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Nr. 12

 

Das Geheimnis der Zeitgruft

 

Die Zeitsperre bewahrt eines der größten Geheimnisse des Universums ...

 

von CLARK DARLTON

 

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Perry Rhodan hat es geschafft! Seine Mutanten haben mit ihren Geisteskräften die Invasoren von Topsid in die ärgste Verwirrung gestürzt und das arkonidische Schlachtschiff erbeutet, das bisher das Kernstück der gegnerischen Raumflotte bildete.

Nach der Eroberung dieses Schiffes hat Perry Rhodan von den Topsidern nichts mehr zu befürchten, und er besitzt jetzt die Möglichkeit, zur Erde zurückzukehren. Das tut er auch – aber er verspricht den Ferronen, den humanoiden Eingeborenen der Wega, wieder zurückzukommen, um die Topsider endgültig zu vertreiben.

Außerdem birgt das System der Wega noch ein Geheimnis: DAS GEHEIMNIS DER ZEITGRUFT, das Geheimnis des ewigen Lebens, dem Perry Rhodan unbedingt auf die Spur kommen will ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Herr der Dritten Macht.

Reginald Bull – Perry Rhodans bester Freund.

Wuriu Sengu – Er ist der ideale »Späher«. Selbst dicke Wände bedeuten für seine Augen kein Hindernis.

André Noir – Illusionen sind seine Spezialität.

Ras Tschubai und Tako Kakuta – Ein Afrikaner und ein Japaner. Beide sind fähige Teleporter.

Lossoshér – Ein Ferrone, der um das Geheimnis der »Zeitgruft« weiß.

Chrekt-Orn und Trker-Hon – Befehlshaber der Invasionsstreitkräfte von Topsid.

1.

 

Von einer Sekunde zur anderen glitt der riesenhafte Kugelraumer aus der vierten in die fünfte Dimension und wurde somit unsichtbar.

Eben noch raste das Schiff über die Bahn des 42. Planeten der Sonne Wega hinaus, überschritt die Lichtgeschwindigkeit und nahm Kurs auf die 27 Lichtjahre entfernte Erde – und dann verschwand es plötzlich, als sei es nie dagewesen.

Es hatte sich einfach aufgelöst, entmaterialisiert.

Kein vierdimensionaler Körper aber kann bewusst im fünfdimensionalen Raum existieren, in dem weder die dreidimensionalen Maße noch die Zeit eine Bedeutung haben. Er hört auf, Materie zu sein und den Gesetzen von Raum und Zeit zu gehorchen. Er wird somit zeitlos.

Aber er existiert.

Auch das gigantische Kugelschiff mit seinem Durchmesser von 800 Metern existierte weiter, allerdings in einer anderen Form. Ebenso seine Passagiere.

Als Perry Rhodan durch das automatisch gesteuerte Elektronengehirn den Befehl zum Raumsprung gab, erfüllten ihn ernsthafte Zweifel. Er kannte dieses Schiff nicht, das er in einem fremden Sonnensystem von den Topsidern erobert hatte und das ursprünglich den Arkoniden, den sagenhaften Beherrschern des Universums, gehörte. Aber in seiner technischen Anlage ähnelte es der verlorenen GOOD HOPE, die ihn hierhergebracht und in die Kämpfe mit den echsenartigen Topsidern verwickelt hatte.

Aber es blieb ein Risiko, mit einem fremden Schiff und einer unzureichenden Besatzung die Transition zur Erde zu versuchen. Es gab jedoch keine andere Möglichkeit, wenn er den Bewohnern des 8. Planeten im System Wega helfen wollte, mit den eingedrungenen Invasoren, den Topsidern, fertigzuwerden. Die Ferronen waren zu schwach dazu.

Darum also dieses gewagte Unternehmen, das sehr gut den Tod und damit das Ende aller Pläne Perry Rhodans bedeuten konnte.

Es gab nur ein einziges Wesen in der STARDUST II, wie Rhodan das eroberte Schiff bei sich getauft hatte, das den Raum- und Zeitsprung bewusst miterleben konnte – das positronische Gehirn. Es speicherte automatisch die Sinneseindrücke der entmaterialisierten Mannschaft und hob sie für spätere Informationen auf. Weiter sorgte es dafür, dass die Robotbesatzung des Schiffes bei der Rematerialisation sofort wieder in Aktion trat, um die Menschen vor irgendwelchen Schäden zu bewahren.

Für Perry Rhodan schien keine Zeit vergangen zu sein, seit die STARDUST II zum Sprung angesetzt hatte. Er verspürte einen rasenden Schmerz, der wild durch seinen Körper flutete und die Glieder zu zerreißen drohte. Er war nicht fähig, auch nur die geringste Bewegung auszuführen.

Drüben auf der anderen Seite der Kommandozentrale lag sein Freund und Begleiter Reginald Bull, mit dem er einst als erster Mensch die Oberfläche des irdischen Mondes betreten hatte. Mein Gott, dachte er verwirrt, wie lange ist das nun schon her?

Bully stöhnte, ebenfalls. Die Augen weit aufgerissen, starrte er verständnislos gegen die Decke der Zentrale.

Lautlos fast glitt die Tür zur Seite. Schwebend kam eine menschliche Gestalt in den Raum, im Schein der abgedämpften Lichter metallisch glänzend. Es war einer der Spezialroboter, die anstandslos den neuen Herren des Schiffes gehorchten, nachdem ihnen das positronische Gehirn den Befehl dazu erteilt hatte.

Die selbsttätigen Injektionspflaster wirkten sofort.

Perry Rhodan spürte, wie der ziehende Schmerz fast augenblicklich nachließ und dann völlig verschwand. Er richtete sich auf und sah auf den automatischen Kalender. Natürlich war die Zeit vergangen. Aber es war nur die Zeit, die auch auf der Erde vergangen war, auf die man den Kalender eingestellt hatte. In diesen wenigen Tagen jedoch hatte man 27 Lichtjahre zurückgelegt.

Mit einem Schlag begriff Rhodan, dass die beiden schiffbrüchigen Arkoniden Crest und Thora nun jederzeit zu ihrem Heimatsystem Arkon – mehr als 32.000 Lichtjahre von der Erde entfernt – zurückkehren konnten, wenn sie das wollten. Sie wollten auch, aber Rhodan hatte es bisher geschickt verhindern können, denn die Position der Erde durfte unter keinen Umständen bekannt werden. Sie war noch nicht stark genug, entscheidend in die kosmische Politik einzugreifen.

Bully stützte sich auf die Ellenbogen und schwenkte die Beine auf den Fußboden, dessen Belag in seiner jahrtausendealten Unberührbarkeit ein unlösbares Rätsel blieb. Er gähnte.

»Nun habe ich eine Ewigkeit geschlafen – und bin müder als vorher. Hat es geklappt?«

Er meinte offensichtlich den Raumsprung. Rhodan nickte.

»Die Transition ist planmäßig verlaufen – wenigstens bisher. Wir wollen die Position feststellen, dann wissen wir es genau. Ich hatte dem positronischen Gehirn befohlen, uns bei der Plutobahn zu rematerialisieren.«

»Wollen wir uns nicht zuerst um die anderen kümmern?«

»Nicht nötig«, erwiderte Rhodan und erhob sich, nachdem der Roboter die Zentrale verlassen hatte. »Wozu haben wir die Krankenwärter? Außerdem – wenn wir beide durchgekommen sind, sind es die anderen auch.«

Der Bildschirm über der zentralen Schalttafel flammte auf. Langsam ordneten sich die Farben und wurden zu plastischen Eindrücken. Der hell flammende Stern links seitlich vor dem Bug der STARDUST II war die Sonne, das erkannten beide Männer auf den ersten Blick. Direkt vor ihnen schwebte ein schwach leuchtender Weltkörper, mit einer weiß schimmernden Eisdecke überzogen – Pluto.

Der Sprung war geglückt.

»Die Besatzung unseres Stützpunktes dort kennt unser neues Schiff noch nicht«, sann Rhodan vor sich hin. »Es wird besser sein, du unterrichtest sie. Mit Hilfe des Strukturtasters werden sie uns schon geortet und womöglich Alarm gegeben haben.«

Die Strukturtaster waren eine Erfindung der Arkoniden. Sie entdeckten auf große Entfernungen hin Erschütterungen im vierdimensionalen Raumzeitgefüge und orteten sie. Jeder Hypersprung eines Raumschiffes kam einer solchen Erschütterung gleich. Sie pflanzte sich überlichtschnell und ohne Zeitverlust fort. Gravitation, so hatten die arkonidischen Wissenschaftler bereits vor Jahrtausenden erkannt, war nichts anderes als eine fünfdimensionale Energiestrahlung, die zur Fortbewegung keinerlei Zeit benötigte.

Bully ging zum Sender und rief Pluto. Er benutzte dazu ein einfaches Gerät, nicht aber den Hyperfunksender, um jedes Abhören über Lichtjahre hinweg unmöglich zu machen. Zum Glück hatte der Vorposten das Auftauchen des fremden Schiffes noch nicht weitergemeldet. Bully atmete erleichtert auf.

»Anweisung von Perry Rhodan an Stützpunkt Pluto: weiterhin höchste Aufmerksamkeit. Annäherung weiterer Schiffe sofort an Galakto-City melden. Genauere Informationen folgen. Ende.«

Er schaltete ab. Rhodan nickte ihm zu.

»Und nun wäre es wohl angebracht, die Erde zu warnen. Es könnte sonst sein, dass man uns die neue Raumflotte entgegenschickt, denn ich kann mir vorstellen, dass unser Anblick nicht gerade vertrauenerweckend wirkt. Die GOOD HOPE hatte nur einen Durchmesser von sechzig Meter, genau wie die Beiboote an Bord der STARDUST II, von denen uns nun zwölf Stück zur Verfügung stehen. Benutze den Hypersender, aber schalte den Richtstrahl ein. Genau einzirkeln. Der Empfang darf nur in Galakto-City möglich sein.«

Mit den überlichtschnellen Funkwellen war die Verbindung in wenigen Sekunden hergestellt. Galakto-City, die Machtzentrale Rhodans auf der Erde, meldete sich sofort. Aber Bully unterbrach, kaum dass der diensthabende Funker das erste Wort gesprochen hatte: »Schalten Sie sofort Ihren Sender aus! Strengstes Funkverbot mit Hyperwellen! Hier in Kürze die Anweisungen für den Kommandanten: die GOOD HOPE ging im System Wega bei Kämpfen zwischen den verbündeten Ferronen, Bewohnern des achten Planeten Ferrol, und den Invasoren aus dem System Topsid, einer Doppelsonne, die mehr als achthundert Lichtjahre von der Erde entfernt ist, verloren. Wir eroberten dafür von den Topsidern ein riesiges Schlachtschiff arkonidischen Ursprungs. Die Topsider stehen seit Jahrtausenden mit den Arkoniden auf schlechtem Fuß und beherrschen selbst am Rande des arkonidischen Universums drei kleinere Sonnensysteme. Sie wollten die Erde angreifen, erhielten aber wahrscheinlich falsche Informationen und gerieten in das gigantische System der Wega. Wir kamen gerade zurecht, in die Kämpfe einzugreifen. Das zur Erklärung, weshalb wir nicht mit der GOOD HOPE zurückkehren.

Ihre Anweisungen: warnen Sie die Regierungen der Erde. Wir werden in vier Stunden in Galakto-City landen. Unser Schiff hat annähernd einen Kilometer Durchmesser und ist kugelförmig. Es muss eine Panik vermieden werden, daher ist die Bevölkerung der Erde sofort aufzuklären, dass es sich bei dem Riesen um keinen Invasoren, sondern um das neue Schlachtschiff der Dritten Macht handelt. Das wäre alles. Sie können Ihr Gerät abschalten, da ein weiterer Funkverkehr unnötig geworden ist. Ende.«

Inzwischen hatte ein Mann die Zentrale betreten. Er war fast zwei Meter hoch und wirkte trotz seines augenscheinlichen Alters noch jung und elastisch. Schneeweißes Haar krönte die ungewöhnlich hohe Stirn, in der ein Paar helle, fast goldene Augen saßen. Crest, der letzte Abkömmling der herrschenden Dynastie auf Arkon, dem Mittelpunkt des fernen Sternenreiches, vor einigen Jahren auf dem irdischen Mond notgelandet und seitdem Verbündeter Rhodans, hatte die Transition ebenfalls gut überstanden. Er lächelte flüchtig.

»Mit diesem Schiff allein hätten die Topsider das Sonnensystem erobern können«, sagte er auf Arkonidisch, einer Sprache, die von Rhodan und Bully dank ihrer Hypnoschulung gut verstanden wurde. »Es war ein Glück, dass wir es ihnen abnehmen konnten, ohne es zu beschädigen.«

»Auch Atombomben haben ihr Gutes«, nickte Bully trocken.

Crest sah ihn erstaunt an.

»Wie meinen Sie das?«

»Gäbe es ohne die damals stattgefundenen Atomexplosionen denn Mutanten, die Gedanken lesen und mit einem Satz um die halbe Erde springen können? Gäbe es überhaupt Menschen, die telekinetische Kräfte besitzen? Mit anderen Worten: wüssten wir ohne die Explosionen heute überhaupt, dass unser Gehirn Fähigkeiten in sich einschließt, die über die Jahrtausende hinweg geschlummert haben, um nun jäh zu erwachen? Wir haben achtzehn dieser Mutanten als Verbündete – und ohne sie säßen wir jetzt nicht in diesem Schiff.«

Crest lächelte stärker.

»Ihre Logik ist bestechend, Mister Bull. Ich füge mich ihr ohne Widerrede.« Er wurde plötzlich ernst. »Ich hoffe nur, sie behält auch in wichtigeren Angelegenheiten recht. Die Topsider im Wegasystem sind noch nicht geschlagen, vergessen Sie das nicht. Bis zur Erde ist es ein Katzensprung, wie Sie in Ihrer Sprache sagen. Wenn wir nicht rechtzeitig zurückkehren ...«

»Machen Sie sich keine unnötigen Sorgen, Crest«, unterbrach ihn Rhodan mit einem feinen Lächeln. »Ich habe mindestens fünf Funksprüche von der Wega aus zur Erde geschickt, die alle in Galakto-City aufgefangen wurden. Ich bin überzeugt, alle meine Anordnungen sind befolgt worden. Wenn wir landen, wartet auf uns eine wohlausgebildete Besatzung für die STARDUST II und die kampfbereiten Jagdgeschwader überlichtschneller Kleinstraumschiffe. In wenigen Tagen oder Wochen vertreiben wir die Topsider bis ans Ende des Universums.«

»Ich hoffe, Sie irren sich nicht«, sagte eine kühle Stimme vom Eingang her. Thora, die ehemalige Kommandantin der Arkonidenexpedition, die auf dem Mond scheiterte, war unbemerkt eingetreten. Auch sie war hochgewachsen und hatte weißes Haar, das in eigenartigem Kontrast zu der leichten Bräune ihrer Haut stand. Die Augen leuchteten goldrot und schossen Blitze eisiger Verachtung und stiller Bewunderung. Es war diese so seltsame Mischung ihrer Gefühle, die Perry Rhodan immer wieder reizte.

Sie waren sich in den vergangenen Jahren nähergekommen, aber niemals konnte die gewaltige Kluft ganz überbrückt werden, die Raum und Zeit zwischen ihnen geschaffen hatte. Jahrzehntausende lagen zwischen ihnen, und mehr als 30.000 Lichtjahre. Aber Rhodan war ihr schon dankbar, dass sie die Menschen als denkende Wesen anerkannte und nicht mehr, wie zu Beginn, als primitive Wilde, die man vernichten müsse. Aber Rhodan hatte die neue Gefahr schon längst erkannt, die heraufgezogen war. Thora hatte sich nur deshalb mit den Menschen verbündet, um einen Weg zurück nach Arkon zu finden. Das war nun geschehen, denn mit der STARDUST II war dies durchaus möglich.

»Ich glaube kaum, dass ich mich irre«, sagte er ruhig und sah ihr in die hellen Augen. »Gewiss, ich will nicht verschweigen, dass auch ich meine Sorgen hatte, bevor wir den Sprung durch die fünfte Dimension wagten. Aber er gelang. Wir werden auf gleichem Wege zurückkehren – diesmal jedoch gut gewappnet. Die Topsider werden keine Gelegenheit finden, die Erde anzugreifen. Sie kennen nicht einmal ihre Position.«

»Sie geben aber doch zu«, forschte sie mit einem seltsamen Lauern in der wohlklingenden Stimme, »dass Sie sich in einer Klemme befinden? Kaum macht Ihre Erde die ersten zaghaften Schritte in den Weltraum, da stößt sie auch schon auf die ungeahntesten Hindernisse. Im Verlauf weniger Jahre sind Sie nun bereits vier außerirdischen Intelligenzen begegnet. Sie konnten eine gefährliche Invasion auf Ihren Heimatplaneten abschlagen, weil Sie unsere Machtmittel besaßen. Und nun Wega. Zum ersten Mal mischt sich die Erde in interstellare Angelegenheiten und betritt damit eine Domäne, die bisher nur den Arkoniden zustand. Finden Sie das richtig?«

»Ja«, nickte Rhodan beherrscht. »Ich finde das sehr richtig. Ich frage mich, was die degenerierten Arkoniden an meiner Stelle wohl getan hätten. Sie waren nicht einmal fähig, sich von der geringen Gravitation des Mondes zu befreien, als Ihr Kreuzer dort notlandete. Das erste primitive Raumschiff der Erde, eine flüssigkeitsgetriebene Versuchsrakete, musste Ihnen zu Hilfe eilen. Vergessen Sie das niemals, wenn Sie von den heutigen Verhältnissen sprechen. Ohne mich, Thora, säßen Sie noch heute auf dem Mond und betrachteten sinnlose abstrakte Muster auf einem Bildschirm.«

Crest trat zu der Arkonidin und legte ihr die Hand auf die Schulter.

»Sie sollten nicht so sprechen, Thora. Wir und Rhodan sind Freunde, Verbündete in einem Kampf gegen eine feindliche Umwelt. Er hat uns geholfen, wie wir ihm halfen. Wenn wir Arkon eines Tages wiedersehen, haben wir es nur ihm zu verdanken.«

Für einen Augenblick stand Thora reglos neben dem Eingang, dann senkte sie den Blick. Wie schon so oft in der Vergangenheit gab sie den Kampf gegen Rhodan auf. Der Wille des Menschen war stärker als der ihre, aber es war nicht nur die logische Vernunft, die ihr das sagte. Da war noch etwas anderes.

Längst hatten sie die Bahn des Saturn überquert, ohne von dem auf Titan sitzenden Vorposten entdeckt worden zu sein – wenigstens hoffte Rhodan das, um unnötige Panik zu vermeiden. Jupiter war seitlich sichtbar und versank schnell hinter ihnen. Aber erst jenseits der Marsbahn verringerte die STARDUST II ihre Geschwindigkeit rapide. Perry Rhodan bereitete sich vor, wieder auf der Erde zu landen.

Die ersten Funksprüche wurden gewechselt. Oberst Freyt, der während Rhodans Abwesenheit die Dritte Macht vertrat, bestätigte den Erhalt der Hyperfunksprüche aus dem Wegasystem und meldete, dass alle Anordnungen befolgt worden seien.

Rhodans Augen begegneten für einen Augenblick denen Thoras. Er nickte ihr leicht zu, ohne seinen Triumph zu zeigen. Bully war weniger rücksichtsvoll.

»Ich habe es ja immer gesagt, dass nichts schiefgehen kann«, behauptete er selbstsicher und klopfte Rhodan auf die Schulter. »Soll ich die Leute auf die Landung vorbereiten?«

»Ja, kümmere dich darum«, entgegnete Rhodan geistesabwesend.

Er weilte mit seinen Gedanken bereits auf der Erde.

 

*

 

Juli 1975.

In Galakto-City herrschte Hochbetrieb.

Am Rande des Goshun-Salzsees, inmitten der Wüste Gobi, war die gewaltige Metropole der Weltmacht Rhodans entstanden. Das von der Außenwelt hermetisch abgeschlossene Gebiet besaß jetzt eine Kantenlänge von 200 Kilometern und hatte quadratische Form. Genau im Zentrum ruhte die unsichtbare Energiekuppel, von den unerschöpflichen Arkonidenreaktoren erhalten. Darunter lag das Herz des neuen Reiches, das gigantische Positronengehirn. Außerhalb, von den Wohn- und Verwaltungszentren streng getrennt, erstreckten sich die langen Werkshallen, in denen mehr als 50.000 Spezialisten arbeiteten. Ohne das Heer der unermüdlichen Roboter hätte man 500.000 Arbeiter benötigt. Insgesamt beherbergte Galakto-City 230.000 Einwohner, alles sorgfältig ausgewählte Menschen.

Schwer gesichert durch zahlenmäßig geringe Robottruppen lagen außerhalb der Wohngebiete zwei normale Luftfahrthäfen und ein Raumflughafen. Drei auf der Erde gebaute Raumjägergeschwader standen einsatzbereit, insgesamt 162 supermoderne Kampfmaschinen.

Als die riesige Kugel am Himmel auftauchte, blieb selbst den Eingeweihten das Herz für eine Sekunde stehen. Zuerst war sie nur eine kleine Kugel gewesen, die sich schnell vergrößerte. Dann aber hatte diese Vergrößerung nicht aufgehört, und bald verschwand die strahlende Sonne hinter dem neuen Himmelskörper. Der Schatten des arkonidischen Kreuzers senkte sich auf Galakto-City herab.