ZWEI


Sechs Monate später stand ich vor einer Höhle auf dem kleineren der beiden Kontinente des Planeten Hepnug. Ich hielt die SMC-Version des H16 Plasma-Karabiners in einer Hand und die Anweisungen für mein Ticket in der anderen. Zu meiner Linken saß mein leforianischer Assistent Mgurn und putzte sich. Seine Rasse erinnerte an eine Mischung aus gepanzerten Käfern und Dänischen Doggen. Sie waren höchst loyal, konnten schneller graben als ein Gump auf Steroiden, konnten meilenweit mit perfekter Schärfe sehen und noch viele andere tolle Dinge. Wirklich tolle Gehilfen, wenn man über dieses ständige Lecken hinwegsah.

»Hörst du bald mal auf?«, zischte ich ihn an. »Warum musst du dich immer putzen, wenn wir gerade kurz davor sind, ein Ticket abzuhaken?«

»Ich werde eben nervös«, entgegnete Mgurn und ließ seine geteilten Kiefer zuschnappen, wobei seine dehnbare Zunge in der dunklen Mundhöhle verschwand. »Das weißt du doch.«

»Deswegen kriegt ihr Leforianer nie im Leben eine Nummer«, sagte ich. »Im Einsatz könnt ihr euch einfach nicht zusammenreißen.«

»Warum gibst du dich dann überhaupt mit mir ab«, ätzte Mgurn. »Wieso fragst du nicht nach einem Assistenten von Ichterra oder Klav?«

»Ichterraner treiben mich mit dem Wasser in den Wahnsinn, das ihnen die ganze Zeit aus den Kiemen läuft«, sagte ich. »Und Klavs bestehen ja quasi nur aus Augen. Okay, sie sind superschlau, aber ich weiß nie, wo ich hingucken soll, wenn ich mit ihnen rede.«

Mgurn fing mit seinem üblichen Schnauben an, das immer ertönte, wenn er sich über mich ärgerte, aber ich ignorierte das und konzentrierte mich auf mein Ticket.

Salvage Ticket #4867345231: Finden Sie ein Team aus Wissenschaftlern, das auf dem Planeten Hepnug im Brgeete-System im Einsatz war. Die Daten, die das Team gesammelt hat, sind Ihr Primärziel. Die Rettung der Wissenschaftler ist nebensächlich. Für jedes überlebende Teammitglied gibt es einen Bonus von 200 Chits. Der Zeitfaktor ist kritisch, die Mission muss innerhalb einer Woche erledigt sein.

Dieser letzte Punkt war das Schwierige daran. Vom SMC-Hauptquartier brauchte man schon einen ganzen Tag zum Brgeete-System. Dann drei Tage, um den Planeten zu durchsuchen, denn das verdammte Ding war voller Höhlen. Und die Rückreise dauerte sogar zwei Tage, wegen des starken Energieausstoßes der Sonnen von Brgeete. Der brachte die Antriebe sämtlicher Schiffe durcheinander, außer vielleicht von Fregatten der Behemoth-Klasse oder noch größeren Dingern. Kurz gesagt hatten wir keine Zeit zu verlieren.

Inzwischen war schon der vierte Tag meiner Suche angebrochen, da es zu allem Überfluss auch gerade noch Lava-Saison auf dem Planeten war. Es gab nicht mal Vulkanausbrüche, sondern nur fiese Lavaschauer, die einfach so vom Himmel regneten, und das zu allen Tages- und Nachtzeiten. Klar, ich hatte mein persönliches Schutzschild gegen Naturgewalten dabei, genau wie Mgurn, aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war, dass abgefohte Lava vom Himmel fiel! Das machte das Ganze kompliziert.

»Meine Sensoren zeigen an, dass das Team mit seinem Equipment in dieser Höhle ist«, sagte Mgurn. Er schaute hinauf zum Himmel und blinzelte. »Ich vermute, wir haben drei bis fünf Stunden Zeit, bevor der nächste Schauer runterkommt. Wir müssen zusehen, dass wir es bis dahin geschafft haben und in Sicherheit sind, sonst verlieren wir noch einen weiteren Tag.«

Er sagte »einen weiteren Tag«, als wäre das mein Fehler. Was eigentlich auch total passte, da ich seine Vorschläge ignoriert hatte und auf der abgewandten Seite des Planeten gelandet war. Leforianer hatten wirklich ein erstaunliches Talent, die richtigen Landeplätze vorauszusagen, das richtige Equipment für jede Mission einzupacken, die besten Plätze für ein Nachtlager zu finden und so ziemlich jedes Essen im bekannten Universum zuzubereiten. Mercs nannten ihre leforianischen Assistenten deswegen gern »Mutti«, aber natürlich sagten sie ihnen das nie ins Gesicht. Denn dann wurden sie unglaublich zickig!

»Irgendwelche Lebenszeichen?«, fragte ich, als ich das Salvage-Ticket aus der Projektionsfläche meines Holo-Armbandes wischte und stattdessen die Liste der Gegenstände aufrief, die nötig waren, um das Ticket erfolgreich abzuschließen. »Obwohl es mir eigentlich egal ist.«

»Wirklich?«, fragte Mgurn. »Ich würde die Wissenschaftler nämlich lieber lebendig vorfinden, damit wir auch die Bonus-Chits einstreichen können. Ich muss dich ja hoffentlich nicht daran erinnern, dass ich als Assistent nur einen Bruchteil der Chits bekomme, die dir zustehen.«

»Nein, das musst du nicht«, entgegnete ich, während ich auf den Höhleneingang zuging. »Aus den Chits machst du schließlich jedes Mal ein Riesenthema, seit dem ersten Tag unserer Zusammenarbeit!«

»Meine Schwester bekommt gerade ihren zweiten Wurf kleiner Welpen, Joe«, sagte Mgurn. »Den zweiten Wurf! Und wo ist der Vater? Wenn ich das nur wüsste! Der faule Sohn eines Gumps hat sie in dem Moment sitzen lassen, als er von der Schwangerschaft erfuhr! Ein Wurf war okay für ihn, aber zwei? Nein, damit kommt er nicht klar!«

»Ich weiß, Mgurn, ich weiß«, sagte ich. »Ich kann dir ein paar von meinen Chits abgeben, wenn es sein muss.«

»Ein Almosen? Pah!« Mgurn verzog das Gesicht. »Ich arbeite, um zu überleben, Joe. Ich arbeite mir meinen Sitzpanzer ab, herzlichen Dank! Ich brauche keine milden Gaben von dir!«

»Mann, ich wollte doch nur meine Hilfe anbieten! Kein Grund, mir gleich den Kopf abzureißen«, sagte ich am Eingang der Höhle, wobei ich mein H16 in die Dunkelheit gerichtet ließ, während seine Scanfunktion auf Hochtouren arbeitete. »Kriegst du die gleichen Werte? Ich empfange überhaupt keine Anzeichen von Leben. Nicht mal irgendwelches Kriechzeug. Die Höhle ist komplett tot!«

»Komplett tot?«, fragte Mgurn, nachdem er sich abgeregt hatte. Das konnte ich daran erkennen, dass sich sein viergeteilter Kiefer wieder zusammengelegt hatte und seine Nervosität zurückgekehrt war. »Wir mögen keine komplett toten Höhlen!«

»Nein, das tun wir nicht«, bekräftigte ich.

Ich richtete mein H16 auf einige Felsen am Höhleneingang und ging richtig nah ran, um auch die feinsten Sensoren mit einzubeziehen. Doch da waren nicht mal Schimmelsporen. Und jeder Planet hatte Schimmelsporen. Ich wette, selbst im Zentrum der heißesten Sonnen gab es Schimmelsporen. Das Zeug wurde man einfach nicht los.

»Es gibt verschiedene Erklärungen für diese Abwesenheit von Lebensformen«, dozierte Mgurn. »Und keine davon verheißt Gutes.«

»Da ist nicht mal Schimmel«, sagte ich.

»Ja, das rieche ich«, antwortete Mgurn.

»Das kannst du? Warum hast du nichts gesagt?«, herrschte ich ihn an.

»Weil ich es erst mit Messwerten verifizieren wollte«, erwiderte er und klopfte mit seinem Scanner gegen seinen gepanzerten Unterarm.

Leforianer haben wegen ihres insektenartigen Kreislaufs keine Cyber-Implantate, denn die funktionieren bei den ständigen Interferenzen nicht. Ja, sie haben Fell und sehen aus, wie große Hundekäfer, aber ihr Blut und ihre inneren Säfte sind einfach nicht kompatibel mit Tech-Implantaten.

Mgurn schlug seinen Scanner noch einmal gegen seinen Panzer und ich betrachtete diesen Vorgang mit steigender Sorge.

»Ist etwas nicht in Ordnung?«

»Die Werte ergeben keinen Sinn«, sagte er. »Selbst mit meinem externen Scanner.«

Er kniete sich auf den Boden, öffnete seinen Rucksack und zog einen zweiten Scanner hervor. Mit diesem erstellte er ein komplettes Protokoll der Höhle.

»So sparen wir jedenfalls keine Zeit«, nörgelte ich.

»Aber so bewahren wir unsere Hintern davor, gefressen zu werden«, antwortete er.

»Gefressen?«

»Gefressen.« Er nickte und zeigte mir den Scanner.

»Oh, Scheiße!«, murmelte ich.

»Allerdings«, stimmte Mgurn zu.

»B'flo'dos«, sagten wir gleichzeitig.

B'flo'dos sind eine unzähmbare Rasse von Wesen, die ihrer Umgebung sämtliche Energie entziehen. Sie kommen aus demselben Sonnensystem wie die B'clo'nos, sind aber eine andere Spezies. Sie bestehen zwar auch aus Schleim, sind aber komplett schwarz und kaum zu sehen, wenn man nicht direkt vor ihnen steht, da sie sogar Lichtenergie absorbieren. Diesen Dingern will man auf keinen Fall über den Weg laufen, nicht mal als Merc. In meiner Zeit bei den Marines musste ich mich notgedrungen mit ihnen auseinandersetzen, da die B'clo'nos sie als Kanonenfutter für Kamikaze-Angriffe einsetzen.

»Wenn es uns berührt, sind wir tot«, sagte Mgurn.

»Ich weiß.«

»Hast du schon mal gesehen, wie ein B'flo'do eine Person leersaugt?«, fragte er.

»Das weißt du ganz genau.«

»Und wie ist dein Plan?«

»Ich habe keinen«, sagte ich. »Vielleicht können wir es herauslocken? Einer spielt den Köder, während der andere sich das Equipment schnappt?«

»Ich bin stärker als du und kann mehr tragen«, sagte Mgurn. »Und du hast deine Cyborg-Beine, wodurch du schneller rennen kannst. Normalerweise würde ich das nicht über einen Menschen sagen, da wir Leforianer ziemlich flott unterwegs sind, aber du bist offensichtlich eine Ausnahme.«

»Ja, das habe ich mir auch schon gedacht, als ich den Plan vorgeschlagen habe«, sagte ich. »Super.«

»Dann locke das Ding am besten in Richtung Osten«, sagte Mgurn, während er seine Gliedmaßen dehnte und den Torso zur Auflockerung hin und her rotieren ließ. »Ich brauche etwa … mal überlegen … fünfzehn Minuten? In der Zeit müsste ich das Equipment in unser Schiff geladen haben.«

»Und was dann?«, fragte ich. »Das Ding wird unseren ganzen Sprit absaugen, wenn es mir zum Schiff folgt!«

»Dann musst du es abschütteln«, sagte Mgurn und deutet auf die Wüstenregion östlich von uns. »Da draußen gibt es praktisch kein Leben. B'flo'dos ermüden schnell. Wenn du es in die Dünen führst, wird es da nichts finden, um seinen Energiebedarf zu decken. Dadurch wird es langsam genug werden, dass du zum Schiff zurückkommen kannst. Wenige Sekunden nachdem du an Bord bist, werden wir den Planeten auch schon verlassen haben.«

»Es gibt allerdings ein paar zweifelhafte Schwachstellen in dem Plan«, gab ich zu bedenken. Mgurn zuckte mit den Schultern, was bei Leforianern immer komisch aussah, weil sich dabei ihr Rückenpanzer in die Luft hob. »Es ist schließlich dein Plan«, sagte er. »Dann musst du die Schwachstellen wohl unterwegs ausbügeln.«

»Na toll«, entgegnete ich und deutete auf einen kleinen Felsvorsprung unweit des Höhleneingangs. »Verstecke dich dort. Lass dich nicht blicken, bis wir weit genug weg sind. Dann schwing deinen Käferarsch in die Höhle und schnapp dir das Equipment!«

»Ich bin der Meinung, wir sollten bei diesem Ticket über eine Fifty-Fifty-Aufteilung der Chits nachdenken«, meinte Mgurn. »Schließlich leiste ich die gesamte Bergungsarbeit. Ich will ja gar nicht mehr haben als du, aber die Hälfte wäre angemessen.«

»Ich könnte die Mission auch einfach abbrechen, die Strafzahlung leisten und dann nichts kriegen. Wie wäre es dann mit fifty-fifty? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Hälfte von null ebenfalls null ist.«

»Deine mathematischen Kenntnisse sind beeindruckend«, grummelte Mgurn. »Dann vielleicht zehn Prozent extra?«

»Von mir aus«, sagte ich. Dann zielte ich auf den Boden direkt vor der Höhle. »Versteck dich. Wir müssen die Sache hinter uns bringen.«

Mgurn leistete keine Widerworte und beeilte sich, zu dem Felsvorsprung zu kommen. Dort angelangt drehte er seinen Rückenpanzer nach außen, um zusätzlichen Schutz zu erhalten. Ich hatte im Gegensatz zu ihm nur meine SMC-Uniform, um mich zu schützen. Wie der letzte Idiot hatte ich keine Kampfpanzerung angezogen, sondern nur meinen Umwelt-Schutzschirm mitgenommen. Schließlich war Hepnug ein ruhiger Planet ohne Gefahren – zumindest hatte ich das gedacht. Andererseits war es auch egal, denn der B'flo'do hätte einer Kampfpanzerung wahrscheinlich sowieso als erstes den Saft abgesaugt und sie damit zu einem Haufen schweren Ballasts reduziert.

Ich betätigte den Abzug meines H16 und ein kräftiger Energiestrahl ließ die Erde vor der Höhle aufspritzen. Ich hatte einen Gleitstrahl ausgewählt, der hatte deutlich weniger Kraft als ein Plasmaprojektil, war aber sehr effektiv, wenn man sich durch Hindernisse schneiden musste. Und in diesem Moment musste ich ja eigentlich sowieso nur den Appetit des B'flo'dos anregen – so einen Happen würde er sich bestimmt nicht entgehen lassen!

Oder etwa doch?

Ich war mindestens fünf Minuten so zugange und machte mir langsam Sorgen, dass mein H16 leer sein würde, bevor der verdammte B'flo'do sich zeigte.

»Gibt es ein Problem«, erklang Mgurns gedämpfte Stimme aus Richtung der Felswand.

»Er kommt nicht«, stellte ich fest.

»Möglicherweise hat er so viel gefressen, dass er sich im Schlafzustand befindet«, vermutete Mgurn. »Das soll durchaus vorkommen.«

»Aber nur, nachdem sie einen ganzen Kampfkreuzer leergesaugt haben«, sagte ich. »Von ein paar Wissenschaftlern und ihren Geräten kann er ganz sicher nicht satt sein. Vielleicht hat er unseren Plan durchschaut.«

»Das kann ich mir nicht vorstellen – B'flo'dos sind dumm wie Steine«, sagte Mgurn.

»Wo zur Hölle bleibt er dann?«, fragte ich.

Und die Antwort bekam ich eine halbe Sekunde später.

Ein Tentakel aus Dunkelheit sprang meinem H16 entgegen. Ich hechtete zurück und schaffte es geradeso, dem Angriff auszuweichen.

»Er kommt«, flüsterte ich und ging schnell rückwärts und schoss alle paar Meter in den Boden, um das Viech aus seinem Versteck zu locken. Das Tentakel folgte mir, aber der Rest des B'flo'dos blieb versteckt. Das Ding war verdammt noch mal zu vorsichtig, das passte überhaupt nicht zu einem B'flo'do. Mgurn hatte schon recht, sie waren dumm wie Steine und jagten normalerweise jedem noch so kleinen Quäntchen Energie hinterher. Aber dieses Exemplar spielte auf Nummer sicher. Und das machte mich nervöser, als wenn es mit dem Kopf voran auf mich zustürmen würde. Also, nicht dass B'flo'dos Köpfe hätten. Sie waren Schleimkreaturen, genau wie ihre entfernten Verwandten, die B'clo'nos.

Nach einigen Metern stoppte das Tentakel. Es dehnte sich die beinahe zwanzig Meter vom Höhleneingang bis zu mir aus, was bedeutete, dass es zu einem verdammt großen B'flo'do gehören musste. Bei diesen Proportionen könnte es mich in einem Sekundenbruchteil schnappen. Von daher machte sein Verhalten überhaupt keinen Sinn. Der einzige Grund, warum es so vorsichtig sein könnte, war, dass sich in der Nähe ein noch gefährlicheres Raubtier befand.

Aber Hepnug war ein toter Planet. Es gab überhaupt keine Raubtiere, weil es überhaupt kein Leben auf diesem gottverdammten Felsbrocken gab. Außer Schimmelsporen natürlich, denn wie ich schon sagte, gab es überall Schimmelsporen.

Das Tentakel stoppte also, schüttelte sich ein paarmal und schnellte dann zurück in die Höhle. Dabei knallte es wie eine Peitsche, und ich bemerkte, wie Mgurn in seinem Versteck zusammenzuckte.

»Was war das?«, rief er.

»Der B'flo'do«, antwortete ich, wobei ich den Lauf meines H16 anhob und ihn gegen meine Schulter lehnte. »Er hat Schiss bekommen und ist zurück in die Höhle abgehauen.«

»Nein, ich meine dieses tiefe Grollen«, sagte Mgurn und drehte sich um. »Kannst du dieses Rumpeln nicht hören?«

»Nein, kann ich nicht«, antwortete ich. »Ich bin ja kein Hundekäfer.«

»Muss das sein?«, platzte es aus Mgurn heraus. »Du bist manchmal so ein ekelhafter Rassist!«

»Ich habe nur Spaß gemacht«, sagte ich, »beruhige dich!«

Seine vier Augen weiteten sich und er richtete sich zu seiner vollen Größe von zwei Metern auf. Ich konnte sehen, wie sich die Muskeln unter seiner Panzerung verkrampften, und wusste, dass etwas sehr, sehr Schlimmes im Anmarsch war.

»Ist es hinter mir?«, fragte ich.

Mgurn nickte.

»Ist es sehr, sehr groß?«

Mgurn nickte wieder.

»B'flo'do?«, fragte ich.

»Allerdings«, sagte Mgurn, »B'flo'do.«

Ich atmete tief durch und drehte mich langsam um. Ja. Es war ein wirklich sehr, sehr großer B'flo'do. Jetzt wusste ich, warum der in der Höhle nicht herauskommen wollte, egal mit wie viel Energie ich ihn lockte. B'flo'dos sind nicht immer kannibalisch veranlagt, aber diese Masse schwarzen Schleims vor mir war fast so groß wie mein Schiff, von daher konnte ich verstehen, dass der kleinere gezögert hatte. Exemplare dieser Größe waren dafür bekannt, sich über kleinere Artgenossen herzumachen, wenn sie besonders hungrig waren.

Und ich wäre bereit gewesen zu wetten, dass dieser Riesenhaufen Schleim besonders hungrig war, da er sich auf einem toten Planeten befand.

»Okay«, sagte ich, »wir haben ein Problem.«

Das Erste, was ich tat, war das Notsignal an meinem Handgelenk zu betätigen. Das Implantat würde ein Trans-Raum-Signal direkt ans SMC Hauptquartier schicken. Normalerweise sendete keine Nummer freiwillig so einen Hilferuf, da es als ein Zeichen von Schwäche angesehen wurde. Andererseits hatten schon einige Kollegen auf die harte Tour gelernt, dass das eigene Überleben wichtiger ist als gekränkter Stolz. Von daher nahm ich ein bisschen Spott gern in Kauf, wenn im Gegenzug sofort eine Rettungsmission gestartet würde.

Hinter meinem Rücken erklang ein spitzer Schrei und ich wirbelte herum, um gerade noch zu sehen, wie Mgurn von dem kleineren B'flo'do in die Höhle gezogen wurde. Problem Nummer zwei.

Genau in diesem Moment wünschte ich mal wieder, dass ich meine Gabe willentlich benutzen könnte, denn ein bisschen Über-Fokus und Klarheit hätte ich ganz gut gebrauchen können. Wenn sich die Zeit ein wenig verlangsamen würde, hätte ich vielleicht diesen zusätzlichen Sekundenbruchteil, um alle meine Optionen abzuwägen – um die Dinge in Relation zu setzen und die beste Entscheidung zu treffen, bevor ich wieder einmal eine nicht-ganz-so-gute Entscheidung treffen würde, wie ich das mit beeindruckender Regelmäßigkeit immer mal wieder tat.

Okay. Okay, okay, okay. Mgurn brauchte Hilfe. Er würde innerhalb weniger Minuten nur noch ein Haufen Exo-Panzerung und Endo-Knochen sein, wenn ich mich nicht um B'flo'do Junior kümmern würde.

Ich setzte zu einem großen Schritt an, und den riesigen B'flo'do durchzuckte sofort eine Vibration, als würde er sich darauf vorbereiten, seine Masse in meine Richtung zu wuchten.

Ich stoppte meine Bewegung abrupt, behielt sogar den Fuß mitten in der Luft und verharrte so, da ich Angst hatte, das Monster würde mich schnappen, sobald ich ihn auf den Boden setzte. Andererseits war es nicht gerade die ideale Pose, auf einem Bein zu stehen, wenn es um Leben oder Tod ging – Cyborg-Beine hin oder her!

Mgurn quiekte noch einmal, dann schrie er aus voller Kehle.

»JOE!«

»Warte!«, rief ich.

»JOE!!!«

»Ich weiß, ich weiß!«, antwortete ich. »Ich mache gerade einen Plan!«

Und das tat ich. Mein Gehirn schaltete den Turbo ein und ich erstellte eine gedankliche Liste meiner Optionen. Die ersten zehn Punkte auf dieser Liste lauteten sterben, also setzte ich gleich bei Nummer elf an und schaute hinunter auf mein H16.

Man muss dazu sagen, obwohl die Galaxis ziemlich gesetzlos erschien, erst recht in dem Chaos nach dem Krieg, bekam man Waffen nicht gerade hinterher geschmissen. Ich musste mein SMC H16 aus eigener Tasche bezahlen. Genau wie die Upgrades für mein Schiff, die Sachen, die ich trug sowie das gesamte Equipment, das nötig war, um ein Ticket erfolgreich zu erledigen. Von daher ging mir die Entscheidung nicht leicht übers Herz.

Ganz langsam öffnete ich die Energiekupplung unter dem Lauf des Karabiners. Selbst diese kleine Bewegung macht den großen B'flo'do ganz hibbelig. Seine schleimige Masse glitt langsam auf mich zu, und ich musste meine gesamte Willenskraft aufwenden, um nicht schreiend wegzurennen.

Meine Finger ertasteten den Regulator innerhalb der Kupplung und ich zog vorsichtig daran, bis er herausploppte. Ich achtete darauf, den Regulator nicht zu verlieren, weil er fast so viel kostete, wie die gesamte Waffe, und stopfte ihn in meine Tasche. Dann warf ich einen letzten Blick auf mein treues Gewehr, sprach ein kurzes Gebet an die Acht Millionen Götter und betätigte den Abzug.

Jetzt wurde das Glibbermonster komplett fickerig.

Ohne den Regulator würde die Energiekupplung innerhalb weniger Sekunden überhitzen. Schließlich war dieses kleine Teil dazu da, den Energieausstoß zu begrenzen und eine zuverlässige Feuertemperatur für die Waffe aufrecht zu erhalten. Im Gegensatz dazu würde jetzt das genaue Gegenteil passieren und mein gutes, altes H16 einen schmerzhaften Tod sterben.

Und ich würde einen ebenso schmerzhaften Tod sterben, wenn ich mich nicht schleunigst entfernte.

In so einem Moment war man dankbar dafür, Cyborg-Beine zu haben.

Mein überhitzendes H16 immer noch in der Hand, drehte ich mich um und rannte so schnell meine qualitätsgefertigten Beine mich trugen. Mgurn hörte auf zu schreien und B'flo'do Junior kam aus seiner Höhle geschossen, da das rapide ansteigende Energieniveau seine Vorsicht offensichtlich verpuffen ließ. Ich rannte direkt auf das Wesen zu, in dem Wissen, dass ich vielleicht noch eine Sekunde Zeit hatte, um das zu tun, was getan werden musste.

Und genau das war die Art von Druck, die nötig war, um meine Gabe auszulösen. Während ich auf einen tödlichen Außerirdischen zurannte und von einem noch viel, viel, viel größeren und tödlicherem Außerirdischen verfolgt wurde, die beide das wollten, was ich in den Händen hielt, begann die Welt sich zu verlangsamen. Meine Gedanken wurden kristallklar und messerscharf und sämtlicher mentaler Ballast wurde aus meinem Bewusstsein verdrängt.

Ich warf das H16 in die Luft und schmiss mich zu Boden. Junior sprang aus seiner Position vor der Höhle auf die Waffe zu und ich wusste, dass Mister Big genau das Gleiche tun würde. Ich spürte den Luftzug seiner entfesselten Masse an meinem Rücken, als ich mich über die Schulter abrollte und unter dem Kleinen hindurchrutschte.

Ich tauchte direkt vor der Höhle auf und rannte in die relative Sicherheit ihrer Dunkelheit. Während ich durch diese Finsternis stolperte, zählte ich im Kopf die Sekunden.

»Joe!«, schrie Mgurn, als ich um eine Ecke in der Höhle geschossen kam. Er sah ziemlich mitgenommen aus. Die Hälfte seiner Rüstung war zu Asche ergraut und seine beiden Unterkiefer baumelten kraftlos gegen seinen Brustpanzer. »Wo ist es? Was ist los?«

Ich rannte zu ihm hinüber, packte ihn bei den struppigen Haaren seines Exoskelettes und beeilte mich, seinen Hundekäferarsch tiefer in die Höhle zu zerren. Als wir um eine weitere Ecke kamen, konnte ich geradeso die Umrisse von wissenschaftlichem Equipment sowie die leergesaugten sterblichen Überreste einiger Humanoiden erkennen, als die Welt draußen im thermonuklearen Feuer verdampfte.

Okay, technisch gesehen war es nicht wirklich eine thermonukleare Explosion, aber es fühlte sich verdammt noch mal so an. Jeder, der sich in einer halben Meile Umkreis der Höhle befand, war ernsthaft gefoht.

Mgurn kreischte noch ein bisschen weiter, weil das einfach sein Ding war, und ich drückte uns beide zu Boden, während Felsbrocken und Dreck um uns herumspritzten. Ich hatte schon Steinchen in meiner Nase und eine gute Ladung Hepnug-Erde in meiner Lunge, bevor ich auch nur dazu kam, mir die Hand vors Gesicht zu halten. Wenigstens brach die Höhlendecke nicht über uns zusammen, denn sonst hätte mich eine Hand vor dem Gesicht auch nicht vor einem schmerzvollen Tod bewahrt.

»Joe?«, hustete Mgurn, als er sich auf den Rücken wälzte und mehrfach hustete. »Was hast du getan?«

»Ich habe mein H16 in die Luft gejagt«, sagte ich. »Es hat Junior und Mister Big total aufgegeilt. Kein B'flo'do der Galaxis könnte der Versuchung widerstehen, sich eine überladende Multiwaffe einzuverleiben!«

»Da hast du recht«, sagte Mgurn. »Das war wirklich eine rettende Idee. Sehr teuer zwar, aber rettend. Deine Gabe scheint tatsächlich nützlich zu sein.«

»Das habe ich mir sogar ohne die Hilfe meiner Gabe ausgedacht«, entgegnete ich, während ich mich mit dem aussichtslosen Versuch beschäftigte, den Staub aus meiner Uniform zu klopfen. »Meine Gabe hat sich erst bemerkbar gemacht, als ich weggerannt bin.«

»Oh«, sagte Mgurn.

Obwohl ich uns beiden das Leben gerettet hatte, kam es mir so vor, als wäre er immer noch nicht zufrieden.

»Was?«, fragte ich. »Was habe ich falsch gemacht?«

»Es geht gar nicht um richtig oder falsch«, sagte Mgurn, »denn du hast vielleicht gar keinen Fehler gemacht. Aber deine Gabe erlaubt dir, alle Optionen und ihre Konsequenzen gleichzeitig zu betrachten.«

»Danke, ich weiß selbst, wie sie funktioniert«, erwiderte ich, während ich mir an die Schläfe klopfte. »Es ist meine Gabe in meinem Kopf. Wo ist das Problem? Wir hatten zwei B'flo'dos am Arsch und ich habe sie erledigt. Wo sind da die Optionen und Konsequenzen?«

»Da hast du recht, und es ist auch wirklich ganz wundervoll«, sagte Mgurn, während er aufstand. Er machte ein paar Dehnübungen, atmete tief durch und deutete dann in Richtung des Höhlenausgangs. »Ich habe mich nur gefragt, was wäre, wenn diese beiden nicht die einzigen B'flo'dos in der Gegend waren? Denn eine energetische Entladung dieser Größenordnung würde sicherlich auch noch jedes andere Exemplar auf dieser Seite des Planeten hierher locken.«

»Häh«, sagte ich, während ich versuchte, seiner Argumentation zu folgen. »So ein Schwachsinn!«

»Hast du dein Rettungssignal aktiviert?«, fragte er.

»Ja, das habe ich als Erstes gemacht«, antwortete ich.

»Oh, gut … das ist gut«, sagte Mgurn und schenkte mir das typische Lächeln seiner Doppelkiefer. »Dann sollten wir bald Unterstützung haben, denn ich bin sicher, dass in diesem System auch noch andere Salvage Mercs unterwegs sind. Es ist natürlich suboptimal, dass wir unser Ticket dann teilen müssen, aber das ist bei Weitem besser als der Tod.«

»Genau das dachte ich mir auch, als ich das Signal aktiviert habe«, sagte ich. »Ich bin niemals zu stolz, um einen Erfolg zu teilen.«

Von draußen erklang ein lautes Geräusch und Mgurn krallte sich in meinen Arm.

»Hey, das ist kein Cyborg-Arm«, schnauzte ich ihn an, während ich meinen geschundenen Bizeps aus seinem Klammergriff befreite. »Entspann dich! Selbst wenn da draußen noch mehr B'flo'dos unterwegs sind, werden die mit den Energierückständen der Explosion beschäftigt sein, bis Hilfe eintrifft.«

»Ich hoffe es«, sagte Mgurn.

»Komm schon«, sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter. »Lass uns mal einen kurzen Blick nach draußen werfen, damit wir wissen, womit wir es zu tun haben!«

»Auf keinen Fall, das halte ich für gar keine gute Idee«, entgegnete Mgurn, wobei er so heftig den Kopf schüttelte, dass ihm schwindelig wurde und er schließlich auf seinen gepanzerten Hintern fiel. »Ich bleibe einfach hier sitzen. Du kannst gucken, wenn du willst. Versuche bitte, nicht zu sterben.«

»So eine negative Stimmung könnte ich mir ersparen, wenn ich einen Klav als Assistenten genommen hätte«, murmelte ich, als ich wegging.

»Die sind zu schlau«, rief mir Mgurn hinterher, »die würden niemals für dich arbeiten!«

Damit hatte er wahrscheinlich recht.

Ich musste mich durch ein paar Einsturzstellen quetschen, um zum Ausgang zu kommen, aber das war kein Problem. Ein paar mehr Kratzer und blaue Flecken machten den Kohl jetzt auch nicht mehr fett.

Doch als ich den ersten Blick nach draußen werfen konnte, wünschte ich mir insgeheim, ich wäre bei Mgurn geblieben: Die ganze Landschaft war voller B'flo'dos. Es waren Hunderte, in allen Größen. Einige von ihnen waren sogar noch größer, als Mister Big es gewesen war.

Zwei Dinge kamen mir sofort in den Sinn.

Erstens: Wieso gab es auf einem toten Planeten so viele B'flo'dos? Zwei waren ja schon komisch, aber Hunderte? Das war schon ein komischer Zufall.

Zweitens: OH GOTT! ICH WAR SO WAS VON GEFOHT!!!

Hier muss ich allerdings hinzufügen, dass ich einigermaßen die Fassung bewahrt habe, ohne mich mit dem unwillkürlichen Austritt von Körperflüssigkeiten zu blamieren. So langsam und leise wie ich konnte, zog ich mich wieder in die Dunkelheit der Höhle zurück. Die B'flo'dos waren völlig hin und weg von den reichhaltigen Energierückständen, sodass sie meine vergleichsweise winzige Lebensenergie gar nicht wahrnahmen. Trotzdem achtete ich darauf, meine Atmung ruhigzuhalten und meinen Puls zu senken, damit sie sich nicht doch fragten, was sich in dieser Höhle befand, die nun zu meiner Gruft zu werden drohte.

»Was hast du gesehen?«, fragte Mgurn, als ich bei ihm ankam.

»Nicht viel«, sagte ich und setzte mich neben ihn.

»Ach herrje«, flüsterte er und fing an, mit seinen Kiefern die klickenden Geräusche seiner Muttersprache zu machen. Ich war mir ziemlich sicher, dass auch er in diesem Moment zu den Acht Millionen Göttern betete.

»Wir sollten hier drinnen bleiben und auf Hilfe warten«, sagte ich. »Draußen ist es langweilig.«

Mgurn betete nun noch inbrünstiger.

Ich beschloss, einfach die Klappe zu halten, um ihn nicht noch mehr aufzuregen. Ja, so ein verständnisvoller Boss war ich!

FÜNF


Eine Woche später saß ich in meinem Schiff, unterwegs ins Relic-System. Caga war zwar nur ein paar Clicks vom nächsten Wurmloch-Portal entfernt, aber da ich ein paar Stunden zu früh dran war, wollte ich die malerische Route nehmen.

»Warum ändern wir unseren Kurs?«, fragte Mgurn vom Sitz des Co-Piloten aus.

Mein Schiff war ein Hamershacht Whip-Wing 409, das Standardmodell der SMC. Nicht das schnellste seiner Klasse, aber unglaublich agil. Und Manövrierbarkeit war mir bei Weitem wichtiger als Geschwindigkeit. Um es einprägsam zu formulieren: Man wird niemals schneller fliegen können, als die Feuersalve eines Skrang-Zerstörers, aber man konnte ihr ausweichen.

»Joe? Wo fliegen wir hin?«, fragte Mgurn erneut.

»Ich will etwas kontrollieren«, sagte ich und steuerte eine Gruppe von Monden an, die Cagas Schwesterplaneten Gaca umkreisten. Das war ein unbewohnter Wasserplanet. Vielleicht gab es da unten ein paar planktonartige Lebensformen, aber definitiv nichts mit einem Bewusstsein. »Behalte die Scanner im Auge, okay? Ich will sichergehen, dass uns niemand folgt!«

»Wer sollte uns denn folgen?«

»Eines der Schiffe, das in der Raumsprungschlange hinter uns war«, sagte ich. »Ich konnte ein paar Kollegen von der SMC ausmachen, dazu gab es eine Menge ziviler Transporter. Aber mindestens drei von denen sahen verdächtig aus. Das könnten Edger gewesen sein.«

»Edger? Also von den Randbezirken der Galaxis? Was sollten die denn an einem Sprungportal machen, das von der SMC kontrolliert wird?«

»Das weiß ich nicht. Vielleicht irre ich mich auch, aber mein Bauchgefühl sagt etwas anderes.«

»Warum docken wir dann nicht an der Caga-Station an und informieren den Sicherheitsdienst?«, fragte er. »Die werden mit so einer Situation schon umgehen können.«

»Vielleicht können sie das«, antwortete ich. »Aber willst du unsere Sicherheit in die Hände von ein paar Teilzeitkräften legen, die wahrscheinlich gerade mal Mindestlohn kassieren? Ich nicht.«

»Du hast wirklich eine pessimistische Grundhaltung gegenüber unserer galaktischen Gesellschaft, Joe«, erwiderte Mgurn. »Der Krieg ist vorbei. Vielleicht solltest du mal in Betracht ziehen, etwas aufgeschlossener zu sein, statt immer nur …«

»Behalte einfach nur die Scanner im Auge«, herrschte ich ihn an.

Ich wusste gar nicht, warum ich so gereizt war. Vielleicht waren das noch emotionale Überreste des Gefühls, von Hopsheer hintergangen worden zu sein. Oder ich war wegen des Treffens mit Crawford einfach nervös. Vielleicht brachte mich Mgurns Art auch einfach nur auf die Palme, das wäre ja nichts Neues. Ich konnte nur mit Sicherheit sagen, dass ich wohl schon mit dem falschen Fuß aufgestanden war und sich dieses Gefühl im Verlauf des Tages eher verschlimmert hatte.

Nachdem wir uns hinter einem der Monde versteckt hatten, drehte ich das Schiff so, dass wir das Wurmloch-Portal beobachten konnten. Ich wollte sehen, was für ein Schiff nach uns herauskommen würde. Falls es mir wieder nach Edgern aussähe, würde ich im SMC-Hauptquartier anrufen und Verstärkung anfordern. Wahrscheinlich würden sie es dann der Flotte melden, und die würde mein Essen mit Crawford canceln. Aber das war mir immer noch lieber, als in Stücke gesprengt zu werden, während ich eine überteuerte Suppe schlürfte.

Es kamen aber lediglich zwei große Frachtschiffe aus dem Portal. Keine Edger, nicht mal ein oder zwei Buggys auf Sightseeing-Tour!

»Du wirst noch zu spät zu deinem Essen kommen, wenn wir nicht bald weiterfliegen«, sagte Mgurn, als auf seiner Konsole eine Holo-Terminerinnerung aufploppte. »Wir werden auch länger brauchen, um durch die Sicherheit zu kommen, wenn der Admiral auf der Station zugegen ist.«

»Ich weiß«, sagte ich, bewegte das Schiff aber keinen Meter.

»Joe? Wir müssen weiter«, nörgelte Mgurn. »Wenn uns jemand folgen würde, wären sie inzwischen längst hier angekommen!«

»Ich weiß«, sagte ich wieder, weigerte mich aber immer noch, das Schiff in Richtung Caga-Station zu drehen.

Mgurn ließ einen seiner patentierten Stoßseufzer los und verschränkte die Arme über seinem gepanzerten Brustkorb. Dann trommelte er mit den Fingerspitzen auf seinem Oberarm, weil er genau wusste, dass mich dieses Geräusch in den Wahnsinn trieb. Doch ich ignorierte es, ließ meine Augen auf dem Portal und wartete bis zur allerletzten Sekunde.

Als das Holo auf der Konsole anfing, rot zu blinken und nervige Pieptöne auszuspucken, ließ ich das Schiff herumwirbeln und gab Vollgas in Richtung Caga. Als die Station uns erfasste, schickten sie sofort eine Warnung wegen überhöhter Geschwindigkeit. Doch ich hielt direkt auf den Kontrolltower zu und bremste erst ab, kurz bevor sie zu schreien anfingen.

Mgurn war ein nervliches Wrack und sprach kaum ein Wort, während ich das Schiff andockte und ausstieg. Er sollte im Cockpit zurückbleiben und alles im Auge behalten, während ich mich mit Crawford traf. Zögerlich grunzte er mir noch ein paar gute Wünsche hinterher, weil Leforianer einfach nicht anders konnten, aber ich schloss die Luke, ohne mich noch einmal umzudrehen, und begab mich zur Sicherheitskontrolle.

»Er ist sauber«, sagte der diensthabende Wachmann, nachdem er meine Cyborg-Beine gescannt hatte. »Schicke Geräte! Ist das Gebrauchtware oder haben Sie die direkt von der Flotte bekommen?«

»Von der Flotte hergestellt und von der Flotte eingebaut«, erwiderte ich. »Aber meine Originale haben mir trotzdem besser gefallen. Ich meine die aus Fleisch, mit denen ich geboren wurde.«

Der Sicherheitsmann rollte seinen Ärmel hoch und schob die Haut an seinem Unterarm auseinander. Glänzendes Metall blitzte durch den Spalt.

»Rago Prime«, sagte er. »Mein H16 ist dort in die Luft geflogen, nachdem ein B'clo'no es vollgeschleimt hatte!«

»Das muss das 3184er Modell gewesen sein«, antwortete ich. »Im Jahr darauf haben sie diesen Designfehler ausgemerzt.«

»Tja, ein Jahr zu spät für mich«, sagte er, schüttelte den Kopf und grinste mich an. »Hooah.«

»Hooah.«

Ich ging weiter, als sich eine Tür öffnete und ein Team von Elitesoldaten mich heranwinkte. Sie waren die Garde der Admiralität und sprachen kein Wort, sondern bedeuteten mir nur mit knappen Gesten, ihnen zu folgen. Das tat ich natürlich.

Nach einem kurzen Aufenthalt in einem stickigen Fahrstuhl betrat ich den kuppelförmigen Speisesaal des Cafés von Caga Station. Der Laden war voll mit Gästen, aber man musste kein Genie sein, um zu erraten, dass die meisten von denen wohl von der Flotte dort platziert worden waren. Das war eine Menge Schutz für einen neuen Admiral, vor allem in Friedenszeiten.

Der Planet unter uns verlieh dem Raum mit seinem roten Glimmen einen warmen, jedoch gleichzeitig auch düsteren Touch. Bei meinem letzten Besuch hatte ich von dieser Düsternis nichts gespürt, doch all diese getarnten Agenten der Flotte machten mich nervös. Als ich mich Crawford näherte, wurde dieses Gefühl noch dadurch verstärkt, dass der Stress ihm inzwischen noch weitaus mehr zugesetzt hatte. Die Haut um seine Augen herum war wirklich übel verschrumpelt.

»Joe«, begrüßte er mich, und ich war froh darüber, dass sich ein Lächeln auf seine Lippen legte, als er aufstand und mir die Hand reichte.

Normalerweise hätten wir ein ordentliches Männerkuscheln abgehalten und uns gegenseitig auf den Rücken geklopft. Aber die strengen Blicke der Wachen sagten eindeutig, dass ein Handschlag das Höchste der Gefühle sein würde.

»Craw«, sagte ich, als ich mich ihm gegenübersetzte. »Gibt's irgendwas Neues?«

Er grinste, doch ich konnte spüren, dass keine Freude dahinter stand. Vermutlich hätte ich nicht mit so einer Scherzfrage anfangen sollen.

»Ach nö, nicht wirklich!«, antwortete er. »Ich muss jetzt bloß die Flotte leiten.«

»Das musst du wirklich? Gibt es dafür keinen Verwaltungsapparat?«

»Doch, klar«, seufzte Crawford. »Aber das sind alles ins Amt gewählte Politiker. Die kennen nicht mal den Unterschied zwischen einem Zerstörer und einem Asteroidenbrecher. Ich habe vorgestern einen Bericht abgegeben, indem ich die Bezeichnung ›regimentiertes Baffeln‹« eingebaut habe. Keiner von denen hat auch nur mit der Wimper gezuckt!«

»Was ist denn regimentiertes Baffeln?«

»Nichts, genau darum geht es ja! Ich habe mir das ausgedacht, um zu schauen, ob sie die Berichte überhaupt verstehen. Und es ist keinem aufgefallen! Sicher wird irgend ein Analytiker irgendwann darüber stolpern, aber aus dem Rat ist es wirklich keinem aufgefallen. Die haben alle so getan, als wüssten sie, was das bedeutet.«

»Bei den acht Millionen Göttern«, sagte ich, »das muss ja wirklich zum Kotzen sein, so zu arbeiten.«

»Ach, das ist bei Weitem nicht das Schlimmste«, meinte Crawford und breitete seine Arme aus. »Hier in dieses Café zu kommen, hat mehr Planung erfordert, als einen Bataillonsangriff vorzubereiten!«

»Tut mir leid, Mann. Ich hätte dich auch einfach ins SMC-Hauptquartier einladen können. Das strotzt ja sowieso schon vor Sicherheitskräften der Flotte.«

»Da würde ich nicht drauf wetten«, sagte Crawford leise genug, dass nur ich es hören konnte.

Ich sah ihn prüfend an, doch er schüttelte nur den Kopf und winkte ab.

»Hör nicht auf mich«, sagte er. »Ich habe seit Tagen nicht geschlafen.«

Ich deutete auf meine Augenwinkel.

»Hast du deswegen diese Zuckungen?«, fragte ich.

Er legte eine Fingerspitze an seine linke Augenhöhle und massierte sie für ein paar Sekunden, dann schüttelte er den Kopf.

»Wie läuft es bei der SMC?«, fragte er und wechselte damit abrupt das Thema. »Machst du gute Chits mit deinen Tickets?«

»Ja, in meiner bisherigen Dienstzeit waren schon einige lukrative Aufträge dabei«, sagte ich, »aber ein paar habe ich auch in den Sand gesetzt. Weißt du noch, wie wir einmal geplant haben, ein Nest von B'clo'nos hochzunehmen, und dann feststellen mussten, dass es B'flo'dos waren? Mein letztes Ticket ist ähnlich gelaufen. Ich habe die ganze Sache ziemlich abgefoht und musste mich dann von ein paar anderen Nummern retten lassen.«

»Nummern?«

»Salvage Mercs. So nennen wir uns gegenseitig.«

»Ach so, weil ihr alle Nummern habt, verstehe!« Er nickte. »Wie lautet deine Nummer?«

»Ich bin Einhundertvierundachtzig«, antwortete ich.

»Ist das gut oder schlecht?«, fragte er.

»Das sagt eigentlich gar nichts aus«, erklärte ich großspurig, als wäre ich nicht selbst erst vor Kurzem darüber belehrt worden. »Es ist nur eine Zahl.«

»Oh«, sagte er und schaute zu dem Kellner herüber, der nur ein paar Meter von uns entfernt so tat, als hätte er etwas zu tun. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, aber er wirkte so, als würde er am liebsten so schnell wie möglich unsere Bestellung aufnehmen und sich dann aus dem Staub machen. »Wir würden dann bestellen.«

»Würden wir?«, fragte ich und schaute auf die Speisekarte, die ich noch nicht einmal angerührt hatte. »Komm schon Bruder, gib mir erst mal eine Chance, mir ein Sandwich auszusuchen.«

Ich sah, wie ein gequälter Ausdruck über Crawfords Gesicht huschte und wollte mich sofort für alles entschuldigen, was ich gesagt hatte, aber die Chance dazu sollte ich nicht erhalten. In der Sekunde, in der ich meinen Mund öffnete, gab es in der Küche eine Explosion, die stark genug war, die Tische durchzuschütteln und die ganze Kuppel in Vibration zu versetzen. Schreie erfüllten den Raum, als alle echten Gäste von Panik ergriffen in Richtung der Ausgänge rannten, während alle Agenten der Flotte ihre Waffen zogen und auf unseren Tisch zustürzten.

Die meisten von ihnen schafften aber nicht mehr als ein paar Schritte.

Es stellte sich nämlich heraus, dass der Kellner nicht so nervös ausgesehen hatte, weil er den Admiral der Flotte bedienen musste. Er sah so nervös aus, weil er mit so viel Sprengstoff beklebt war, dass man damit einen Hoverpanzer hätte munitionieren können.

Er zerplatzte in tausend Einzelteile und ich wurde von einer Welle aus Blut und Gedärmen zu Boden gerissen. In meinen Ohren klingelte es, als wäre ein Alarm losgegangen, doch ich tat mein bestes, mich so schnell wie möglich in eine knieende Haltung aufzurichten. Ich wischte die Körpersäfte des Kellners aus meinen Augen und griff instinktiv an meinen Oberschenkel, doch natürlich war meine Pistole immer noch bei Mgurn auf unserem Schiff, denn Waffen waren mir für mein Treffen mit dem Admiral verboten worden.

Männer und Frauen aller Rassen rannten wild durcheinander. Viele von ihnen standen dabei in Flammen, während die Bewaffneten blind in den Rauch feuerten, der sich inzwischen in dem Speisesaal ausgebreitet hatte. Ein Schuss versengte den Teppich direkt neben mir und ich rollte mich nach rechts, wobei ich einen demolierten Tisch zwischen mich und die Gefahr schob.

Eine Hand packte mich am Bein und ich war schon drauf und dran, dem vermeintlichen Angreifer alle Zähne aus dem Gesicht zu schlagen, als ich feststellte, dass es Crawford war. Sein Anblick ließ sofort sämtliche Kraft aus meinem Körper entweichen. Er war von Kopf bis Fuß mit Blut überdeckt, und es war klar, dass das nicht alles von dem Kellner kam, denn ein Teil seines Gesichtes fehlte. Es war einfach weg. Stattdessen waren an dieser Stelle nur noch zersplitterte Knochen und verbranntes Fleisch zu sehen.

»Craw!«, schrie ich aus vollstem Leib, doch für meine kaputten Ohren klang es nur wie ein gehauchtes Flüstern. »Craw!«

Ich packte ihn und zog seinen Körper in meinen Schoß. Er rang nach Luft, wobei sein Brustkorb mit jedem Einatmen zuckte und sich beim Ausatmen verkrampfte. Ich schaute mich um und suchte etwas, mit dem ich sein Gesicht umwickeln konnte. Das verkohlte Ende einer Tischdecke sprang mir ins Auge und ich zog sie aus den Trümmern. Die sauberste Ecke davon drückte ich anschließend auf Crawfords klaffende Gesichtswunde.

Seine Augen fanden meine, und mir war sofort klar, dass er das geahnt hatte. Es war, als hätte er es sogar willkommen geheißen; als würde er es bevorzugen, eine Hälfte seines Gesichtes weggesprengt zu bekommen, als Admiral der Flotte zu sein. Seine Hand tastete nach meiner und ich gab sie ihm mit sanftem Druck. Er drückte zurück, und ich spürte plötzlich, dass er einen harten Gegenstand in meine Handfläche presste.

Ich zog die Hand zurück und sah, dass er mir einen schwarzen Datenkristall übergeben hatte. Einen Schwarzen! Bei diesem Anblick gefror mir fast das Blut in den Adern. Niemand benutzte schwarze Datenkristalle, es sei denn, man brauchte ein Höchstmaß an Kopierschutz und Verschlüsselung. Denn diese Speicher waren der absolut sicherste Ort für Daten, doch es starben bestimmt ein Dutzend Grubenarbeiter für so ein Ding. Was ich gerade in der Hand hielt, war schon rein vom Material her wertvoller als mein gesamtes Schiff.

Ich verbarg den Kristall in meiner Hand und sah wieder zu Crawford, doch seine Augen waren leer. Er war gestorben, bevor ich überhaupt begriffen hatte, dass er mir etwas überreichen wollte.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Mein Blick wanderte zwischen dem Datenkristall und meinem toten Freund hin und her. Dann setzte meine Gabe ein, und die Welt um mich herum verlangsamte sich in einem Maße, wie ich es noch nie zuvor erlebt hatte.

Als Erstes verstaute ich den Kristall in einem Geheimversteck in der Sohle meines Stiefels. Es verschloss sich sofort von selbst, nachdem ich den Datenspeicher hineingedrückt hatte, und ich wusste, dass er nun in Sicherheit war. Oder zumindest sicherer als in meiner Hand.

Als Zweites fokussierte ich meine Aufmerksamkeit auf den Pistolengriff, der unter Crawfords Offiziersjacke hervorlugte. Ich zog die Waffe heraus und betete, dass sie nicht auf seine biometrischen Daten programmiert war, denn dann wäre sie für mich wertlos. Doch als das Ding in meiner Hand zu summen anfing, wusste ich, dass ich loslegen konnte.

Ich hatte auch keine Zeit mehr, Crawford sanft auf dem Teppich abzulegen. Es war einfach nicht der richtige Tag dafür. Also wuchtete ich seinen Körper beiseite und sprang auf die Füße, die Waffe im Anschlag. Ich hatte schon fünfmal den Abzug betätigt, bevor mein Bewusstsein überhaupt mitbekam, was los war. Fünf Gegner fielen getroffen zu Boden und ich machte eine Hechtrolle nach links, um der Feuerbarrage auszuweichen, die auf mich losgelassen wurde.

Ich landete auf den Knien und schoss erneut, diesmal erledigte ich drei Ziele. Um ehrlich zu sein war ich nicht mal sicher, ob ich wirklich die bösen Jungs erwischte oder ob ich gerade versehentlich Mitarbeiter der Flotte umbrachte. Aber ehrlich gesagt war mir das in diesem Moment egal. Wenn jemand eine Waffe auf mich richtete, schaltete ich die Person aus.

Und meine Gabe stellte sicher, dass ich das mit absolut perfekter Präzision tat.

Durch die Flammen und den Rauch sah ich einen Mann am gegenüberliegenden Ende des Raumes stehen. Er trug keine Waffe, sah nicht verletzt aus, und der ganze Albtraum um ihn herum schien ihn überhaupt nicht zu interessieren. Stattdessen war seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet. Seine Augen durchbohrten mich förmlich quer durch den Raum.

Ich zielte auf ihn, denn er jagte mir eine Heidenangst ein. Doch dann musste ich blinzeln, und er war verschwunden. Einfach so. Als hätte ich ihn mir nur eingebildet, aber sein starrer Blick hatte sich förmlich in mein Gehirn eingebrannt. Er war eben noch da gewesen, da war ich mir ganz sicher. Ich zermarterte mir mein Hirn mit der Frage, wie er ausgesehen hatte, aber das Einzige, woran ich mich erinnern konnte, waren diese Augen.

Pechschwarze Augen.

Steinerne Augen.

War er ein Halfer? So wie Hopsheer? Halb Gwreq, halb Mensch? Oder war er ein Vollblut-Gwreq? Vier Arme und Steinhaut waren mir zwar nicht aufgefallen, aber wie ich schon sagte, bis auf seine Augen konnte ich mich eigentlich an gar nichts erinnern.

Und all das passierte in einem Zeitraum, der kürzer war als der Furz eines Terpigs. Zum Glück bewahrte meine Klarheit mich davor, noch länger über den mysteriösen Fremden zu grübeln, und ich duckte mich instinktiv unter einer heransausenden Schwertklinge weg, die genau auf meinen Hals gerichtet gewesen war.

Ich ließ mich fallen und jagte zwei Schüsse in den Bauch des Mannes, der auf mich losgegangen war. Okay, eigentlich war es weniger ein Mann, als vielmehr ein vollvernarbter Jesperianer. Er war auf keinen Fall bei der Flotte, seiner Kleidung nach zu urteilen. Und erst recht nicht seinem Gestank nach. Ich glaube, er dünstete Zwiebelgeruch aus jeder Körperöffnung aus, inklusive den beiden neuen, die ich ihm gerade verpasst hatte. Nicht cool.

Doch selbst mit einer Wagenladung Plasma im Bauch ging er weiter auf mich los. Ich wich erneut seiner Klinge sowie seinen Zwiebelfontänen aus, indem ich mich rückwärts fallen ließ und dabei einen umgekippten Stuhl nach oben riss. Das Schwert schnitt dieses Möbelstück problemlos in zwei Hälften, aber das gab mir genug Zeit, um genau zu zielen und dem Typen eine weitere Salve zu verpassen. Diesmal traf ich direkt zwischen die Augen.

Der Kopf des Jesperianers explodierte. Ich musste fast würgen, als der Zwiebelgeruch sich exponentiell verstärkte. Dieser Kerl war zwiebelgedopt. Kein Wunder, dass ihn die Schüsse in den Bauch überhaupt nicht interessiert hatten.

Ich schnappte mir sein Schwert, denn eine Zusatzwaffe konnte sicher nicht schaden, und bewegte mich weiter auf den Ausgang zu. Die panischen Gäste waren bereits geflohen – zumindest die meisten von ihnen. Ich musste auf dem Weg nach draußen über ein paar Leichen steigen. Als ich die Tür erreichte, warf ich einen Blick zurück auf den Wahnsinn hinter mir.

Das war garantiert das Werk von Edgern. Wie sie angezogen waren, wie viele Spezies und Rassen bei dem Angriff dabei waren, und wie selbstmörderisch sie kämpften, mit einem Fokus auf Töten statt auf Überleben – das alles sprach Bände.

Ein Schuss versengte die Luft über meinem Kopf und ich beendete meine Studie der Kämpfenden, denn es war längst höchste Zeit, die Station zu verlassen.

Ich schaffte es durch drei Korridore, bevor die Welt um mich herum erneut explodierte. Eine Wand wurde weggerissen, wobei überall Metallsplitter herumflogen, und dann stürmten sechs Skrang-Soldaten in den Durchgang. Skrang-Soldaten!