Stefanie Dahle

Hokuspokus im Fledermausbaum
und andere Vorlesegeschichten

Stefanie Dahle

wurde 1981 in Schwerin geboren und hat schon als Kind viele Stunden damit verbracht, Bilderbücher anzuschauen oder Zimmerwände zu bemalen. An der HAW Hamburg hat sie dann Illustration studiert – und gestaltet heute selbst fantasievolle und wunderschöne Bilderbuchwelten, in die man sich stundenlang hineinträumen kann. Seit 2007 arbeitet sie exklusiv für den Arena Verlag.

Stefanie Dahle

Hokuspokus im Fledermausbaum
und andere Vorlesegeschichten

Chaos bei Dina

Die Vögel singen und die Mäuse und Eichhörnchen springen auf der Suche nach Nüssen im Beerenwald herum. Seit dem Morgengrauen pflegt Erdbeerinchen die Walderdbeeren. Die kleine Erdbeerfee jätet das Unkraut, streichelt die zarten Blätter und küsst jede weiße Blüte. Schließlich pflanzt sie eine Handvoll Samen unter der Eiche. Puh!

Mit einer dicken, reifen Erdbeere in der Tasche macht sie sich auf den Heimweg.

Die Sonne scheint warm und hell vom Himmel. Erdbeerinchen ist durstig. Da sieht sie das Blütenhaus von Dina Vergissmeinnicht. Sicher hat Dina etwas Kühles zu trinken, überlegt Erdbeerinchen. Sie klopft.

»Hallo?« Dina linst aus der Tür.

»Hallo, Dina, hast du etwas Wasser? Mir ist so warm.«

»Ähm … nein«, nuschelt Dina verlegen und schüttelt den Kopf. Erdbeerinchen stutzt. »Du hast nichts zu trinken?«

Plötzlich sieht sie, dass Dina gar nicht glücklich aussieht.

Ihr Haar ist zerzaust und auf ihrem Hemd ist ein Fleck. Was ist nur mit Dina los?

Entschlossen schiebt Erdbeerinchen die Tür zum Blütenhaus auf.

Schon sieht sie die Bescherung. Es ist furchtbar unordentlich. Kleider, Geschirr und Spielsachen sind kreuz und quer im ganzen Haus verteilt. Im Bücherregal liegen Strümpfe, im Waschbecken stapeln sich Bücher und die Hauskäfer hocken ohne Futter in der Küchenschublade.

Dina sucht hastig die Kanne mit dem Wasser. Sie schaut im Wäschekübel nach, hinter der Tür und unter dem Bett. Aber die Kanne findet sie nicht.

»Was ist denn hier los?«, japst Erdbeerinchen und macht große Augen.

Dina scharrt verlegen mit den Füßen. »Ich kann mir einfach nicht merken, wo meine Sachen sind.«

Erdbeerinchen klappert mit den Wimpern. »Oh Dina, wie kann man nur so vergesslich sein?«, kichert sie ungläubig.

Dina zuckt hilflos mit den Schultern.

Da entdeckt Erdbeerinchen auf einem Schrank die Wasserkanne und schenkt sich und Dina ein Glas ein.

»Du brauchst Hilfe«, stellt Erdbeerinchen fest. »Wir müssen aufräumen!«

Entschlossen knotet Erdbeerinchen ihr Erdbeerkleid hoch und stapft in den Garten. Verwundert schaut Dina ihr nach.

Die Erdbeerfee guckt unter jedes Blatt. Sie sammelt alle Insekten ein, die sie findet. Ameisen, Käfer, Spinnen, sogar die Schnecken. Alle hocken im Gras und starren die kleine Fee verdutzt an. Was will sie nur von ihnen?

»Also«, sagt Erdbeerinchen. »Was esst ihr am liebsten?«

Die Tiere blinzeln mit ihren schwarzen Knopfaugen.

»Gummischnecken!«, ruft ein Käfer.

»Blumenzwiebeln!«, wispert eine Ameise.

Erdbeerinchen schwenkt grinsend ihren erdbeerroten Rock hin und her. Bei dem Anblick läuft den Tieren das Wasser im Mund zusammen.

»Erdbeeren!«, rufen sie alle im Chor.

Die Fee nickt zufrieden. »Wenn ihr uns helft, bekommt ihr eine riesengroße Erdbeere ganz für euch alleine. Wir wollen Dinas Blütenhaus aufräumen. Macht ihr mit?«

Die Tiere hüpfen begeistert auf und ab. Dann machen sich alle an die Arbeit.

Die Spinnen räumen die Schränke in Dinas Haus aus und die Ameisen tragen alles nach draußen. Die Hauskäfer fegen die Krümel aus den Schubladen, die Schnecken machen den Abwasch.

Aufräumen macht richtig Spaß!

Erdbeerinchen findet in Dinas Schuppen ein dünnes Holzbrett. Mit einer Säge sägt sie viele kleine Schildchen zurecht. Jedes Schildchen wird beschriftet.

Erdbeerinchen schreibt alles auf, was ihr einfällt: Besteck, Kuscheltiere, Teetassen, Unterhosen, Spielsteine, Zauberstab und, und, und.

Zuletzt wischt Dina den Fußboden. Nun ist alles blitzeblank.

Zusammen räumt das Aufräumkommando die Schränke wieder ein. Dann klebt Erdbeerinchen die Holzschildchen mit etwas Harz auf alle Schränke und Schubladen.

Weil so viele Tiere mithelfen, ist alles ganz schnell fertig.

Dina staunt. »Oh, sieht das jetzt schön aus!«

Erdbeerinchen nickt. »Find ich auch. Das muss ich in meiner Teekanne auch mal machen!«

Dina öffnet den Schrank mit dem Schildchen Bücher – und tatsächlich sind da auch ihre Bücher drin.

»Wie toll! Jetzt vergesse ich nie wieder, wo meine Sachen sind. Danke, Erdbeerinchen. Das war eine Spitzenidee!«

Erdbeerinchen holt die Erdbeere aus ihrer Tasche und schenkt sie Dinas Gartentieren.

»Gut gemacht!«, lächelt sie und gähnt. »So, nun muss ich aber nach Hause gehen. Meine Erdbeerpflanzen warten auf mich. Dina, hast du meinen Zauberstab gesehen?«

Dina kratzt sich an der Nase. »Ja, aber ich habe vergessen, wo!«, haucht sie.

Erdbeerinchen seufzt.

Dann machen sich die beiden Feen auf die Suche. Aber im Tassenschrank sind nur Tassen und in der Spielkiste nur Spielsachen. Alles ist aufgeräumt und der Zauberstab nirgends zu entdecken.

Da quietscht Dina aus heiterem Himmel: »Hier! Hier ist er! Erdbeerinchen, guck mal! Es funktioniert! Ich habe ihn gleich in die richtige Schublade gepackt.«

Erdbeerinchen liest. Auf dem Schild steht: Zauberstäbe.

»Das ist ja drollig!«, kichert die Erdbeerfee.