteen genug Melokakteen, welche Futter und Saft in Fülle lieferten. Mein Rappe verstand es, diese Pflanzen zu entstacheln, ohne sich zu verletzen. Als ich dann die Civilisten um die Erlaubnis bat, mich zu ihnen zu setzen, antwortete einer von ihnen:

»Kommt immer her, Sir, und eßt mit mir, wenn's Euch gefällig ist. Ich heiße Sam Parker, und wenn der ein Stück Fleisch übrig hat, kann jeder brave Kerl davon essen, bis es alle ist. Habt Ihr Appetit?«

»Will es meinen.«

»So schneidet davon herunter, so viel, wie Ihr wollt. Wir sind lauter Westleute, Sir. Und Ihr?«

Er schob mir ein wohl acht Pfund schweres kaltes, aber gebratenes Fleisch hin; ich schnitt mir ein Stück davon ab und antwortete:

»Ich treibe mich zuweilen auch diesseits des alten Missisippi herum, weiß aber nicht, ob ich mich einen Westmann nennen darf. Es gehört gar so viel dazu, einer zu sein.«

Er schmunzelte befriedigt und sagte:

»Habt recht, Sir, sehr recht! Freut mich, einmal einen bescheidenen Menschen zu sehen, der sich nicht gleich, wenn er Nachtwächter geworden ist, für den Präsidenten der Vereinigten Staaten hält. Solche Leute sind heutzutage seiten. Euern Namen haben wir vorhin gehört, Mr. Charley. Welche Arbeit tut Ihr denn im Westen hier? Jäger? Fallensteller? Honigsammler?«

»Gräbersucher, Mr. Parker.«

»Gräbersucher?« rief er erstaunt. »Das heißt - - Ihr - -sucht - - Gräber - -?«

»Yes.«

»Wollt Ihr uns foppen, Sir?«

»Fällt mir nicht ein.«

»So habt die Güte, Euch zu erklären, wenn ich Euch nicht mein Messer zwischen die Rippen geben soll. Nasführen lasse ich mich nicht.«

»Well! Ich will erforschen, woher die jetzigen Indianer stammen. Vielleicht habt Ihr einmal gehört, dass Gräberfunde zu diesem Zwecke gute Dienste leisten.«

»Hm! Habe freilich einmal gelesen, dass es Menschen gibt, die alte Gräber aufwühlen, um da drinnen Weltgeschichte oder so was zu studieren. Dummes Zeug! So ein Mannskind seid Ihr also auch?«

»Yes.«

»Also ein Gelehrter?«

»Yes.«

»Gott stehe Euch bei, Sir! Ihr könnt leicht selbst mit der Nase ins Grab stolpern und tot drin stecken bleiben. Wenn Ihr nach verstorbenen Leichen suchen wollt, so tut das doch in einer Gegend, wo Ihr Eures Lebens sicher seid. Hier aber pfeifen die Kugeln und Tomahawks nur so in der Luft herum. Die Comantschen sind los. Könnt Ihr schießen?«

»Ein wenig.«

»Hm, kann es mir denken! Habe auch einmal gedacht, ich könne schießen. Werde es Euch vielleicht einmal erzählen. Wie ich sehe, habt Ihr da eine alte Pulverbüchse, mit der man Mauern einrennen kann; das lässt tief blicken, Sir. Und dort das andere Gewehr in dem Etui, das ist wohl so eine richtige, ächte Sonntagsrifle?«

»Weiß es nicht.«

»Wird schon so sein! Ich sage Euch, Sir, es ist gefährlich, hier nach toten Leichnamen zu suchen. Macht Euch fort! Ihr könnt Euch uns anschließen; da seid Ihr sicherer, als wenn Ihr allein reitet.«

»Welche Richtung nehmt Ihr denn von hier?«

»Auch hinunter nach dem Pecos, wohin Ihr wollt, wie wir vorhin gehört haben.«

Er ließ einen halb wohlgefälligen und halb ironischen Blick über mich gleiten und fuhr dann fort:

»Ihr seht gar nicht übel aus, ganz wie aus dem Ei geschält; aber das taugt nichts für diese Gegend, Sir. Ein richtiger Westmann sieht ganz anders aus. Dennoch gefallt Ihr mir, und ich lade Euch noch einmal ein, mit uns zu gehen. Wir werden Euch beschützen, denn so ganz allein wie bisher kommt Ihr doch nicht durch. Ihr scheint auch beritten zu sein, wenigstens was man in den Oststaaten so zu nennen pflegt. Habt wohl Euer Kutschpferd mitgebracht, he?«

»Es mag so ähnlich sein, Mr. Parker,« antwortete ich, innerlich belustigt darüber, dass er meinen indianischen Rassenhengst, mit dem nur noch Winnetous Rappe zu vergleichen war, für einen Kutschengaul hielt. Er gefiel mir wenigstens ebenso wie ich ihm. Wenn ich mich ihm anschloss und er dann erfuhr, wer ich war, so waren komische Scenen zu erwarten. Dazu kam, dass mir diese Begleitung, wenn auch nicht später, aber doch durch den Mistake-Cañon nützlich werden konnte, und darum entschloss ich mich, auf seinen Vorschlag einzugehen.

»Habe es mir gedacht,« fuhr er fort. »Das Pferd sieht ganz so proper aus wie Ihr. Man sieht es ihm an, dass es auch mit nach längst begrabenen Leibern gesucht und sonst weiter nichts zu tun gehabt hat. Also sagt, ob Ihr mit wollt! Wir brechen morgen mit dem Frühesten von hier auf.«

»Ich nehme Euer Anerbieten dankbar an, Sir, und bitte ganz ausdrücklich um Euern Schutz.«

»Den sollt Ihr haben, und ich denke, dass Ihr ihn brauchen werdet. Will froh sein, wenn wir von hier fort sind; muss ja gewärtig sein, dass der Kommandant mich oder einen andern von uns als Scout zurückbehält. Meinst du nicht auch, alter Jos?«

Diese Frage war an einen älteren Mann gerichtet, dessen sympathisches Gesicht einen tief melancholischen Ausdruck zeigte, als ob er an einem innerlich zurückgedrängten Grame leide. Jos ist die Abkürzung von Josua; der Mann hieß, wie ich später erfuhr, Josua Hawley.

»Bin ganz derselben Meinung,« antwortete er. »Es fehlte grad noch, gezwungen zu sein, für diese Uniformen die Kastanien aus dem Feuer zu holen und sich die Vorderpranken dabei zu verbrennen. Hätten sie doch Old Wabble festgehalten; der war der richtige Mann dazu. Mich bekommen sie nicht. Will froh sein, wenn ich hier fort bin und den Mistake-Cañon im Rücken habe.«

»Warum? Fürchtest du dich vor dem Geiste des erschossenen Indianers?«

»Fürchten? Nein; aber aus dem Sinn kommt er mir nicht. Dieser Cañon ist eine ganz infame Gegend für mich. Habe dort etwas erlebt, was nicht jeder erlebt, und dabei Gold gefunden.«

»Gold? Im Mistake-Cañon?«

»Yes.«

»Unmöglich! Dort gibt es keins.«

»Es muss doch welches dort gegeben haben, weil wir es gefunden haben.«

»Also wirklich? Ihr habt es wohl durch einen Zufall entdeckt, alter Jos?«

»Nein. Ein Indianer hat es uns gezeigt.«

»Das ist ja gar nicht zu glauben. Ein Roter entdeckt so etwas niemals einem Weißen, selbst wenn es sein bester Freund wäre.«

»So ist mein Fall eine Ausnahme gewesen. Es war sogar ganz und genau derselbe Rote, der dort aus Versehen erschossen worden ist. Vielleicht erzähle ich Euch die Geschichte, wenn wir den Cañon morgen zu sehen bekommen. Jetzt habe ich keine Lust dazu; wollen darüber schweigen. Gib das Fleisch her; ich will essen. Es ist zwar nur Antilope, aber es muss dennoch schmecken. Ein Stück Büffelhöcker oder Lende vom Elk, wäre mir lieber.«

»Elk? Ah, Elk, das ist richtig!« rief Parker aus, indem er mit der Zunge schnalzte. »Das ist der feinste und saftigste Braten, den es geben kann. Wenn ich an Elk denke, fällt mir immer der Westmann ein, der mich eigentlich zum Jäger gemacht hat.«

»Wer ist das gewesen?«

»Sein Name wurde vorhin genannt. Old Wabble meine ich.«

»Was? Wie? Old Wabble? Den ebenso sonderbaren wie berühmten Alten? So hast du ihn gekannt?«

»Ob ich ihn gekannt habe? Welch eine Frage! Unter seiner Leitung habe ich mein erstes Abenteuer im fernen Westen erlebt, ein Abenteuer, welches - - na, ich will es euch erzählen, obgleich ihr mich dann tüchtig auslachen werdet. Es handelte sich nämlich dabei um meinen ersten Elk.«

Er räusperte sich bedächtig, machte ein sehr verheißungsvolles Gesicht, und begann dann folgendermaßen:

»Er hieß eigentlich Fred Cutter, wurde aber wegen seines wackelnden Ganges und weil ihm der Anzug so schlotterig am dürren Leibe hing, stets nur Old Wabble genannt. Er war früher da unten in Texas Cowboy gewesen und hatte sich so in die dortige Kleidung gewöhnt, dass ihn selbst hier oben im Norden niemand dazu bringen konnte, sie abzulegen und mit einer andern zu vertauschen.

»Noch sehe ich ihn vor mir stehen, lang und überschmall die Füße in ganz unbeschreiblichen Schuffles und die Beine in uralten Leggins steckend. Über dem Hemde, dessen Farbe ich lieber gar nicht erwähne, hing eine Jacke, deren einziger Vorzug eine allgemeine Offenherzigkeit war. Brust und Hals blieben unbedeckt; dafür aber trug er unter dem zerknüllten Hute stets ein um die Stirn gewundenes Tuch, dessen Zipfel auf die Schulter niederhingen, im Gürtel das lange Bowiemesser, an den Ohrläppchen schwere Silberringe und in der großen, braunen, knochigen Hand die stets glimmende, unvermeidliche Cigarette - anders hat ihn wohl selten ein Mensch gesehen.

»Das Kostbarste war sein altes, wetterhartes, faltenreiches und stets glattrasiertes Gesicht mit starken Niggerlippen, langer, spitzer Nase und scharfen grauen Augen, denen, obgleich die Lider stets halb geschlossen waren, nicht so leicht etwas entgehen konnte. Mochte dieses Gesicht ruhen oder in Bewegung sein, es hatte immer und immer den Ausdruck einer Überlegenheit, welche absolut durch nichts aus dem Gleichgewicht zu bringen war. Und diese Superiorität bestand zu vollem Recht, denn Old Wabble war trotz seiner Schlotterigkeit nicht nur ein Meister im Reiten, im Gebrauche der Rifle und des Lariat, sondern es entging ihm auch nicht eine der andern Eigenschaften, welche ein richtiger Westmann besitzen muss. »Th'is clear,« das war seine ständige Redensart, welche bewies, dass ihm oft das Schwierigste als leicht und ganz selbstverständlich erschien.

»Was mich betrifft, so war ich unten in Princeton so etwas wie Bauschreiber gewesen und hatte da so viel verdient, dass ich mich ausrüsten und meinen ursprünglichen Plan, als Goldgräber nach Idaho zu gehen, ausführen konnte. Ich war ein Greenhorn, ein vollständiger Neuling, und nahm, um die erhofften Reichtümer nicht mit vielen teilen zu müssen, nur einen Begleiter mit, Ben Needler, welcher den wilden Westen ebensowenig kannte wie ich. Als wir in Eagle-Rock den Wagen verließen, waren wir ausstaffirt wie Stutzer und bepackt wie Lastesel, mit lauter schönen, guten und glänzenden Dingen, welche nur leider die Eigenschaft hatten, dass sie nicht zu gebrauchen waren. Und als wir nach einer Woche am Payette-Fork ankamen, sahen wir aus wie echte Vagabunden, waren fast verhungert und hatten unterwegs die überflüssigen Gegenstände unsrer Ausrüstung, das will heißen, alles außer den Waffen und der Munition, von uns geworfen. Ich will euch aber aufrichtig gestehen, dass ich für ein gutes Butterbrot auch noch meine ganze Armierung hingegeben hätte, und Ben Needler dachte gewiss ebenso.

»Wir saßen an einem Buschrande, hielten unsre wund gelaufenen Füße in das Wasser und sprachen von allerlei Delikatessen, von denen keine Rede gewesen wäre, wenn wir sie gehabt hätten, von Rehkeulen, Büffellenden, Bärentatzen und Elkbraten. Ja, Elks sollte es hier in dieser Gegend geben, fast so schwer wie Bisonstiere. Eben meinte Ben, indem er mit der Zunge schnalzte:

»›Good lack! Käme jetzt so ein Kerl in die Nähe, ich knallte ihm mit einer wahren Wollust meine beiden Kugeln zwischen die Hörner, und dann --- «

»›Und dann wäre es aus mit Euch!« ertönte eine lachende Stimme hinter uns aus dem Gebüsch. ›Der Elk würde Euch mit dem Gestänge zu Brei verarbeiten. Man schießt so ein Tier nicht zwischen die Hörner; denn Hörner hat es überhaupt nicht. Ihr seid wohl drüben in New-York als Schoolboys aufgeflogen und nun hier aus der Luft gefallen, Mesch'schurs?«

»Wir sprangen auf und sahen uns den Sprecher an, weicher sich jetzt aus den Büschen, in denen er uns belauscht hatte, hervorarbeitete. Da stand er vor uns, wie ich ihn euch vorhin beschrieben habe, Old Wabble, mit einem für uns gar nicht ehrenvollen Ausdrucke im Gesichte und einem nachsichtig überlegenen Blicke aus den halbgeschlossenen Augen. Das nun folgende Gespräch will ich übergehen. Er examinierte uns wie ein Lehrer seine Buben und forderte uns dann auf, mit ihm zu gehen.

»Ungefähr eine Meile vom Flusse entfernt, lag auf einer kleinen, rings von Wald umgebenen Prärie eine Blockhütte, welche er seinen Rancho nannte. Hinter derselben gab es einige offene Stables, bei schlechter Witterung für die Pferde, Maultiere und Rinder bestimmt, welche jetzt im Freien weideten. Old Wabble war nämlich aus einem Cowboy ein selbständiger Viehzüchter geworden. Seine Leute bestanden aus Will Litton, dem weißen Aufseher, und einigen Schlangenindianern, welche von ihm als Vaqueros bezeichnet wurden und ihm sehr treu und anhänglich waren. Wir sahen diese Leute beschäftigt, einen leichten Wagen mit einem Zelttuche und andern Gegenständen zu beladen.

»›Das ist etwas für euch meinte der Alte. ›Ihr wollt Elks schießen, und dort trifft man eben die Vorbereitung zu einem Jagdausfluge. Will mal sehen, was ihr leistet; ihr sollt mit. Seid ihr brauchbare Jungens, so könnt ihr bei mir bleiben. Vorher aber kommt ins Haus, denn th'is clear, ein hungriger Schütz schießt in die Luft.«

»Well, uns musste das recht sein. Wir aßen und tranken, und dann wurde aufgebrochen, da es Old Wabble nicht einfiel, unsertwegen den Ausflug aufzuschieben. Wir bekamen Pferde und ritten also mit, zunächst nach dem Flusse zu. Dort gab es eine Furt, welche wir passieren mussten. An der Spitze des Zuges befand sich der Alte, welcher gewollt hatte, dass ich mich an seiner Seite hielt. Er führte ein lediges Maultier neben sich am Halfter. Als wir hinüber waren, sahen wir die andern uns folgen, nämlich Ben Needler auf einem Braunen und Will Litton auf einem Schimmel; hinter ihnen folgte der mit vier Pferden bespannte Wagen, welchen einer der Indianer lenkte. Dieser hieß Paq-muh, die blutige Hand, sah aber in seinem civilisierten Anzug gar nicht so blutdürstig aus, wie sein Name klang. Seine Stammesgenossen waren, da der Alte sich auf sie verlassen konnte, auf dem Rancho zurückgeblieben.

»Jenseits der Furt ging es eine kurze Strecke durch den lichten Wald und dann in ein grünes, baumloses Tal hinein, welches sich auf eine grasreiche Savanne öffnete. Als wir nach einigen Stunden das jenseitige Ende derselben erreichten, wo das Terrain aufzusteigen begann, hielten wir an, um zu kampieren. Der Wagen wurde abgeladen und das Zelt aufgeschlagen. Während man an der hintern Seite desselben die Tiere anband, wurde vorn ein Feuer angebrannt. Hier wollten wir einen Tag bleiben, um auf Gabelantilopen zu pirschen, oder vielleicht gar auf Büffel zu kommen; denn dass hier zuweilen Bisons vorüberkamen, sahen wir an einzelnen umherliegenden Gerippen. Ein in der Sonne gebleichter Schädel lag ganz in der Nähe unsres Zeltes, welches dann unter der Aufsicht der ›blutigen Hand‹ hier stehen bleiben sollte, während wir Weißen hinauf nach einem Hochmoore wollten, wo es Elks die Menge gab, wie Old Wabble behauptete.

»Leider ließ sich weder an diesem noch am nächsten Tage ein jagdbares Tier sehen, was den Alten in großen Grimm versetzte, mir aber nicht unlieb war, da ich in Beziehung auf meine Schießgeschicklichkeit sein scharfes Urteil zu fürchten hatte. Auf dreißig Schritte einen Kirchturm treffen, das getraute ich mir damals ganz gut, aber dass ich ein großes Loch in die Natur schießen würde, falls man von mir verlangte, auf sechzig Schritte eine schnellfüßige Antilope zu erlegen, das war sicher.

»Da kam Old Wabble auf die unglückselige Idee, unsre Schießgeschicklichkeit zu prüfen, indem er uns aufforderte, auf einige Aasgeier zu zielen. Diese Vögel hatten sich ungefähr siebenzig Schritte von uns auf einem Büffelgerippe niedergelassen, und ich sollte als der erste meine Kunst zeigen. Nun, ich sage euch, die Geier konnten mit mir zufrieden sein, denn es kam genau so, wie ich gedacht hatte: ich schoss Viermal, ohne zu treffen, und es fiel nicht einmal einem der Aasfresser ein, auszureißen. Diese Tiere wissen nämlich ganz genau, dass es keinem vernünftigen Menschen einfällt, auf sie zu schießen; ein Schuss lockt sie vielmehr an, anstatt sie abzuschrecken, davon jedem erlegten Wilde ihnen wenigstens das Gescheide überlassen wird. Ben schoss zweimal fehl; erst seine dritte Kugel tötete einen der Geier und trieb die andern fort.

»Eximious incomparable! lachte Old Wabble, indem er seine schlotterigen Glieder wirr durcheinander schüttelte. ›Mesch'schurs, th'is clear, ihr seid grad und genau für den wilden Westen geschaffen; habt keine Angst um euch! ihr seid gemachte Männer, denn alles, was einmal aus euch werden kann, das seid ihr schon jetzt, und höher könnt ihr's gar nie bringen!«

»Ben nahm dieses Urteil ruhig hin; ich aber fuhr zornig auf, was freilich keine andre Wirkung hatte, als dass der Alte mir antwortete:

»›Schweigt, Sir! Euer Kamerad hat wenigstens beim drittenmal getroffen; für ihn ist also Hoffnung vorhanden. Ihr aber seid für den Westen ein verlorner Mann; ich kann Euch nicht brauchen, und gebe Euch den einzig guten Rat, Euch baldigst aus dem Staube zu machen.«

»Das wurmte mich gewaltig, denn es fällt kein Meister vom Himmel, und das Pulver, welches ich bis damals verschossen hatte, wog gewiss kein ganzes Pfund. Ich nahm mir vor, mir auf jeden Fall die Achtung des Alten zu erzwingen.

»Am darauffolgenden Morgen wurde nach dem Hochmoore in den Salmon River-Bergen aufgebrochen. Proviant, Kochgeschirr, Decken und andres wurde dem Maultiere aufgeladen; der Wagen, welcher im unwegsamen Gebirge nicht gebraucht werden konnte, blieb beim Zelt zurück. Na, ihr kennt das Land, und ich will euch also den Ritt nicht beschreiben; er war oft geradezu lebensgefährlich, besonders an der Stelle, wo der Snakes-Cañon einen scharfen Winkel macht und man steil zur Tiefe muss, um dann jenseits nach dem offenen Wihinashtpfad zu gelangen. Rechts himmelhoher Felsen, links der schwarze Abgrund, und dazwischen der kaum zwei Ellen breite Reitweg; ein wahres Glück, dass unsre Pferde solche Strecken gewöhnt waren, und ich nie zum Schwindel geneigt gewesen bin! Wir kamen glücklich hindurch. Bald aber zeigte sich eine neue, andre Gefahr, welche nur ich allein für keine solche hielt.

»Als wir nämlich bald darauf den Wihinashtpfad emporritten, begegnete uns ein Trupp von acht berittenen Indianern, von denen vier mit Häuptlingsfedern geschmückt waren. Sie schienen über unser plötzliches Erscheinen nicht im mindesten zu erschrecken und betrachteten uns im lautlosen Vorüberreiten mit jenem melancholisch-indolenten Ausdrucke, welcher der roten Rasse eigentümlich ist. Einer der Vordersten, welcher einen Fahlschimmel ritt, trug einen sonderbaren, lang geformten, mit Federfransen geschmückten Gegenstand im linken Arme. Ich fühlte mich von der schweigsamen, schwermütigen Begegnung mit diesen einstigen Herren dieser Gegend ganz eigenartig berührt. Sie kamen mir gar nicht gefährlich vor, zumal sie keine Kriegsfarben trugen und ganz unbewaffnet zu sein schienen; aber kaum waren wir um die nächste Höhe gebogen und ihnen aus den Augen, so hielt Old Wabble an und sagte, indem er einen grimmigen Blick zurückwarf.

»›Damn them! Was wollen diese Schufte hier? Es sind Panashts, welche mit den eigentlichen Schlangenindianern, zu denen meine Vaqueros gehören, in Unfrieden leben. Wohin können sie wollen? Ihr Weg muss sie an meinem Rancho vorüberführen. Welch eine Gefahr, da ich nicht daheim bin!«

»›Sie waren ja unbewaffnet!« warf ich ein.

»Old Wabble blitzte mich aus seinen halbgeschlossenen Augen verächtlich an, beehrte mich mit keiner Antwort und fuhr fort:

»›Mit unserer Elkjagd ist es aus, wenigstens für heut und morgen. Wir müssen zurück, hinunter zum Zelt und vielleicht gar zum Rancho. Wir müssen ihnen zuvorkommen. Glücklicherweise kenne ich einen Pfad, welcher nicht weit von hier hinabführt, freilich nicht für Reiter, sondern nur für gute Bergsteiger. Vorwärts, Boys! Mein Entschluss ist gefasst. Wir müssen sie vor unsere Gewehrläufe nehmen; th'is clear!«

»Es ging im Galopp weiter, fünf Minuten lang, links in die Felsen hinein; dann gelangten wir in ein kleines Hochtal, dessen Boden aus Moor und Wiese bestand; an den steinigten Rändern wuchsen hohe Schierlingstannen, und ein Wasser rieselte mitten hindurch. Old Wabble sprang vom Pferde und sagte:

»›Dort am Ende dieses Tales führt der Weg hinab. Wenn wir uns beeilen, sind wir noch vor den Roten unten beim Zelte. Einer muss hier bei den Tieren bleiben, nämlich derjenige, den wir am leichtesten vermissen können, und das ist natürlich dieser famose Sam, der viermal fehlgeschossen hat; er würde eher uns selbst als einen Roten treffen.«

»Na. der ›famose Sam« war natürlich ich, Samuel Parker, vormals Bauschreiber unten in Princeton! Ich widersprach ärgerlich, musste mich aber fügen. Die drei andern nahmen ihre Waffen und rannten fort, nachdem der Alte mir befohlen hatte, die Tiere gut zu versorgen und das Tal ja nicht zu verlassen, bis er zurückgekehrt sei.

»Ich war wütend vor Zorn. Musste ich mir das gefallen lassen? Diese armen Indianer sollten erschossen werden und hatten doch so ungefährlich ausgesehen! Durfte ich das zugeben? Nein! Sie waren Menschen grad wie wir, und Rache für die Beleidigung! Ich kannte den wilden Westen nicht und gehorchte meinem Unverstande. Ich band das Maultier und die drei ledigen Pferde an die nächsten Bäume und ritt im Galopp den Weg zurück, den wir gekommen waren. Die mir aufgetragene Pflicht wollte ich erfüllen, vorher aber die Indianer warnen. So schnell wie möglich ging es den Wihinashtpfad hinab und in den Snakes-Cañon hinein. Da sah ich die Roten vor mir; sie hörten mich kommen, blickten zurück und hielten an. Die Schlucht war hier noch breit genug dazu. Ich parierte mein Pferd und fragte, ob einer von ihnen englisch verstehe. Der auf dem Fahlschimmel, welcher den länglichen Gegenstand trug, antwortete:

»›Ich bin To-ok-uh, der schnelle Pfeil, ein Häuptling der Panasht-Shoshonen. Mein weißer Bruder ist zurückgekehrt, um mir eine Botschaft des alten Mannes zu bringen, dessen Herden da unten die Schlangenindianer bewachen?«

»›Du kennst ihn also?« fragte ich. ›Er hält euch für Feinde und ist euch zu Fuße voraus, um euch zu töten. Ich bin ein Christ und habe es für meine Pflicht gehalten, euch zu warnen.«

»Der Blick seines dunklen Auges bohrte sich förmlich in mein Gesicht, als er sich erkundigte:

»Wo sind eure Tiere?«

»›Sie stehen jenseits des Wihinashtpfades in einem grünen Tale.

»Er sprach eine kurze Weile leise mit den andern und fragte mich dann, indem sein Gesicht einen freundlichen Ausdruck zeigte:

»›Mein weißer Bruder ist erst kurze Zeit in diesem Lande?«

»›Seit gestern erst.«

»›Was wollen die Bleichgesichter dort oben in den Bergen?«

»›Wir wollen den Elk jagen.«

»›Ist mein Bruder ein berühmter Jäger?«

»›Nein; ich schieße jetzt noch stets daneben.«

»Er fragte lächelnd weiter und weiter, bis er alles wusste. Ich musste ihm sogar meinen Namen nennen, worauf er meinte:

»›Samuel Parker ist für einen roten Mann schwer zu merken. Wir werden dich At-pui, das gute Herz, nennen. Wenn du länger hier bleibst, wirst du vorsichtiger werden. Deine Güte konnte euer Verderben sein. Freue dich, dass wir nicht auf dem Pfade des Krieges wandeln! Siehe, dieses Wampum« -dabei zeigte er mir den fransengeschmückten langen Gegenstand auf seiner Linken - ›enthält eine friedliche Botschaft an die Häuptlinge der Shoshonen. Wir kommen ohne Waffen, um es nach dem Rancho des alten Mannes zu tragen, dessen Indianer es dann weiter bringen sollen. Wir haben also nichts zu fürchten; aber unsre Dankbarkeit ist eben so groß, als ob du uns vom Tode errettet hättest. Wenn du Freunde brauchst, so komm zu uns. At-pui, das gute Herz, wird uns stets willkommen sein. Howgh; ich habe gesprochen.

»Er gab mir die Rechte und ritt dann mit seinen Leuten weiter. Ich rief ihm noch nach, mich dem Alten ja nicht zu verraten, und kehrte dann um, sehr zufrieden mit meinem Erfolge, aber nicht mit der Klugheit, an welcher es mir gänzlich gemangelt hatte. Ich war im Gegenteile höchst unvorsichtig gewesen.

»Im Hochtale angekommen, entledigte ich das Maultier seiner Last und band die Pferde los, um sie grasen zu lassen. Die mir dann zu Gebote stehende lange Musse benützte ich zu Schießübungen. Ich hatte ein gefülltes Pulverhorn, und beim Gepäck gab es auch eine ganze Büchse voll. Als mein Horn leer war, konnte ich zu meiner Genugthuung sagen, dass ich einen Kirchturm nun schon auf zweihundert Schritte treffen würde.

»Gegen Abend kam Old Wabble mit Ben und Will zurück. Sie waren unten beim Zelte mit den Roten zusammengetroffen und erzählten mir als etwas ganz Neues, dass diese die friedlichsten Absichten gehegt, das Wampum der ›blutigen Hand‹ zur Weiterbesorgung übergeben und dann sofort den Rückweg wieder angetreten hätten. Ich schwieg natürlich über das, was ich gethan hatte.

»Wir blieben die Nacht im kleinen Tale und ritten dann am Morgen nach dem nicht mehr weit entfernten Hochmoore.

»Dieses lag in einem weit größern Tale, als das gestrige gewesen war. In der Mitte desselben gab es einen kleinen See mit sumpfigen Ufern; weiterhin Busch und Wald mit trügerischem Boden, und dann folgten die hohen, kahlen, vielfach zerklüfteten und zerbröckelten Felsmassen, welche das Tal einschlossen. Dieses war gewiss zwei Stunden lang und besaß eine ebensolche Breite.

»Nachdem das Maultier entlastet war, wurde ein Feuer- und Lagerplatz hergerichtet, wo ich zurückbleiben sollte, um auf die Pferde zu achten. Dann gingen die andern auf die Suche. Bis Mittag, wo ich einige Schüsse hörte, blieb alles still; später kehrte Ben Needler allein zurück. Er hatte zu früh auf eine Elkkuh geschossen und war von dem darüber erzürnten Wabble fortgejagt worden. Dieser stellte sich mit Litton erst in der Dämmerung ein, ganz erbost über den Misserfolg, den es gegeben hatte.

»Fährten gab es genug,« räsonnierte er, »aber nicht nur von Elks, sondern auch von Roten, welche vor uns hier gewesen sein müssen und das Wild vertrieben haben; th'is clear! Auf eine einzige Kuh stießen wir; da krachte dieser Needler seine beiden Läufe zu zeitig los, und sie ging auf und davon; das hat man davon, wenn man sich mit Greenhorns einlässt. Ich will aber den Weg nicht umsonst gemacht haben und bleibe also noch einen Tag oder zwei Tage oder überhaupt so lange hier, bis ich einen schweren Alten niedergestreckt habe.«

»Er sprach mit uns beiden kein Wort weiter und behielt diese Stimmung auch am nächsten Morgen bei, wo er erklärte, dass er mit Litton allein jagen werde; die beiden Greenhorns sollten im Lager bleiben, damit sie nichts verderben könnten. Nun, er hatte das Recht, zu tun, was ihm beliebte; wir aber nahmen im stillen dasselbe Recht auch für uns in Anspruch. Als die beiden fort waren, führten wir aus, was wir während der Nacht verabredet hatten. Wenn die Elks vertrieben worden waren, so befanden sie sich nicht mehr im Tale, sondern außerhalb desselben. Dort musste man suchen. Da unsre Pirsche bis zum Abend währen konnte, so nahmen wir zum Tragen der uns nötig erscheinenden Gegenstände, vielleicht auch kleinerer Beutestücke, das Maultier mit.

»Wir wanderten aus dem Tale hinaus und in ein anderes hinein. Da gab es weder See noch Moor, aber gewiss auch keine Elks, denn es waren auch schon Menschen da, Menschen, die einen Maulesel bei sich hatten. Die Menschen sahen wir zwar nicht, desto deutlicher aber den Maulesel, welcher ohne Zaum und Sattel sich in ziemlicher Entfernung rechts von uns im Grase gütlich tat. Wo waren die Menschen? Ich musste sie finden. Während Ben sich gemächlich hinüber zu dem fremden Maulesel trollte, schritt ich mit unserm Maultiere geradeaus weiter. Der vermeintliche Esel fraß weiter, bis Ben sich ihm auf hundert Schritte genähert hatte; da bekam er ihn in die Nase, hob den Kopf, warf sich blitzschnell herum und floh in weiten Sätzen auf mich zu, wohl aus Sympathie für seinen Verwandten, an dessen Seite ich mich befand. Aber, was war denn das? Das war ja beileibe kein Maulesel; das war ein Wild. So viel sah ich, obgleich ich ein Greenhorn war. Ich kniete schnell hinter meinem Maultiere nieder, legte an, zielte und drückte ab. Die fremde Kreatur tat noch zwei, drei Sätze und brach dann zusammen. Ich rannte hin; Ben kam auch; der Schuss war ins Blatt gedrungen, und wir beide wurden darüber einig, dass ich eine ›Hirschkuh‹ erlegt hatte. Sie wurde auf den Packsattel des Maultiers gebunden, und dann ging es weiter, doch nicht lange, so war das Tal zu Ende. Rechts und links unersteigbare Wände, vor uns eine ziemlich steile Höhe, welche eine Art Sattel zu sein schien, hinter dem ein zweites Tal zu suchen war. Unser Maultier war ein guter Kletterer, also beschlossen wir, geradeaus zu steigen.

»Wir gelangten nach einiger Anstrengung hinauf und sahen, dass wir uns nicht geirrt hatten, denn vor uns senkte sich das Terrain wieder tief hinab. Aber dort gab es in der Ferne einen eigentümlichen Lärm, welcher von menschlichen Stimmen hervorgebracht zu werden schien. Wir mussten wissen, woran wir waren, und also nach einem Lugaus suchen. Zu beiden Seiten des schmalen Bergsattels gab es zwar hohe, aber so schräge Steilungen, dass man sie leicht ersteigen konnte. Wir arbeiteten uns also links hinauf, um von dort in das jenseitige Tal hinabzublicken. Unser Maultier ließen wir einstweilen stehen. Oben angekommen, wollte Needler sich weit vorbiegen, um besser sehen zu können; da er aber wegen seines helleren Anzuges leicht bemerkt werden konnte, so schob ich, der ich dunkler gekleidet war, ihn zurück und blickte hinab.

»Was im Vordergrunde des zweiten Tales vorging, konnte ich nicht sehen, da mein Standort dazu nicht hoch genug war; aber im Hintergrunde sah ich sieben indianische Reiter, welche, eine breite Linie bildend und aus vollen Hälsen schreiend, langsam vorwärts rückten. Dieses Geschrei kam also näher und wurde so stark, dass unser unten stehendes Maultier höchst bedenklich mit den Ohren zu spielen und mit dem Schwanze zu wirbeln begann. Ich schickte darum Ben hinab, um es zu beruhigen.

»Da fiel mein Auge auf die andre, jenseits des Sattels ungefähr vierzig Schritte von mir sich erhebende Steilung. Dort saß zu meinem Erstaunen ein Indianer mir gegenüber. Es war To-ok-uh, der schnelle Pfeil, welcher mir bedeutsam zunickte und dann die rechte Hand auf den Mund legte, bei den Indianern das Zeichen des Schweigens. Wie kam er hierher? Warum und worüber sollte ich schweigen? Vorgestern war er unbewaffnet gewesen, und jetzt hatte er ein Gewehr quer über seinen Knien liegen. Während ich darüber nachdachte, war der Lärm noch näher gekommen; ich hörte unter mir Steine rollen und blickte hinab. Himmel, was für ein Ungeheuer ließ sich da sehen! Unter lautem, zornigem Schnaufen kam es aus dem jenseitigen Tale nach der Höhe des Sattels geklettert. Am Widerrist über zwei Meter hoch, mit kurzem, plumpem Leibe und langen Beinen, breit überhängender Oberlippe und struppigem Kinnbarte tauchte es funkelnden Auges auf der Höhe des Bergsattels auf. Als es dort Ben Needler und das Maultier hart vor sich erblickte, warf es den hässlichen Kopf mit den breiten, gewaltigen Schaufeln nach hinten und brach nach meiner Seite aus. Needler, als er seinerseits diesen Behemoth nur sechs Schritte von sich entfernt wie aus dem Erdboden erscheinen sah, stieß einen Schrei des Entsetzens aus, warf sein Gewehr weg, drehte sich um und rannte, nein, kollerte Hals über Kopf von der Höhe in das diesseitige Tal herab. Das Maultier zeigte nicht mehr Mut als sein Herr; es tat einen ebenso schnellen Satz zurück und schoss, glücklicherweise auf allen Vieren, wie ein Schlitten den Bergsattel hinab.

»Ich hatte keine Zeit, aufzupassen, ob beide glücklich unten anlangten, denn der Behemoth hatte sich ja nach meiner Seite gewendet und bemerkte nicht, dass der Weg vor ihm frei geworden war. Er kam in weiten, gewaltigen Sätzen herauf, gerade auf mich zu. Ich war nicht weniger entsetzt als Ben Needler; das Gewehr entsank meiner Hand; Flucht, nur Flucht! Ich sprang von Stein zu Stein an der Felsenlehne hin, das Ungetüm mir nach. Da gähnte vor mir in der Steinwand ein großes Loch, und ich kroch hinein, so schnell, wie ich noch nie im Leben in einem Loche verschwunden bin. Die Öffnung verdunkelte sich, denn das Untier steckte den Kopf herein, so weit ihm dies bei der Breite des Geweihes möglich war. Es schnaufte wie ein Teufel, und ich fühlte seinen heißen Atem im Gesicht. Aber die Angst des gehetzten Geschöpfes war größer noch als sein Zorn; es zog den Kopf zurück und wendete sich zur weitern Flucht. Dabei bot es dem gegenübersitzenden und kaltblütig darauf wartenden Häuptlinge seine vordere Seite. Er zielte kurz, drückte ab und - der Elk brach im Feuer zusammen.

»Im Nu stieg To-ok-uh drüben herab und kam diesseits heraufgesprungen. Während ich sehr vorsichtig den Kopf aus dem Loche steckte, betrachtete er das gewaltige Tier und forderte mich dann lächelnd auf:

»›Mein Bruder komme heraus! Dieses Peere, ist von deiner Kugel gefallen und also dein Eigentum.«

»›Von meiner Kugel?« fragte ich erstaunt, indem ich herauskroch.

»Ja,« nickte er mir listig zu. ›Du bist At-pui, das gute Herz, und hast uns retten wollen; dafür sollst du Ruhm bei den Deinen ernten. Die Krieger der Panashts haben ihr Wampum abgegeben und sind vor euch in das Tal der Elks gekommen, wo sie ihre Waffen verborgen hatten. Ihr werdet dort kein Wild gefunden haben, als nur das junge Kind des Elks, welches ich auf dem Rücken eures Maultieres sah. Du warst so aufrichtig, mir zu sagen, dass du noch daneben schießest, doch musst du das verschweigen, denn ich wün-

Elenn, Elk in der Sprache der Shoshonensche, dass deine Gefährten dich achten, wie ich dich liebe. Ich setzte mich auf den Felsen, um mir dieses selten starke Tier zutreiben zu lassen; da sah ich dich und beschloss Sofort, es dir zu schenken. Es sei von deiner Kugel getroffen, damit du Ruhm habest, bis sie wirklich trifft. Dein Bruder hat mich nicht gesehen, und ich gehe, damit er mich nicht noch erblickt. Mein Auge wünscht, dich wiederzusehen. Ich habe gesprochen. Howgh!«

»Er drückte mir die Hand und eilte fort, um im jenseitigen Tale zu verschwinden.

»Das war die Dankbarkeit eines sogenannten wilden Mannes. Er überließ mir den Ruhm, der ihm gebührte. Sollte ich diese Gabe von mir weisen? Nein, ich war zu schwach, weil zu - jung dazu. Old Wabble hatte mich verhöhnt; gewiss, es war ein Fehler von mir, eine Lüge, mich mit fremden Federn zu schmücken, aber der alte Westmann sollte mich, das Greenhorn, beneiden!

»Ich stieg in das diesseitige Tal hinab. Weit, weit entfernt von dem Felsensattel stand Ben Needler mit dem unbeschädigten Maultiere. Ich winkte ihn herbei und führte ihn hinauf, wo der Elk lag. Mein Gewehr hatte ich natürlich wieder aufgenommen; der Indianer war von ihm nicht gesehen worden; es wusste überhaupt niemand, dass ich diesen kannte. Ben musste also überzeugt sein, dass ich es sei, der das Tier erlegt hatte. Man kann sich sein Erstaunen, seine Verwunderung und - seinen Neid denken!

»Er tat mir leid. Darum und, wie ich aufrichtig gestehe, zur Erleichterung meines Gewissens, machte ich ihm den Vorschlag, Old Wabble zu sagen, er habe das Schmaltier, das ›junge Kind des Elks‹, erlegt. Darüber war er so glücklich, dass er mich umarmte. Ich musste als Wache gegen die Raubtiere bei meiner Beute bleiben; Needler brach mit dem Maultiere nach dem Moore auf, um Old Wabble und Litton zu holen; er brachte sie erst am späten Nachmittage. Die beiden hatten heute nicht das Haar eines Elks gesehen. Der Alte stand verstummt vor meiner Beute. Endlich gestand er, noch selten ein so mächtiges Exemplar gesehen zu haben. Der Neid zuckte durch seine schlotterige Gestalt, dass die Glieder nur so durcheinander ›wabbelten‹; dann maß er mich mit einem fast drohenden Blicke aus den halbgeschlossenen Augen und sagte: