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Nr. 405

 

Elixier des Lebens

 

Der Spezialkurier gibt sein Geheimnis preis

 

von Horst Hoffmann

 

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Nach dem Aufbruch aus dem Korsallophur-Stau kommt Atlantis-Pthor, der »Dimensionsfahrstuhl«, auf seiner vorprogrammierten Reise der Schwarzen Galaxis unaufhaltsam näher. Und es gibt nichts, was die Pthorer und Atlan, ihr König, tun könnten, um den fliegenden Weltenbrocken abzustoppen und daran zu hindern, jenen Ort zu erreichen, von dem alles Unheil ausging, das Pthor im Lauf der Zeit über ungezählte Sternenvölker brachte.

Als Pthor jedoch die Peripherie der Schwarzen Galaxis erreicht, geschieht etwas Unerwartetes. Der fliegende Kontinent kommt abrupt zum Stillstand. Atlan, nicht gewillt, untätig auf die Dinge zu warten, die nun zwangsläufig auf Pthor zukommen werden, ergreift daraufhin die Flucht nach vorn. Zusammen mit Thalia und einer Gruppe von ausgesuchten Dellos fliegt er die Randbezirke der Schwarzen Galaxis an.

Nach gefährlichen Abenteuern auf Enderleins Tiegel, dem Schrottplaneten, auf Xudon, dem Marktplaneten, und bei den Insektoiden von Gooderspall hat er eine Person in seine Gewalt bekommen, von der der Arkonide sich wichtige Informationen über die Schwarze Galaxis erhofft.

Diese Person ist der Spezialkurier – und sein Geheimnis ist das ELIXIER DES LEBENS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Arkonide erfährt das Geheimnis des Spezialkuriers.

Aislander – Spezialkurier des Chirmor Flog.

Thalia – Die Odinstochter wird zur Geisel.

Yatiner – Leiter eines Stützpunkts auf Nergal.

Xandärmaran – Kommandant einer Scuddamor-Flotte.

1.

 

Wir könnten uns mit dem Gedanken trösten, ein weiteres Mal mit heiler Haut davongekommen zu sein. Wir könnten uns einzureden versuchen, dass wir einen winzigen Schritt vorangekommen sind, dass wir nun ein Faustpfand haben. Wir könnten uns damit Mut machen, dass wir vielleicht eine Achillesferse des mächtigen Neffen Chirmor Flog gefunden haben.

All das wäre Selbstbetrug.

Von nun an werden wir gehetzt werden. Die Jagd ist eröffnet. Überall in diesem Raumsektor der Schwarzen Galaxis, dem Marantroner-Revier, wird man nun über uns Bescheid wissen. Jeder Kommandant eines Organschiffs wird unsere exakte Beschreibung haben. Die HORIET ist nirgendwo in diesem Revier mehr sicher.

Vielleicht könnten wir ein anderes Schiff kapern, wenn Bronniter-Vang nicht wäre. Würde er einen Wechsel des Schiffes überleben? Er ist so sehr mit den technischen Anlagen und dem Lebenserhaltungssystem der HORIET verbunden, dass eine Loslösung wahrscheinlich seinen sofortigen Tod bedeutete.

Werden die Angreifer, die früher oder später erscheinen werden, sich bluffen lassen? Können wir uns darauf verlassen, dass niemand es wagen wird, auf uns zu schießen, weil wir etwas an Bord haben, das für den Neffen von unendlichem Wert sein muss?

Es ist sinnlos, darüber zu spekulieren. Wir müssen abwarten und uns etwas einfallen lassen, wenn unser Weg nicht hier und jetzt zu Ende sein soll.

Ich muss alles über Bord werfen, was früher »normal« für mich war. Hier gelten andere Maßstäbe. Auch alle Spekulationen über Chirmor Flog und den Dunklen Oheim bringen nichts ein. Was immer wir uns auch vorstellen, das, was wir vielleicht finden werden, wird anders sein.

Und vielleicht findet die erste Begegnung mit dem Neffen früher statt, als uns allen lieb sein kann. Bronniter-Vang konnte einen Funkspruch von Nergal auffangen. Die mysteriöse Scuddamor-Flotte, über die auch unsere Galionsfigur kaum etwas Konkretes weiß, ist auf uns angesetzt.

Wir mussten den Spezialkurier aus seinem Kokon befreien, um Näheres über Chirmor Flog zu erfahren. Wie viel erhofften wir uns von Aislander. Wie sehr hatten wir uns getäuscht. Und alles fing damit an, dass ich anordnete, den Kokon in die Zentrale der HORIET schaffen zu lassen ...

2.

An Bord der HORIET – Atlan, Thalia, dreißig Dellos und ein Fremder

 

Thalia klammerte sich an Atlans Arm, als die Dellos immer weitere Stücke aus dem weißen, etwa mannshohen Kokon schälten. Dann und wann bewegte sich die von den Terzögen, den insektoiden Eingeborenen des Planeten Gooderspall, gesponnene Hülle. Ein Zeichen, dass Aislander nach wie vor lebte.

Ein erstes Stück des Spezialkuriers wurde sichtbar. Atlan zog Thalia fester an sich. Ihre Blicke sagten genug. Sie hatte Angst vor dem, was in wenigen Minuten zum Vorschein kommen würde.

Gebannt verfolgte der Arkonide, wie immer mehr von Aislanders Gestalt sichtbar wurde. Die Dellos arbeiteten schnell, ebenso emsig wie ihre Artgenossen in den Labors der HORIET, wo das geheimnisvolle und für den Neffen Chirmor Flog anscheinend so wertvolle Drüsensekret der Terzöge-Königin untersucht wurde.

Stück für Stück wurde aus dem Kokon gelöst. Ein blauer Körper schälte sich heraus, bis er endlich ganz von dem Gewebe befreit war.

Aislander!

Ein Schauer lief Atlan über den Rücken. Thalias Finger krampften sich in seinen Arm. Er spürte es nicht einmal. Er war völlig gefesselt von dem Anblick, der sich ihm bot.

Noch schien Aislander halb betäubt zu sein. Sein Körper zuckte immer wieder, aber es waren noch keine gesteuerten Bewegungen.

Ein blauhäutiger nackter Muskelprotz, etwa 1,85 Meter hoch. Das war Atlans erster Eindruck. Der Spezialkurier war völlig unbehaart. Das, was Atlan für Muskelstränge hielt, war nicht vergleichbar mit Muskelsträngen eines menschenähnlichen Wesens. Es gab keine anatomische Proportionierung, so wie sie dem Arkoniden vertraut war. Von einem wulstartigen Kranz um den dicken Hals liefen die Stränge nebeneinander wie ein Panzer bis zur Hüfte hinab. Dort saß ein weiterer Kranz, von dem aus weitere Stränge zu zwei Kränzen liefen, die sich jeweils an den Oberschenkelhälsen befanden. Auch an beiden Achseln gab es solche Verdickungen, von denen aus Stränge bis zu den Handgelenken liefen. Jeder von ihnen war fingerdick und von großer Elastizität, wie die noch unkontrollierten Bewegungen verrieten.

Der Kopf. Er war ebenfalls blau und kantig. Das Kinn war vorgeschoben, und anstelle von Zähnen sah Atlan zwei mächtige Silberbacken im Ober- und Unterkiefer. Die Augen lagen tief in den Höhlen, noch geschlossen. Wieder überlief es den Arkoniden eiskalt, und Thalia stieß einen Laut des Entsetzens aus.

Dies war er also, der Mann, der Atlan vielleicht sogar zum mächtigen Neffen des Dunklen Oheims führen konnte.

Die Dellos zogen sich zurück und warteten. Es war still in der Zentrale der HORIET. Und dann geschah es.

Aislander öffnete die Augen. Atlan sah in schmale schwarze Pupillen. Die Augen einer Katze, leuchtendgrün und stechend.

Sie blickten den Arkoniden an, dann Thalia. Die Odinstochter zitterte am ganzen Körper. Unwillkürlich musste Atlan an seine erste Begegnung mit ihr denken. Damals war sie ihm als der mächtige Honir entgegengetreten, in einer Rüstung, die ihr heute nur noch als Albtraum erscheinen musste. Thalia hatte ihre Rolle als Sohn Odins längst aufgegeben und sich von der Zwangsvorstellung befreit, nur so unter ihren Brüdern Respekt zu finden. Nun trug sie eine bequeme Kombination.

Atlan musste die Initiative ergreifen. Er bedeutete den Dellos, dass sie sich im Hintergrund zu halten und alles zu unterlassen hätten, was den Spezialkurier provozieren könnte. Noch wusste er nichts über dessen Psyche. Aislander war mehr als fremd. Atlan fühlte sich ihm gegenüber hilflos.

Doch bevor der Arkonide etwas sagen konnte, wandte der Spezialkurier sich ihm wieder zu und begann zu reden.

»Ihr habt mich aus der Gewalt der Terzöge befreit. Dafür bin ich euch zu Dank verpflichtet.«

Alles hatte Atlan erwartet, nur nicht diese Eröffnung. Aislander sprach Garva-Guva. Das war nichts Ungewöhnliches. Aber nun bewegte er sich und kam auf Atlan zu. Er blieb so kurz vor ihm stehen, dass Atlan glaubte, eiskalten Atem zu spüren, der ihm ins Gesicht wehte. Aislander bewegte die Kiefer, wobei ein knirschendes und mahlendes Geräusch entstand. Atlan kämpfte gegen den Drang an, zurückzuspringen und sich irgendwo in Sicherheit zu bringen.

»Ich weiß über alles Bescheid«, fuhr der Unheimliche fort. »Ich war im Kokon gefangen und unfähig, mich aus eigener Kraft zu befreien, aber ich konnte alles hören, was um mich herum gesprochen wurde. Ihr seid nicht jene, die kommen sollten, um mich nach Nergal zu bringen.«

Nergal!

Mit Sicherheit jene Welt oder die Station, zu der der Kurier des Neffen das Sekret transportieren sollte – das Ziel, das bislang sein Geheimnis gewesen war. Nun gab er es preis, ohne dass jemand eine einzige Frage gestellt hatte.

Atlans Gedanken überschlugen sich. Er versuchte, in den Augen seines unheimlichen Gegenübers zu lesen. Es war aussichtslos. Die ganze Situation hatte etwas Unwirkliches an sich. Aislander, der Spezialkurier des Neffen Chirmor Flog, ein Vertrauter des Neffen, wie Atlan annehmen musste, stand seelenruhig in der Zentrale der HORIET, als ob es ihm überhaupt nichts ausmachte, dass er sich nicht inmitten jener befand, die ihn eigentlich hätten abholen sollen.

Welches Spiel spielte er? Atlan spürte genau, dass Aislander hellwach und Herr seiner Sinne war. Er hatte den Eindruck, dass jedes Wort des Blauhäutigen wohlüberlegt war. Reine Selbstsicherheit? War es das Wissen um die eigene Überlegenheit, das Aislander so ruhig sprechen ließ?

»Es stimmt«, sagte der Arkonide. »Die KOLNYR sollte dich abholen. Sie existiert nicht mehr. Wir kamen ihr zuvor. Was folgerst du daraus?«

»Ich brauche keine Schlussfolgerungen zu ziehen, Atlan. Du siehst, ich kenne deinen Namen. Ich habe bereits gesagt, dass ich über alles Bescheid weiß, was vorgegangen ist. Ich kenne eure Absichten. Ihr seid Rebellen und kämpft gegen Chirmor Flog, meinen Herrn.«

Atemlose Spannung. Thalia hing wie versteinert in Atlans Arm. Der Arkonide sah, wie einige Dellos sich unruhig bewegten, als ob sie sich jeden Augenblick auf Aislander stürzen wollten.

»Fälser, sieh zu, dass sie keine Dummheiten machen!«

»Eure Furcht ist unbegründet«, kam es sofort vom Spezialkurier. »Ich hätte euch töten können, hätte ich es gewollt. Ich könnte es jetzt tun, ohne dass ihr etwas gegen mich unternehmen könntet. Ich bin nicht gegen euch. Im Gegenteil. Ihr kamt zur rechten Zeit.«

Atlan glaubte seinen Ohren nicht trauen zu dürfen.

»Ja«, sagte Aislander. »Auch ich hasse den Neffen des Dunklen Oheims.«

 

*

 

Irgend etwas in Atlan schlug Alarm. Der Arkonide musterte Aislander aus zusammengekniffenen Augen. Er lauschte in sich hinein, doch es war nicht der Extrasinn, der sich gemeldet hätte. Es war ein Gefühl.

Frage ihn weiter aus!, appellierte der Extrasinn dafür nun. Er soll seine Behauptung dadurch unter Beweis stellen, dass er uns die Daten liefert, die wir brauchen.

Und uns in eine Falle locken!, dachte Atlan bitter. Woher sollen wir wissen, dass er uns keine falschen Angaben liefert?

Vielleicht kann Bronniter-Vang anhand von Vergleichen mit ihm zur Verfügung stehenden Informationen feststellen, ob er lügt oder nicht. Ansonsten musst du versuchen, ihn zu überführen.

So einfach ist das!

Atlan wusste jedoch, dass er keine Alternative hatte. Und vielleicht sprach der Muskelprotz tatsächlich die Wahrheit. Dann aber würde er zum bisher mächtigsten Verbündeten gegen den Neffen und vielleicht sogar gegen den mysteriösen Beherrscher dieser unheilvollen Sterneninsel werden.

»Wenn du Chirmor Flog hasst«, fragte Atlan lauernd. »Wieso hast du bisher nichts gegen ihn unternommen und treu seine Befehle ausgeführt?«

Aislanders Antwort war eine Gegenfrage.

»Was wisst ihr schon über diesen Kosmos?«

Es war ein eigener Kosmos, ein ganzes Universum des Dunkels, des Grauens. Eine Gleichung voller Unbekannter.

»Du hast Recht«, gab Atlan zu. »Wir wissen nichts, deshalb fällt es uns auch schwer, dir zu vertrauen.«

»Ich musste vorgeben, dem Neffen treu zu sein, um am Leben zu bleiben und mir meine Bewegungsfreiheit zu erhalten. Es gab keinen ernstzunehmenden Widerstand gegen die Herrscher, solange ich zurückdenken kann. Nun seid ihr gekommen. Ihr seid anders als jene, die sich aufzulehnen versuchten. Ihr kommt von außerhalb

»Ich traue ihm nicht, Atlan«, flüsterte Thalia.

Aislander wandte sich ihr zu.

»Ich verstehe euer Misstrauen. Es ist gut, dass ihr vorsichtig seid. Es bestätigt den Eindruck, den ich von euch gewann. Als Zeichen meiner Aufrichtigkeit werde ich euch zum Planeten Nergal führen. Auf dem Weg dorthin werden wir Gelegenheit haben, uns besser verstehen zu lernen. Gemeinsam könnten wir die Macht des Neffen brechen.«

Atlan zuckte zusammen. Aislander hatte in Pthora gesprochen!

»Ihr seht, dass mir nichts von dem entgangen ist, was ihr in der Nähe meines Kokons geredet habt. Ich bin Universalredner und fähig, eine jede Sprache, die gewissen fundamentalen Kriterien genügt, innerhalb kurzer Zeit zu verstehen und zu erlernen. So war es auch beiden Terzögen auf Gooderspall. Deshalb war ich in der Lage, mich auch ohne Kundschafter mit ihnen zu verständigen.«

»Und dennoch wurdest du überwältigt«, stellte Atlan fest. »Wenn du willst, dass wir dir vertrauen, musst du uns schon ein wenig mehr erzählen. Wenn du also alles von uns weißt, ist es nur recht, wenn auch wir alles erfahren, was du weißt – zum Beispiel über Chirmor Flog.«

Eine kleine Pause. Täuschte sich der Arkonide, oder bewegten sich einige der Muskelstränge tatsächlich kaum wahrnehmbar?

»Ich weiß nichts über ihn, Atlan. Weder ich noch die anderen Mitglieder meines Volkes, die Spezialaufträge für Chirmor Flog erledigen, haben den Neffen jemals zu Gesicht bekommen. Wir erhalten unsere Anweisungen von anderen. Auch weiß niemand, wo genau sich der Planet Säggallo befindet.«

»Und der Dunkle Oheim?«

»Niemand kennt ihn, Atlan.«

Der Arkonide ließ sich seine Enttäuschung nicht anmerken. Was hatte er erwartet? Einen Aislander, der ihm auf einmal alles sagen konnte, was ihn an Fragen bewegte? Sprach Aislander die Wahrheit oder log er? War er ein potentieller Verbündeter und als solcher zu behandeln oder die größte Gefahr, der der Arkonide und seine Begleiter während des Einflugs in die Randgebiete der Schwarzen Galaxis begegnet waren?

»Das Sekret. Weißt du wenigstens darüber etwas?«

»Nicht über seine Bedeutung für Chirmor Flog. Ich sollte es nach Nergal bringen. Erst dort wird es zu dem gemacht, was der Neffe erhalten wird. Es ist lebenswichtig für ihn. Das ist alles, was mir bekannt ist.«

Bronniter-Vangs Stimme drang aus den Lautsprechern. Die lebende Galionsfigur der HORIET forderte Atlan auf, Aislander nach den Koordinaten des Zielplaneten zu befragen.

Der Spezialkurier nannte sie. Bronniter-Vang hörte mit und bestätigte nach wenigen Sekunden, dass es eine solche Welt gab.

Der Beweis für die Richtigkeit von Aislanders Aussagen?

Atlan blieb vorerst keine andere Wahl, als auf Aislander einzugehen. Falls der Unheimliche tatsächlich die Wahrheit sprach, hatte er nur zu gewinnen.

Und wenn nicht?

Hatte Aislander nur geblufft, oder war er tatsächlich in der Lage, ohne erkennbare Waffen, vielleicht mittels psionischer Fähigkeiten, die gesamte Besatzung der HORIET auszuschalten?

Atlan ließ sich auf ein gewagtes Spiel ein, aber die Situation ließ ihm keine Wahl. Deshalb sagte er zu Aislander:

»Wir sind bereit, mit dir zusammenzuarbeiten. Die HORIET wird dich nach Nergal bringen.« Atlan winkte zwei Dellos herbei und dirigierte sie neben den Blauhäutigen. »Sie werden dich in deine provisorische Unterkunft führen. Sage ihnen, was du eventuell brauchst. Vor allem wäre es besser, du würdest dir erst einmal etwas anziehen.« Mit gezwungenem Lächeln fügte der Arkonide hinzu: »Unter Wesen wie uns zieht man es vor, angezogen umherzulaufen.«

»Eine nutzlose Sitte«, kam es von Aislander. »Aber ich füge mich euren Gesetzen. Und denkt daran, euch als das Organschiff auszugeben, das mich wirklich abholen sollte, wenn wir uns Nergal nähern. Es ist sicherer, jedenfalls bis zur Landung. Auch dieser Planet ist mir nicht bekannt. Ich kenne nur die Koordinaten und weiß nicht, was und wer uns dort erwartet. Das Sekret soll auf Nergal aufbereitet werden – wie, das kann ich nicht sagen.«

Atlan nickte nur. Er gab den Dellos einen Wink. Aislander folgte ihnen.

»Er ist ein Monstrum«, zischte Thalia, als der Spezialkurier die Zentrale verlassen hatte. »Ich glaube ihm kein Wort. Diese Augen ...«

»Jede seiner Bewegungen wird überwacht werden«, sagte Atlan. »Ich traue ihm ebenso wenig wie du. Warten wir ab, bis er allein ist. Vielleicht ist er nicht so nackt, wie es aussieht. Vielleicht versucht er, mit anderen Kurieren oder Organschiffen Kontakt aufzunehmen.« Der Arkonide zuckte die Schultern. »Wahrscheinlich weiß er, dass er beobachtet wird. Dann muss er sich etwas anderes einfallen lassen. Uns bleibt wirklich nichts anderes, als darauf zu warten, dass er sich verrät. Wenn er nichts unternommen hat, bis wir Nergal erreicht haben, muss ich ihm wohl glauben, dass er auf unserer Seite ist ...«

Bronniter-Vang hatte inzwischen den Kurs berechnet, und Fälser, der Kommandant der Dello-Truppe an Bord, ließ die HORIET allmählich Fahrt aufnehmen.