"Was Besseres als den Tod finden wir allemal, Johann!"

Hendrik M. Bekker

Published by BEKKERpublishing, 2016.

Inhaltsverzeichnis

Title Page

„Was Besseres als den Tod finden wir allemal, Johann!“

Copyright

Einleitung

Die wechselvolle Besitzung Ostfriesland

Auswanderung im Spiegel der Anzeigen

Die Revolutionsjahre

Das Ende – die Jahrhundertwende

Fazit

Nachwort

Literatur- und Quellenverzeichnis

„Was Besseres als den Tod finden wir allemal, Johann!“

Auswandererwerbung in ostfriesischen Zeitungsanzeigen 1845-1914

von Hendrik M. Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 49 Taschenbuchseiten.

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

© by Author

© dieser Ausgabe 2016 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen.

Alle Rechte vorbehalten.

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

Einleitung

Migration ist seit einigen Jahren eines der bestimmenden Themen in der deutschen Öffentlichkeit, sei es in den Medien oder der Politik. Es ist aber bei Weitem kein neues Thema. Es haben sich lediglich Begrifflichkeiten gewandelt. Wanderbewegungen von Menschengruppen hat es schon immer gegeben, wie die Migration keltischer Stämme in das Römische Reich oder Auswanderung aus Irland während der großen Hungersnot. Früher sprach man von Auswanderung, heute von Migration. Während die Reisemöglichkeiten immer einfacher werden, wandeln sich auch die Ströme von Menschen.

Terminologisch wird im Folgenden in dieser Arbeit meist von Auswanderung gesprochen, auch wenn Migration heutzutage oft synonym verwendet wird. Gerade in neueren Publikationen scheint Migration die Auswanderung ersetzt zu haben. Doch Auswanderung meint hier eben nur das Wandern einer Gruppe von A nach B. Ob sie sich integrieren, ob es politischen Willen dafür oder dagegen gibt, spielt hier zunächst keine Rolle. Die Konnotation von Auswanderung liegt darauf, dass es „weg geht von“. Es ist ein Wort aus der Perspektive derjenigen, die betrachten, wohin Menschen ziehen. Die folgende Arbeit wird sich mit dieser Auswanderung und ihren verschiedenen Aspekten beschäftigen. Gegenstand der Untersuchung ist insbesondere Werbung in Form von Zeitungsanzeigen, die Auswanderer ansprechen sollte. Dabei wird sich in dieser Arbeit auf die Auswanderung in die Vereinigten Staaten von Amerika konzentriert. Gewiss hat es im behandelten Zeitraum auch andere Zielländer für Auswanderer gegeben (z. B. Brasilien oder gegen Ende des 19. Jahrhunderts die deutschen Kolonialgebiete), aber diese spielen weder zahlenmäßig noch in der öffentlichen Wahrnehmung eine Rolle, die mit der Amerika-Auswanderung vergleichbar gewesen wäre. Noch heute führen ungefähr 50 Millionen Amerikaner ihre Herkunft auf deutsche Vorfahren zurück. (U.S. Census 2009)

Erstmalig stieß ich auf diese Thematik bei der Emder Sonderausstellung „Blif hier, Johann! Wat wullt du in Amerika!“ vom 1. September bis 24. November 2013. Hauptsächlich baute diese Ausstellung auf der umfangreichen Recherchearbeit der damaligen Museumsmitarbeiter Aiko Schmidt und Christian Röben auf. Den dazugehörigen Ausstellungskatalog „Emden als Auswandererhafen“ (Schmidt u. Röben 2014) nutze ich im Folgenden als reichhaltige Quellensammlung. Auswanderung ist in der heutigen politischen Diskussion in Deutschland eher ein Phänomen im Sinne der Einwanderung ins eigene Land. In Deutschland gehen dabei die Meinungen auseinander, ob Einwanderung etwas Gutes ist und ob man nicht gegen sogenannte Schlepper vorgehen sollte, die Menschen über die Grenzen Europas bringen. In Betrachtung der historischen Quellen kann man sagen, dass auch Deutschland einst Auswanderung als gutes Geschäft gesehen wurde, sowie als völlig nachvollziehbare Handlung. Wenn jemand sein Glück nicht in Europa fand, war es in Ordnung sich aufzumachen, um „das in der neuen Welt finden [zu] mögen, welches zu suchen die Bestimmung ihrer Reise ist!“ (Anzeige. 2). Es wurde dabei gut verdient an jedem „Stück Mensch“, das man über den Atlantik brachte, sowie an deren Unterbringung und Ausstattung im Ausgangshafen. Die Auswanderthematik und die Forschung darüber bringt mich zu einer bisher in diesem Zusammenhang vernachlässigten Quellengattung: Zeitungsanzeigen. Dabei interessiert mich in der vorliegenden Arbeit vor allem, wie die Auswanderung aus den Zeitungsanzeigen rekonstruiert werden kann. Was findet sich wieder? Welche Glücksversprechen kennzeichnen die an Auswanderer gerichteten Anzeigen der Zeitungen? Für die Zeitungsanzeigen wird mehrheitlich auf die Ostfriesische Zeitung zurückgegriffen, das damals auflagenstärkste Blatt der Region. Heutzutage erfüllen die Ostfriesischen Nachrichten diese Funktion. Welche Bedeutung die heimatliche Zeitung für viele Ostfriesen haben musste, lässt sich daran ermessen, dass in den USA eine Zeitung namens ‚Ostfriesische Nachrichten‘ mit einer Auflage von fast 9000 Exemplaren vor dem Ersten Weltkrieg existierte. Sie überdauerte bis in die 70er Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts. Die Ostfriesische Zeitung, für deren Auswertung ich mich hier entschieden habe, hatte aber mit diesem Medium nichts zu tun. Das verwendete Zeitungsmaterial ist bisher kaum ausgewertet worden, was für mich ebenfalls für die Wahl des Materials spricht.

Emden als Auswandererhafen bietet sich für diese Untersuchung aus verschiedenen Gründen an: Einmal aufgrund seiner Position als drittgrößter Auswandererhafen im deutschsprachigen Raum, wenn auch nur für kurze Zeit, andererseits wegen seiner bisherigen Vernachlässigung in früheren Untersuchungen. Der Forschungsstand zum Thema Auswanderungsforschung ist, einige Orte und Regionen betreffend, außerordentlich gut. Seien es Peter Assions (1987) Untersuchungen für Hessen oder aber die Bremen und Hamburg betreffende Auswandererforschung wie Marianne Becks Untersuchungen zum Stadtstaat Hamburg von 1978. Zur Auswanderung in Bremen und Hamburg gibt es einiges weiteres an Literatur, bis hin zu den regelmäßigen Publikationen des Auswandererhauses in Bremen. Dazu gibt es aber auch Literatur wie die von Cornelia Pohlmann, die sich mit der Auswanderung über Hamburg von Braunschweig aus gesehen beschäftigte (2002). Doch bei allen Regionalschwerpunkt-Untersuchungen fand Emden, jenseits der Sonderausstellung, kaum Rezeption. Dass aber ein beachtlicher Strom von Auswanderern aus der Region Ostfriesland und über Emden in die Neue Welt kam, ist heute noch leicht festzustellen. Wikipedia verzeichnet in den USA allein vier heute noch existierende Ortschaften mit Namen Emden, nämlich in Illinois, Louisiana, Missouri und in Washington. Der Auswandererstrom lief nicht nur aus verschiedenen Ländern durch Emden, sondern gerade für viele Ostfriesen war Emden aufgrund der geografischen Nähe natürlich der Hafen der Wahl.