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Die Autorin

Nora Imlau, geb. 1983, ist Journalistin und Fachautorin für Familienthemen. Seit einigen Jahren schreibt sie für die Zeitschrift »Eltern«, verfasst dort Titelgeschichten und konzipiert Sonderhefte rund ums Baby. Sie pflegt enge Kontakte mit namhaften Experten verschiedener Disziplinen und steht in regem Austausch mit anderen Müttern und Vätern. Nora Imlau ist Mutter von zwei kleinen Töchtern. www.nora-imlau.de

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Babys sind kleine Schlafmützen: Mehr als die Hälfte des ersten Lebensjahres verschlafen sie einfach. Viele Eltern können das kaum glauben – warum sind sie dann nachts ständig wach? Die Antwort: Weil kleine Kinder anders schlafen als Erwachsene. Lieber kurz und häufig als lang am Stück. Doch wenn Eltern das Schlafbedürfnis ihres Kindes verstehen, sind ruhigere Nächte für alle in Sicht.

Einschlafen: Ich will nicht alleine sein!

Das Baby reibt sich mit den Fäustchen am Kopf, seine Augen sind glasig, es gähnt. Doch selbst wenn es müde ist, fällt manchem Baby das Einschlafen schwer. Dann ist es gut, wenn Eltern verstehen, woran das liegt, und ihr Kind in den Schlaf begleiten.

Als ich selbst ein Baby war, schlief ich in einer wunderschönen Holzwiege, die mein Onkel extra für mich gebaut hatte. Meine Eltern halten sie seitdem in Ehren und für mich war immer klar: Irgendwann würden auch meine Kinder in dieser Wiege selig dem nächsten Morgen entgegenschlummern. Doch als wir Linnea hineinlegten, begann sie das erste Mal in ihrem Leben richtig verzweifelt zu weinen. »Was hat sie nur?«, fragte ich meine Hebamme. »Sie vermisst dich«, antwortete sie. »Sie braucht deine Nähe, um einschlafen zu können.« Das klang logisch: Schließlich war Linnea bis jetzt jede Sekunde nah bei mir gewesen. Und zum Schlafen sollte sie alleine sein? Also nahmen wir unser Baby wieder aus seinem Bettchen und platzierten es stattdessen zwischen uns. Augenblicklich wurde Linnea ruhig und schlief ein.

Das Erbe der Nomadenbabys

Warum Babys am liebsten einschlafen, wenn sie nicht alleine sind, ist tatsächlich leicht zu erklären: Sie sind als Menschenkinder darauf gepolt, nur unter sicheren Bedingungen einzuschlafen. Und zwar nicht nach deutschen Maßstäben des 21. Jahrhunderts, sondern nach Steinzeitmaßstäben. Denn genauso alt ist das innere Survival-Kit, mit dem Babys noch heute auf die Welt kommen. Sie sind vorbereitet auf ein Leben in einer Nomadengruppe, der Gefahr durch Säbelzahntiger droht, nicht auf das in einer Kleinfamilie mit Vierzimmerwohnung, Wiege und Babyfon. In der Folge fühlen sie sich genau dann sicher, wenn sie es auch als Steinzeitbabys gewesen wären: Direkt bei einem Erwachsenen, der sie im Notfall beschützen kann. Wenn ein Baby also weint, sobald es in seinem Bettchen liegt und keinen Körperkontakt mehr hat, tut es das nicht aus Trotz und nicht, um seine Eltern zu ärgern. Es stellt sich nicht an und es übertreibt nicht, es hat schlicht und einfach Angst. Angst, verlassen zu sein, ungeschützt und müde zurückgelassen unter Bedingungen, die es ihm schwer machen, in den Schlaf zu finden.

Als ich einmal einen Schlafforscher fragte, wie es sich für ein Baby anfühle einzuschlafen, sagte er: »Es fühlt sich an wie Fallen. Als müsste man die Welt loslassen und sich ins Bodenlose fallen lassen – in dem Vertrauen, sicher zu landen.«

Gib mir deine kleine Hand.

So, nun bist du nicht allein.

Kind, du sollst nicht einsam sein mit dem Schatten an der Wand.

Mascha Kaléko

Brücken in den Schlaf

Einschlafen ist also gar nicht so einfach. Abschalten, runterkommen, loslassen – das klappt nach einem aufregenden Tag nicht auf Anhieb. Weshalb die meisten Menschen Strategien entwickelt haben, um sich den Übergang vom Wachsein in den Schlaf zu erleichtern. Sie lesen noch einen Moment im Bett oder schauen noch eine Folge ihrer Lieblingsserie oder hören Musik oder kuscheln sich an ihren Partner, bis ihnen irgendwann die Augenlider schwer werden. Jeder hat seine bevorzugte Methode.

Auch Babys brauchen solche Brücken ins Traumland. Und weil sie zum Lesen noch zu klein sind, sind wir Eltern als Brückenbauer gefragt.

Neugeborene schlafen leichter

In den ersten Tagen mit Baby ist dieser Job meist noch recht einfach: Die meisten Neugeborenen haben so einen immensen Schlafbedarf, dass sie immer und überall wegdämmern. Meine Tochter Linnea war in ihren ersten Lebenstagen eigentlich nur zum Stillen wach. Ansonsten schlief sie wie ein Stein. Das fand ich fast schon ein wenig langweilig. Doch schon in ihrer zweiten Lebenswoche wurde Linnea deutlich wacher.

Nach dem Stillen guckte sie sich neugierig um und auf dem Wickeltisch fixierte sie die Vögelchen an ihrem Mobile mit ihren Augen. Wurde sie müde, schlief sie nicht einfach an Ort und Stelle ein, sondern bekam ganz glasige Augen, rieb sich mit den Fäustchen an den Ohren und wurde unruhig und quengelig. Für uns ein klares Zeichen: Jetzt bitte beim Einschlafen helfen!

INFO

Nur wer alleine einschläft, kann auch durchschlafen?