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Bora Ćosić

Konsul in Belgrad

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© Folio

DER AUTOR

Bora Ćosić, geboren 1932 in Zagreb, lebt seit 1992 in Rovinj / Istrien und Berlin. Wichtigster Autor der Belgrader Avantgarde.

Zahlreiche Preise, u. a. Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2002 und Albatros-Preis 2008 gem. mit Katharina Wolf-Grießhaber. Auf Deutsch u. a.: Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution (1994), Die Zollerklärung (2001), Eine kurze Kindheit in Agram (2011), Die Tutoren (2015). Bei Folio: Irenas Zimmer (Gedichte, 2005), Die Vogelklasse (2008), Im Ministerium für Mamas Angelegenheiten (2010).

DIE ÜBERSETZERIN

Katharina Wolf-Grießhaber, geboren 1955 in Stuttgart, Studium der Slawistik und Osteuropäischen Geschichte in Heidelberg und Bochum, Promotion mit einer Arbeit über Danilo Kiš in Bielefeld. Lebt in Münster. Übersetzte u. a. Bogdan Bogdanović, Bora Ćosić, Slavenka Drakulić, Dževad Karahasan, Danilo Kiš. 2008 Albatros-Preis zusammen mit Bora Ćosić.

Bora Ćosić

Konsul
in Belgrad

Aus dem Serbischen von Katharina Wolf-Grießhaber

TransferBibliothek

FolioVerlag

TransferBibliothek CXXVIII

Titel der Originalausgabe: Consul u Beogradu, Belgrad.
© der Originalausgabe: Bora Ćosić

Dieses Projekt wurde mit Unterstützung der Europäischen Kommission finanziert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung trägt allein der Verfasser; die Kommission haftet nicht für die weitere Verwendung der darin enthaltenen Angaben.

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Die Abbildungen im Anhang stammen aus Bora Ćosićs Privatarchiv.
Covermotiv: © Erich Lessing / Magnum Photos: Belgrad, 1952

© Folio Verlag, Wien · Bozen 2016
Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Joe Rabl
Grafische Gestaltung: Dall’O & Freunde

ISBN 978-3-85256-699-3

www.folioverlag.com

E-Book: ISBN 978-3-99037-060-5

Andrić’ Travnička hronika wird mit Wesire und Konsuln, manchmal auch mit Die Zeiten der Konsuln ins Deutsche übersetzt.

„Embahade“1 ist ein spanisches Wort und bedeutete Botschaft im Ausland. Warum meine Erinnerungen einen spanischen Titel tragen, nach dem Zeremoniell, wird der Leser sehen, wenn er meine Erinnerungen liest.
Es wird ihm von selbst einleuchten.
Eigentlich sind das meine Aufzeichnungen über das Unglück unseres Volkes, sie sind kein Tagebuch, keine historische Abhandlung, keine Studie, kein Pamphlet.
Sondern schlicht Erinnerungen eines Augenzeugen, eines Schriftstellers.
Miloš Crnjanski

Und dann diese Stadt! Wie haben wir sie uns nur ausgedacht,
erklären Sie mir das bitte!
Swidrigailow in Verbrechen und Strafe

Ich war nie im diplomatischen Dienst. Demnach bin ich nicht imstande, neue Embahade zu schreiben. Doch weil ich schon lange außer Landes lebe, denke ich über meine ehemalige Heimat wie über eine weit entfernte Gegend, wo ich ziemlich lang meinen Dienst versehen habe, und für das Land wiederum bin ich, wie sich herausgestellt hat, ein Ausländer geblieben. Dies sind also meine Erinnerungen, die Aufzeichnungen eines Ausländers, der sich im eigenen Land als Fremder aufgehalten hat. Deshalb können die Personen, die hier vorkommen, obwohl sie real sind, wie Puppen in einem Panoptikum und wie Marionetten in einem Theater über längst vergangene Ereignisse in Europa wirken. Wie wenn ein alt gewordener Diplomat seine Begegnungen mit allen möglichen Helden der Geschichte, den handelnden Personen einer Komödie, einer historischen, reproduziert. Die meisten von ihnen sind tot, und die anderen, die noch am Leben sind, betrachten mich als Toten. So beginnt meine Chronik, meine Embahade der gewöhnlichen Leute, der Belgrader, in den Jahren zwischen 1937 und der Endphase meines Lebens dort, als das jugoslawische Reich, das sozialistische, Anfang der Neunzigerjahre, zu zerfallen begann.

Das Erste, womit mich Belgrad empfing, als ich, ein fünfjähriger Junge, dorthin zog, waren die Leuchtreklamen auf den Terazije, besonders eine, die für eine wundertätige Flüssigkeit zur Körperpflege, Alga, warb. Diese war animiert und sonderte aus ihrem elektrischen Bauch Bläschen ab, ebenfalls elektrisierte, die in die Nacht hinaufstiegen. Sofort verstand ich, dass es in dieser angenehmen Stadt, die, wie ich nachträglich finde, Dublin gleicht, wichtig war, den Körper zu pflegen, den eigenen wie auch den von Fremden. Überhaupt glich Belgrad 1937 im Vergleich zu Zagreb, wo ich geboren war, einer Stadt des Lichts, nicht nur wegen der riesigen Reklamen über den Häusern, sondern überhaupt. Ein Leben schien zu beginnen, das außen beleuchtet, aber auch innen von Lichtstrahlen erfüllt war. Belgrad mit seinen Straßenbahnen, dem Springbrunnen auf dem zentralen Platz, den kleinen Rondellen darum herum, mit dem riesigen Kalemegdan-Park, dessen Treppen, verborgenen Winkeln und den für ein fünfjähriges Geschöpf faszinierendsten Tennisplätzen, angelegt zwischen den alten Mauern der österreichisch-ungarischen Festung. Dorthin nahm mich meine Mutter auf unseren vormittäglichen Spaziergängen mit, als hätten wir uns in ein Zauberland begeben; plötzlich hörte die Knez-Mihajlova-Straße auf, wir betraten einen Wald mitten in der Stadt, seine geheimen Wege und verborgenen Ecken, eine gewöhnliche, aus Häusern gemachte Stadt verwandelte sich in eine Galerie mit impressionistischen Bildern, in ein Museum gemalter Landschaften, nicht in einen realen Raum und eine reale Umgebung. Im zentralen Teil der Promenade, etwas ähnlich der, die ich später im Jardindu Luxembourg in Paris sah, waren um ein Denkmal, das den Kampf eines Fischers mit einer Schlange darstellt, Stühlchen angeordnet, für die ein grün gekleideter Beschäftigter von den Besuchern Geld kassierte. So sah ich, dass dies ebenfalls ein Theater oder Kino war, in dem nichts Besonderes gezeigt wurde außer dem, was sich um uns herum befand, Bäume, Rasen, Pfade, spazierende Mädchen, Kinder mit Bällen. Ein Gebiet, das mir sagte, dass es neben den ernsten Lebensumständen auch so etwas gab, einen Park, Erholung, Lethargie, den ewigen Sommer des Nichtstuns.

Ich fühlte mich, als wäre ich in einer Mission, einer diplomatischen, in diese Zeit gekommen. Als hätte mich meine Zagreber Kindheit mit dem Mandat beauftragt, dem des Lebens, das in Belgrad fortgesetzt werden sollte. Damit ich später über alles, was ich dort beobachtet habe, einen Bericht für das Außenministerium meines Schicksals verfasse: wen ich getroffen habe, mit wem ich gesprochen habe und worüber. Das zog sich sehr in die Länge. Und es ergab sich, dass ich mein ganzes Leben im selben Mandat, in Belgrad, zugebracht habe und erst jetzt, wo es aufs Ende zugeht, dazu komme, über alles zu berichten. Obwohl dort, in dem Ministerium, wo man möglicherweise auf mein Zeugnis wartet, schon alle verstorben sind. Dann ist das, was ich als meine Beobachtungen, meine konsularischen, vorbringen möchte, womöglich ein Reden in den Wind. Wie jedes Reden nach einer gewissen Zeit genau das ist, ein Reden in den Wind und sonst nichts. Weil mein Mandat, mein Belgrader, in frühen Jahren begonnen hat, wird das ganze Geschreibsel außerdem unvermeidlich, zumindest am Anfang, etwas Kindisches an sich haben. Nur dass auch jede andere schriftliche Mitteilung und viele Depeschen, die ein Diplomat in der ernstesten Absicht verfasst, oft gerade diesen Zug haben, den der kindlichen Hoffnung, dass passieren wird, was der Berichterstatter erwartet. Doch in der Geschichte geschieht meist das Gegenteil des Vorhergesehenen. Das ist der allgemeine Sinn des historischen Gangs, sowohl des staatlichen als auch meines persönlichen, der mich interessiert, meines familiären, völlig subjektiven Laufs.

Wie begann früher ein Lebensabschnitt in einer neuen Stadt, wie auf einem neu entdeckten Planeten? Das Grüppchen, Vater, Mutter und kleines Kind, ist angereist, ist direkt vom Bahnhof an die vereinbarte Adresse gekommen, dort erwarten es zwei leere Zimmer in der Wohnung von Vaters Freund, dann müssen noch ihre Sachen geliefert werden, Holzwaren, Bettwäsche, die Kiste mit den Tellern und Tassen. Als würde eine Welt im Kleinen erschaffen, hat der Demiurg für die elementaren, lebensnotwendigen Gegenstände gesorgt, man muss sie nur im Raum verteilen, wie auf einem Brachfeld: Wenn das erledigt ist, wird es aussehen, als hätten wir unser Haus dort errichtet, unser Heim.

Die Ankunft in Belgrad wirkte, als wären Schiffbrüchige an einem unbekannten Ufer gestrandet, die kleine dreiköpfige Familie war die einzige Besatzung des strapazierten Kahns unseres damaligen Zustands, die Insel war die Carice-Milice-Straße, der erste Felsen der Stadt, auf den wir gestoßen waren. Weil die Urzimmer unseres Wohnens, in Belgrad, leer waren, hallte, was irgendwer von uns sagte, wie in einer Kathedrale. Wir packten unsere paar Kisten aus, allmählich kam der Teil der alten Welt zum Vorschein, der in den neuen hinüberwachsen sollte, als hätte die Saat unseres vorherigen Daseins die Keime für die Pflanze einer neuen Zeit ausbilden müssen. Und ich, als jüngstes Besatzungsmitglied, hätte auf dem Wipfel des neu gewachsenen Baumes sitzen und von ihm aus die Umgebung und die Menschen in der Nähe beobachten müssen. Dabei bin ich die ganze Zeit geblieben, beim Beobachten eines Jahrhunderts und der Geschehnisse, die sich in seinem Lauf abspielten.

Eine begabte Künstlerin unserer Zeit kam auf die Idee, dass man die Weltmalerei noch einmal malen könnte. Vor allem die Gemälde, die Stimmungen von Menschen darstellen, in den Zimmern, Wohnungen, Häusern ihres Lebens. Und so malte sie noch einmal das bekannte Zimmerchen von van Gogh, einen schmalen Raum mit einem Bett, einem Strohstuhl, einem Tischchen, das vor dem Fenster stand. Nur dass unsere Zeitgenossin in ihrer Darstellung all diese Dinge aufs Bett geladen hatte, als müsste der Rest des Zimmers geputzt werden oder als wäre der Bewohner unverhofft abgereist, womöglich gestorben. Ich denke bereits zu Beginn dieses Buches, es könnte ebenfalls im Geiste dieses Mädchens geschrieben werden, welches die Absicht hatte, menschliche Schicksale, längst vergangene, umzuordnen. Und so scheint, als wäre das, was ich Ihnen in meiner Eigenschaft als Konsul, der in eine andere Zeit gesandt worden ist, zu erzählen habe, als wäre die ganze Requisite dieses potenziellen Wandertheaters von einem vordem stabil aussehenden Bild zusammengeklaubt und auf einen Haufen geworfen worden. Das Schreiben, vor allem das, welches die Erinnerung betrifft, ist eine ungeordnete Handlung, es gibt darin nicht immer eine ein für alle Mal festgelegte Reihenfolge. So sehe ich jetzt, nach so vielen Jahrzehnten, unser Urzimmer in der Belgrader Carice-Milice-Straße, all die Dinge unseres Lebens, als wären sie auf die Seite geräumt, vielleicht ebenfalls auf das Bett in der Ecke, damit der Fußboden, der Grund unseres Daseins, unseres damaligen, von allem gereinigt würde, von den qualvollen Tagen, von der Unsicherheit in der neuen Stadt, von den Erinnerungen, den immer ziemlich widerlichen und traurigen.

Alles spielte sich so zuerst in den beiden Zimmern ab, die auf eine schmale Gasse mit Geschäften und Werkstätten hinausgingen, in denen Bettdecken, Wäsche, Lampen hergestellt wurden. Vieles wimmelte unter den hohen Fenstern, während wir an den sechs Schöpfungstagen schufteten, von Zeit zu Zeit schaute Vaters Freund aus dem Nachbarzimmer herein, um festzustellen, wie wir mit dem Einräumen vorankamen. Da war auch die Frau des Freundes, eine dicke Dame, die an Gelbsucht litt. Ihr Gesicht sah aus wie das einer Chinesin, unentwegt musste sie sich übergeben, meine Mutter weinte über ihr Schicksal. Doch der Freund meinte, das sei nichts, ihre Beleibtheit werde sie retten.

Unsere erste Welt, unsere Belgrader, war seltsam und unklar, ich fragte mich, ob denn alle Frauen in dieser Stadt so dick und krank seien. Die beiden Räume, die unsere ursprüngliche Unterkunft ausmachten, mussten das ganze Leben umfassen, zumindest für den Moment. Ich fragte mich, ob ein ganzes Schicksal in die beiden kleinen Zimmer passe. Später sah ich, dass das sehr wohl möglich ist. Zum Glück nahmen mich meine Eltern an der Hand und gingen gleich mit mir hinaus, in die Welt dieser Stadt, auf ihre Hauptstraßen und -plätze.

Sehen wir es dann als natürlich an, dass mein Zeugnis mit Bildern von Leuchtreklamen aus dem Jahr 1937, auf dem Belgrader Hauptplatz, beginnt und sie das Erste sind, worüber ich das Ministerium meiner Geschichte informieren möchte. Gleich danach kommen die Namensaufschriften von Firmen, Händlern und Bankiers, Ämtern und öffentlichen Gebäuden. Das ist mir einmal, viel später, in Wien aufgefallen. Wo verschiedene Bauwerke mit ganzen Tiraden beschriftet sind, die erklären, was das für ein Gebäude ist und worum es sich handelt. Und dabei werden, wie mir scheint, auch die zahlreichen Buchstaben dort zu Bestandteilen des architektonischen Entwurfs, der Idee, die der Baumeister des Hauses gehabt hat. Weil die Menschen in unserer Zeit nicht nur in Häusern, zusammengesetzt aus Wänden und Dächern, wohnen, sondern diese oft auch etwas aussagen, auf Wiener Art, buchstäblich, durch Worte, Aufschriften, Sprache.

So betrachtete ich die damaligen Belgrader Fassaden, die Buntheit der Firmennamen, die dort standen, als hätte ich jemandem außerhalb dieses Bereiches, vielleicht auch außerhalb der Zeit, die Namen der für einen Geheimdienst interessanten Personen melden müssen. Weil ein in eine neue Stadt geworfenes Kind, wie das menschliche Wesen ja nach Heidegger in die Welt geworfen ist, herumspioniert und Daten sammelt, von denen womöglich sein eigenes Leben abhängen wird. Als wäre ich auf einen Empfang geraten, von Diplomaten, wo sich die Leute untereinander kennen, aber nur oberflächlich. Und man ein scharfes Ohr braucht, um an einzelne Fakten zu kommen, was meinen Verhältnissen, meinen kindlichen, im Alter von fünf Jahren, gerade entsprach. So musste ich mir auf die Schnelle das Geschäft merken, in dem Kinderspielzeug verkauft wurde und das PARA GUMA hieß. Dann ein anderes, den großen Wurstkonzern KLEFIS. Sogleich fiel mir auf, dass viele Menschen in der Stadt, deren Namen auf Firmenschildern standen, anderen Nationen angehörten, ich dachte mir, die Personen, welche die einzelnen Unternehmen führten, seien überwiegend Ausländer. Das erhöhte meine Vorsicht, meine konsularische, gegenüber der Welt, in die ich geraten war, noch mehr. Später glaubte ich, mein ganzes Leben werde unter fremden Menschen vergehen, wie es in einem Stück, einem russischen, heißt. Nun musste das auch ein fröhliches Kind wissen, das von den Reklameinstallationen an den hohen Gebäuden der Hauptstraße wie auch von der allgemeinen Buntheit, der verschiedenartigen, die unser Dasein erfüllte, bezaubert war.

Im ersten Moment kam es mir so vor, als hätte ich mich in einen Wald von lauter Titeln verirrt, zwischen Bäume aus lauter Buchstaben. Wie eine Art Alice, die nicht nur durch die Gegend und die Straßen der Städte wandert, sondern auch durch die Seiten, Abschnitte, Wörter des verrückten Buches von Carroll. Moster AG, Farben- und Lackfabrik. Lazarević Miša und Tochter, Herstellung von Rollläden. STIRIA Stahl. Alargić Alinka, Obst- und Gemüsegeschäft. Josipović Gliša, Fabrik zur Herstellung von Draht und Eisenwaren. BRAUEREI BAJLONI. VISUNG AG Garvens Pumpen. „Robot“, Pačić und Kozak, automatische Wagen, Bahnsteigkartenautomaten, Telefonautomaten und andere Präzisionswaren. Michael Weinschenker, Vertreter führender ausländischer Firmen für Bergwerkslampen und pneumatische Geräte. Petrović und Lukić, Kraljev-Platz 11. POLDI STAHL. Vartanović Jelena, Handel mit geröstetem und gemahlenem Kaffee. Karaoglanović JakovŽaki, Kolonialwarenhandlung. ŠONDA Belgrad. Edison Bel Füllfederhalter AG. Kuzmičov P. M. und Söhne, Handel mit russischem Tee. Lević Josif, Drogerie. Antonijević und Ćuković, Geschäft für Bürobedarf. Dželebdžić Jeremija, Buchhändler. Bence Anton und Sohn, Geschäft für Fabrikmöbel. Imbiss TRIGLAV, Imbiss TRST. Glogauer und F. Polak, Exporte. TELEFUNKEN, Radiogeschäft. ŠKLEDAR Konditorei. Eškenazi S. J., Kommissionsagentur, Export und Import. KRKOČ F., Ausfuhr von Landesprodukten und Obst. Apotheke DELINI, Knez-Mihajlova-Straße 1. Autowerkstatt Popović Ž. Aca, Kralja-Aleksandra-Straße 7. Mozer Bruno, Sektgroßhandel, Zemun. Anaf Bencion, Klempner. Jakovljević Mihailo, Bettdeckenmacher. Božić Sima „Lajpcig“, Pelzhandlung. Brüder Kokotović, Schreibmaschinenreparaturen. Henig Karlo, Maler. Sajdler Ana, Salon für die Anfertigung weißer Wäsche. Nahmijas Isak, Glas- und Spiegelschneider. „PARO-VALET“ Chemische Reinigung und Färberei. Ferigo und Rozean, Schleiferei. Jungović Djordje, Juwelier.

Aus dieser Zeit habe ich auch die Werbung eines Bäckers in Erinnerung, er hatte damals das berühmteste Brotgeschäft und das erfolgreichste. Dessen Produkte entlang der ganzen Fassade aufgemalt waren: Kipfel, Brezeln, Gebäckringe, alles in übernatürlicher Größe, als müsste man damit Riesen füttern. Es gab auch andere große Reklamezeichnungen, die an den Giebeln der Belgrader Häuser angebracht waren, Personen von übernatürlicher Größe wurden gezeigt, wie sie eine Schachtel mit irgendwelcher Ware oder ein für den Haushalt unentbehrliches Gerät in den Händen hielten, diese Affen der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals im Königreich Jugoslawien sagten dem kleinen Geschöpf von kaum ein paar Jahren, dass die Größenverhältnisse im Leben nicht immer gleichmäßig und „normal“ sind, manchmal gibt es unerwartete Vergrößerungen, wie es der Schwarze an einer Wand war, der mit einer gewaltigen Bürste seine riesigen blendend weißen Zähne putzte.

Die Übergabe meiner Akkreditierungsschreiben scheint folgendermaßen verlaufen zu sein: unter dem Lachen der Kameraden in dem Gebäude, in das wir eingezogen waren. Als wäre an einem europäischen Hof ein Wilder aus Borneo aufgetaucht, barfuß, mit einem ins Haar gesteckten Tierknochen. Aber ein Fünfjähriger ist immer ein natürlicher Eindringling, sogar dort, wo er geboren ist, er ist gut weggekommen, wenn ihm nicht schon seine älteren Geschwister Schaden zugefügt haben, solange er in der Wiege lag. Deshalb kam ich schlecht durch die ersten Tagen meines Belgrader Lebens, was als Lehre für die Zukunft wertvoll war, der Mensch hat, selbst wenn er erwachsen ist, nichts von den anderen zu erwarten, und wenn er sich nicht schon am Anfang eine Vorstellung von seinem Sein gemacht hat, wird es ihm nicht so gut ergehen. Ich will nicht sagen, dass meine ganze Mission im Leben gescheitert wäre. Es hat dabei viel Lustiges, manchmal Verrücktes gegeben. Das sage ich nur, um andere zu belehren, Debütanten in der Diplomatie des Seins, kleine Konsuln, die in einem fremden Land auftreten – weil jedes Land, in das ein Kind von fünf oder sechs Jahren gerät, eine fremde Gegend ist, ein unbekannter Staat, in dem man seinen Auftrag, kürzer oder länger, erfüllen muss.

In der Stadt gab es seltsame Gerüche. Vor allem in den Läden, in den Kurzwaren-, Schuh-, Eisenwarengeschäften. Die Firma von Avram Filipović, die meinen Vater beschäftigte, verkaufte feines Essbesteck, schöne Speiseservice, und ganz hinten in diesem großen Gebäude gegenüber dem Parlament befand sich ein Lager mit schweren Eisenwaren, Schienen, Werkzeugen, großen Drahtrollen. Aus dieser Tiefe drang wie aus einem Zentrum der Welt ein Metallgeruch, wie es ihn nur an ähnlichen Orten gibt, der Geruch des eisernen Menschheitsschicksals, jener Materie, die den Menschen zum Menschen machte. Weil ihn leider nicht die weisen Texte von Aristoteles und Descartes geformt haben, sondern ausgerechnet das schwere Erz, das die Menschenhand aus dem Herzen der Mutter Erde herausriss, um aus dieser Urmaterie eine Schaufel und einen Löffel und eine dünne Nähnadel herzustellen. So schlug mir in den ersten Tagen meines Dienstes in Belgrad, beim Besuch an Vaters Arbeitsplatz, hinter dem Ladentisch des angesehenen Geschäfts der Geruch des eisernen Menschenschicksals entgegen, das ich bis auf den heutigen Tag rieche. In jedem Laden, was immer auch verkauft wurde, nahm ich den Geruch von etwas wahr, was keinen direkten Zusammenhang mit der dort verkauften Ware hatte. Das kam manchmal vom Geruch des Geschäftes selbst, von den Menschen, die sich darin tummelten, sowie von etwas noch Undurchsichtigerem, vom Kaufen selbst, das man, wie ich glaubte, ebenfalls schnuppern kann. Anders dufteten die Geschäfte mit Textilien, Seide und Stoffen, manchmal englischen. Ich ging mit meiner Mutter, die an diesem Morgen etwas kaufen wollte, dorthin und atmete beim Betrachten der hohen Regale mit den ordentlich gestapelten Stoffballen den Duft des fernen England ein und roch den Betrieb der dortigen Maschinen, sogar das Heulen des Dampfers, auf dem die Ware geliefert worden war.

Natürlich verrieten sich die verschiedenen Wohnungen, Häuser, Heime der Menschen, die wir kennenlernten, durch ihren speziellen Geruch, weil der Mensch schon durch seine Körperlichkeit eine Spur hinterlässt, und ähnlich verhält es sich, scheint es, mit allem, womit er hantiert, mit dem, was er aus dem allgemeinen Kosmos der Einzelheiten für den täglichen Gebrauch aussucht. Ich bin mir sicher, dass eine Dame, zu der ich mit meiner Mutter zum Tee ging, einen ganz besonderen Duft verströmte, aber kam dieser nur aus den schlanken, bei der Firma „Micuko“ gekauften Flakons? Es gab auch sehr unangenehme Gerüche, ein solcher strömte aus einer Erdgeschosswohnung, wo irgendwelche armen Leute zusammen mit einem Haufen Katzen wohnten. Nie werde ich ganz ergründen, woher der spezielle Geruch der Armut kommt, ob nur von ungewaschenen Strümpfen und schmutziger Wäsche, von irgendwo auf dem Tisch zurückgelassenen Speiseresten, oder ob das Elend als metaphysische Erscheinung und als unfassbare Zwischenmaterie, die um die Köpfe armer Leute schwebt, selbst diese Eigenschaft besitzt, dass es da ist und aus dem trübseligen Umfeld kaum ausgerottet werden kann.

In der neuen Stadt gab es viele neue Klänge, unerwartete Geräusche. Im dritten Stock des Hauses am Zeleni venac, dessen Giebel nach Westen geöffnet war, hörte man nachts ein unerklärliches Knarren, als wäre in der Nähe eine geheime Druckerei in Betrieb gewesen oder eine Mühle, irgendwo in den Himmel über der Save gesteckt. Es war eine Zeit mit vielen schlimmen Befürchtungen, vor dem Weltkrieg, und so begann auch mein Vater, ein ansonsten sehr besonnener Verkäufer von Speiseservicen, zu fantasieren, in unserer Nachbarschaft existiere eine geheime Formation, wer weiß wovon, bedrohlich und gefährlich. Später stellte sich heraus, dass nur der Wind, der Belgrader, die verrückte Košava, durch spezielle Vorrichtungen pfiff, wie es sie auf den Dächern jener Stadt gab, durch Rauchrohre aus Blech, die den konstruktivistischen Objekten von El Lissitzky und Skulpturen von Max Ernst glichen.

Zu der Zeit, denke ich, entdeckte ich, ohne ein einziges großes Werk der modernen Kunst zu kennen, nach und nach selbstständig meine eigene Kunstgeschichte, zumal ich verrückt war nach absonderlichen Gegenständen in Geschäftsauslagen, in Schusterwerkstätten und Schneidereien, wo mich Mutters Hand hinführte. Dort entzückten mich, trotz Chirico und Man Ray, die Schneiderpuppen, die Arrangements der hohen Mode in der Hauptstraße, die Metallskulptur eines Schwarzen in einem Geschäft, dem man einen Dinar in die Hand drückte, den er bei Betätigung eines verborgenen Hebelchens in den Mund steckte und verschluckte. Dazu kamen die Auto- und Flugzeugmodelle in den Auslagen der Reisebüros, jener Waggon mit allem, was dazugehört, im schmalen Schaufenster der Vertretung von Wagon-Lits Cook, den schon Nabokov beschrieben hatte. Daran sehe ich, dass zwei Vertreter verschiedener Generationen auf ihren jungenhaften Erkundungen der gleichen Spur folgen können, und so hatte der Miniaturzug, den der russische Schriftsteller gesehen hatte, Tausende von Kilometern zwischen unseren zwei Zeiten zurückgelegt, um im Jahr 1938 auf das Abstellgleis am Prinzendenkmal zu gelangen. Bei diesem Schriftsteller findet sich außerdem eine Notiz über die fantastischen Bildchen, die von der inneren Maschine des Menschen aus den Abfällen wer weiß wann gesehener, vielleicht nur geträumter Bilder erzeugt werden – dieses individuelle Kino projiziert sie auf die Innenseite des Augenlids. Das ist wahrscheinlich ein bei den Menschen häufig auftretendes Phänomen, auf das sie meist nicht reagieren. Man muss etwa zehn oder wie jung auch immer sein, ein empfindsames Kind, das sich für wer weiß was um es herum und vor allem in ihm selbst interessiert, damit dieses Kino seine Abendvorstellung ankündigt. Da ich lange, immer die gleiche Erscheinung erlebend, meinte, es handle sich um eine ureigene Erfahrung, vielleicht um eine Augenkrankheit, schwieg ich darüber, ohne bis jetzt auch nur die kleinste Notiz darüber zu machen. Ich war auch von allem möglichen anderen, was mir in jungen Jahren widerfuhr, überzeugt, es stelle eine historische Entdeckung von mir selbst dar und niemand sonst auf der Welt habe eine Ahnung davon. So ging ich, als ich mich früh der Masturbation hingab, davon aus, das sei etwas, womit ich zur Erfahrung der Welt beitrüge, der für mich damals geschlechtslosen und erstarrten Umgebung ohne Leidenschaften und Laster.

In einem Herbst begannen an einem nebligen Morgen die Straßen zu brausen, Kolonnen von Feuerwehrautos stürmten heulend den Savehang zu einem Farben- und Lackelager hinab, das, unklar warum, explodiert war, wobei Menschen getötet und ein paar umliegende Häuser zerstört worden waren. Das war die erste tektonische Störung meines Lebens, ich hatte gedacht, dem Aufenthalt in dieser Stadt sei ein ruhiger Verlauf garantiert, ohne große Erschütterungen, plötzlich knallte alles, die Schreie von Bewohnern, unsichtbar in der dichten Explosionswolke, die Hysterie der Sirenen, die Vorstellung meiner Mutter, die gleich die halbe Stadt im Fluss versinken sah, all das öffnete mir die Augen: Es würde noch allerhand derartiges passieren, man musste abwarten!

Noch immer sehe ich die gewaltigen Wagen der Feuerwehr, die aus dem Nebel herausstürzen und am Ende der Straße wieder verschwinden, wo sich erneut alles zu der künstlichen Wolke verdichtet, die auf die ganze Stadt niedergegangen ist. Diese Autos aus glänzendem Metall und rot gefärbten Teilen machten in meinen frühen Tagen oft ungewöhnliche Metamorphosen durch, wurden in meinem Bewusstsein verkleinert, in Spielsachen verwandelt. Später begleitete mich diese Illusion oft, wenn ich Waggons auf einem Bahnhof betrachtete oder eine Straßenbahn, die an der Ecke einer steilen Straße abbog, all die riesigen Geräte aus Eisen und Glas, immer mit ansprechenden Farben gestrichen, nahmen Dimensionen an, die es mir ermöglichten, sie in die Tasche zu stecken und mit nach Hause zu nehmen. Auf jeden Fall war das ein Zeichen für mein besitzergreifendes Wesen, wie es viele andere kleine Menschen mit sieben Jahren haben, ich überlegte mir, wie ich mir die Welt aneignen, wie ich ihre anziehendsten Gegenstände, wenn auch verkleinert, in mein Zimmer mitnehmen und sie auf dem Regal neben den anderen Stückchen meiner Kindheit aufstellen könnte.

In der Gegend, wo die Explosion stattgefunden hatte, dort, in der ganzen Karadjordjeva-Straße, gab es, verlockend für die Kinderseele, geheimnisvolle Werkstätten, Läger, Hafenanlagen, Schifferkneipen und Magazine, in einem von ihnen arbeiteten in den ersten Kriegsjahren, da sie keine andere Stelle hatten, ein paar Verwandte von mir, die auf ihren Rücken rohe, frisch gesalzene Rinderhäute schleppten, von ihrer schweren Arbeit stank unsere ganze Umgebung, alle Wohnungen, in denen sie sich aufhielten, nicht nur weil sie die stinkenden Kriegsverhältnisse symbolisierten. So markierte die Magistrale, die mit der Straßenbahn den Weg von der Kalemegdan-Anhöhe zum Bahnhof beschrieb, einen verbotenen Bereich; ich erinnere mich nicht, dass mich meine Mutter jemals dorthin mitgenommen hätte, weil „anständige Leute“ dort nichts zu suchen hatten, es sei denn, du warst Mechaniker, Chauffeur, Bootsmann oder Säufer. Oder du musstest in ungewöhnlichen Zeiten, in Kriegszeiten, stinkende Häute auf dem Rücken herumschleppen, auch wenn du vorher Professor oder Ingenieur warst.

Ferner reihen sich kleine Belgrader Szenen aneinander, nicht immer so tragische und stürmische, manchmal nur närrische und verrückte. Meine Mutter stolperte in einem Kaufhaus und kullerte die Treppe hinab, zum Glück ohne sich etwas zu brechen, sie verursachte lediglich einen Wirrwarr unter den Kunden, im Sommer 1938, an einem Mittag. Später beobachtete ich, wie ein Pope, halb bekleidet, über die Veranda des Hauses, in dem wir damals wohnten, flüchtete, weil ihn ein Schneider im Bett seiner Frau angetroffen hatte, ein heftiger Tumult erhob sich im Hof, die Polizei kam, die Kinder lachten, eine Frau, die nichts damit zu tun hatte, kreischte von oben aus dem Haus. Einmal bemerkte ich beim Spielen in einem Park, dass meine Mutter verschwunden war, weil sie sich mit einer Freundin auf einer entfernten Bank verplaudert hatte, und so stürmte ich heulend eine unbekannte Straße hinunter, bis mich ein Polizist anhielt und zu meiner äußerst ruhigen und überhaupt nicht beunruhigten Mutter zurückbrachte. Wir waren bei jemandem auf Besuch, und das, was ich mir von dieser Szene merkte, war ein Schiffsmodell, das auf einem Postament neben dem Esstisch stand, ich konnte nicht verwinden, dass das schwimmende Gefährt, das mir hätte gehören müssen, nicht meins war, warum eigentlich nicht? Dann erinnere ich mich an Gänge in verschiedene Praxen, eine Zeit lang machte sich meine Mutter ungewöhnlich viele Sorgen um unsere Gesundheit, um meine und ihre. So besuchten wir alle möglichen Spezialisten in der Stadt, der sonst ziemlich lauten, außer an diesen Orten, diesen medizinischen, wo unentwegt geflüstert wurde. Das machte mir klar, dass sich innerhalb jeder Stadt eine weitere befindet, nur dass man in der anderen leise spricht, flüsternd, fast gar nicht. Als gäbe es einen ganzen Komplex von Stuben, Zimmern, Vorzimmern, die zum Warten da sind. Eine Zeit lang dachte ich, die Wartezimmer in einer Zahnarztpraxis dienten nur dazu, dass eine bestimmte Zeit vergeht, und dort, hinter der Tür, mit dem Doktor im weißen Kittel, gebe es nichts zu tun. Vielmehr müsse jeder Wartende eine bestimmte Zeit, Lebenszeit, durchstehen und das sei alles. Manchmal erinnere ich mich nur an einen Nachmittag, einen Vorabend, eine Straße, einen Winkel in dieser Straße, oft schattig, aber keins dieser Bilder kann ich in meiner Geschichte unterbringen, und so kommt mir alles vor wie ein Teil eines Films, einer Erzählung, erzählt von einem anderen. Als erhielten solche kleinen Episoden, bedeutungslos, scheinbar unnötig, das Menschengeschlecht aufrecht, doch dann sieht es wiederum aus, als wäre es nicht so. Und was am seltsamsten ist, man ist imstande, sich jahrzehntelang an einen solchen kleinen Zwischenakt zu erinnern, während mein Gehirn etwas wahrscheinlich Entscheidenderes, Schicksalhafteres und in jeder Hinsicht Wichtigeres verdrängt, manchmal weiß man auch, warum. Vielleicht gibt es in Wirklichkeit nur ein paar Szenen, in denen sich ein Schicksal abspielt, nur wenige Zimmer, die im Bewusstsein bleiben, nur ein paar Straßen und Ecken an ihrem Ende, dann noch der eine oder andere Kinosaal, Kinderspielplatz, Spazierweg im Park, und alles andere befindet sich dazwischen, ein dichtes Magma von allem Möglichen, das sich auch das achtsamste Gedächtnis nicht zu merken vermag. Weil das Menschenleben gar nicht so ausgedehnt und verzweigt ist, sondern sich auf eine Anzahl von Prinzipien, auf eine gewisse Menge von Handlungen und Taten reduziert, die sich mit voranschreitender Zeit immer mehr verengen und zuerst eine Art Modell, Symbol, Paradigma werden.

Gerade erinnere ich mich, wie ich einmal in der relativ schmalen Kneginje-Ljubice-Straße, wo es aber doch Verkehr gab, in meiner kindlichen Unbefangenheit auf die Fahrbahn rannte – weil ein Sonnentag die Kinderseele manchmal wie ein Magnet aus dem Halbdunkel einer auf den Hof hinausgehenden Wohnung herauszieht, das tat ich an einem solchen Vormittag, nur dass das Auto, das von irgendwo angerast kam, kaum noch bremsen konnte, mich beinahe getötet hätte. Ich glaube nicht, dass ich oft in Lebensgefahr war, daher blieb dieses Stückchen meines frühen Schicksals in diesem Sinn einzigartig, verschüttet, vernachlässigt, absichtlich vergessen.

Schon sehr früh fand ich heraus, dass die alltäglichen Gespräche, die meine Mutter mit verschiedenen Personen führte, mit ihren Bekannten, Freundinnen, überall, wo wir zu Besuch waren, etwas Unsinniges an sich hatten, ohne dass ich weiß, warum und weshalb. Ich denke, wenn Leute miteinander kommunizieren, reden sie meistens Unsinn, der nicht mit der Wirklichkeit verkettet ist, vielmehr ist jede Replik von allem anderen isoliert, ein Luftballon oder sogar eine Sprechblase, wie sie in Comicstrips verwendet wird: ein grafisch abgesetzter, mit Buchstaben, Sätzen gefüllter Text, wie eine Tüte voll Abfall, Stückchen unbekannter Einheiten, Sinnsplitter. Dort, in diesen ebenfalls undurchsichtigen Räumen, tranken die Damen Tee oder Kakao, knabberten Kekse, schauten in den Spiegel, weil es überall, wo wir zu Besuch waren, Spiegel gab, aber diese Handlungen und das, was die Damen sagten, hatten nichts miteinander zu tun, das absurde Theater, behaupte ich, hat es schon vorher gegeben, zu Beginn der bürgerlichen Ära, die in den seltsamsten, deformierten Formen sogar unsere kleine Großstadt Belgrad, Ende der Dreißigerjahre, erreichte.

Es gab Tage in den frühen Jahren meines Belgradaufenthalts, welche die ganze Umgebung in eine Art Theater verwandelten. Zum Geburtstag des jugendlichen Königs, nur etwa zehn Jahre älter als ich, ein Kind, wurden alle Gebäude im Zentrum mit Fahnen, Papiergirlanden und Blumen behängt, Triumphbögen aus Pappe errichtet, vielleicht kam es mir so vor, als hätten sich auch die Menschen irgendwie künstlich, unecht verhalten, die Kinderaugen genossen den allgemeinen Feiertag, der sich auf alle Straßen und Plätze erstreckte. Meine Mutter trug zu diesem Eindruck bei, indem sie an den frühen Septembertagen, den noch immer warmen, luftig schwingende Seidenkleider anzog, mit vielen Schleifen und Bändern, ich musste mich gehörig wehren, dass sie nicht auch mich so ankleidete. Später, als der Feiertag vorbei war, erhielt ich die ersten desillusionierenden Lektionen: Schmutzige Arbeiter, die meisten Zigeuner oder Albaner, bauten die Triumphbögen aus Pappe ab, falteten die langen, von den Fassaden abgenommenen Fahnen achtlos zusammen, alles sah auf einmal aus wie bei einem Umzug, als bereitete sich die Stadt auf eine Flucht vor, auf eine plötzliche Reise zu gewöhnlichen Alltagshandlungen, manchmal beschwerlichen, langweiligen, gleichgültigen.

Damals fiel mir plötzlich eine große Unordnung in dieser idealen Stadt auf, überall wurde etwas gegraben, Wasserrohre wurden ausgetauscht, der rissige Asphalt repariert, in fast jeder Straße stieß ich auf Barrieren, die man errichtet hatte, damit die Arbeit erledigt werden konnte, an manchen Stellen musste man über Bretter und Stege gehen, die direkt neben den Häusern angebracht waren, all das war aufregend, als wären wir in das überschwemmte Venedig geraten. Weil die ungeheure Bautätigkeit, die unmittelbar vor dem zweiten großen Krieg eingesetzt hatte, tatsächlich eine gewaltige Anschwemmung war, die alles vor sich herschob, unter dem Knirschen und Kreischen gefährlicher Vorrichtungen, Kräne und Walzen, bei Rauch und Staub, was eine Stimmung wie in einem Theater schuf, auf dessen Bühne Aida aufgeführt wird oder etwas in der Art, etwas Exotisches, Ungewöhnliches, aber Verlockendes in seiner Wunderlichkeit. Wie oft wünschte ich mir in diesen Tagen, Asphaltierer zu sein oder der, welcher in der hohen Kabine des Krans saß und mit leichten Hebelbewegungen ganze Traversen, Balken, Tonnen von Zement versetzte. Ich dachte, die Stadt werde vielleicht nie fertig gebaut, immer werde jemand einen Zaun um Gebäude errichten, die hinter diesen Paravents über Nacht verschwinden würden, und an diesen Stellen werde etwas völlig Neues und Unerwartetes sprießen. Sogar heute sehe ich, dass die ehemalige Stadt meines Konsulatsdienstes weiterwächst, denn auch in vielen europäischen Metropolen, in denen ich mich jetzt aufhalte, scheint die Stadt als Erscheinung kein Ende nehmen zu wollen, sie wird nicht eher ruhen, als bis sie ein Netz über alle Wiesen, alle Felder gesponnen, als bis sie alle Berge umfasst, als bis sie alle Seen, alles um sich herum bedeckt hat! Es ist, als hätte diese globale, futuristische allgemeine Bautätigkeit der Welt für mich ihre Wurzeln in dem flachen Graben in der engen Belgrader Čika-Ljubine-Straße gehabt, wo ich im Jahr 1939 wohnte, als neue Stromkabel verlegt wurden, wo ich jeden Morgen auf den Brettern über den Graben hüpfte und mir vorstellte, ich überquerte einen fernen, kleinen, geschlängelten japanischen Fluss.

Dann gab es auch wieder andere Anlässe: Ein kirchlicher Feiertag mitten im Winter wiederbelebte die biblische Episode mit Johannes dem Täufer. Ein riesiger Pope mit Pelzkappe warf ein schweres Eisenkreuz von der Savebrücke in den Fluss, in dem Eisstückchen schwammen, mutige junge Männer sprangen in das schneidende Wasser, um das Kreuz zu ergreifen. Ich war entsetzlich erschrocken über diese Szene, als ich mich mit meinen Eltern zwischen den anderen Menschen am Brückengeländer drängte, auf einmal kam es mir so vor, als wäre ich nach Russland geraten. Weil die Gebete des Popen, der Gesang des kleinen, aus Nonnen in schwarzen Gewändern zusammengesetzten Chors, die Männer, die in diesem Moment ihre Kappen und Hüte abnahmen, weil all das mir sagte, dass ich diese Sprache, diese Leute und diese ganze Vorstellung nicht verstand, ich war schon mit sieben Jahren ein eingefleischter Atheist! Und doch zog mich der Hauch Russlands in dieser Szene stark an, gleichzeitig war ich schon damals ein wunderliches Wesen, ein sibirischer Häftling, ein Menschewist, schließlich ein slawischer Idiot, auf die Art Myschkins.

Vielleicht hatte auch die Bärin etwas mit Russland zu tun, die sehr berühmte, im zoologischen Garten, am Stadtrand, an der Mündung der beiden Flüsse. Die alte Frau Bärin, sie hieß Božana, hielt ihren Winterschlaf, aber dann erwachte sie, wie jeder nachts aufsteht, um ins Badezimmer zu gehen, an einem Februartag, räkelte sich an dem frostigen Morgen, und wenn von irgendwo ein Sonnenstrahl kam, kurz, wenn sie infolgedessen ihren Schatten an der Mauer erblickte, kehrte sie in ihr Schlafzimmer 2 zurück. Es gehörte zu den lustigen Vorurteilen im damaligen Belgrad, dass der Winter länger und hart würde, wenn sich das Bärendramolett auf diese Weise abspielte. Das bedeutete, dass ich mich auf einem ursprünglich heidnischen Boden befand, man glaubte noch an magische Verwicklungen, wiewohl mit Humor.

Außer dem zoologischen Garten in den Mauern des Kalemegdan, wo ich mir vorstellen konnte, ich setzte meinen Fuß auf Afrika, und dem alten römischen Brunnen in derselben Festung, der die Illusion vermittelte, man steige in die tiefe Vergangenheit hinab, gab es das Kino, Dutzende kleinerer oder größerer Säle in der Stadt und ihren tiefen Zauber. Weil ich erst in den Kinos, in die mich meine Mutter mitnahm, verstand, dass die Welt nicht in den Zimmern unserer Wohnung, auf der Straße und in verschiedenen Läden endete, das Kino stellte die Erweiterung der Welt dar, ins Unabsehbare. Die planetare Heimat des Menschen hatte demnach keine strengen Grenzen, und dort, wo vor Beginn der Vorstellung weiß die neutrale und gleichgültige Oberfläche der Leinwand leuchtete, verbarg sich die Tür ins Unabsehbare, das Leben schien viele Alternativen zu haben, unzählige Versionen, die Filmbilder bewiesen mir das. Ich stellte dann fest, dass die Stadt – die mir ohnehin wie die Bühne eines riesigen Theaters vorkam – viele zusätzliche, verworrene Durchgänge in hundert Richtungen besaß, wann immer man den kleinen Saal des Kinos Siti oder den anderen, der Koloseum hieß, betrat. Dies machte ganze neue Etagen des Seins zugänglich: Die Zerstückelung der Zeit, die Vervielfältigung der menschlichen Existenz, die das Filmbild lehrte, signalisierten, dass man auch durch ein gewöhnliches Gespräch von Erwachsenen, in einem einzigen kurzen Moment, in einen völlig andersartigen Raum einbrechen kann. Die Welt war also auch anderswo, das bezeugte jeder Satz bekannter und unbekannter Leute, der an mein Ohr drang und der von unsichtbaren Erscheinungen irgendwo weit weg, ungewiss wo, sprach.

In der Frühzeit des Kinos gab es noch Vorführungen, bei denen die einzelnen Filme ohne Unterbrechung gezeigt wurden, man wusste nicht, wo der Anfang, wo das Ende war. Diese Praxis blieb an vielen Orten in Europa bis heute bestehen, und wenn ich jetzt meine Erinnerungen, meine konsularischen, zusammensammle, kommt es mir bisweilen so vor, als bediente ich mich ebendieser Methode, der des Non-Stop-Kinos, mich unentwegt im Kreis drehend. So läuft in meinem Kino eine Vorstellung, eine fast endlose, an die sich gleich die Anfangsszenen anfügen. Wo dem Zuschauer nicht unbedingt klar ist, ob er den Inhalt richtig verfolgt oder ob es da irgendwelche Verwirrungen gibt, die der Filmvorführer verursacht hat. Daher bin auch ich mir nicht unbedingt immer sicher, was vorher und was nachher war. Weil der gesamte Stoff meiner Vergangenheit, das ganze von meinem Gedächtnis aufgenommene Material ohnehin einer späteren Bearbeitung und einer letzten Eisenstein’schen Montage unterworfen ist.

Aber das Kino zeigte mir auch sehr bald seine verborgenen bedrohlichen Seiten, zwei, drei Mal bekam der kleine Junge von sechs oder sieben Jahren in dem abgedunkelten Saal Herzklopfen, einmal wurde mir sogar speiübel. Weil sich auf der Leinwand unbegreifliche und entsetzliche Geschehnisse abspielten, die Pest in Florenz, das Brüllen eines Buckligen von der Spitze der Pariser Kathedrale herab, sogar Dinge, die bei den anderen Zuschauern Lachen hervorriefen: verrückte Fahrten und unverhoffte Zusammenstöße in amerikanischen Komödien. So verstand ich, dass das Leben seine Gefahren nicht nur auf der Straße und unter Schustern offenbarte, die sich in unserem Hof in betrunkenem Zustand prügelten, Schrecken gab es sogar da, am Ort profaner Unterhaltung, im Keller des Kinos Korzo, in der kleinen Jakšićeva-Straße.

Ich erinnere mich an einen Jungen aus der Nachbarschaft, er trug eine Brille mit hoher Dioptrienzahl, außerdem zog er ein Bein nach. Neben dem sarkastischen Freund, der bucklig war, weil ihn, wie er behauptete, im Säuglingsalter ein Dienstmädchen hatte fallen lassen, neben ihm war er das erste Geschöpf von ungewöhnlichem Aussehen und Verhalten, meine Mutter erklärte kurz, er sei „fehlerhaft“. Mir machten seine Kurzsichtigkeit und sein Hinken nichts aus, aber mich störte, dass er, wenn er auf der Straße ging, schrecklich laut sprach. Er ging neben seinem Vater, einem angesehenen Bankangestellten, einem unhörbaren und zurückhaltenden Mann, während sein unglücklicher Sprössling ihn am Ärmel zog und aus voller Kehle schrie, um irgendetwas, was er auf der Straße bemerkt hatte, zu kommentieren. Dieses Brüllen beleidigte mich, als hätte er ausgerechnet damit alle auf seine Besonderheit, wie traurig und scheußlich auch immer, aufmerksam machen wollen. Als hätten wir uns alle wegen seiner persönlichen Defekte schämen sollen, nur weil wir keine hatten, dies weckte in mir ein gewaltiges Misstrauen gegenüber derartigen Personen. Damals glaubte ich nicht einmal, dass Verrückte Verrückte sind, sondern sie sich nur verstellen.

Als ich mich viele Jahre später ein wenig in die Lehre Freuds vertiefte, stellte ich fest, dass ich gewissermaßen recht hatte. Weil auch der Wiener Professor nicht glaubte, dass der Wahnsinn eine Krankheit sei, sondern ein Defekt sozialer Natur. Wenn Sie nicht gerade einen Tumor von der Größe einer Orange im Gehirn haben, wenn Ihnen im Kopf nicht ein unumgängliches Stückchen körperlichen Materials fehlt, gehen, wie wir wissen, all Ihre von der „Verrücktheit“ herrührenden Qualen auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Schwierigkeiten in der direkten Umgebung, besonders der familiären, zurück. So begegnete ich durch die Jahre hindurch hier und da Personen, die „nicht ganz recht“ waren, sah sie aber immer mehr als Schauspieler eines besonderen Theaters an, als Menschen, die ihr Leben nicht direkt leben, sondern ein anderes „darstellen“, spielen. Am seltsamsten waren dabei die Kommentare meiner Mutter und anderer Erwachsener um mich herum, die in Menschen mit abweichendem Verhalten Helden aus einer fantastischen Gegend sahen, fast als hätten sie sich von einem anderen Planeten hierher verirrt. Ich habe mir gut gemerkt, dass ich, wenn ich am Guberevac vorbeikam, wo sich die Psychiatrische Klinik befand, aus der ich die Schreie der Verzweifelten hörte, das Gefühl hatte, ich befände mich vor einer polizeilichen Folterstätte. Das lernte ich ebenfalls viel später, dass es in der Anfangsphase der offiziellen, „staatlichen“ Psychiatrie Manufakturen des Wahnsinns gegeben hatte, vor allem in Amerika. Der Zustand zahlreicher Neurastheniker oder nur entsetzlich unglücklicher Menschen, Melancholiker und zurückgezogener Personen verschlechterte sich beträchtlich durch die Schläge, denen sie unterzogen wurden, durch Güsse mit eiskaltem Wasser und Elektroschocks. All das beschwor der kleine hinkende Junge herauf, der unbeholfene und kurzsichtige, der die gewöhnlichsten und ganz normale Sätze brüllte, und mir ging auch das schon schrecklich auf die Nerven, statt dass ich über diese Schreie auf der Straße hinweggegangen wäre wie über etwas, was seine eigene Angelegenheit war. Nur weil ich mir diese Profanierung der Umgebung, die jeder zu sehen imstande ist, nicht zu eigen machen konnte, was hat sie dann ein Krüppel zu beschreiben, als wäre er ein bescheuerter Führer im Museum!

Irgendwann spielte meine Mutter die Rolle eines Botschafters, in dessen Diensten ich als kleiner Attaché stand. Was bedeutete, dass ich sie auf ihren Gängen in der Stadt begleitete, wo sie als Gesandte unserer Familie Geschäfte, Arztpraxen und Kinos besuchte. Weil ein Gesandter oder Botschafter, ganz gleich, wo er herkommt, überall seine Finger im Spiel haben, überall präsent sein muss, alles über das Umfeld, in das er geraten ist, hören und erfahren soll, während die andere Person, sagen wir, ein Attaché, sich in seinem Namen alles merken und alles aufschreiben muss, und sei es auch viel später. Deshalb gab es damals für mein kleines Gehirn, das eines Attachés, viel zu tun. Denn während ich Tag für Tag neben meiner Mutter herging, besuchte ich ungewöhnliche Institutionen, wie etwa einen Salon für Gesichtsmassage, eine Praxis für Bestrahlungen mit einer Quarzlampe, eine Werkstatt, wo gestrickt und gehäkelt wurde, eine, wo Pelzmäntel ausgebessert wurden. Ich verstand, dass unser Leben, dort, ein volles Programm hatte, damit wir uns den täglichen Pflichten, der Gesundheit und Zerstreuung widmen konnten. Ich entdeckte ein geheimnisvolles Atelier, in dem „Ajour-Plissé“ angefertigt wurde und gewöhnlich eine Russin arbeitete, die meine Mutter kannte, wer weiß woher. Einige dieser Objekte wurden in der Zeitung auf der letzten Seite, der Anzeigenseite, beschrieben, immer bildlich und mit kleinen Zeichnungen versehen, die den Sinn der Arbeiten dort erklärten.

Manche Reklamen blieben völlig undurchsichtig. Weil der junge Konsul im ersten Moment nicht wusste, was die Werbung für Gasinstallationen, Wasserleitungsarmaturen, elektrisches Kochen offenbarte. Was sich in der „Schraubenabteilung“, in der Parfümerie Luxor, im Varieté Lotos verbarg. Womöglich gab es eine Welt, in die sein Auge nie eindringen würde, oder es würde viel später geschehen. Was waren Underwoodschreibmaschinen? Was war Olagum3, ein Artikel, der in Apotheken verkauft wurde und dessen Verwendung die Zeichnung einer jungen Frau mit Finger vor dem Mund verschleierte? Es gab mysteriöse Orte, an die ich ebenfalls mit meiner Mutter ging, und dort ließ sie mich irgendwo in einer Ecke stehen, während ihr eine überaus merkwürdige Person, manchmal eine Ungarin, die Karten legte und ihr lauter dunkle Dinge erzählte, über die Zukunft, über die Liebe, über den Tod. Vielleicht habe ich diese Sprache ja auch verstanden, nur entzog sich der Inhalt des dort Gesprochenen meiner Kenntnis. Ferner existierten Zimmer in der Stadt, die von allen Seiten mit Teppichen oder Fototafeln bedeckt waren, es gab auch alte Waffen an den Wänden, kein Tageslicht war dort, als wären alle Fenster zugemauert, und mitten in einem solchen Raum sagte eine oft sehr alte Frau, eingehüllt in russische Tücher und Schals, unbestimmte Dinge zu der Person, die all diese Unbestimmtheiten hören wollte. Darüber vermag ich keinen Bericht zu verfassen, ich kann lediglich meine Angst beschreiben, während ich dort, im Gang, vor Aufregung zitterte, weil ich dachte, sie werde meine Mutter bei Gelegenheit festhalten, für immer.

American gum