NEMESIS VON

DEN STERNEN

 

 

 

© Copyright Erben Hanns Kneifel

© Copyright 2016 der eBook-Ausgabe bei Verlag Peter Hopf, Petershagen

 

www.verlag-peter-hopf.de

 

 

Cover: © Natalia Rashevskaya – Fotolia.com

 

ISBN ePub 978-3-86305-234-8

 

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Alle Rechte vorbehalten

 

Die in diesem Roman geschilderten Ereignisse sind rein fiktiv.

Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Begebenheiten, mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig und unbeabsichtigt.

 

Der Nachdruck, auch auszugsweise, die Verarbeitung und die Verbreitung des Werkes in jedweder Form, insbesondere zu Zwecken der Vervielfältigung auf fotomechanischem, digitalem oder sonstigem Weg, sowie die Nutzung im Internet dürfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages erfolgen.

 

 

 

Nemesis von den Sternen erschien 1965 als Terra 401, wurde 1985 als Terra Astra 631 als und 1994 im Sammelband »Sternenjagd« neu aufgelegt. Für die E-Book-Version vom Verfasser im Oktober 2011 gründlich durchgesehen sowie maßvoll erweitert und bearbeitet.

 

Hanns Kneifel

 

 

 

HANNS KNEIFEL

Nemesis von den Sternen

 

 

Science-Fiction-Roman

 

 

AUS: Nadir Amunray Marcander, Prof. Ives-Alain Khalil-Mandjaossi & Capitána Sonaidia Shargais: G.R.A.L.; Galaktischer Ratgeber, Atlas und Lexikon aller bewohnten, bewohnbaren und unwirtlichen Welten und deren Muttergestirne. Verlag DIE GALAXIS, Terra/My Tsaigonis; Imperium Delta-Eridanis 024, AD 6398 ©, XVI. Auflage.

 

Drei unbewohnte, unbewohnbare und in jeder Hinsicht dürftige Welten umkreisen sonnennäher als Skogamandry, dem vierten Planeten, die Sonne Lambda Pharaonis. S.s Bahn verläuft im Abstand von durchschnittlich 0.973 Astronomischen Einheiten. Der gelbe Hauptreihen-Stern (HRD = GO + 4.89 m) und dessen 4 Begleiter wurden von Sir Austin Haley Farthingale jr. (Terra, 6302 bis 6404) während seiner »III. Mythologischen Expedition« entdeckt. Landung und kurzer Aufenthalt auf Skogamandry (der Name Sir F.s geliebter Raumzeit-Lebensabschnittsgefährtin) überzeugten die Raumfahrer von der absoluten Einsamkeit, dem Fehlen von Primaten sowie aktivem Vulkanismus oder anderen Auffälligkeiten. Skogamandry, eine mondlose alte Welt, hat stürmische Gebirgsbildungen etc. seit planetaren Zeiträumen hinter sich gelassen; ein erodierter Planet mit flachen, mäandernden Gewässern. Dennoch war Sir F. überzeugt, ein planetares Juwel gefunden zu haben, das sich der Terraformung entzieht, weil jede einzelne Zelle der Fauna und Flora für den Homo sapiens tödlich giftig ist.

Die siderische Rotationszeit Skogamandrys am Äquator beträgt 4745 h 22 m 12 sec; das etwa 200fache der Terranorm. Die Neigung des Ä. gegen die Bahnebene = 19°57'. Laut Sir F. fehlen der Fauna die Äquivalente von Reptilien (und anderen Spezies), und so hinterließ sein Team im G.R.A.L. eine umfassende Warnung: erfahrungsgemäß jedoch vermag solcherlei Einschränkung gewisse Glücksritter, Wissenschaftler und Agenten nicht abzuschrecken.

 

 

1.

 

Der breite Strom nahm wieder jene unerklärliche Goldfärbung an. Skogamandryreiher schwammen durch den Spiegel einer flachen Bucht. In der Ferne erscholl das wütende Hämmern eines Samenfressers. Dämmerung erfüllte die Luft mit ungewissem Licht zwischen Sonnenuntergang und Nacht, das Firmament war von dünnen Wolken verhangen. Die Natur des Planeten lebte in der Dämmerung auf merkwürdige Art: hektisch, leidenschaftlich, wie im letzten Aufbäumen vor dem Sterben.

Die große Bucht öffnete sich. Grellweißer Sand lag als Halbkreis vor der undurchdringlichen, dornengespickten Mauer des Gesträuchs. Ein Hügel, flach wie alles auf dieser Hemisphäre, erhob sich über den Pseudowald. Der kubische Metallwürfel glänzte im fahlen Licht des Sonnenuntergangs.

»Alles sieht aus wie in einem Paradies.« Orr steuerte das Boot in einer Kurve, drehte den Gashebel, und der flache Rumpf schlitterte zwanzig Schritt über den Sand bis zum schwarzvermoderten Baumstumpf.

»Und ist tatsächlich vergiftet und ziemlich tödlich«, sagte Vance mürrisch. Die Männer in gelben Schutzanzügen zogen das Boot hoch auf trockenen Boden, vertäuten es mit kunststoffummantelten Stahlketten und nahmen die Instrumente aus dem wassergeschützten Raum zwischen Bug und Sitzbrett. Sie betraten den Pfad, der zum Hügel hinaufführte. Auf halber Höhe traf der Dämmerungswind die Männer und warf sie fast um.

»Verdammter Planet!« Vance stemmte sich gegen die Wucht der Naturgewalt. Die Schalen des Anemometers drehten sich rasend, die Windfahne stand waagerecht. Ihre Spitze wies nach Norden und zugleich zum magnetischen Pol. Mit vertrautem, störendem Knarren schwang der Windsack auf Nordnordost zurück und sank wieder in seine alte Stellung. Gräser, kleine Bäume und die Spitzen aller Gewächse bogen sich unter dem Anprall des Windes. Lange Wellenlinien fuhren über die Hügel der weiten Ebene. Stets ging der Sturm der erbarmungslosen Nacht des Planeten voraus. Ein Wind, der sich wahrscheinlich bald zum Orkan steigern würde.

»Tröstlich, dass wir nicht im Freien arbeiten müssen«, sagte Orr und öffnete die Schiebetür des Würfels aus Aluminium. Der Wind zerrte an dem Überdach und den Rohren der Gestänge. Die Funkanlage übertrug die Worte Orrs und die Außengeräusche in Vances Schutzhelm.

»Auch die Gefahr, dass jemand einbricht, ist denkbar gering.« Vance lächelte knapp. Aus dem winderfüllten Dschungel zwischen Hügel und Fluss kamen die Männer in die warme Stille der Unterkunft. Sie waren in wasserdichte Anzüge gezwängt, trugen transparente Helme und schwarze Handschuhe. Der geringste Kontakt mit der Pflanzenwelt konnte tödlich sein. Auch die beiden Strahler, die in wasserdichten Taschen steckten, trugen nicht dazu bei, die Arbeit Orrs und Vances harmlos erscheinen zu lassen.

Hinter ihnen schloss sich die Tür und verbannte Wind und Geräusche. Vance fing an, sich auszuziehen und blickte aus dem großen Nordfenster in die Scheibe der untergehenden Sonne hinein. Auf einem Wandbrett, einträchtig nebeneinander, veränderten die Holowürfel die Gesichter und Körper der Gefährtinnen Orrs und Vances. Beide jungen Frauen, aparte und selbstbewusste Wissenschaftlerinnen, lächelten gezielt den Deneber und den Terraner an.

»Noch vier Tage«, sagte er und versuchte, sich eine Pfeife zu stopfen. »Dann hat sich unsere Arbeit erledigt. Wir waren umsonst hier. Wo befindet sich Kirby?«

Orr antwortete nicht sofort. Er zog sich aus, ließ sich in den großen Segeltuchsessel fallen und legte die Beine auf den Tisch.

»Kirby ist auf der anderen Seite des Planeten. Er wird mit seinem Schlepper länger brauchen als nur vier Tage. Du darfst dich an den Gedanken gewöhnen, noch warten zu müssen.«

Orr war Deneber. Seine intensiv glühenden, grünen Augen verliehen ihm etwas Gespenstisches. Er roch Gefahren, noch ehe sie sich einstellten. Von der schlanken, rötlichbraunen Gestalt ging stets ein Hauch von Fremdheit aus. Fremdheit – aber nicht Gefahr. Vance Carnaghan zuckte mit den Schultern und blies den Rauch vor sich hin an die Scheibe.

»Jetzt sind mehr schlecht als recht zweihundert Tage vergangen«, sagte er schleppend, »es werden auch noch zehn oder fünfzehn Tage vergehen, ohne dass sich etwas ändert. Wie mich dieser Planet anwidert!«

Weit vor Carnaghans großer Gestalt verwischten sich zwei Linien: die eintönige Silhouette der welligen Landschaft Skogamandrys und der blaurote Streifen, der die endlose Dämmerung anzeigte. Ein Tag des vergessenen Planeten dauerte zweihundert Mal so lange wie auf Terra oder Sternenkap; jetzt stand die Sonne am Horizont.

Die höchste Erhebung war ein Ringkrater, den Botsarif Nova Gaurisankar genannt hatte – mit einiger Ironie. Es war ein überwucherter Hügel, höher als vierhundert Meter. Sonst konnte man nur die weite Ebene mit den angedeuteten Tälern, in denen breite Flüsse träge dahinflossen, und den Urwald des Planeten erkennen. Über allem lag das Licht der Dämmerung.

»Für heute machen wir Schluss«, sagte Orr abschließend und verlagerte sein Gewicht im Sessel.

»Ich würde wieder einmal gern lesen«, sagte Vance, ein Riese, zwei Meter groß mit blondem Haar und blauen Augen. Auf Skogamandry wirkte er doppelt deplatziert.

Eine lange Sandbank, von Millionen trockener Flussmuschelschalen glitzernd, breitete sich in der Mitte der Flusskrümmung aus. Ein Zug Skogamandryreiher hielt auf dieser Sandbank Rast. Plötzlich erhoben sich die Vögel, unbeholfen und schwer, und flatterten auf den silbernen Würfel zu. Langsam und heiser trompetend gewannen sie an Höhe. Das Wasser kräuselte sich unter dem Wind ihrer Schwingen – dort unten brachen die Bäume die Wucht des Sturmes, der hier oben tobte.

Als sich die Vögel der großen Bucht näherten, erfasste plötzliche Unruhe die Szene. Der gesamte Himmel begann sich mit Schwingen zu füllen. Eine Wolke flatternder Vögel stieg aus dem Wald auf. Die farbigen Unterseiten der Schwingen leuchteten seltsam stumpf auf; rosa, weiß und leuchtendrot. Die Tiere fegten in wilder Hast über das grüne Ufer, während sich die Reiher stetig südwärts bewegten.

Schreckliches Schreien und Kreischen erfüllte die Luft und übertönte das Heulen des Windes. Dann löste sich der riesige Schwarm auf und senkte sich wieder in den Wald.

»Wir haben zweihundert Tage lang intensiv versucht, die komplizierte Natur dieses Planeten zu verstehen. Wir haben beobachtet, klassifiziert, festgestellt und beschrieben – haben wir Skogamandry verstanden?«

Carnaghan hatte die Frage gestellt. Orr, der ihn und den Schein am Himmel von seinem Platz aus beobachtete, antwortete in seinem bedächtigen Tonfall.

»Verstanden haben wir den Planeten nicht, das ist sicher. Er wehrt sich mit jeder Wurzel und jedem Mikroorganismus gegen Eindringlinge. Es gibt in der Natur so etwas wie ein Kollektivbewusstsein. Hier ist es ausgeprägter als sonst wo. Sollten wir eine Kolonie gründen wollen, so nur mitten in der Wüste, unabhängig von den Nahrungsquellen dieser Welt.«

Dann schwieg Orr Jong und betrachtete Vance. Carnaghan blickte Orr aus strahlendblauen Augen an, dann sprach er weiter.

»Mir gefällt nicht, was wir vier Menschen machen – hier und auf unzähligen anderen Planeten. Wir klettern in unsere Schiffe, in alte Kästen, denen jeder Start das Letzte abverlangt, wir fahren in Schleppern um die Planeten und suchen Gräser, Tiere und Intelligenz. Es sieht aus, als liefen die Menschheit und dazu eine Handvoll Deneber vor sich selbst davon.«

Orr Jong schüttelte den Kopf und lächelte.

»Du hast nicht recht, Vance.«

Er nahm die Beine vom Tisch und ging zu der Kombination aus Kühlschrank, Herd und Vorratsbehälter. Heute hatte ihn das Los getroffen; er sorgte für Essen. Bedächtig stellte er Teller, Tassen und Besteck auf zwei Tabletts.

»Nicht ganz«, fuhr er fort. »Es sind selten Probleme einer Nation oder einer Rasse. Es sind Dinge, die in einzelnen Menschen vorgehen. Ehrgeiz, Wut auf sich selbst, Flucht vor überquellenden Planeten, Suche nach Abenteuern, Edelmetall und anderen Bodenschätzen oder nach einem Häuptlingsposten in einem unentwickelten Stamm. Wir vier sind hier, weil unsere Neigungen und unser Wissen uns keine andere Wahl gelassen haben.«

»Wir hätten keine andere Wahl gehabt?« Carnaghan hob seine blonden Brauen. »Wie das?«

»Ganz klar«, sagte Orr geduldig. »Natürlich hatten wir keine Wahl. Wir sind wissenschaftliche Abenteurer; Geologen, Biologen, Meteorologen und so weiter. Wir haben keine andere Aufgabe, als für unser Geld mit offizieller Unterstützung des planetaren Amtes und Stellarsonds Planeten zu untersuchen und diese Ergebnisse zu verkaufen. Sonst können wir nichts anderes – was also sollten wir sonst tun? Wir sind genau an der richtigen Stelle: Corvair II, Skogamandry, Nova Mars, Gizdhay ... oder irgendein anderer Planet.«

»Da hast du allerdings Recht.« Vance wandte sich wieder dem flammenden Sonnenuntergang zu.

»Es liegt etwas in der Luft«, meinte Orr schließlich. »Es kommt mir vor, als ob sich etwas höchst Ungewöhnliches ereignen würde.«

»Kirby wird zurückkommen«, sagte Vance, »das wird so sein.«

Orr schüttelte den Kopf.

»Kirby braucht noch mindestens zehn Standardtage. Dann drei Tage, bis wir Boot, Anhänger und Haus verstaut haben, fünf Tage bis zur MASTODON – achtzehn Tage zusammen. Nein, das ist es nicht. Etwas anderes. Wir werden sehen.«

Die Männer nahmen am großen Tisch Platz und begannen mit ihrer Mahlzeit. Nachdem Orr Jong Geschirr und Gläser weggeräumt hatte, verdunkelte Vance Carnaghan drei der lang gestreckten Fenster und schaltete das Leselicht neben seinem Kombinationssessel an. Orr suchte schweigend zwischen den Stapeln von Untersuchungsberichten und ordnete das, was die Männer bisher über die komplizierte und junge Natur Skogamandrys herausbekommen hatten. Vance las in einem leinengebundenen Buch.

Viel hatten die Männer nicht herausgefunden:

Sie hatten zweihundert Tag lang den Planeten vermessen und topografiert, versucht, die Pflanzenwelt zu klassifizieren und in ein System zu bringen. Sie hatten über vierhundert verschiedene Mikroorganismen gefunden und auch dreihundert verschiedene Tiere. Aber sie mussten kapitulieren, als sie versuchten, die Stellung der Funde im Kreis des planetaren Lebens zu schildern. Keines dieser Tiere war größer als ein irdisches Rind; es gab nur niedere Lebewesen, Fische und Vögel, aber keine Echsen und Schlangen. Nur die größeren Tiere konnten als Säugetiere bezeichnet werden.

Während die Fauna noch einigermaßen klar einzuteilen war, hatte sich die Flora richtiggehend gewehrt, beobachtet zu werden.

Pflanzliche Organismen beherrschten den Planeten. Man wusste inzwischen, dass Skogamandry vor zweitausend Jahren nahezu eine Wüste gewesen war. Ein alter Planet, dessen Tage länger dauerten als zweihundert irdische. Fünfzig Tage Nacht, fünfzig Morgengrauen, Dämmerung und Frühsonne, dann fünfzig Tage heißer Tag und so fort. Skogamandry war versteppt und kalt gewesen, nur mit kümmerlichen Pflanzenresten, wenigen Tieren und einer Lufthülle versehen.

Seit zweitausend Jahren hatte sich die Landschaft in einem hektischen Tempo entwickelt und mit dichtem Wald überzogen. Polkappen aus Eis waren gewachsen und hatten den trägen Strömen Wasser geschickt, das nun hinunter zum planetaren Äquator floss und dort verdunstete.

Das alles – und unzählige kleine Fakten mehr – wussten die Forscher. Aber sie hatten nicht vermocht, aus diesen Steinchen ein Mosaik zu entwerfen und so das Verständnis für die biologischen Kreise des Planeten zu erwerben. Daran scheiterte es.

Bisher hatte dieses Team erfolgreich und gut zusammengearbeitet und acht verschieden geartete Planeten der irdischen Kolonisation erschlossen. Hier würden sie bedingt kapitulieren müssen.

»Ziemlich mager, unsere Ergebnisse, nicht wahr?«, sagte Vance und sah kurz von seiner Lektüre auf. Orr nickte langsam.

»Stimmt. Das ärgert mich mehr als alles andere. Wir haben jede Kleinigkeit, und sei sie noch so unbedeutend, in unseren Büchern, auf den Kassetten, in den Datenspeichern.« Er schlug wütend mit der flachen Hand auf den Stapel.

»Aber wir haben kein Bild, keine Gesamtschau. Nicht einmal ich kann einen Punkt entdecken, an dem wir anknüpfen könnten. Absolut nichts. Und ich kann behaupten, dass ich darauf stoßen würde, wenn es etwas gäbe.«

»Tröste dich.« Vance lächelte knapp. »Wir liefern tadellose Arbeit ab.«

»Wir sind in der Lage eines Mannes, der einem Raumschiffkäufer eine Wagenladung voll erstklassiger Einzelteile liefert, und zwar ohne Gebrauchsanweisung, und meint, der Käufer solle sich sein Schiff selbst zusammenschrauben. So und nicht anders ist es!«

Vance zuckte mit den Schultern. »Was sollten wir tun, um diese Gebrauchsanweisung zu finden?«

Jetzt zog Orr die Augenbrauen hoch.

»Das weiß ich auch nicht.«

»Wenn du es nicht weißt...« Vance ließ den Schluss des Satzes offen.

Orr Jongs Heimat war der Planet Sternenkap. Diese Kolonie, die erste, die volle Autarkie erlangt hatte, musste sich ganze zwei Jahrhunderte mit der heimtückischen Natur ihrer Welt auseinandersetzen. Die Geschichte der Kolonie von Deneb war eine Serie langer, kleiner und großer Kämpfe: Mensch gegen Natur. Die neu entwickelte These des kollektiven Bewusstseins eines Planeten, eine modernisierte Art von Pantheismus, war auf Sternenkap entstanden. Sie hatte etwas für sich, wenn sie aller mystischen Verbrämung entkleidet war.

Jeder Deneber wusste aus einem unerklärlichen Gefühl heraus mehr über biologische Vorgänge und, was wichtiger war, über ihre Hintergründe, als jeder mittelmäßige Biologe irgendeines anderen Planeten. Nicht zuletzt aus diesem Grund passte Orrs exotische Gestalt so gut in das Viermann-Team.