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Matthias Zschokke

Lieber Niels

Matthias Zschokke

Lieber Niels

WALLSTEIN VERLAG

Zu diesem Buch

Kurz nach Erscheinen seines Erstlings Max (1982) hatte ich den schicksalhaften Wunsch – wie sich später herausstellte –, Matthias Zschokke kennenzulernen. Daraus entwickelte sich eine Lebensfreundschaft.

Wir waren und sind beide exzessive Kommunikatoren: ungefähr 3000 Briefe & Faxe von 1982-2002 und Tausende von E-Mails seit 2002 liegen mir von ihm vor.

Nun habe ich ihn überredet, seine Mails, die mich über Jahre entzückten, zu sozialisieren & zu publizieren.

Selbstverständlich wurden sie formal geglättet und orthographisch gebügelt. Selbstverständlich wurden sie auf ihren Kern konzentriert & destilliert und manchmal auch in bewährter Elisabeth-Förster-Nietzsche-Manier gekürzt.

Zur Poetologie dieses Buches gehört sein unziemlicher Umfang. Eine hagere Anthologie wäre ein episches Rinnsal und bildete nicht den Mahlstrom der Zeit ab. Das Buch gönnt dem Genre Roman eine Pause. Es ist, allein durch sein anderes Format, quantitativ & qualitativ, ein Erzählband sui generis. Es ist exzentrisch, egoman & extravagant. Es ist ein Überfall auf die Leserschaft.

Was gibt’s zu lesen? Auseinandersetzungen mit Literatur, Theater, Musik, Kunst und Alltag; irdische Befindlichkeiten; Geld- und Mietsorgen; Kampf mit dem PC; Kollegenbeschimpfungen; Reise berichte und sogar politische Marginalien.

Die Mails sind niemals zur Publikation geschrieben worden. Das erklärt ihre Spontaneität, ihre Frische. Im Gegensatz zum Blog, das vorsätzlich fürs Internetpublikum geschrieben wird. Auch zum Tagebuch besteht ein Unterschied (selbst wenn es insgeheim vielleicht auf spätere Veröffentlichung spekuliert): es ist monologisch und hat kein Du. Die Mails von Zschokke sind der Königsweg, auf dem er als ingeniöser Re-Mailer wandelt: wenn ich mit Ping aufschlage, retourniert er mit Ping-Pong – so erübrigen sich meine Mails für Fremdleser. Auf dem Giebelbalken des Königlichen Schauspielhauses in Potsdam stand einst die Inschrift DEM VERGNÜGEN DER EINWOHNER. Leicht abgewandelt möge dieses Motto auch für dieses Buch gelten: DEM VERGNÜGEN DER LESER.

Niels Höpfner

24.10.02

Irgendwie bin ich drin, verstehe aber nicht, wie.

Ich brauche dringend einen persönlichen PC-Berater. Kann ich mit dem Notebook unterm Arm zu jemandem hingehen, oder muss jemand zu mir nach Hause kommen und mein Gerät an meiner Telefonleitung angeschlossen zum Funktionieren bringen?

6.11.02

Wie bekomme ich das Fenster größer, in dem die E-Mails zu lesen sind? Es bleibt bei mir am unteren rechten Bildrand, etwa ein Drittel des gesamten Bildschirms einnehmend.

16.11.02

Habe heute versucht, zwei Bücher zu finden. Es gelingt mir nicht. Das eine ist von Guido Bachmann und heißt Lebenslänglich (Lenos-Verlag), das andere ist das Budapest-Buch, das Du mir geschenkt hast. Ich wollte es Dir nicht beichten, muss es nun aber doch: Ich habe es neulich im Zug liegenlassen – werde vergesslich –, und das ist ein Jammer. Das Buch ist nämlich ausgezeichnet, und ich will es unbedingt wiederhaben und lesen, bevor ich hinfahre. Wie finde ich das im Internet?

17.11.02

Hut ab vor Deinen beiden Erfolgsmeldungen auf der Suche im www-Bücherdschungel. Wie hast Du’s angestellt? Warum bin ich gescheitert? Ich werde sofort bestellen.

Eine Frage: Wenn ich auf eine Mail antworte (wie jetzt): Wie tut man das formal anständig? Gehört die Antwort über Deine Nachricht (wie ich es hier halte) oder darunter, wie es eigentlich vernünftig wäre? Wie viele Abstände, welche Anrede etc.?

Und könntest Du mir bitte noch einmal erklären, wie ich Schrift, fett/kursiv, Farbe etc. einstellen kann? Irgendwie ist mir ein Fenster in der Kopfleiste abhandengekommen. Danke.

22.11.02

Bin momentan zunehmend zitronig, was Ammann anbelangt, weil ich immer malwie der auf Das lose Glück angesprochen werde und wie schade es sei, dass man das nicht mehr kaufen könne. Vorgestern zum Beispiel traf ich mich mit zwei Jungregisseurinnen, die es dramatisieren und in den Sophiensälen aufführen wollen. Die Tatsache, dass sie – zufällig, ohne Schweizbezug, ohne mit mir verwandt zu sein, einfach so, zwei deutsche Dreißigjährige – dieses Buch gelesen und geschätzt haben, zeigt mir, dass es – gerade auch für jüngere Leute – lesbar und kaufenswert ist. Sie haben behauptet, sie hätten es sogar mehrmals verschenkt; es sei gegen jeden Trend, wie ein Versuch, die Sprache neu zu erfinden, einen neuen Klang zu finden, so schräg lustig und so traurig – ich war ganz gerührt von deren Begeisterung. Habe ihnen ausgeredet, es aufzuführen. Sie sollen lieber ein Stück von mir machen, wenn möglich ein bereits aufgeführtes. Mal sehen, wie’s weitergeht. Sie stehen in Kontakt mit verschiedenen Theatern – vielleicht entwickelt sich ja etwas daraus.

Und bei jeder Lesung gibt es Leute, die gern dieses Buch kaufen möchten. Gestern wieder, im Roten Salon der Volksbühne. Da gab’s eine Lesung im Zusammenhang mit der Anthologie (heute Abend noch einmal eine, in der CH-Botschaft, wieder im Zusammenhang damit). Die Lesung lief endlich wieder einmal gut – und eben, wenn’s gut läuft, dann ist es jedesmal ärgerlich, dass von mir keine Bücher da sind außer dem Neuen Nachbarn. (Oder ein Leserbrief neulich, in dem stand, nach der Lektüre des Neuen Nachbarn sei sie, die Leserin, in ein »zschokkesches Fieber« verfallen und habe unbedingt mehr von mir lesen wollen. Leider gebe es ja nichts mehr zu kaufen, weswegen sie halt in der Bibliothek geholt habe, was da war, und nun begeistert im losen Glück stecke.)

25.11.02

Kannst Du mir bitte – nachlässig elegant aus dem Ärmel schüttelnd – sagen, wie Prousts Ferienort am Meer heißt und wie das Dorf, in dem Madame Bovary spielt? Nicht die realen Namen, sondern die literarischen (falls sich das nicht deckt – soweit ich weiß, ist es mindestens in Prousts Fall ein fiktiver Name)?

Danke (ich brauche es, um an der Uni Bern morgen Eindruck zu schinden).

Selbst komme ich noch nicht weit im Internet. (Immerhin, neulich habe ich zum Test gesucht »was reitet durch den Wind« – schwups, landete ich bei Goethe und hatte »Wer reitet so spät durch Nacht und Wind« auf dem Bildschirm; das hat mich dann doch beeindruckt.)

30.11.02

Wie Du all das Zeug findest?! Wie ein Adler schwebst Du überm Netz, um plötzlich hinabzustoßen und einen Brocken aufzuschnappen. Und nichts entgeht Dir. Phänomenal.

3.12.02

Ich will Dir wiederholt eine lindgrüne Mail senden, in der ich ankündige, dass ich am 11ten kommen werde – aber die Mail verlässt meinen PC nicht. Ich weiß nicht, ob sie bei Dir angekommen ist. Deswegen hier noch einmal in schwarz: Am 11ten komme ich nach Köln, am 12ten fahre ich zurück, gebucht über Internet, kurz vor dem Kollaps (ich, nicht der Computer). Geht das für Dich?

4.12.02

Ankunft am Nachmittag. Nein, den Laptop bringe ich nicht mit. Alles, was mit ihm zu tun hat, bedeutet für mich Schwerstarbeit. Und höchste Konzentration. In keiner Weise Spiel und Spaß. Ich habe einen Höllenrespekt vor ihm. Fragen habe ich eigentlich keine mehr: Ich kann das, was ich können will (mit Drucken habe ich noch nicht angefangen; der Drucker steht unausgepackt neben mir), und werde erst später mehr wollen.

In der Mail, die meinen Computer auf Biegen und Brechen nicht verlassen wollte (ich konnte so oft auf »senden« drücken, wie ich wollte, sie ging einfach nicht raus), schilderte ich Dir meine Internet-Buchung für die beiden Köln-Flüge. Es war eine endlos lange Tortur, aber es ging. Komme so gegen halb fünf zu Dir? Und möchte Dich dann zum Italiener (oder in ein anderes Restaurant) einladen, einverstanden?

6.12.02

Zurück aus Genf. Danke für Deine Mails.

Wie kann ich ein Bild an Dich weitermailen, das jemand mir gemailt hat? (Habe drei gute Bilder von Laederach gemailt bekommen, einfach so – er scheint gern zu mailen; hat mich neulich in Bern getroffen und zwischen Tür und Angel gefragt, ob ich E-Mail habe? – Ja. – Dann maile ich Dir mal was …)

17.12.02

Deine Else (Buschheuer) ist wieder im Land. Ich sah sie in einer Talkshow. Sie sah ein wenig hexig aus, wie die Enkelin der Nachbarin des Rotenburger Menschenfressers. Lebt ohne Fleisch, ohne Fisch, ohne Sex, ohne Alkohol (und noch ein paar Ohnes). Das Wichtigste in ihrem Leben sei ihr ihre Internetfamilie, sagte sie. Da fühle sie sich geborgen und aufgehoben. Sie sei geradezu süchtig danach.

Bei Malev bin ich gescheitert. Ich geriet an eine charmeresistente, unerfreuliche Ostblock-Reisekauffrau, die mich mit jedem neuen Vorschlag, den ich ihr unterbreitete, kalt abblitzen ließ. Ich werde nun ganz normal buchen. Zwei Einfachflüge. Der Preis ist zwar hoch, aber bezahlbar (Züge nach Ungarn sind eine Zumutung – früher gab es Orientexpresse, heute nur noch Viehtransporter auf dieser Strecke).

Zum Budapest-Provider: Was habe ich mir darunter vorzustellen? Geh ich da mit meinem Laptop hin? Und der kann nichts falsch machen, mir nichts verstellen? Ich kann hinterher wie vorher einfach ins Netz? Worauf muss ich achten? Ist der eine besser als der andere? Kostet der eine mehr als der andere? Kann es sein, dass ich hinterher, je nachdem, teurere oder billigere Telefonrechnungen bekomme?

19.12.02

Gestern Abend war das Essen mit den Analytikern: Er ein A., seine Frau eine A., mein Nachbar ein angehender A. – Du siehst, geballte Es-Kenner. Es war erstaunlich entspannt. Herrn Groddeck habe ich nicht erwähnt, nur von einem gewissen »Buch« habe ich geredet, dessen Titel ich nicht nennen wolle, in dem stehe, ich sei von vornherein erledigt, weil meine Mutter mich frühkindlich weggegeben habe – worauf alle wie aus der Pistole geschossen sagten: Deswegen schreibst Du! Kompensation! So einfach ist das also mit der Psyche. Man empfahl mir, Freud zu lesen – man hatte den Eindruck, ich könnte den genießen, ich sei stabil genug; es sei ein literarisches Vergnügen, ihn zu lesen.

Mal sehen. Momentan habe ich noch keine Lust dazu.

(Bin ziemlich verkatert – Analytiker vertragen sehr viel Alkohol, scheint mir.)

30.12.02

Danke fürs Fax. Ich werde Dir heute Abend zurückfaxen. Es ist mir nach wie vor lieber, ein Fax zu bekommen als eine Mail – man hat einfach mehr daran zu beißen. Sobald ich in Budapest richtig eingerichtet bin und endlich auch drucken können werde, will ich Deine Mails jeweils ausdrucken, damit ich auf sie wie auf etwas Geschriebenes reagieren kann. Man hat »am Institut« übrigens zwei Computerbeauftragte, die rund um die Uhr zur Verfügung stehen, wenn sie nicht gerade in Urlaub sind (wie zum Beispiel jetzt): Ferenc und Tamàs, die mir »in allen Computerfragen gern behilflich sein werden« … Angenehm, nicht?

31.12.02

Zum Fax: Ich habe alles im »Institut« (so nennen sie sich – es scheint eine Art Internat zu sein; alle wohnen in einem Haus; unten gibt es einen Drucker, an dem alle angeschlossen sind, und Kopierer etc.). Habe gebeten, sie möchten mir einen gebrauchten Drucker besorgen und in mein Appartement stellen – ich mag meinen nicht mitschleppen –, aber ein eigenes Faxgerät will ich nicht auch noch haben; man kann ja auch Briefe schreiben, eine zauberhafte Erfindung, die Post.

2003

1.1.03

Das war schön: Ein besinnliches letztes Fax von Dir im alten Jahr. Vielen Dank. Ingrid und ich blieben zu Hause wie Du. Ich stand herum, gedankenschwer (ich kann mich nicht entscheiden, was mitmuss, bin unflexibel, weiß nicht, was und wie packen – schrecklich, wenn man so eingelebt und eingewohnt ist wie ich), da klingelte das Telefon, und dann schnurrte das Fax herein, so tröstlich und altbekannt. Danke.

Bald gingen wir ins Bett.

Heute früh dann Dein leuchtendes Happy-New-Year auf dem Bildschirm – ermunternd und kräftigend. Danke auch dafür.

Draußen strahlendes Wetter, bitterkalt (ich sehe nicht zu den Fenstern hinaus; sie sind von oben bis unten beschlagen). Ein guter Jahresanfang also.

Vorsätze? Keine. Einen fürchterlichen Druck, den ich abzuschütteln versuche: das von Dir angeforderte mundiale Büchlein zu schreiben.

Dann dieses Budapest! (Ich habe Reiseführer studiert – was soll ich dort?) Das einzige, was ich weiß, ist, wo wir morgen, gleich nach der Ankunft, unseren ersten Budapester Kaffee trinken werden (und ahne schon, dass das Café eine Falle ist, aufgestellt, um arme Reiseführerleser darin zu fangen). Ab da muss ich weitersehen. Am liebsten würde ich jeden Monat mindestens eine Woche nach Berlin fliehen, um mich hier zu erholen.

Hoffentlich bekomme ich Lust an den dortigen Bädern und Schuhmachern.

Lieber Niels, willkommen im 2003, ich umarme Dich und freue mich darauf zu erleben, wie elegant wir beide diese Zahl nehmen werden. Es wird ein gutes Jahr. Die Sonne scheint so unvergleichlich klar und schön, das will mir etwas sagen.

6.1.03

Eben war Tamàs hier, mein persönlicher PC-Berater, der mir alles installiert hat (und einen portablen Drucker von Canon mitbrachte) – Beratung, Betreuung, Tintenpatronen und Papier etc.: With Compliments des Hauses! Königlich, wie ich hier behandelt werde. Die Wohnung ein Traum. Zwei Etagen, zwei Badezimmer, Putzkolonnen, die alle zwei Wochen kommen, und das Prächtigste: die Aussicht. Die Wohnung liegt direkt unter der Fischerbastei (wenn Du im Internet nachschaust, wirst Du bestimmt als erstes auf die Fischerbastei stoßen und auf den Tipp, die Stadt zuallererst von dort oben zu betrachten – der einmaligen Aussicht wegen). Das »Raoul-Wallenberg-Institute for Advanced Studies« ist das erste Haus unterhalb dieser Bastei. Meine Fenster gehen auf die Donau. Nachts totenstill, und ein Panorama …

Ich habe noch nicht gesagt, es sei wunderbar. Müsste ich heute über Budapest schreiben, würde ich es eher als eine Ostblockstadt vorstellen und in seine Schranken verweisen. Jedes Abendessen bislang eine Katastrophe (das erste Mal kannte ich mich im Geld nicht aus; wir aßen aus Versehen Gerichte für 25 Euro und tranken einen Wein für 40 – geschmeckt hat alles für zehn, und das Ambiente war auch nichts Besonderes). Seither schaue ich draußen auf die Speisekarten und esse zu deutschen Preisen. Die Qualität ist ungefähr so wie bei unseren Jugoslawen vor zwanzig Jahren. Die Cafés sind schön (leicht ranzig, aber echt alt, nicht nostalgisch). Der Kaffee schmeckt, die Kuchen sind so lala. Du siehst, ich bin vorläufig eher gereizt. Deswegen will ich noch nichts schreiben.

7.1.03

Seit gestern Abend schneit es. Herrlich. Die Stadt versinkt. Schneeräumfahrzeuge gibt es kaum. Alles liegt danieder. Russland. Vom Winde verweht.

Heute war ich zum ersten Mal in einem Bad – im Rudás-Männerbad. Hinreißend. Das möchte ich beschreiben/erzählen können. So etwas gibt es vielleicht auf der ganzen Welt nicht noch einmal. Man sitzt in der dampfenden Brühe, im fünfhundert Jahre alten tür kischen Gewölbe, einer Mischung aus Schlachterei und gerichtsmedizinischem Kühlhaus, uralt, bröckelnd, triefend, -zig nackte Männer, alte, junge, es gibt Dampfstuben, kochend heiße, Sauna, Kaltwasserbecken, Massagen – und alles wirkt arm wie in einer Suppenküche oder einem Männerwohnheim. Schon nur dafür hätte sich B. gelohnt.

Heute auch zum ersten Mal im Collegium gegessen. Na ja – eine Art Mensa mit angejahrten Studenten drin. Warm werde ich da wohl kaum. Will aber noch kein Urteil fällen. Das Essen ist vielleicht nicht gerade Mensa – etwas drüber, Tutorenabteilung.

Marika Rökk bisher unsichtbar. Aber ich habe unbedingt vor, mir Operetten anzuschauen – hier kommt sie schließlich her, und ich glaube, ich bin ein verkappter Aficionado dieser Gattung (habe ein paar Seiten Molnár gelesen und bin ihm einmal mehr, wie damals bei Liliom, verfallen; ich glaube, die Budapester Melancholie/Ironie liegt mir).

Das Institut hat vor, mir einen ISDN-Anschluss zu spendieren. Dann wäre ich vierundzwanzig Stunden online (kostenlos). Dann – vielleicht – werd ich einen Blick in die von Dir empfohlenen Internetzeitungen werfen (habe jedoch nach wie vor Schwierigkeiten mit den Augen am PC – gehe wahrscheinlich lieber in den Lesesaal des Instituts, wo alle Zeitungen ausliegen, die man braucht – NZZ, FAZ etc.).

8.1.03

Dschak havasott esch havaschott (ohne Witz, so spricht sich: Es schneite und schneite).

Die ganze Sprache sieht geschrieben aus, als habe ein boshaftes Kleinkind eine Tüte Buchstabennudeln ausgekippt und daraus Wörter geformt. Vieles ist schier unaussprechlich. Für »auf Wieder sehen« brauchte ich vier Tage. Heute habe ich es im Lädchen einigermaßen flott über die Lippen gebracht. »Wissontlattaschro«, verschliffen, nebenbei, so ein wenig à la »gn morgn« oder »danksch, wiedrsn« (dankeschön, auf Wiedersehen), habe dann aber registriert, dass die hier nichts verschleifen und abkürzen, sondern alles fein säuberlich, lieb, weich aussprechen, Silbe für Silbe, als würden sie ewig leben und hätten Zeit für jeden noch so verbogenen Buchstaben. Also werde ich es ab morgen auch so halten.

Ja, Buffoliteratur, sehr gut. Ich meine das im Ernst. Was für ein fabelhafter Reim zum Beispiel im Zigeunerbaron: »Mein idealer Lebenszweck … Ist Borstenvieh, ist Schweinespeck …« Das ist göttlich.

10.1.03

Seit einer Viertelstunde bin ich ein ISDN-Mailer. Tamàs war wieder hier, im Gepäck die zauberische Internetkarte, die er meinem Gerät implantierte. Das ist etwas Fabelhaftes. Rund um die Uhr online. Das wäre für Dich ein Traum. Ich denke, das werden wir uns in Zukunft leisten müssen. Es ist kein Vergleich zu vorher.

11.1.03

Sonst? – Das Essen ist und bleibt ein Problem. Noch immer kein Restaurant gefunden. Überall klassisch fette Fünfzigerjahre-Nachkriegsschweinefleischcuisine mit Zucker am Salat. Ingrid und ich stehen kurz davor, uns geschlagenzugeben und mit dem Spaghettikochen anzufangen.

Die Fledermaus schwebte göttlich vorüber. In einem prästalinistischen Breitleinwandtheater aus den dreißiger Jahren, mit Personalmassen auf der Bühne wie zu sozialistischen Zeiten, und in einem Bühnenbild (zweiter Akt, Prinz Orlowsky!) zum Hinsinken. Das Orchester fabelhaft. Die Sänger voller Inbrunst. Kein blödes Ironiegetue. Pure Hingabe. Ach war das schön. Tausend Zuschauer im Saal (alles eher ärmliche, abgerissene Gestalten), die begeistert mitgingen. Ich will jeden Abend Operette! Und in der Pause trinkt man fabelhaften Tokajer zahnglasweise (mein Zukunftsgetränk).

Ich hatte nur meine englische Zusammenfassung dabei – konnte aber recht gut folgen und finde Dein neues Pseudonym unbedingt empfehlenswert: Gabriel von Eisenstein (ungarisch ausgesprochen bittärschön).

Das Collegium steht direkt neben der Matthiaskirche (es ist das ehemalige Budaer Rathaus, also die allererste Adresse). Das Wallenberghaus, in dem ich wohne, steht ein paar Treppen unterhalb (drei Minuten zum Trog). Das Essen ist gut, nur mag ich mittags einfach nicht recht essen. Übrigens kannst Du die Matthiaskirche und die Fischerbastei im neuen Eddy-Murphy-Film sehen (I spy), der gerade in D angelaufen ist. Es soll eine wilde Verfolgungsjagd mit Helikoptern hier gedreht worden sein.

Es fängt mir an zu gefallen. Ganz besonders dieser neue Internetservice ist von einer betörenden Eleganz …

Das Zitat »Lebenszweck … Borstenvieh … Schweinespeck« aus dem Zigeunerbaron finde ich nicht im Netz. Noch scheitere ich mit meinen Anfragen jeweils sehr früh. Aber ich denke, hier, mit diesem ISDN-Zugang, werde ich einiges dazulernen.

Heute eine neue Konditorei entdeckt. Da gab es das eine oder andere, das mich zuversichtlich stimmte.

12.1.03

Mir ist die Lust schon innerhalb des ersten Artikels vergangen. Fräuleinliteratur, dachte ich. Den zweiten Artikel habe ich noch nicht gelesen, tue ich jetzt gleich – aber mit großer Wahrscheinlichkeit werde ich ohne Felicitas Hoppe auch durchs weitere Leben gehen. Danke für den Schweinespeck. Gib zu: Das ist großartige Couplet-Literatur. So möchte ich in Zukunft dichten (und so – übrigens – verstehe ich meine Stücke; Die Einladung müsste als Operette gespielt werden).

13.1.03

Ich fange an, an einem Budapest-Reisebericht zu schreiben. Hier, in B., gibt es ebenfalls ein Ludwig-Museum (und in Bukarest, und möglicherweise sogar in Moskau noch weitere Ableger). Immer nach dem ähnlichen Prinzip: Ludwig stiftet ein paar zeitgenössische Werke mit der Auflage, dafür von der Stadt einen repräsentativen Raum zur Verfügung gestellt zu bekommen, der dann mit lokalen Künstlern ergänzend bestückt wird.

Bevor ich dummes Zeug rede, möchte ich die Fakten kennen (ich habe vor, Ludwig eins überzubraten; was die den Budapestern geschenkt haben, ist empörend schlechte Ware, drittklassige Reste, Abfallprodukte großer Namen).

Eine andere Frage: Es gibt ein berühmtes Lied, Das Lied vom traurigen Sonntag, von einem Sänger namens Seress Rezsö. Gibt es davon wohl eine deutsche Übersetzung?

14.1.03

Ich hab’s gefunden, ich hab’s gefunden! Was für eine fabelhafte Maschine! (Nachdem ich’s fand, stürzte sie mir gleich ab, und meine Erfolgsmail wollte sie nicht mehr übermitteln.)

Also: Ich hab’s. Heute nachmittag kaufte ich die CD davon. Lauter Grinzing-Heurigen-Musikantenstadl-Gedudel aus den ungarischen Dreißigern (eine schmierige Zeit). Dazwischen dieses eine Lied, grandios traurig.

15.1.03

Ich denke, ich ziehe mich besser auf strenges, schlankes Schwarz-weiß zurück. Mein knubbeliges, zehnjähriges Kinderblau kann ich irgendwie nicht länger vertreten. Dieses 12-Punkt-Arial sollte doch eigentlich auch Deinen Augen entgegen kommen? (Und ist trotzdem auch für den Verkehr zwischen Fellows – als solche werden wir uns künftig bezeichnen, verehrter Herr von Eisenstein – geeignet, denke ich.)

Ich weiß nicht, was ich hier soll, wie Du siehst. Ich spiele nur noch im Internet herum, dann gehe ich mittagessen, dann trabe ich durch die Stadt (es ist kalt, meine Erkundungsgänge breche ich nach einer halben Stunde jeweils ab, setze mich in ein Café und denke, na ja, ein Café halt).

Immerhin, ich bin dem Berliner M.Z. entronnen. Dort würde ich bestimmt täglich in den Wedding fahren und schreiben. Immer im selben Trott weiter. (Die Ungarn liegen mir; einer ihrer Nationalschriftsteller, Janos Arany, dichtete »Ach, welch anstrengendes Leben / Jeden Morgen und Abend / muss man sich an- und ausziehen«.)

Ich werde zum zufriedenen Altenheiminsassen, der immer auf die Uhr schaut und hofft, dass bald wieder Essenszeit ist.

Morgen Abend Schubert und Mahler in der Liszt-Musikakademie (Jugendstil, 1400 Plätze) – ich werde zum kultivierten Herrn.

16.1.03

Wo hast Du die gesungene, deutsche traurige-Sonntag-Version her? Es ist geradezu rührend, das fipsige Stimmchen aus meinem Laptop zu vernehmen. Ich war beeindruckt. Den Downloader habe ich vorläufig trotzdem nicht betätigt. (Ich mag all das Zeug nicht in meiner kleinen Kiste speichern – sonst verschluckt die sich.) Außerdem komme ich zu sonst gar nichts mehr, wenn ich dauernd dies und jenes nachschaue und heraussuche. Zum Beispiel muss ich als nächstes Gräfin Mariza suchen, Inhalt etc. – Dort gehen wir am Samstag hin. Dieses Live-Musikangebot macht süchtig.

Gestern in der Liszt-Musikakademie: Vierte Reihe für 10 Euro pro Platz eine Mahlersymphonie – das ist nicht mehr lange möglich. Du weißt: Mahler beschäftigt mindestens sechzig Musiker, große Pauken etc. Die Musik ist – na ja, ein bisschen tölpelhaft fand ich sie. Aber manchmal scheppert sie doch mächtig und beeindruckend. Danke für den Ludwig-Artikel. Da steht es ja objektiv und kunstwissenschaftlich fundiert: Die L.s sind ziemliche Grobiane.

Heute habe ich zum ersten Mal einem Fellow bei der Vorstellung seines Projekts zugehört (wovon jeden Donnerstag um elf Uhr eine stattfindet). Ein Filmhistoriker, der ungarische und französische Filme und deren Umgang mit historischer Wahrheit im Bild untersucht. Auf Französisch. Was für gedankenarme Tölpel, diese Akademiker! Ich war sprachlos und empört über den Quark, den der erzählt hat (und womit er im Begriff ist, den Professor zu machen, um später auf junge Leute losgelassen zu werden). Nichts. Kein einziger Gedanke. Einfach nichts. Nur Aufzählung. Hier im Bild sieht man einen Nazi. Der hat eine Frisur, wie man sie zur Nazizeit noch nicht trug. Hier ist das Schweinchen rosa, damals aber waren Schweine schwarz usw. Ohne einen Schluss daraus zu ziehen. Ich bin noch jetzt ganz erschöpft und ungehalten. Und so sind, denken und reden die alle! Sie hören einander höflich zu und stellen hinterher sogar noch Fragen à la was halten Sie vom Schnurrbart in István Szabós Mephisto, Bild vierundfünfzig? Und dann faselt der Professor in spe ungerührt wieder los, als ob er tatsächlich irgendetwas davon hielte, als ob er überhaupt von irgendeinem Gedanken und Satz aus seiner dreihundert Seiten dicken Schnurrbart-Habilitation irgendetwas hielte. AB IN DIE PRODUKTION mit solchen Tagedieben.

18.1.03

Ich nehme nicht an, dass Du meine Einschätzung Canettis kennst (oder habe ich Dir damals, nach meiner Blendung-Lektüre – oder war es Die gerettete Zunge – geschrieben?).

Ich fand ihn unangenehm, eitel, verächtlich. Stand (und stehe) damit aber ziemlich einsam da.

Neulich schrieb mir Prof. W. Schiltknecht (der Kritiker aus Genf) einen Gruß und im Nebensatz etwas à la »gerade habe ich mal wieder meinen Canetti hervorgeholt und lese darin – was für ein Titan«, worauf mir sogleich die Galle hochging und ich auf einer hingeschluderten Postkarte ungefähr antwortete »mir kommt seine Größe immer eher vor wie die eines Maulhelden«.

Seither herrscht Funkstille zwischen dem Herrn Professor und mir, und ich verfluche mich, weil ich meinen Mund nicht halten konnte.

Liebe Grüße, gleich bin ich zu Gast bei Gräfin Mariza (Marica Grófnö).

19.1.03

Ach war das schön!

In der Nacht, wenn der Champagner kracht … So wurde eine Zeile übersetzt – es lief overhead eine deutsche Synchronübersetzung mit. Zum Beispiel der Text, der in deutsch »grüß mir die reizenden Frauen in Wien« lautet, wurde wörtlich mit »wenn Du nach Hause gehst / grüß mir die schönen Mädchen von Pest / und die Kettenbrücke« übersetzt. Eine echte Nationaloper. Wieder im ausverkauften Haus, diesmal eine schwülstige Pralinenschachtel in Rosa und Himmelblau, das Operettenhaus, ich wieder in der fünften Reihe für 12 Euro (sicher, die Preise sind auch nicht mehr ganz billig, aber immerhin noch bezahlbar).

Im Canetti-Artikel habe ich kein Komma überlesen. Zum Beispiel registrierte ich mit Genuss, dass C. ein Wusler in den Wiener Kaffeehäusern war, wo er verbreitete, Musil halte ihn für einen capitalen Schriftsteller und Thomas Mann stehe stramm vor ihm, worauf die einschränkende Erklärung folgt, dass bis heute von Musil noch nicht einmal ein Halbsatz entdeckt worden ist, mit dem er Canetti überhaupt erwähnt, und dass Thomas Manns Lob ein schäbiges Allerweltslob ist, in dem er C. mit einem Schriftsteller vergleicht, von dem man heute nicht einmal mehr den Namen kennt – wie Tokajer lief mir das die Kehle hinunter.

21.1.03

Eben komme ich aus einem zweiten Türkischen Bad, das ich ausprobieren wollte. Es gibt insgesamt drei von diesen alten, originalen Dampfstuben. Die dritte ist zur Zeit geschlossen. Ich wollte die beiden anderen gesehen haben, um dann auch wirklich fundiert Auskunft geben zu können über diese Art Badekultur. Offenbar habe ich den falschen Nachmittag erwischt. Eine geschlossene Veranstaltung des lokalen Wichsvereins. Unappetitlich. Lauter ältere Männer unseres Semesters. Mindestens vierzig. Ich wusste kaum, wo hingucken. In den Becken lagen sie beinahe geschichtet im kollektiven Samen. In der Dampfstube Leib an Leib. Ich zog mich also in die Sauna zurück, dort war es den meisten zu heiß und zu trocken. Da saß ich dann auf einer Pritsche und tropfte vor mich hin. Zu allem Überfluss hatte ich auch noch eine Massage gebucht. Nach kurzem holte mich ein fetter, unsympathischer Kerl aus der Sauna, sagte Massage, Massage, und ging vor mir her. Erst fürchtete ich, der wolle mich sodomisieren. Es scheint aber tatsächlich der Masseur gewesen zu sein. Er hieß mich auf eine Pritsche liegen. Zwei alte Männer wurden links und rechts neben mir von Masseuren in weißen Bademeisterleibchen geknetet (meiner hatte eine schlabberige, blaue Turnhose an, sonst nichts). Alle drei redeten permanent dummes Zeug (ich verstand zwischendurch Old Bailey’s und Johnny Walker) miteinander, während mich der Bierkutscher sogenannt massierte (der hat noch nicht einmal das erste Jahr einer Metzgerlehre hinter sich gebracht zum Ausweis seiner Befähigung; ein hirnloser Langweiler, der lustlos an mir rumfingerte und nach kurzem finish sagte – noch nicht einmal eine Viertelstunde, vollkommen unausgebildet, für 10 Euro!). Das hat mir meine Badefreuden ziemlich getrübt.

22.1.03

Eben habe ich erfahren, dass ich mit meiner sprießenden Operettenleidenschaft auf Adolf Hitlers Spuren wandle. Er habe Die lustige Witwe über alles geliebt. (Und sei 1938 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen worden – wusstest Du das?)

23.1.03

Ich trage seit heute Opossumsocken. Das ist das Allerfeinste und Allerneuste, was ich kennenlerne; meine Schwester Magdalena hat mir ein Paar aus Neuseeland geschickt. Opossumratten kann man, wie es scheint, scheren und aus dem Vlies die wertvollste Wolle herstellen, die es zur Zeit zu kaufen gibt, eine Art Platin unter den Wollen. Man bekommt sie vorläufig wahrscheinlich noch nicht einmal in der Schweiz, wo es ja normalerweise alles gibt, was von sich behauptet, das Beste zu sein. Sie ist leichter als alle anderen Wollen und hält wärmer – und scheint schier unbezahlbar zu sein. Es soll in Neuseeland auch O-Pullover geben, schreibt meine Schwester (sie ist ein paar Monate dort), die aber so teuer seien, dass sie mir beim besten Willen keinen schicken könne.

Die Söcklein sind federleicht und daunenzart. Sie wären das Ideale für Deine nächtlichen Internetstunden: Nackt auf Deinem Elefantenfuß sitzend, nur mit Opossumsöckchen an den Füßen.

24.1.03

Hier noch die Materialbeschreibung dazu: »… ist die seltenste, neueste Faser in der Welt … die weichste Faser, die in der Natur zu finden ist … innen hohl, deswegen so unvergleichlich leicht und extrem warm … gibt es nur in New Zealand, wo das Opossum wild in seinen ursprünglichen Wäldern lebt …«

24.1.03/2

Ach, wie ernüchternd, dieses Internet! Und ich habe mir vorgestellt, wie eingeborene Maoris in Urwäldern hinter Ratten her rennen und ihnen die Haare einzeln ausreißen, um daraus, nach einem Monat des entbehrlichen Sammelns, ein Paar Socken für mich stricken zu können. Nun ist also auch das schon ein Verkaufsartikel im Internet. Verflucht sei es, das Internet!

Heute bei einem Dreißigerjahre-Italiener gegessen; oder fünfziger? Das Essen jedenfalls ziemlich fünfziger, einmal mehr; die Ausstattung früher Elvis Presley, sehr gelungen.

25.1.03

Aus Versehen habe ich das Lied gelöscht, das Du mir gemailt hast. Und es ist merkwürdigerweise nirgends mehr in den »gelöschten Objekten« zu finden. Einfach verschwunden. Geheimnisvoll.

Könntest Du es mir bitte noch einmal senden? (Oder erklär mir bitte, wie ich es mir aus dem Internet hole.) Es klang so wunderbar verloren, dünn, hoffnungslos aus meinen winzigen Laptoplautsprechern – geradezu ergreifend.

Und dann würde ich es gern speichern (an sich wollte ich das heute versuchen, aber eben, da habe ich es aus Versehen ganz gelöscht), und zwar, wenn das möglich ist, in den »Word«-Dateien. Geht das? Oder wo sonst kann ich so etwas ablegen?

27.1.03

Gestern war ich in einem Kino. So etwas Schönes habe ich noch nie gesehen. Ein orientalischer Palast, Eklektizismus, nehme ich an, oder Jugendstil. Mit Atrium. Auf der ersten Etage, mit Estrade, ein Café. Da wurde Tango getanzt. Dreißigerjahremusik. Unbeholfene junge und alte Pärchen, geduldig und völlig unverkrampft angeleitet von zwei Lehrerinnen. Ich glaube, es kostete nichts. Jeder konnte mitmachen oder es bleiben lassen.Unaufdringlich, leise, unaggressiv.

Der Film hieß Hukkle. Ein neuer ungarischer, ohne ein einziges gesprochenes Wort. Nicht einmal Musik (oder doch, manchmal, selten; da trällerte eine Oma vor sich hin). Soweit ich kapiert habe, ist der Film sogar vorgeschlagen für den diesjährigen Oscar. Ein geglücktes Experiment. Einfache Geschichte, einfach erzählt, mit Humor; manchmal überwältigende Aufnahmen. Schön. Als Vorfilm ebenfalls ein Stummfilm, Safari, über Roma in Rumänien, fast noch begei sternder. Eine Art Dokumentation, filmbildnerisch aber stilisiert. Das war von einer urtümlichen Wucht, man möchte sich sofort auf den Weg machen und sich dieses Leben im Original betrachten.

Am liebsten möchte ich mir jeden Abend etwas anschauen. Wenn da nicht die Trägheit wäre – und die Kosten. Wobei: Der Filmeintritt ist vernünftig; drei Euro.

28.1.03

Gestern in der Oper, eine konzertante Aufführung von I Puritani, ausverkauft (es scheint hier einen wohlhabenden Club zu geben, der dazu da ist, Belcanto-Opern konzertant zu ermöglichen). Das Opernhaus: begeisternd. Das Orchester gut, der Chor ausgezeichnet, die Sänger – sicher die besten Ungarns. Was nicht ganz ausreicht für Bellini-Belcanto (übrigens eine höchst zweifelhafte Kunstart; nah am Albernen, lächerlich Artistischen), leider. Elvira (eine Callas-Rolle), laut Stück ein achtzehnjähriges Mädchen, hier von einer fünfundfünfzigjährigen Matrone mit parterreerstickendem Dekolleté dargestellt, sang manchmal schön (die Legatopassagen); die Koloraturen schnaufte und gurgelte sie schwerfällig hinter dem Orchester her. Aber das Haus, das Publikum, der Saal – ein Fest. Man applaudierte, als hätte man die Callas gesehen, und die Vorstellung zählt ja mehr als die Wirklichkeit.

29.1.03

Fabelhaft, die Goetz-Kritik. All das, was wir immer schon sagen wollten, wofür uns aber kein Gott die Zunge leiht. Von einer Verve, die eigentlich im gesamten Feuilleton etwas auslösen müsste. Aber da passiert nichts. Noch nicht einmal ignorieren, sagen die sich offenbar. Das finde ich irritierend: Wie kommt es, dass solche Luftblasen wie Wagner, Schleef, Goetz usw., obwohl sie mit gutgewetzten, scharfen Nadeln angestochen werden, nicht platzen. Das hält sich alles über Jahrzehnte, Jahrhunderte.

31.1.03

Gestern hatten wir Staatskunde (Du weißt, jeden Donnerstag um elf findet ein Seminar statt). Gestern also Staatskunde, von einer Französin. Irgendetwas über die Integration Ungarns, Polens und Tschechiens in die EU.

Unsereins macht sich Gedanken, wie er Zuhörer für sich gewinnen könnte. Wissenschaftler stellen sich hin, zitieren irgendwelche anderen, möglichst oft und möglichst viele und möglichst monoton. Und wenn sie genug abgeschrieben haben, dann bekommen sie ein Diplom. Und haben endgültig verlernt, einen eigenen Gedanken zu entwickeln.

Der erste war der Filmhistoriker, der uns erklärte, dass in historischen Filmen rosa Schweine auftreten, und dass das eine Unverschämtheit sei, weil die schwarz sein sollten.

Nun kommt diese Historikerin, die uns erklärte, dass romantische Historiker aus Polen und Ungarn möglicherweise beieinander abgeschrieben haben. Als Beweis dafür führte sie zwei Beispiele an. Der Pole schrieb im Vorwort seiner Geschichte: »Ich halte Geschichte für wesentlich.« Der Ungar schrieb im Vorwort seines Buchs: »Geschichte ist wichtig.« – Darüber sollten wir uns nun gefälligst Gedanken machen.

Du hast Deine Studentenjahre vielleicht vergessen, aber wenn nicht: Geht es an Universitäten wirklich so zu? Gibt es etwas zur Verteidigung dieses Stumpfsinns zu sagen?

Meine Konditorei gefunden: Auguszt! Wie das Knusperhäuschen im Märchen.

Nichts, das ist ja das Fatale: Ich schreibe nichts. Schlafe kaum noch vor Sorgen darüber. Aber es geht einfach nicht. Ein paar Reisefeuilletons für den Tages-Anzeiger zeichnen sich ab – und selbst davor graut mir. Was soll ich aus der Stadt bloß quetschen? Ja, da und dort ein wenig Vorkriegszeit, letzte Reste, bevor sie nächstes Jahr von der EU endgültig weggetaut werden. Aber das ist ja nun auch nicht gerade abendfüllend. Vor allem wurde von so vielen anderen, zum Teil sehr guten, daran genascht, dass es längst abgegessen ist. Nur Judith Hermann könnte sich noch einmal daran setzen und es mit ihren großen Augen unschuldig einmal mehr abschreiben – der würden sie’s bestimmt aus der Hand fressen.

Ich habe nur eine Geschichte von ihr gelesen (vor ein paar Tagen in der FAZ vorabgedruckt, Feuilleton, zwei volle Seiten): Saubere amerikanische Shortstory. Erstaunlich, dass das immer wieder geht. Ich sah beim Lesen dauernd Fünfzigerjahrebilder vor mir. Offenbar mag man das.

2.2.03

Am Samstag wurde in Zürich ein Stück von Peter Stamm uraufgeführt. Den benutze ich neuerdings, um mich an ihm zu reiben (ist doch ganz unglaublich: ein Peter Stamm, der vom Theater keinen blassen Schimmer hat, wird brühwarm uraufgeführt, während ich mich weiterhin in Schubladen langweile).

Stamm ist ein argloser Stimmenimitator, der noch nicht auf die Idee gekommen ist, dass Originale sich etwas bei dem, was sie schreiben, denken. Erschreckend, was da für eine Generation von Nachahmern heranwächst. (Wie heißt das Singen zu Playback-Musik schon wieder, das seit einigen Jahren in Bars weltweit praktiziert wird? Eine solche Literatur haben wir inzwischen; und Judith Hermann als Lead-Imitatorin vorneweg.)

3.2.03

Ja, genau, Karaoke-Literatur. Kann man das wohl sagen? Könnte sich das als Begriff einbürgern? Ist es verstehbar?

Morgen bin ich beim CH-Botschafter zum Mittagessen eingeladen (ich atme nachts schon hörbar, so schwer liegt mir all das Essen auf; eine ungarische Redensart: from hospitality to hospital …).

Was machst Du denn so früh am Morgen schon auf Deinem Swopper (so ist doch der offizielle Name Deines Elefantenfußes?).

Apropos Swopper: ich habe Landis & Gyr gemailt, dass in ihrem Budapester Appartement zwar sehr schöne Thonet-Stühle stehen (alle mit Echtheitszertifikat), nur leider kein brauchbarer Arbeitsstuhl. Ob sie nicht vielleicht einen Swopper für das Appartement anschaffen wollten. Eben rief der CH-Botschafter an. Anlass: Er habe gehört, ich bräuchte einen Bürostuhl. Sein Kanzleirat habe sich in der Botschaft auf die Suche gemacht, ob nicht vielleicht einer überzählig sei. Er habe einen gefunden. Ich solle mal probesitzen kommen …

4.2.03

Heute früh im Gellért-Bad. Eine Badeoper, ein Badecasino. Kaiserliche Jugendstil-Pracht. Erschlagend. Nur wenige ältere, wohlerzogene Herren. Ganz still. Manchmal knarrte ein Gelenk.

Zweifellos das schönste Bad Budapests. Nur leider herzlos. Irgendwie können Ungarn nicht über ihren Schatten springen. Sie verschmerzen nicht, dass diese Pracht seit ihrer Erschaffung von Ausländern besetzt wird. Hierher fuhr man ja ganz besonders zu sozialistischen Zeiten, zahlte in Westdevisen (heißt das eigentlich nur Devisen, oder muss man sagen Westdevisen?), und die Einheimischen mussten draußen bleiben und in die sprichwörtliche Röhre gucken. Das war vorher so und ist heute noch so.

Ich glaube nicht, dass ich dort Stammgast werde. Man ist als nicht ungarisch sprechender Tourist ein Edelparia. Da fühle ich mich nicht wohl.

5.2.03

Ausgezeichneter Koch in der CH-Residenz. Schmuckes Palais im Park. Gegenüber ein kleines Schloss, die Irakische Botschaft (oder sonst ein Schurkenstaat). Auch der schweizerische Sicherheitsberater, Colonel Stoll in Uniform, war anwesend. Insgesamt ca. zwanzig Gäste; ausnahmslos alle mit Anzug und Krawatte; wird wohl der nächste Schritt sein, den ich gehen muss: derjenige zum ungarischen Schneider und Krawattier; bin aus dem Alter herausgewachsen, in dem man offene Krägen tragen darf (übrigens weiß ich, glaube ich, endlich zuverlässig, wie man »Knize« ausspricht).

Botschafter Weiersmüller ist ein charmanter älterer Herr, der mich irgendwann plötzlich am Arm nahm und in die Abstellkammer führte, wo ich probesitzen sollte: auf einem ehemaligen Eminenz-Thron – viel zu opulent fürs Appartement und zum Schreiben, aber das habe ich natürlich nicht gesagt; ich werde mich freuen, fünf Monate auf so einem Sessel zu sitzen. Der Fahrer wird ihn demnächst liefern (wenn der Schnee weg ist; seit gestern Nacht schneit es wieder; inzwischen liegen schon dreißig Zentimeter).

6.2.03

Ein trauriges Schicksal: Die ganze Welt kennt Knize, nur Herrn Knize kennt keiner. Ich werde in unserer Fellow-Bibliothek nachsehen.

Das siehst Du falsch. Nicht der alte Schwung ist hin. Es bräuchte heute bloß anders gearteteten Schub, um uns in Schwung zu bringen. Früher schwärmten wir, wenn wir eine Nusstorte von Franck bekamen; das nächste Mal musste sie besser sein, um uns wieder zum Schwärmen zu bringen. Und irgendwann schaffte sie es nicht mehr, uns zum Schwärmen zu bringen. Dafür dann vielleicht eine Kartoffel. Bald aber auch nicht mehr die Kartoffel. Und dann kommt der Moment, in dem man realisiert, dass es nichts zu schwärmen gibt, dass alles irgendwie gut und schlecht ist – und man hat immer neu Freude daran, das bestätigt zu finden.

Ich habe in der Bibliothek nachgeschaut und bin erschüttert: Weder im großen Brockhaus noch in der Enzyclopaedia Britannica noch im Grand Larousse taucht das arme Schneiderlein aus Böhmen auf. Jeder Hanswurst schafft es dort hinein, nur nicht Meister Knize. Man müsste geradezu einen Roman über ihn schreiben und anfangen zu recherchieren. Wie kann es kommen, dass ein Mann, der so einen schönen Laden in Wien und so ein Parfüm in die Welt gebracht hat, spurlos verschwindet?

Da sieht man wieder, wie wichtig ein pointierter Tod ist.

7.2.03

Ich werde morgen unseren tschechischen Fellow wegen der Aussprache von Knize fragen. Aber Deine Lösung (in Wien anzurufen) ist mal wieder von genialer, schlagender, überzeugender Direktheit. Denn selbst wenn mir nun der Tscheche sagt, man spreche das nietsch aus – was hilft’s? Einzig verbindliche Aussprache ist natürlich die Wiener Version aus dem Hause Loos.

Aber interessant ist doch wirklich: ein Weltname, ein Aftershave, ein Eau, das als eines der ganz wenigen in den Parfümolymp Einlass fand – und keine Sau nennt den Namen, kennt dessen Geschichte.

8.2.03

Was soll ein Fellow wie ich schon tun? Ich warte auf die Putzfrauen (sie kommen morgen), schaue aus dem Fenster in den Schnee, denke darüber nach, dass ich vielleicht demnächst anfangen sollte mich zu bewegen, der Rücken sticht (ich habe keinen Swopper bekommen sondern einen schweren imperialen Bürostuhl aus den Siebzigern; damals wusste man noch nichts von Internetrücken).

11.2.03

Selten habe ich so wenig geschrieben, und selten hatte ich gleichzeitig so stark das Gefühl, die Zeit laufe mir davon. Ich bin am Rand der Erschöpfung (schon dass ich mich so ausdrücke, zeigt Dir, wie erschöpft ich bin: ich finde nicht einmal mehr eigene Wörter dafür). Heute Abend eine weitere Oper, Mozart, La Clemenza di Tito (Inhalt bereits im Internet rausgesucht; ein wirres Zeug mal wieder). Diesmal aus dem dritten Rang.

15.2.03

Noch atme ich! Heute früh machte ich einen ersten Joggingversuch, in Anzughosen, mit Straßenschuhen von Lindvay & Schwarcz (Triest/ Wien) und in meinem Wollmantel – für den Fall, dass mich jemand sieht. Was für eine Qual. Mit blutunterlaufenen Augen langte ich zu Hause wieder an und stellte mich unter die Dusche. (Ein Traum, eine Dusche und ein Badezimmer – getrennt – zu haben, was beides von einem Putzteam gereinigt wird …)

18.2.03

Gestern Abend war ich schon wieder beim CH-Botschafter in seinem Landjunkerschlösschen. Die Pro-Helvetia-Ost-Antennen waren versammelt anwesend. Und der Verteidigungsattaché in Uniform war ebenfalls wieder da. Es hat sich herausgestellt, dass er mit mir zusammen in Frauenfeld »gedient« hat: ich als Rekrut, er als Hauptmann (wobei er die Parallelkompanie leitete, wir also kaum miteinander zu tun hatten). Deswegen findet er mich inzwischen äußerst sympathisch und ich ihn auch (alte Kameraden). Und: es stellte sich heraus, dass er der Chef des Schweizerischen Geheimdienstes war (ist?). In solchen Kreisen verkehre ich. Es ist herrlich: das ganze Ambiente vollkommen kakanisch. Ein Pianist saß am Flügel und spielte. Die Einrichtung des Schlösschens ist gut abgehangen (der Botschafter – wohl sein letzter Posten vor dem Ruhestand – erklärte, das sei zwar nicht sein Stil, aber er finde, man müsse den Räumen ihren musealen Charakter lassen, deswegen sei alles original eingerichtet und so geblieben.) Die Kultur-Antennen reihten sich am Ende auf und gaben mir, eine nach der anderen, die Hand, verabschiedeten sich und überreichten mir ihre Visitenkarten – als sei ich der Hausherr. Und der Botschafter ließ es sich nicht nehmen: Was heißt hier ein Taxi bestellen? Sie sind mein Gast, selbstverständlich fährt Sie mein Fahrer nach Hause. Der, ein kleiner, dicker, rosiger Ungar, der auf deutschen Kreuzfahrtschiffen gedient hat, chauffierte mich dann durch die halbe nächtliche, verschneite Stadt, sightseeingmäßig …

19.2.03

Freud ist eine Qual. Ich habe inzwischen ein paar seiner Bücher gelesen. Was für ein Einfaltspinsel. Und Langweiler. Was für ein Sekundärdenker, vor allem! Ich war entsetzt von den Seiten und weiß nun glücklicherweise, was ich zu denken habe, wenn mir in Zukunft in der freien Wildbahn irgendwo jemand mit Freud kommt. Komm auch Du mir besser nie mehr mit ihm. Er ist eine ganz und gar lächerliche Figur. Mindestens so überschätzt wie Goethe.

Knize wird – endlich habe ich den Tschechen gefragt – wie französisch »Knige« ausgesprochen, mit »Genie«-sch.

3.3.03

Ich schlafe kaum noch. Wache morgens um fünf auf, mache mir Sorgen, über dies und das. (Schlafe unter anderem wahrscheinlich wegen des schlechten Essens so schlecht. Gestern machten wir einen weiteren Versuch, waren hinterher so verdrossen, dass wir uns ernsthaft vorgenommen haben, nur noch zu Hause zu essen. Es ist unfassbar: Eine Zweimillionenstadt, in der man überall nur Fraß vorgesetzt bekommt. Und dazu klimperte wieder ein Pianist. Sie haben hier angenehm viel Personal. Pianisten, Kellner, Toilettenfrauen, alles wie Sand am Meer.

Ich dachte immer, Griechenland sei kulinarisch besonders trostlos – gegen Ungarn kommt es mir vor wie ein Feinschmeckeridyll.)

Ich bereite – in english! – meine lecture vor für die Fellows. Titel: He who sits at his table. Es ist unfassbar: Ich verstehe mein eigenes Wort nicht, wenn ich’s englisch ausspreche (ich übe manchmal laut – es klingt wie bei einem Erstklässler aus dem Oberwallis, der zum ersten Mal einen hochdeutschen Text laut liest: Betonungen, Rhythmus, Zusammenhänge – alles frei erfunden, kauderwelsch; fürchterlich). Wahrscheinlich werde ich einen Oxford-Fellow bitten, die übersetzten Texte vorzulesen.

6.3.03

Gestern Abend in einem Klavier/Orgel-Konzert. Ein grandioses Orgelstück von Olivier Messiaen gehört (ich fürchte, es war eine Bearbeitung des Organisten, und ich werde es wohl nirgends bekommen). Außerdem ein paar Liszt-Stücke auf dem Flügel. Grauenvoll. Eine fette, stark überwürzte Ton-Gulaschsuppe. Entsetzlich. Gespielt von einem alten Mann mit grauen, langen Wuschelhaaren. Er legte sich heftig in die Tasten, schüttelte sein mächtiges Haupt und seine langen Finger und begeisterte das Publikum, vor allem den weißhaarigen, tauben Teil. Beim Blick aufs Programm entdeckte ich sein Geburtsjahr: 1954 … und wurde sehr nachdenklich.

6.3.03/2

Dröhnend laut, der Messiaen, ja! Aber himmlisch. (Eine donnernde Bassorgel; der ganze Brustkasten vibrierte. Ich würde in einem zukünftigen Film dieses Stück unbedingt als Musik einsetzen.)

Dass Liszt ein Scharlatan war und Salonmusiker, das wusste ich; dass er aber dermaßen schwammig und ideenlos ist, war mir neu. Ich dachte, da sei wenigstens immer irgendwo ein Schlagerelement drin enthalten, ein Schunkellied, das die Leute süchtig macht. Aber da ist nichts, einfach nichts, Rauschen, Effekthascherei.

10.3.03

Die Fellows verbeugen sich seit heute vor mir: Am Anschlagbrett hängt the invitation to my speech, und offenbar studieren sie alle sehr genau das Kleingedruckte und denken nun, ich sei eine Berühmtheit. War wohl doch etwas zu imperial, Dein Layout? Ich werde unruhig und bekomme Lampenfieber. Sie können nämlich auch schnappen/beißen, wenn einer versucht zu brillieren. (Normalerweise halten sie einander unten und vertragen sich; aber sobald einer versucht, ans Licht zu gelangen, ziehen sie den Stecker raus.)

11.3.03

Kairo, da will ich als nächstes hin: Fellow in Kairo. Wenn dieses Collegium in Kairo oder in einer wilden, fremden, großen, südamerikanischen Stadt läge, mitten drin, am Hauptplatz, das wäre eine Sensation. Budapest ist lieb, aber irgendwie schon sehr verschlafen (kommt mir natürlich entgegen, ich bin noch verschlafener als B.; aber wenn zwei Verschlafene aufeinandertreffen, ermüden sie einander dann doch sehr.)

Gehe nächstens wieder in eine Oper: Bánk Bán