Karl May

 

Khong-Kheou, das Ehrenwort

 

Karl-May-Reihe Nr. 15

 

Impressum

ISBN: 9783955019563

2016 andersseitig.de

Covergestaltung: Erhard Koch

Digitalisierung: Erhard Koch


andersseitig Verlag

Helgolandstraße 2

01097 Dresden


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Einleitung

Mein lieber, guter Kamerad, hast du vielleicht den »blauroten Metusalem« gekannt? Ganz gewiss, nämlich wenn du in der betreffenden Universitätsstadt geboren bist oder, wenn auch nur für einige Tage, als Gast dort geweilt hast. Er war das lebendige Wahrzeichen der dortigen Alma mater. Niemand konnte an ihm vorüber sehen, und wer ihn einmal erblickt hatte, dem war es unmöglich, ihn jemals wieder zu vergessen.

Er wohnte seit wer weiß wie vielen Semestern in der Humboldtstraße und studierte - ja, wer konnte das wohl sagen! Wem es eingefallen wäre, ihn danach zu fragen, dem hätte er mit der Klinge geantwortet, und er war als der beste Schläger bekannt und gefürchtet.

Zur ganz bestimmten Minute trat er aus dem Hause, in dessen Parterre der chinesische Teehändler Ye-Kin-Li einen prächtig eingerichteten Verkaufsladen besaß, schritt, gefolgt von seinem Wichsier, die Straße entlang, bog rechts in das Pfeffergässchen ein und verschwand dort in der Türe des »Geldbriefträgers von Ninive«. So nämlich nannten die Studenten dieses viel besuchte Bierlokal. Genau zu einer ebenso bestimmten Minute verließ er dasselbe, um nach seiner Wohnung zurückzukehren.

Das geschah täglich dreimal: Vormittags, Nachmittags und des Abends, und zwar mit solcher Regelmäßigkeit, dass die Anwohner der Humboldtstraße und des Pfeffergässchens es sich angewöhnt hatten, ihre stehen gebliebenen oder falsch gehenden Uhren nach ihm zu richten.

Eines Tages aber warteten sie vergeblich auf sein Erscheinen. Man wunderte sich; man schüttelte den Kopf. Als er auch am nächsten Tage nicht erschien, begann man, bedenklich zu werden. Am dritten Tage beschloss man, seine Wirtin zu interviewen, und erfuhr auf diesem Wege, dass er die Miete auf zwei Jahre vorausbezahlt habe und dann verschwunden sei. Wohin? Das war nicht zu erfahren. Erst später sprach es sich herum, dass er den Sohn der Wirtin mitgenommen habe. Diese musste das Ziel der Reise kennen, und da sie sich nicht ein darauf bezügliches Wort entlocken ließ, so handelte es sich jedenfalls um ein Geheimnis, dessen Enthüllung man der Zukunft überlassen musste.

An jenem Vormittage, an welchem der »blaurote Metusalem« zum letztenmal im »Geldbriefträger von Ninive« gesehen worden war, hatte er selbst keine Ahnung davon gehabt, dass er am Nachmittage nicht wiederkommen und sogar für viele Monate sich fern von hier befinden werde.

Wie gewöhnlich schritt er in gravitätischer, bärenhafter Langsamkeit die Humboldtstraße zurück und ergötzte sich im stillen über die Aufmerksamkeit, welche er heute wie stets erregte. Seine Erscheinung war freilich auffallend genug.

Er war von hoher, breiter, wahrhaft hünenartiger Gestalt und trug sein Hektoliterbäuchlein mit dem Anstande eines chinesischen Mandarinen erster Klasse. Sein Gesicht war von einem dunklen, wohlgepflegten Vollbarte eingerahmt und zeigte die Fülle und Farbe eines braven Germanen, der sich darüber freut, dass die deutschen Biere längst ihren Triumphzug um die Erde vollendet haben. Quer über dieses Gesicht zog sich eine breite Narbe, die Nase in zwei ungleiche Hälften teilend - aber was für eine Nase! Ursprünglich war sie wohl das gewesen, was man eine Habichtsnase nennt; nach und nach aber hatte die Schärfe ihres Schnittes sich gemildert, um einer Fülle zu weichen, die von Semester zu Semester bedenklicher geworden war. Dazu war eine Färbung getreten, welche mit der Zeit alle zwischen dem lieblichen Fleischrot und einem tiefen Rotblau liegenden Nuancen durchlaufen hatte. Der Besitzer dieser Nase behauptete freilich, dass die Säbelwunde an dieser Färbung schuld sei; seine Corpsbrüder hingegen waren anderer Meinung. O Jugend, bewahre dich vor ähnlichem Ungefähr!

Mag dem nun aber sein, wie es wolle; dieser Nase und der Anzahl seiner Semester hatte er den Namen der »blaurote Metusalem« zu verdanken.

Er trug einen blausamtenen Schnürenrock, eine rote Weste, weiße Lederhosen und hohe, lacklederne Stulpenstiefel, an denen ungeheure Sporen klirrten, welche mexikanischen Ursprunges waren und deren Räder einen Durchmesser von drittehalb Zoll besaßen. Auf den lang herabwallenden, dichten Locken saß ein rotgoldenes Cerevis.

Die Hände trug er weltverächtlich in den Hosentaschen. Zwischen den Zähnen hielt er das Mundstück einer persischen Wasserpfeife, deren Rauch er in dicken Schwaden von sich stieß.

Vor ihm her schritt gewichtig ein riesiger Neufundländer, welcher das zwei Liter fassende Stammglas seines Herrn im Maule trug.

Hinter dem letzteren folgte der Wichsier, in der linken Hand die Wasserpfeife tragend, deren Kopf wenigstens ein Pfund Knaster fasste. Ihr vier Ellen langer Gummischlauch führte nach dem Munde des qualmenden Studenten. In der rechten Hand, geschultert wie ein Schießgewehr, hielt der Wichsier einen langen, dünnen Gegenstand, in welcher die Begegnenden zu ihrem Erstaunen eine - - Oboe erkannten.

Dieser Pfeifen- und Oboenträger schien, ganz ebenso wie sein Herr, ein Original zu sein. Er hatte eines jener Gesichter, deren Alter sich nicht bestimmen lässt. Es war von unzähligen kleinen Runzeln und Furchen durchzogen, so dass von eigentlichen Zügen keine Rede sein konnte. Sah man ihn in stolzem Ernste, nur auf seinen Herrn achtend, hinter diesem herschreiten, so war man versucht, ihn weit über vierzig Jahre alt zu halten. Fand man jedoch privatim die Gelegenheit, das listige Blinzeln seiner kleinen Äuglein zu beobachten, seine gewandten Bewegungen zu bemerken und sich von seiner stets schlagfertigen geistigen Munterkeit zu überzeugen, so schätzte man ihn nicht viel über zwanzig Jahre. Auf darauf bezügliche Fragen antwortete er nie. Er hielt sein Alter ebenso wie die Semester seines Herrn und Gebieters in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt.

Seine lange schmale Gestalt war fast genau so gekleidet wie der »Metusalem«, nur dass ihm anstatt des Cerevis eine weißleinene schirmlose Mütze, wie Köche und Konditoren sie tragen, auf dem kurz geschorenen Haupte saß.

So schritten sie die Humboldtstraße entlang, voran der Hund, dann der Herr und hinter diesem der Wichsier, einer gerade so würdevoll und gemessen wie der andere. Lächelnd blickte man ihnen nach.

Eben als sie in den Flur des heimatlichen Hauses einbiegen wollten, wurde die Tür des chinesischen Ladens geöffnet und der Besitzer trat heraus, in die weite, originelle Tracht des »himmlischen Reiches« gekleidet. Er hatte mit dem Studenten Freundschaft geschlossen, von ihm sich in der deutschen Sprache, die er, als er sich hier niederließ, nur gebrochen sprach, unterrichten lassen und ihm dafür so viel vom Chinesischen beigebracht, dass der »Metusalem« desselben recht leidlich mächtig war.

»Tsching!« grüßte der Teehändler, indem er sich verneigte.

»Tsching tsching, mein lieber Ye-Kin-Li!« antwortete der Student in seinem tiefen Bierbasse: »Wollen Sie ausgehen?«

»'s sche tsche, Tschu - ja, Herr. Auf die Polizei.«

»Zur Polizei? Was haben Sie denn mit den Herren dort zu tun? Haben Sie einen verlorenen Hausschlüssel gefunden? Oder sollen Sie wegen gefälschten Tees in Strafe genommen werden?«

Der Chinese ließ seinen Zopf zärtlich durch die Hände gleiten, zog die haarlosen Brauen empor und antwortete in verbindlichem Tone:

»Es gefällt Ihnen, zu scherzen! Ye-Kin-Li wird niemals Strafe zahlen, denn alle Waren sind echt, rein und spottbillig. Ich habe einen Brief aus der Heimat erhalten, den ich abgeben soll. Da der Name des Empfängers nicht im Adressbuche steht, so muss ich mich im Einwohneramt erkundigen.«

»Dessen bedarf es nicht, mein Verehrtester. Das zuverlässigste Adressbuch ist hier vorhanden« - er deutete nach seiner Stirn - »ich bin nicht umsonst Metusalem genannt. Viele wurden geboren, und viele starben; Tausende kamen als grüne Füchse und gingen fort als bleiche Philister; ich allein blieb stehen als Fels im fliegenden Sande, und ihre Namen sind eingetragen in den noch ungedruckten Annalen meines Genius. Wie lautet denn die Adresse?«

»So!«

Der Teehändler zog einen Brief aus seinem weiten Ärmel und zeigte denselben hin.

Die Chinesen benutzen bekanntlich die Ärmel als Taschen. Der Brief trug weder Marke noch Stempel; er war also jedenfalls als Einlage nach Deutschland gelangt. Die nicht mit Feder, sondern mit Pinsel geschriebene Adresse lautete:

»Dem Volksschullehrer Joseph Ferdinand Stein oder dessen Verwandten, früher wohnhaft Obergasse 12 parterre.«

Der Student blickte nachdenklich und kopfschüttelnd auf das Papier.

»Hm!« sagte er. »Der Mann ist also nicht im Adressbuche zu finden?«

»Nein.«

»Auch ich weiß, dass kein Lehrer dieses Namens hier angestellt ist. Wahrscheinlich ist der Adressat verstorben und - -ah! Heureka! Vielleicht ist meine Wirtin seine Witwe! Vertrauen Sie mir den Brief auf einige Augenblicke an, lieber Freund! Ich reite im Galopp hinauf und bringe Ihnen dann per Extrazug Bescheid.«

Er eilte davon, ins Haus hinein. Hund und Wichsier waren mit ihm stehen geblieben. Beide waren auf diesen plötzlichen Aufbruch ihres Herrn nicht gefasst gewesen. Der Neufundländer sprang rasch zur Seite; der Wichsier aber war weniger geistesgegenwärtig. Der »Metusalem« hatte während der Unterredung den Pfeifenschlauch ergriffen und nun beim Forteilen die Spitze desselben wieder in den Mund gesteckt. Wäre der Wichsier sofort nachgesprungen, so hätte er das folgende Unglück vermieden, so aber zögerte er einen Augenblick, der Schlauch wurde angespannt und ihm dadurch die Wasserpfeife aus der Hand gerissen. Er wollte, um sie zu retten, nach ihr greifen, gab dadurch aber ihrem Falle eine solche Richtung, dass sie auf den Neufundländer flog und dann zur Erde stürzte, wo das Wasserbassin in Scherben zerbrach. Der Kopf hatte seinen glühenden Inhalt auf den Kopf des Hundes ergossen; der übrige Teil wurde von dem eilfertigen Studenten mit bis zur halben Treppe gerissen. Dann bemerkte der letztere, dass hinter ihm nicht alles in Ordnung sei. Er blieb stehen und drehte sich um.

Das sah er, dass er nur den Schlauch mit dem Fuße der Pfeife im Besitze hatte. Der Hund heulte laut, denn seine Kopfhaare begannen zu glimmen, und der Wichsier war über ihn weggestürzt und lag mit der Oboe an der Erde. Dabei stand der Chinese, schlug die Hände zusammen und rief erschrocken:

»O Nieou-nieou-nieou! Chi-tchin! Chi-nieou!«

Das alles machte einen so drolligen Eindruck, dass der Student gar nicht an den Verlust der teuren Pfeife dachte, sondern lächelnd von der Treppe herabrief.

»Aber, Gottfried von Bouillon, was hast du da angerichtet!«

Der Wichsier des »Metusalem« wurde nämlich aus später zu erwähnenden Gründen von sämtlichen Studenten »Gottfried von Bouillon« genannt. Er sprang von der Erde auf und antwortete mehr zornig als verlegen:

»Wat ich anjerichtet hab'? Als wie ich? Da hört mir Allens off, Allens, und die Umdrehung der Erde dazu! Wer hat mich denn die wässerige Hukah aus der Hand jerissen und mir mit samt der Oboe parterre jebracht, so dass sogar der Pelz des Neufundländers in sechs Scheunenbrände jeraten ist? Da jeht man in aller Würde und Feierlichkeit von Jott Bachussen zu seine heimischen Penaten, und kaum ist man in das Ostium jetreten, so steht ein Mann des Zopfes da und schreit einen mit Nieou an! Wat hat des zu bedeuten?«

Diese zornige Frage war an den Chinesen gerichtet. An dessen Stelle antwortete der Student:

»Nieou heißt zu deutsch Ochse. Dreimal hintereinander bedeutet es also dreifacher Wiederkäuen«

»Schön! Und Chi-tchin?«

»Ein Tölpel, ein langsamer Sancho Pansa.«

»Noch schöner! Herr Ye-Kin-Li, Sie wollten sich soeben zur Polizei bejeben; det haben Sie nicht nötig, denn ich werde Ihnen hinführen lassen. Sie werden arretiert. Vorher aber will ich Sie zeigen, wie ein musikalisch approbierter Europäer auf solche Beleidigungen mit seinem Lieblingsinstrumente antwortet.«

Er hob die Oboe vom Boden auf, fällte sie wie ein Gewehr und drang dann mit derselben auf den Chinesen ein. Dieser war keineswegs ein Held und hielt es für das beste, das Hasenpanier zu ergreifen. Er floh in seinen Laden und riegelte die Tür desselben hinter sich zu.

»So, da ist er mit jütiges Verschwinden hinter seine Coulissen retiriert,« lachte Gottfried von Bouillon. »Ich habe jesiegt, verzichte aber darauf, Viktoria schießen zu lassen und werde mir lieber bemühen, diese Überreste einer seligen Verjangenheit einem glücklichen Verjessensein entjegenzuführen.«

Er suchte die Scherben zusammen. Sein Herr warf ihm den Wasserschlauch zu und ging nach oben, um bei seiner Wirtin einzutreten.

Diese bewohnte ein Stübchen, an welches ein kleines Schlafgemach stieß. Die anderen Räume ihrer Wohnung hatte sie an den Studenten vermietet, um dadurch ihre dürftige Lage ein wenig zu verbessern. Sie war die Witwe eines Lehrers und bezog eine sehr kärgliche Pension, welche nicht einmal für Salz und Brot ausreichte. Darum musste sie manche Nacht hindurch am Nähtischchen oder Stickrahmen sitzen, um die Not von sich und ihren drei Kindern fern zu halten.

Erst von dem Tage an, an welchem der »Metusalem« zu ihr gezogen war, hatte ihre gedrückte Lage eine Änderung zum Besseren erfahren. Die vorherigen Mieter waren keine guten Zahler gewesen und hatten der braven Frau manche schwere Sorge bereitet; er aber war reich und besaß ein sehr gutes Herz. Er bezahlte nicht nur seine Miete sehr regelmäßig, sondern ließ seiner Wirtin auch sonst manche unerwartete Einnahme zufließen. Er hatte gar bald eine herzliche Zuneigung zu den wohlgesitteten Kindern gefasst, hörte es gern, wenn sie ihn in zutraulicher Weise Onkel nannten und schien sich im stillen die Aufgabe gestellt zu haben, wie ein wirklicher Verwandter für ihr Wohlergehen Sorge zu tragen.

Richard, der älteste Sohn der Witwe, war ein sehr begabter Knabe. Seine Lehrer liebten ihn und rieten seiner Mutter, ihn studieren zu lassen. Leider aber war sie dazu zu arm. Das stimmte sie traurig. Sie wusste sehr wohl, dass das Handwerk einen goldenen Boden habe, doch empfand ihre Mutterliebe es mit stillem Kummer, dass sie dem Knaben nicht eine seinen Anlagen entsprechende Erziehung und Zukunft bieten könne.

Da war eines Abends der »Metusalem« zu ihr gekommen und hatte sich mit ihr über dieses Thema in seiner kurzen, bestimmten Weise ausgesprochen. Sie hatte seinen Antrag, obgleich derselbe sie mit Entzücken erfüllte, bescheiden abgelehnt; er aber hatte das vertrauliche Gespräch zum Schlusse gebracht, indem er in entschiedenem Tone erklärte:

»Meine liebe Frau Stein, Sie werden bemerkt habe, dass ich nicht gern von mir und meinen Verhältnissen spreche; heute will ich einmal von dieser Gepflogenheit abweichen. Mein Vater war ein reicher Brauer. Er hatte den Ehrgeiz, sich eines gelehrten und berühmten Sohnes rühmen zu wollen. Ich sträubte mich dagegen, denn ich wollte nichts anderes werden, als was auch er geworden war, ein Brauer. Mein Sträuben half nichts. Ich musste Faba, die Bohne, deklinieren, obgleich mir der Hopfen über alle Bohnen ging. Über das Weitere will ich schweigen. Der Vater verwandelte seine Brauerei in ein Aktienunternehmen und hinterließ mir ein bedeutendes Vermögen. Ich aber habe es nur bis zum bemoosten Haupte gebracht, das heißt, zu einem akademischen Schlachtenbummler, welcher dem wirklichen Streiter verächtlich erscheint. Ich beginne nun nachgerade die ganze Leere dieses zwecklosen Daseins schmerzlich zu empfinden. Ich schäme mich meiner selbst. Ich will nicht länger ein unnützes Mitglied der menschlichen Gesellschaft sein. Ich will Taten tun, und meine erste Tat soll darin bestehen, dass ich in Ihrem Sohne Ersatz biete für meine verlorene Studienzeit. Er soll studieren, und ich zahle für ihn. Das ist das Wenigste, was ich tun kann. Und das darf Sie nicht bedrücken, denn nicht Sie werden mir dadurch etwas schuldig, sondern ich tilge eine Schuld, welche mir schwer auf dem Herzen liegt. Es ist meine Überzeugung, dass Sie kein Recht besitzen, mich mit meinem Antrage abzuweisen. Indem Sie Ihren Sohn glücklich machen, leisten Sie mir einen hohen Dienst, den ich Ihnen niemals vergessen werde. Also sagen Sie ja; schlagen Sie ein, und damit mag die Sache beschlossen und genehmigt sein!«

Seit jener Zeit besuchte Richard das Gymnasium und der »Metusalem« wachte über ihn, wie eine Henne über ihr einziges Küchlein wacht. Dieses Küchlein war jetzt siebzehn Jahre alt geworden und gab sich alle Mühe, die Hoffnungen der Mutter und des »Onkel Metusalem« zu erfüllen.

Als der letztere jetzt eintrat mit dem Briefe aus China in der Hand, fiel sein Blick auf ein Bild stillen Familienfleißes. Frau Stein war mit einer Plätterei beschäftigt. Der Gymnasiast saß tief auf eine Landkarte gebeugt, deren Linien er mit der Spitze seines Bleistiftes folgte. Seine jüngere Schwester war an der Nähmaschine beschäftigt, welche der Student ihr am letzten Weihnachtsfeste beschert hatte, und der kleine sechsjährige Walther saß mäuschenstill hinter dem Ofen und mühte sich ganz ebenso mit einem Christgeschenke ab. Er hatte sich nämlich heimlich des Wichsapparates bemächtigt, um seinem ledernen Hanswurste die Stiefel blank zu machen. Das kostete. ihm gar sauren Schweiß, und weil er sich die perlenden Tropfen nicht mit der Hand, sondern mit der Bürste abwischte, so hatte er bald den ganzen Inhalt der Wichsschachtel im Gesichte kleben.

Der »Metusalem« nahm sich kaum Zeit, zu grüßen.

»Frau Stein,« fragte er, »haben Sie früher einmal Obergasse zwölf parterre, gewohnt?«

»Ja,« antwortete sie.

»Hieß Ihr Mann Joseph Ferdinand?«

»Ja.«

»So stimmt es. Der Brief ist an Sie! Hier ist er.«

Er reichte ihr denselben hin. Sie nahm und betrachtete ihn, las die Adresse und fragte im Tone der Verwunderung:

»Nicht von der Post! Wo ist er her?«

»Aus China. Ye-Kin-Li gab ihn mir.«

»Aus - - China! Wer könnte mir von dorther schreiben? Es ist ja ganz unmöglich, dass dort ein Bekannter von uns existiert. Dieser Brief kann nicht für mich bestimmt sein.«

»Er ist für Sie! Die Adresse stimmt ja genau.«

»Bitte, Mutter, zeig' einmal her!« sagte Richard, indem er herbeitrat und nach dem Briefe griff. Er betrachtete die Adresse und entschied sodann:

»Er ist an den Vater gerichtet. Dieser lebt nicht mehr, folglich hast du das Recht, den Brief zu öffnen. Das ist gar nicht zu bestreiten.«

Dabei hatte er auch schon das Kouvert mit dem Federmesser aufgeschnitten. Er nahm den eng beschriebenen Bogen, den es enthielt, heraus und warf, nachdem er ihn entfaltet hatte, einen Blick auf die Unterschrift.

»Vom Onkel Daniel!« rief er schnell.

»Der war doch in Amerika und ist verschollen,« antwortete seine Mutter.

»Er ist nicht tot, wie wir bisher geglaubt haben. Welch eine Freude, dass er noch lebt! Hört, was er schreibt! Ich will den Brief vorlesen.«

Der »Metusalem« wollte sich entfernen, wurde aber aufgefordert, zu bleiben. Vor ihm gab es keine Familiengeheimnisse.

Der Inhalt des Briefes musste von großer Wichtigkeit sein, denn der Student blieb weit über eine Stunde bei seiner Wirtin, und als der Wichsier einmal an der Türe vorüberging und infolge eines frohlockenden Rufes, welcher drinnen ausgestoßen wurde, stehen blieb, hörte er, obgleich er die einzelnen Worte nicht verstehen konnte, dass jedenfalls eine Beratung abgehalten wurde, deren Verlauf ein sehr erregter zu sein schien.

»Wat da drinnen losjelassen worden ist, dat scheint so eine Art von Kriegsrat zu sind,« murmelte er vor sich hin. »Ich ziehe mir zurück, sonst könnte ich der Avantgarde unter die Pferde geraten.«

Er tat sehr klug daran, denn kaum hatte er sich entfernt, so kam sein Herr in höchster Eile heraus, eilte in seine Wohnung, packte den Wichsier, als er ihn dort erblickte, an den beiden Schultern und rief in freudigem Tone:

»Gottfried, das Schlaraffenleben hat ein Ende! Wir verreisen!«

»So! Wohin? Vielleicht wieder mal nach Jüterbogk, um den dortigen Wein zu probieren?«

Er machte ein sehr saures Gesicht.

»Nein, nein, weiter, viel weiter! Bist du zur Seekrankheit geneigt?«

»Unjeheuer sehr!«

»Woher weißt du das?«

»Weil mein echt jermanischer Magen kein Wasser vertragen kann. Er will immer noch eins, ehe er jeht, aber natürlich nur kein Wasser!«

»So bleibst du da, dann gehe ich zur See!«

»Dat ist ja nicht jefährlich. Zur See kann man jehen, ohne die Seekrankheit zu bekommen. Man muss nur am Wasser stehen bleiben.«

»Aber ich will über die See, über das Meer hinüber, nach Asien!«

»Alle juten Jeister!« rief Gottfried, die Hände zusammenschlagend.

»Nach China!«

»Da sind wir ja schon!«

Er zeigte in dem Zimmer herum und hatte dabei nicht gar so unrecht, denn der »Metusalem« war infolge seiner mit dem Teehändler geschlossenen Freundschaft ein passionierter Sammler für chinesische Erzeugnisse geworden. An den Wänden hingen und auf den Tischen lagen Geräte, Gefäße, Waffen, Musikinstrumente und eine ganze Menge ähnlicher Dinge, welche aus dem »Reiche der Mitte« stammten.

»Das ist Talmi-China; ich aber will das echte sehen,« antwortete der Student. Die Erregung hatte ihm das Gesicht hochrot, die Nase aber ultramarinblau gefärbt. »Du sollst mitkommen. Fürchtest du dich aber vor der See, so bleibst du da und kannst, um dir die Langeweile zu vertreiben, Mücken vergolden.«

Da stemmte der Wichsier beide Hände in die Seiten, pflanzte sich gerade vor seinem Herrn auf und meinte:

»Wat? Wie? Wo? Warum? Ich, als der berühmte Jottfried von Bouillon und ausjesprochener Erbfeind aller Sarazenen soll mir vor das bisschen See fürchten! Wat mache ich mich aus so einem alten Heringsteich! Und etwa von wegen die Haifische? Denen wollte ich mit persisches Insektenpulver ins Jewissen reden! Übrigens muss ich auf alle Fälle mit, denn Sie brauchen mir. Wer soll Ihnen die Stibbel wichsen, die Kleider klopfen, die Pfeife stopfen, die Uhr aufziehen, tausend andere Sachen versorjen und beim Essen jesegnete Mahlzeit wünschen? Doch ich! Also ich fahre mit, nämlich wenn diese Reise nach China nicht etwa nur ein Ulk ist, den sich Ihr treuer Jottfried. streng verbitten muss!«

»Es ist kein Ulk, sondern Ernst, wirklicher Ernst. Ich habe keine Zeit, es dir zu erklären, denn morgen früh geht es mit dem ersten Zuge fort, zunächst nach der Residenz, der Gesandtschaft wegen. Jetzt muss ich zum Bankier, zur Polizei und in hundert Läden, um tausend notwendige Sachen einzukaufen. Richard fährt auch mit, und - - -«

»Rich - - - !« unterbrach ihn der Wichsier, brachte aber vor Erstaunen nur die erste Silbe dieses Namens über die Lippen.

»Ja! Er ist es ja, um dessentwillen die Reise überhaupt unternommen wird. Wenn ich nicht so sehr eile, dass wir morgen bereits über alle Berge sind, wird aus dieser famosen Reise gar nichts. Ich habe seine Mutter förmlich überrumpelt, und wir müssen reisen, bevor sie sich anders besinnen kann.«

Er eilte fort. Gottfried schüttelte den Kopf, kratzte sich mit beiden Händen hinter den Ohren, richtete seinen Blick auf einen großen chinesischen Laternendrachen, welcher an der Decke hing und sagte:

»Da hängst du nun, altes Jötzenbild, und kuckst mich höhnisch ins Jesicht! Dir hab' ich nie so recht jetraut. Deine Ehrbarkeit und Moralität ist mich immer ein bisschen problematisch vorjekommen! Wat willst du sind? Tao-lung willst du jenannt sind, wat soviel heißt, wie Drache der Vernunft? Ich sage dir, dass du höchst unvernünftig bist! Seit du hier unsern Zenith jepachtet hast, ist bei uns China und der Teufel losjewesen. Ich habe dir sogar im Verdacht, dass du um Mitternacht als Jespenst und Jeisterspuk hier umherfliegst. Du erscheinst dem Metusalem im Traume; du hast es ihm anjetan und ihm sogar den Jedanken einjeblasen, die traute Heimat zu verlassen, um am Strande des gelben Meeres bei die halben Antipoden jebratene Regenwürmer, jeschmorte Tausendfüße, jebackenen Seetang, marinierte Salamander und jekochte Rattenschwänze zu verspeisen. Schäme dir! Aber du sollst dir doch nicht rühmen können, ihn ins Verderben jeführt zu haben. Ich werde ihn begleiten als sein Morjen- und sein Abendstern. Wir werden siegreich gegen deine Vettern und Basen kämpfen, gegen Drachen, Molche und Chinesen, und wenn wir wiederkehren, so hängen wir sie hier als Trophäen auf, um dir zu ärjern, so wie du mir jeärjert hast. Ich verachte dir!«

Er ging mit einer theatralischen Geberde ab, um sich bei der Wirtin zu erkundigen, wie sein Herr auf den Gedanken gekommen sei, nach China zu gehen.

Inzwischen war der »Metusalem« gar nicht weit gekommen. An der Ladentür des Chinesen hatte er sich besonnen, dass er diesem doch sagen müsse, dass der Brief an die richtige Adresse gelangt sei. Darum trat er bei ihm ein.

»Nun?« fragte der Sohn der Mitte. »Sie bringen den Brief nicht wieder?«

»Nein. Meine Wirtin ist die Adressatin. Sie brauchen sich also nicht weiter zu bemühen. Aber, bitte, wie ist er in Ihre Hände gekommen?«

»Durch meinen Lieferanten in Kuang-tschéu-fu (Kanton), bei dem er für mich abgegeben wurde.«

»Hat dieser Herr Ihnen mitgeteilt, wer der Absender ist?«

»Nein. Er hat mir die Weisung gegeben, den Adressaten oder dessen Erben hier ausfindig zu machen, ihnen den Brief zu übermitteln und dafür zu sorgen, dass sie sofort antworten. Die Stelle, an welche die Antwort zu richten ist, sei in dem Briefe angegeben.«

»Das stimmt. Aber es ist beschlossen worden, keine briefliche Antwort zu erteilen. Wir reisen selbst hin, nämlich Richard Stein, ich und mein Gottfried von der Oboe.«

jetzt war es an dem Chinesen, zu erstaunen. Er erging sich in den fremdartigsten Ausrufewörtern, wobei er die Hände mit weit ausgespreizten Fingern gen Himmel hielt und dabei den Kopf von einer Seite auf die andere warf, so dass sein Zopf wie ein Perpendikel abwechselnd herüber und hinüber flog.

»Sie selbst, Sie selbst wollen nach Tschung-kuo, dem Reiche der Mitte, nach Tschung-hoa, der Blume der Mitte!« rief er aus. »Sie werden Tien-tschao, das himmlische Reich sehen! Sie gehen nach Ki-tien-teh, dem Hause der himmlischen Tugenden, nach Schan-hoang-ti, dem Berge des erhabenen Herrschers! Wie ist das gekommen? Wodurch wurden Sie auf diesen Gedanken gebracht?«

»Durch die Teilnahme, welche ich für die Familie meiner braven Wirtin und insbesondere für Richard hege. Um es Ihnen kurz zu sagen, hat der verstorbene Volksschullehrer Stein einen Bruder gehabt, welcher in seiner Jugend, getrieben von seiner Lust zu Abenteuern, in die weite Welt gegangen ist. Er ist lange Jahre erst in Süd- und dann in Nordamerika gewesen, ohne es zu etwas Sonderlichem zu bringen. Später wollte er nach Java; das Schiff ging aber in der Nähe der chinesischen Küste unter, und er war einer der Wenigen, welche gerettet wurden. Unter den Chinesen erging es ihm zunächst herzlich schlecht, da er ja ihrer Ansicht nach ein Y-jin war, ein fremder Barbar. Er wurde wie ein Gefangener gehalten. Nach und nach lebte er sich in die dortigen Verhältnisse ein. Er erlernte die Sprache, trug chinesische Kleidung, nahm die dortigen Gewohnheiten an und brachte es dadurch so weit, dass er endlich wie ein Eingeborener behandelt wurde. Nur das Land durfte er nicht verlassen; der Versuch dazu schon sollte mit dem Tode bestraft werden. Um seiner ganz sicher zu sein, wurde er in das Innere geschafft, wo er es bald so weit brachte, dass er unter die Klasse der Ansässigen aufgenommen wurde. Er entdeckte zufälligerweise im Gebirge eine Petroleumquelle. Da er die Art der Ausbeutung und Verwertung des Öles in den Vereinigten Staaten kennen gelernt hatte, so griff er die Sache auf amerikanische Weise an, dabei aber natürlich die chinesischen Verhältnisse in Rechnung ziehend. Er wurde ein reicher Mann und breitete seine Verbindungen nach und nach bis an die Küste aus. Durch diesen letzteren Umstand ist es ihm ermöglicht gewesen, einen Brief, eben den, welchen Sie zur Besorgung erhielten, in die Heimat zu senden. Er ist unverheiratet und ohne Erben, dabei so kränklich, dass er mit dem baldigen Tode rechnet. Er will sein Vermögen nicht in fremde Hände kommen lassen. Darum bittet er seinen Bruder, sofort nach China zu reisen. Falls dieser Bruder tot ist, soll dessen ältester Sohn, von dessen Geburt er aus früheren Nachrichten weiß, zu ihm kommen. Nur so ist es möglich, die chinesischen Gesetze zu umgehen und die Früchte seines Fleißes in die Hände seiner Verwandten gelangen zu lassen. Er bittet um augenblickliche Antwort, worauf er Geld zur Reise anweisen will. Da ich mir aber sage, dass dabei Monate verschwendet werden, während welcher Zeit der kränkliche Herr wohl gar sterben könnte, habe ich unter Aufbietung meines ganzen Einflusses erreicht, dass Frau Stein ihren Richard sofort reisen lassen will, natürlich nur unter der Bedingung, dass ich ihn begleite. Die Kosten der Reise trage ich auch. Das ist alles so plötzlich gekommen und muss auch sofort ausgeführt werden, sonst steht zu erwarten, dass die Wirtin ihre Zusage wieder zurücknimmt. Es ist für eine Mutter kein Spaß, ihr Kind in solche Ferne und in ein solches Land gehen zu lassen. Sie ist von dem Ereignisse, sozusagen, übermannt und betäubt worden. Ich darf sie nicht zur ruhigen Überlegung kommen lassen. Morgen mit dem ersten Zuge reisen wir.«

Der Chinese stand mit offenem Munde und starren Blickes vor ihm. Er bewegte kein Glied seines Körpers.

»Was ist mit Ihnen?« fragte der »Metusalem« besorgt. »Sie sind ja wie vom Schlage getroffen! Wie kann meine Erzählung einen solchen Eindruck auf Sie hervorbringen?«

Er fasste den »Sohn des Himmels« bei den Schultern und schüttelte ihn. Dies gab dem Chinesen die Herrschaft über sich selbst zurück. Er eilte zur Türe, riegelte dieselbe zu, um von keinem Käufer gestört zu werden, ergriff den Studenten beim Arme, führte ihn nach dem kleinen, hinter dem Laden liegenden Privatraume und drückte ihn dort auf einen aus Bambus geflochtenen Sessel nieder.

Dies tat er so eilfertig und zeigte dabei so ein Gesicht, als handle es sich um ein höchst wichtiges Geheimnis, um eine Angelegenheit, in welcher ein Aufschub den größten Schaden bringen könne.

»Freund!« rief er, in der Folge bald chinesisch, bald deutsch sprechend. »Sie reisen wirklich, wirklich, wirklich nach Tschina, meinem heißgeliebten Vaterlande?«

»Ja, morgen schon.«

»O, Herr des Himmels, Glanz der Sonne, Ursprung der Zeit und des Raumes! Welch ein Glück, welch eine Schickung! Freund, mein Leben gehört Ihnen; mein Vermögen ist Ihr Eigentum. Alles, alles sollen Sie haben, nur die Namen meiner Vorfahren kann ich Ihnen nicht schenken. Sie können mir einen Dienst erweisen, der so groß, so unendlich groß ist, dass selbst der größte Dank zu gering dafür sein würde.«

»Gern, sehr gern, wenn ich kann!«

»Vielleicht können Sie!«

»Versuchen wir es wenigstens. Was ist es, was ich tun soll?«

»Bringen Sie mir mein Weib, bringen Sie mir meine Kinder mit!«

»Mit dem größten Vergnügen!« lachte der Student. »Wenn es weiter nichts ist!«

»Sprechen Sie nicht so! Was ich von Ihnen verlange, ist schwer, ist fast unmöglich auszuführen. Die Behörde wird sich widersetzen.«

»O, mit den Herren Mandarinen werde ich wohl fertig werden!«

»Kein Chinese würde es fertig bringen. Sie aber sind selbst hier ein ungewöhnlicher Mann. Sie schrecken vor keinem Wagnisse zurück. Sie werden beides anwenden, List und Gewalt, um mich glücklich zu machen. Darum vertraue ich Ihnen. Wenn es überhaupt ein Mensch vermag, so sind Sie allein es, der mir meine Frau, meine Kinder und mein Vermögen, welches ich vergraben habe, weil ich es bei meiner Flucht nicht mitnehmen konnte, bringen kann!«

»Wie? Ihr Vermögen haben Sie vergraben? Warum haben sie es Ihrer Frau nicht gelassen?«

»Ihr hätte man es abgenommen.«

»Sie haben ihr aber doch gesagt, wo es versteckt ist?«

»Nein, auch das durfte ich nicht. Sie ist gefoltert worden und hätte den Ort sicherlich verraten. Wissen Sie, ich bin ein - - -«

Obgleich sie ganz allein und unbelauscht waren, bog er sich bis an das Ohr des Studenten und flüsterte ihm zu:

»- - - Ein zum Tode Verurteilter. Ich hatte das Unglück, unter Empörern betroffen zu werden. Was das in Tschina heißt, das wissen Sie. Ich war wie der junge Kia-niao, wie der kleine Sperling im Neste; aber ich wurde bei ihnen gesehen, und so war ich verloren, wenn nicht die augenblickliche Flucht mich rettete. Ich fand kaum so viel Zeit, mich von den Meinen zu verabschieden und meine Gold- und Silberbarren einzupacken, um sie dann heimlich zu vergraben. Nur einen kleinen Teil dieses Metalles konnte ich mit mir nehmen, um mir im Auslande eine Existenz zu gründen.«

»Höchst interessant!« bemerkte der Student. »So soll ich also den Schatzgräber machen?«

»Ja. Sie sehen, welch ein großes Vertrauen ich zu Ihnen habe. Sie werden mich nicht betrügen. Das weiß ich gewiss.«

»Da sei Gott vor! Was ich finde, wenn ich überhaupt etwas finde, das erhalten Sie. Aber wo liegt es? Und wo treffe ich die Ihrigen?«

»Wo das Gold und Silber liegt, darüber können Sie sich leicht orientieren, denn ich habe einen genauen Plan gezeichnet, nach welchem Sie sich nur zu richten brauchen, um die Barren zu entdecken. Aber wo Sie mein Weib und meine Kinder treffen werden, das weiß ich leider nicht.«

»Ich werde nicht eher ruhen, als bis ich sie finde, vorausgesetzt, dass sie noch leben,« versicherte der Student, herzlich gerührt von dem Ausdrucke aufrichtigen Schmerzes, welcher im Gesichte des Chinesen zu erkennen war.

»Sie können getötet worden sein,« meinte dieser, »denn die Rechtspflege meines Vaterlandes ist keine so humane wie die hiesige. Dort müssen sehr oft die Verwandten des Schuldigen dieselbe Strafe tragen wie er.«

»Nennen Sie mir den Ort, an welchem Sie sich von ihnen getrennt haben! Ich werde mich an denselben begeben und, wenn ich sie dort nicht finde, ihre Spur verfolgen wie der Indianer seine Fährte. Ich hoffe doch, Ihnen zum wenigsten eine sichere Nachricht zu bringen.«

»Ja, ich weiß, dass Sie alles Mögliche tun, kein Opfer scheuen und selbst vor keiner Gefahr zurückschrecken werden, um mir die Ruhe meines Herzens zurück zu geben. Ich werde Ihnen alles aufschreiben, was Sie wissen müssen, und diese Notizen Ihnen heute abend einhändigen. Dabei werden sich auch einige Empfehlungsschreiben an frühere Freunde befinden, an welche Sie sich mit allem Vertrauen wenden können. Sie wissen, dass ich unschuldig bin, und werden Ihnen gern allen möglichen Vorschub leisten. Also Sie sind entschlossen, diese Sendung zu übernehmen?«

»Vollständig.«

»So betrachte ich Sie von diesem Augenblicke an als meinen Kié-tschéi, als meinen außerordentlichen Bevollmächtigten, und frage Sie, ob Sie bereit sind, mir Ihr Kong - Kheou zu geben, Ihr unverbrüchliches Ehrenwort?«

»Sie sollen es haben, hier meine Hand!« antwortete der »Metusalem«, indem er dem Chinesen die Hand entgegenstreckte.

»Warten Sie!« bat Ye-Kin-Li. »Ich werde Ihnen Ihr Wort nach der Sitte meines Landes abnehmen.«

Er holte ein Päckchen Tsan-hiang herbei. Das sind wohlriechende Räucherstäbchen, deren die Chinesen sich bei Ausübung gewisser religiöser Gebräuche bedienen. Der Student musste eins davon in seine linke Hand nehmen; der Teehändler tat ebenso, worauf er die beiden Stäbchen anbrannte. Dann, als der duftende Rauch emporstieg, ergriff er mit seiner Rechten diejenige des jungen Mannes und sagte in feierlichem Tone:

»Sie sind mein Kié-tschéi. Als solcher haben Sie genau so zu handeln, als ob Sie ich seien. Sie dürfen keinen Hintergedanken hegen, und Ihr Herz muss gegen mich ohne Arg und Falschheit sein. Wollen Sie mir also jetzt Ihr Kong - Kheou geben, dass Sie meinen Auftrag nach Kräften ausführen und gegen mich und die Meinen ehrlich sein wollen?«

»Ja,« antwortete der Student. »Ich denke nicht, dass ich mit dieser Zeremonie ein heidnisches Werk begehe. Sie hätte unterbleiben können, denn mein Ehrenwort ist wie der heiligste Schwur. Aber da es Sie zu beruhigen scheint, so mag es so geschehen, wie Sie es wünschen. Ich verspreche Ihnen, so zu handeln, wie Sie selbst nicht anders handeln würden. Das ist ein ehrliches deutsches Versprechen, auf welches Sie sich verlassen können!«

»Ich glaube und vertraue Ihnen. Und dieses Vertrauen soll zwischen uns bestehen, bis diese beiden Tsan-hiang an meinem Sarge wieder angezündet werden.«

Er verlöschte die Stäbchen und legte sie dann, sorgsam eingewickelt, in ein Ebenholzkästchen, in welchem er nur Gegenstände von ganz besonderer Wichtigkeit aufzubewahren pflegte.

So war das Ehrenwort gegeben, welches für den Studenten so reiche und seltsame Folgen haben sollte. Er entfernte sich jetzt, um die notwendigen Vorkehrungen zur baldigen Abreise zu treffen.

ERSTES KAPITEL

»Tsching tsching tschin!«

Unter denjenigen unserer lieben Kameraden, welche in einer der an der Nord- und Ostsee liegenden Hafenstädte wohnen, gibt es sicher welche, die den Namen Turnerstick gehört oder wohl gar diesen braven, weitbefahrenen Seemann von Angesicht zu Angesicht gesehen haben.

Kapitän Heimdall Turnerstick, ein echter friesischer Seebär, hatte lange Jahre im Dienste eines New-Yorker Reeders gestanden, es da zumeist mit amerikanischen Topgasten zu tun gehabt und es darum gelitten, dass man seinen allerdings seltsamen deutschen Namen Drechslerstock in das englische Turnerstick verwandelte. Dennoch aber war er ein Deutscher vom reinsten Wasser geblieben.

Er war in allen Meeren bekannt als ein tüchtiger, kühner, gewandter und erfahrener Schiffsführer, welcher außerdem die höchst lobenswerte Eigenschaft besaß, dass er sich stets bemühte, seinen Untergebenen mehr ein freundlich besorgter Vater als ein strenger Vorgesetzter zu sein.

Darum hatte er stets nur zuverlässige und tüchtige Mannen an Bord, die sich alle Mühe gaben, seine Zufriedenheit zu erlangen, und unter Umständen mehr taten, als die bloße Pflicht von ihnen forderte. Sie liebten und achteten ihn und sahen über manches hinweg, was andere wohl nicht mit denselben Augen betrachtet hätten.

Kapitän Turnerstick besaß nämlich einige Eigentümlichkeiten, welche sehr geeignet waren, die Ironie seiner Untergebenen herauszufordern. Dass man dennoch nicht heimlich über ihn lachte, hatte seinen Grund nur in dem kindlichen Respekt, den man ihm widmete.

Dass er zu allerhand Sonderlichkeiten geneigt sei, war schon seinem Äußeren anzumerken. Er besaß trotz seiner bedeutenden seemännischen Kenntnisse kein sehr geistreiches Angesicht. Mitten in demselben saß das, was der Seemann eine Vorlukennase nennt. Sie war höchst vorwitzig nach oben gerichtet und war durch einen Faustschlag, den der gute Kapitän in seiner Jugend erhalten hatte, ansehnlich weit zur Seite getrieben worden, was seiner Physiognomie ein höchst ordnungswidriges Aussehen gab. Ein gewaltiger Schnurrbart ließ dieses Stumpfnäschen doppelt naiv und lächerlich erscheinen, ein Umstand, welcher keine Verbesserung dadurch erlitt, dass Turnerstick einen ungeheuren indischen Schutzhelm als Kopfbedeckung zu tragen pflegte.

In einem Kampfe mit malayischen Seeräubern hatte er das rechte Auge eingebüßt und trug an dessen Stelle ein künstliches. Doch musste man ihn sehr genau ansehen, um dies zu bemerken.

Kein Mensch hatte ihn jemals anders als in hohen, geteerten Wasserstiefeln gesehen, welche ihm bis an den Leib reichten. Ebenso unvermeidlich war der mit vergoldeten Ankerknöpfen geschmückte Südkarolinafrack, ohne den er gar nicht leben zu können schien. Dazu trug er unendlich hohe Vatermörder, um welche ein knallrotes Halstuch gelegt und vorn in eine riesige Schmetterlingsschleife geschlungen war.

Dazu kam ein goldener Klemmer, welcher an einem breiten, schwarzseidenen Bande hing, eine sehr begründete Vorsichtsregel, denn die Brille konnte sich niemals länger als einen einzigen Augenblick auf dem ihr angewiesenen Posten erhalten. Sie fiel immer wieder herab, und darum war die eine Hand des Kapitäns unausgesetzt und allezeit damit beschäftigt, den herabgefallenen Klemmer wieder auf das unpraktikable Näschen zu quetschen.

Aufrichtig gestanden, war der gute Heimdall Turnerstick ein ganz klein wenig eitel, auch in Beziehung auf sein Schiff, welches stets, so weit tunlich, ein Muster der Sauberkeit und Ordnung war. Das konnte natürlich auch auf sein Äußeres nicht ohne Einfluss sein.

Seine Sprachkenntnisse reichten für seine Bedürfnisse vollständig aus. Mehr konnte nicht von ihm verlangt werden. Und dennoch gab es einen, welcher in ihm ein wahres Sprachgenie erblickte, und dieser eine war - - er selbst.

Er hatte alle möglichen Küstenländer angesegelt und überall einige Worte der betreffenden Sprache mit davon genommen. Diese Reiseergebnisse lagen in seinem Kopfe so wirr durch einander wie ungefähr die Trümmer eines verunglückten Eisenbahnzuges. Dennoch war er vollständig überzeugt, so einige Dutzend Sprachen und Dialekte zu beherrschen, und brachte bei jeder passenden Gelegenheit diese unglückseligen philologischen Trümmer herbeigeschleppt. Wehe demjenigen, der es wagte, darüber zu lächeln! Er hatte es für immer mit dem Kapitän verdorben und wurde niemals wieder zu Gnaden angenommen.

Heut befand sich Heimdall Turnerstick in einer wahrhaft rosigen Stimmung, und er hatte allen Grund dazu. Unter seinen Füßen lagen die Planken des schnellsten Klipperschiffes, welches er jemals befehligt hatte. Ein prächtiger Backstagswind füllte die Segel. Der Horizont lag als scharf gezeichnete Linie auf der See, und der Himmel lächelte wolkenlos auf die frohen Gesichter der Mannen herab.

Dazu kam, dass man sich dem Hafen nahe befand und dass der Kapitän Kajütengäste bei sich führte, die es verstanden hatten, sich sein ganz besonderes Wohlwollen zu erwerben. Er hatte sie in Singapore aufgenommen und sollte sie nach Kanton bringen.

Das waren prächtige Tage für ihn gewesen. So eine Unterhaltung hatte er seit Jahren nicht an Bord haben können. Die drei Passagiere passten zu ihm wie Brüder, und die Absicht, welche sie nach Kanton führte, war ihm so sympathisch, dass er beschlossen hatte, sich nicht allsogleich von ihnen zu trennen. Er konnte ihnen eine längere Zeit widmen, denn sein Steuermann war höchst zuverlässig; ihm durfte er das Schiff und die Besorgung aller Angelegenheiten ruhig anvertrauen.

Diese drei Passagiere waren Fritz Degenfeld, der bisherige Student, genannt der blaurote Metusalem, sein Wichsier Gottfried Ziegenkopf, stets Gottfried von Bouillon geheißen, und endlich Richard Stein, der Gymnasiast, welcher sich unterwegs befand, um die chinesische Erbschaft anzutreten.

Sie saßen miteinander auf der Kampanje und schauten vergnügt nach dem vordern Horizonte, an welchem sich mehrere Segel sehen ließen. Aber eigentümlich war die Ordnung, in welcher sie saßen. Die drei Feldstühle, auf denen sie Platz genommen hatten, standen nämlich nicht nebeneinander. Das wäre dem guten Gottfried gegen alle gewohnte Subordination gewesen. Er war jahrelang hinter seinem »Metusalem« hergelaufen und konnte es unmöglich zugeben, dass jetzt eine andere Ordnung eingeführt werde. Darum saß er in der altgewohnten Entfernung von drei Schritten hinter ihm und hielt die Wasserpfeife, deren Schlauchspitze der Student im Munde hatte, in den Händen. Sie war vor der Abreise mit einem neuen Glasballon versehen worden.

Beide, der Herr sowohl wie auch sein Wichsier, waren ganz genau noch so gekleidet, wie man sie daheim in der Humboldtstraße zu sehen gewohnt gewesen war. Richard saß neben dem »Metusalem« und einige Fuß vor demselben der bekannte Neufundländer, welcher es sich also ebenso angelegen sein ließ wie Gottfried, die heimatliche Reihenfolge beizubehalten.

Fritz Degenfeld blies die gewohnten dicken Rauchschwaden aus dem Munde und nickte dem Kapitän freundlich zu, welcher soeben von vorn kam und zu ihnen auf die Kampanje stieg.

»Nun, Kommodore, wie steht's?« fragte er. »Werden wir bald die Küste des himmlischen Reiches zu sehen bekommen?«

»Will es meinen,« antwortete der Gefragte. »Wir werden bereits am Nachmittage vor Hongkong zu Anker gehen. Bald werden sich da vorn die Segel mehren, welche die gleiche Richtung haben.«

»So haben wir eine feine Fahrt gemacht!«

»Unvergleichlich! Wir machen siebzehn Knoten. Das will etwas sagen. In nicht ganz vier Tagen von Singapore bis hierher, das soll dem Heimdall Turnerstick ein anderer nachmachen! Es wird es jeder bleiben lassen!«

»Ja, Sie und Ihr gutes Schiff, da lässt sich etwas erreichen. Ich hätte nicht geglaubt, China so schnell begrüßen zu können.«

»Wissen Sie denn auch, wie man dieses gelobte Land der Zöpfe begrüßt?«

»Nun, wie?«

»Tsching tsching! muss man rufen. Das ist der echt chinesische Gruß.«

»Ach! Sie sprechen wohl auch ein wenig chinesisch?«

Turnerstick setzte den Klemmer auf die Nase, hielt ihn dort fest, weil er sonst gleich wieder herabgefallen wäre, warf Degenfeld einen missbilligenden Blick zu und antwortete:

»Wie können Sie so fragen! Ein bemoostes Haupt wie Sie hat doch an der Universität ein genug langes Garn gesponnen, um zu wissen, dass man dem Kapitän Turnerstick so nicht kommen darf. Ein wenig chinesisch! Da liegen Sie vor Topp und Takel bei und treiben wohl bis sieben Striche ab! Wenn ich einmal ein Tau in die Hand nehme, so nehme ich es ganz.«

»So sprechen Sie vollständig chinesisch?«

»Natürlich! Wie anders?«

Das war in einem Tone gesprochen, als ob er gefragt worden sei, ob er Wasser trinken könne.

»Das ist mir neu!« gestand Degenfeld. »Sie haben darüber noch kein einziges Wort verloren!«

»Wozu sollte ich davon reden? Von etwas, was sich ganz von selbst versteht, macht man doch kein Geschrei.«

»Nun, desto wertvoller ist mir die Entdeckung, welche ich da an Ihnen mache. Sie haben zugesagt, sich uns für einige Tage anzuschließen. Da ist es für uns natürlich vom größten Vorteile, dass Sie geläufig chinesisch sprechen.«

»Pah! Nicht der Rede wert! Eine wahre Kleinigkeit! Sie haben doch auch chinesisch getrieben, wie Sie mir sagten.«

»Nur zwei Jahre lang.«

»Das ist mehr als genug, denn diese Sprache ist die leichteste, die ich kenne.«

»Und ich habe ihre Erlernung für höchst schwierig gehalten.«

»Da haben Sie freilich ein sehr falsches Segel gesetzt. Sie natürlich müssen mit dem obligaten Latein und Griechisch den richtigen Kurs verlieren. Wem der Kopf mit so klassischer Ware vollgestaut wird, der hat eben zuletzt für das Leichteste keinen Platz mehr übrig. Dann segeln solche überstudierte Leute in der Welt herum und können kein Panzerschiff von einer Heringskuff unterscheiden. Ich sage Ihnen, das Chinesische ist mir geradezu angeboren gewesen. Es ist ganz von selbst gekommen.«

Der »Metusalem« kannte die Achillesferse des Kapitäns. Darum hütete er sich sehr wohl, den geringsten Zweifel hören zu lassen. Er sagte im ernstesten Tone:

»Das kann eben nur Ihnen passieren. Sie sind ein wahrer Walfisch im Meere der Dialekte. Sie schwimmen spielend drin herum und blasen die schwierigsten Paradigmen nur so aus der Nase.«

Turnerstick hielt den Klemmer empor, warf durch denselben einen forschenden Blick auf den Sprecher und fragte sehr ernst:

»Durch die Nase! Soll das etwa eine Hindeutung auf meine Gesichtszüge enthalten?«

»Was fällt Ihnen ein! Ich spreche vom Walfisch, und dass der bläst, das wissen Sie wohl!«

»Ja, und zwar aus der Nase. Sie haben recht. Wie der sich im Wasser wälzt, so wälze ich mich in den Sprachen herum. Und gerad das Chinesische ist mir völlig wurst.«

»Für mich ist es im Gegenteile ein sehr harter Knochen gewesen, an welchem ich mir die Zähne locker gebissen habe. Bedenken Sie nur die Dialekte! Es sind ihrer neun!«

»Da ist wenig genug! So ein Dialekt läuft bei mir hinunter wie ein steifer Grog. Die Hauptsache ist, dass man sich eben an die Hauptsache hält, und das sind im Chinesischen die Endungen.«

»So? Ich bin stets der Meinung gewesen, dass das Chinesische gar keine Endungen habe.«

»Was! Keine Endungen! ja, nun ist's mir freilich sehr erklärlich, dass Sie es trotz zwei voller Jahre zu nichts gebracht haben! Wenn Sie nichts von den Endungen wissen, so ist das gerade so, als wenn Sie ohne Wasser schwimmen oder ohne Flügel fliegen wollen. Ich sage Ihnen, dass ich im stande bin, Ihnen das ganze Chinesische mit allen neun Dialekten in fünf Minuten beizubringen!«

»Unglaublich!«

»Sie werden es gleich glauben müssen. Nennen Sie mir doch einmal die Namen von einigen chinesischen Städten oder Flüssen!«

»Das ist sehr leicht. Da haben wir zum Beispiel Jang-tsekiang, Ma-seng, Pe-king, Hong-kong, Wu-sung - -«

»Halt!« unterbrach ihn der Kapitän. »Das genügt vollständig. Da haben Sie ja gleich fünf Endungen!«

»Endungen? Wohl nicht!«