Über Karl Olsberg

Karl Olsberg promovierte über Anwendungen Künstlicher Intelligenz. Er war Unternehmensberater, Marketingdirektor eines TV-Senders, Geschäftsführer und erfolgreicher Gründer mehrerer Start-ups. Heute arbeitet er als Schriftsteller und Unternehmer und lebt mit seiner Familie in Hamburg.

Bislang erschienen im Aufbau Taschenbuch seine Thriller »Das System«, »Der Duft«, »Schwarzer Regen«, »Glanz« sowie »Die achte Offenbarung«.

Mehr vom und zum Autor unter: www.karlolsberg.de

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Willkommen in der schönen neuen Welt der Mirrors!

Die Nachfolger der Smartphones kennen dich besser als jeder andere, wissen besser als du selbst, was du brauchst. Sie beschützen dich vor Gefahren, optimieren deinen Job, deine Liebe, dein Leben. Ob du willst oder nicht ...

Fünf miteinander verwobene Geschichten – in einer Welt, in der wir schon bald leben werden – vom Bestseller-Autor Karl Olsberg.

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Karl Olsberg

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Mirror: Funktionen

1. MirrorProtect™

2. MirrorTalk™

3. MirrorNavigate™

4. MirrorSafe™

5. MirrorView™

Leseprobe aus: Karl Olsberg – Mirror

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Impressum

Mirror: Funktionen

Herzlichen Glückwunsch zum Kauf deines Mirrors™!

Du hast die richtige Entscheidung getroffen, denn dein Mirror™ hat nur ein Ziel: dich glücklich und zufrieden zu machen. Hilf ihm dabei, indem du ihn an deinem Leben teilhaben lässt! Mit der Zeit wird er immer besser verstehen, was du magst, wie du denkst, was du dir wünschst. Und er wird dir dabei helfen, dass deine Wünsche in Erfüllung gehen1). Er wird versuchen, so zu sein wie du, dein virtuelles Ebenbild.

Dein Mirror™ verfügt über eine Vielzahl von innovativen und nützlichen Funktionen. Genieße den Schutz von MirrorProtect™, das ständig deine Gesundheit und persönliche Sicherheit überwacht. Ob beim Flirten, in der Schule oder bei der Arbeit: Lass dir von MirrorTalk™ helfen, in jeder Situation immer die richtige Antwort zu finden. Folge den Anweisungen von MirrorNavigate™, um all deine Ziele zu erreichen. Schütze dein Heim und dein Hab und Gut mit MirrorSafe, dem unbestechlichen Wächter, dank dem du dir nie wieder ein Passwort merken musst und keine Schlüssel mehr brauchst. Nutze vielfältiges Zubehör wie die MirrorGlass™ Augmented Reality Brille (separat erhältlich) oder den MirrorView™ virtuellen Spiegel (separat erhältlich), um noch mehr Spaß mit deinem Mirror™ zu haben!

Im Folgenden wollen wir dir einige Anwendungsbeispiele für die Funktionen deines neuen besten Freundes vorstellen2). Du wirst sehen: Je mehr du deinen Mirror™ zum Teil deines Lebens machst, desto besser wird er. Denn du weißt ja: Dein bester Freund bist du selbst! ™

1) Vor dem Benutzen Nutzungsbedingungen und Sicherheitshinweise lesen. Haftung für unsachgemäße Nutzung ausgeschlossen. Der Benutzer bleibt allein verantwortlich für alle seine Handlungen und Entscheidungen. Walnut Systems, Inc. haftet insbesondere nicht für Folgen von Handlungen, die aufgrund falscher oder falsch interpretierter Empfehlungen eines Mirrors™ oder eines mit dem MirrorNet™ verbundenen Endgeräts ausgeführt wurden. Weitere Haftungsbeschränkungen siehe Nutzungsbedingungen oder www.walnutsystemc.com/de/nutzungsbedingungen.

2) Jeder Mirror ist so individuell wie sein Besitzer. Wir können daher nicht garantieren, dass dein Mirror in einer ähnlichen Situation genauso reagieren würde wie in den Anwendungsbeispielen beschrieben.

1. MirrorProtect

Robert Kreutzer sprang aus dem Wagen und drückte die Autopark-Taste auf der Fernbedienung. Sein Samsung Smartcar setzte sich in Bewegung, um fahrerlos zum nächsten freien Parkplatz vor dem Hamburger Hauptbahnhof zu steuern. Kreutzer verschwendete keine Zeit damit, dem Fahrzeug dabei zuzusehen. Er war spät dran; seine MirrorGlass Augmented-Reality-Brille blendete die Abfahrtszeit und das Gleis des ICE nach Köln sowie einen Richtungspfeil im oberen Rand des Sichtfelds ein. Der Text »Bitte begeben Sie sich unverzüglich zum Bahnsteig!« blinkte rot, während die Brille die Zeit, die ihm noch blieb, herunterzählte: drei Minuten und fünfzehn Sekunden.

Als er bereits im Bahnhof war, fiel Kreutzer ein, dass er seinen Trolley im Kofferraum vergessen hatte. Verdammt! Er rannte zurück. Sein Auto kurvte noch im Schritttempo auf dem vollen Parkplatz herum, darauf lauernd, dass ein Platz frei wurde. Mit der Stopp-Taste brachte er das Fahrzeug zum Stehen, was empörtes Hupen des menschlichen Fahrers eines Opel Astra hinter seinem Wagen zur Folge hatte. Kreutzer hätte Lust gehabt, ganz gemächlich hinzuschlendern, nur um dem Blödmann zu zeigen, dass er sich nicht unter Druck setzen ließ. Doch dazu hatte er nicht die Zeit. Also sprintete er quer über den Parkplatz und zerrte am Kofferraumdeckel, der sich jedoch nicht öffnen ließ. Die Fernbedienung rutschte ihm aus der Hand, er hob sie auf und drückte den Öffnen-Knopf, während das Arschloch hinter ihm immer noch hupte.

Endlich gelang es ihm, den Trolley herauszuwuchten. Er drückte auf »Kofferraum Schließen«, dann auf »Automatisch Einparken«, warf dem Opelfahrer einen giftigen Blick zu und hastete zurück zum Bahnhof, während seine Brille ihn informierte, dass ihm nur noch dreißig Sekunden bis zur Abfahrt blieben. Natürlich fuhr der Zug auf Gleis vierzehn ganz am anderen Ende des Bahnhofs ab.

Sein Herz pochte, und er spürte ein schmerzhaftes Ziehen im linken Arm. Egal. Er biss die Zähne zusammen und rannte schnaufend weiter.

»Dein Blutdruck ist zu hoch«, sagte seine eigene Stimme in seinem Ohr, ein wenig falsch betont, aber durchaus natürlich klingend. »Bitte verlangsame dein Tempo!«

Kreutzer pfiff auf die Anweisung seines Mirrors. Er musste den Zug kriegen! Er konnte es sich nicht leisten, zu dem Meeting mit Dürrmann zu spät zu kommen.

Als er die Treppe erreichte, die hinab zum Bahnsteig führte, war sein Hemd durchgeschwitzt und die Krawatte fühlte sich an wie ein Galgenstrick. Gleis vierzehn war leer, aber der Bahnsteig voller wartender Menschen. War der Zug schon weg, oder hatte er Verspätung?

»Mirror, Ausschnittvergrößerung dreihundert Prozent«, sagte er keuchend. Das Display in seiner Brille zeigte einen rechteckigen Ausschnitt seines Sichtfeldes in dreifacher Vergrößerung. Er steuerte durch Drehung des Kopfes den kleinen Cursor in der Mitte seines Blickfelds so, dass er auf der Digitalanzeige über dem Bahnsteig ruhte. Nun konnte er die Anzeige in der Ausschnittvergrößerung problemlos lesen: Der Zug nach Köln hatte fünfzehn Minuten Verspätung.

Kreutzer schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, während Zorn seinen Blutdruck weiter steigen ließ. Wenn es die Bahn endlich mal hinkriegen würde, Verspätungsinformationen zeitnah ins globale MirrorNet einzuspeisen, das alle Mirrors miteinander verband, hätte er sich die ganze Hektik sparen können! Sein Arzt hatte ihm gesagt, er solle es ruhig angehen lassen und Stress vermeiden. Der hatte gut reden. Als Unternehmensberater hatte man nun einmal eine Siebzigstundenwoche und war ständig unter Erfolgsdruck.

»Dein Blutdruck ist zu hoch«, informierte ihn sein Mirror. »Soll ich etwas beruhigende Musik spielen?«

»Nein!«, sagte Kreutzer laut, was ihm irritierte Blicke einiger Passanten einbrachte.

Allmählich kam sein Puls zur Ruhe, doch das schmerzhafte Ziehen im linken Arm blieb, während er den schweren Trolley die Treppe hinunterwuchtete. Unten bahnte er sich einen Weg auf dem überfüllten Bahnsteig. Er hatte nie verstanden, warum die Fahrgäste der ersten Klasse ganz am Ende außerhalb der Bahnhofshalle einsteigen mussten, während die Wagen für die Touris hier in der Halle hielten. Die Deutsche Bahn brauchte dringend mal einen Unternehmensberater!

Endlich erreichte er die Stelle, an der laut dem Display in seiner Brille Wagen siebenundzwanzig halten würde. Darauf stand nun auch, dass der Zug sich verspäten würde und ihm noch acht Minuten und dreizehn Sekunden bis zur Abfahrt blieben. Als wenn die Bahn jemals irgendwas sekundengenau hinkriegen würde.

Er sah sich um. Hier im Haltebereich der ersten Klasse standen hauptsächlich Managertypen und Berater in dunklen Anzügen, nur wenige davon Frauen in dezenten Kostümen. Viele trugen MirrorGlass-Brillen oder hatten einen MirrorClip im Ohr, der ein wenig aussah wie ein Hörgerät mit Antenne – das Statussymbol der neuen technisch versierten Elite, zu der sich Kreutzer zählen durfte, obwohl er nicht wirklich viel von Technik verstand. Aber dazu hatten sie bei Sauber & Partner schließlich die zwei Nerds in der IT-Abteilung, die ihm alle Probleme lösten.

»Verlasse sofort diesen Ort!«, sagte das Gerät. »Du bist in Gefahr!« Gleichzeitig blinkte ein Ausrufezeichen in einem roten Dreieck am oberen Rand seines Sichtfelds, und ein Pfeil zeigte in Richtung der Treppe.

Irritiert holte Kreutzer das MirrorBrain aus der Jackentasche. Es war das zentrale Steuergerät des Mirror-Systems – ein Wunder der Technik, hatte ihm einer der Nerds erklärt, das noch vor fünfzehn Jahren zu den schnellsten Computern der Welt gezählt hätte. Statt seines eigenen 3-D-animierten Gesichts, das ihm normalerweise vom Display des flachen smartphone-ähnlichen Geräts entgegenlächelte, blinkte dort dasselbe Warndreieck und derselbe Text wurde angezeigt.

Was sollte das? Welche Gefahr konnte ihm hier schon drohen? War die Aufforderung, den Bahnsteig zu verlassen, auf seinen immer noch zu hohen Blutdruck zurückzuführen? Aber dann wäre sie präziser gewesen, und das Gerät hätte ihm gesagt, er solle zum Arzt gehen oder so.

Kreutzer sah sich misstrauisch um. Er hatte gehört, dass die Mirrors in der Lage waren, ihre Besitzer vor Taschendieben zu warnen. Doch niemand in der Nähe sah wie ein Dieb aus. Dafür sah er, dass auch die anderen Mirror-Besitzer ihre MirrorBrains hervorgeholt hatten und verwirrt auf die Displays blickten oder auf ihnen herumtippten. Hatten sie dieselbe Warnung erhalten wie er?

»Verlasse sofort diesen Ort!«, warnte sein Mirror erneut. »Du bist in Gefahr!«

So weit kam es noch, dass er jetzt den Koffer wieder die Treppe raufwuchtete und den Zug verpasste, bloß weil die Stimme in seinem Ohr durchdrehte! Er sprach eine Frau in der Nähe an, die einen MirrorClip im Ohr hatte. Sie war etwa zehn Jahre jünger als er, nicht mal unattraktiv. »Entschuldigen Sie, ich sehe, Sie haben auch einen Mirror. Meiner scheint nicht richtig zu funktionieren. Er sagt mir, dass ich diesen Ort sofort verlassen soll.«

Sie blickte auf, lächelte nervös. »Ja, meiner auch. Glauben Sie, da ist was dran?«

Kreutzer hielt es für angemessen, trotz seiner Unsicherheit Zuversicht und Kompetenz zu demonstrieren. »Unsinn!«, sagte er. »Ich kenne mich ein bisschen mit Computern aus. Das ist eindeutig ein Bug. Die MirrorProtect-Funktion scheint fehlerhaft zu sein. So ist eben die moderne Technik: nützlich, aber leider nicht immer besonders zuverlässig. Lassen Sie sich von ihrem Gerät nicht ins Bockshorn jagen, sonst verpassen Sie noch den Zug.« Er wies auf den ICE, der in diesem Moment aus Richtung Altona heranrollte.

Sie erwiderte sein Lächeln. »Danke, Sie haben mich beruhigt.« Sie nahm den MirrorClip aus dem Ohr und betrachtete ihn kritisch. »Manchmal nervt dieses Ding wirk...«