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Wer will schon nach Meck-Pomm?


Wer will schon nach Meck-Pomm?

Autobiografischer Roman
1. Auflage

von: Ulrich Hinse

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: PDF
Veröffentl.: 22.09.2013
ISBN/EAN: 9783863943493
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 306

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Es beginnt mit der Wende – in der DDR, die nicht zuletzt wegen mangelnder verwandtschaftlicher Beziehungen weit weg war: „Bequem war es, eine deutsche Revolution mitzuerleben. Natürlich nur im Fernsehen. Betroffen zu sein, aber Gott sei Dank nicht selber handeln zu müssen und bei Chips und Bier aus sicherer Entfernung umfassend durch die Medien informiert zu werden. Meine Frau Karin und ich konnten bequem vom Sessel aus die dramatische Entwicklung mit persönlichem Abstand abwarten.
Das war schon ein Erlebnis. Meckenheim bei Bonn lag weit weg von der Grenze, und sollte tatsächlich etwas schief gehen, so lebte es sich hinter dem Rhein doch relativ sicher. Kurzum, vor dem Fernsehgerät konnte einem überzeugten Wessi nichts passieren.“
Doch dann gibt es auch im Leben des Autors, Kriminalbeamter im BKA, eine berufliche und damit auch eine persönliche Wende. Anfangs mehr aus Neugier, denn mit langfristigen Absichten, fuhren Hinse und seine Frau zum allerersten Mal in ihrem Leben „nach drüben“ und machten dort im Thüringischen zumindest eine schmackhafte und preiswerte Entdeckung. Und auch ein grauer Polizei-Wartburg mit Blaulicht kreuzt dort ihren Weg: Wie putzig, finden sie. Und nach dieser ersten Reise verfestigte sich der Eindruck, dass wer immer auch wollte, in den Osten gehen und sich mit den Volkspolizisten herumschlagen sollte, nur einer ganz bestimmt nicht – Ulrich Hinse.
Doch dann gab es doch ein Angebot, in den neuen Bundesländern Aufbauarbeit zu leisten, und einen ersten Kontakt zu Silvester 1990. Allerdings auch einen kleinen Zwischenfall: „Fast wäre hier unsere Reise schon zu Ende gewesen. Auf der schnurgeraden Bundesstraße, die von Ludwigslust nach Schwerin führt, nur wenige Kilometer vor dem Ortseingang, dröhnte plötzlich ein russischer Kampfpanzer aus dem Wald und überquerte, ohne anzuhalten, in voller Fahrt die Bundesstraße.“ Dennoch fällt wenig später in Meckenheim eine Entscheidung für die neuen Bundesländer: „Ja, ich mache es.“ Und im Mai 1991 war es dann soweit. Es folgt ein spannender Bericht über ein erstes Jahrzehnt Aufbauarbeit in einer Behörde und über die Eingewöhnung eines Neu-Mecklenburgers in ein neues Wohnumfeld, in dem sowohl von Schwierigkeiten und Befremdlichkeiten, aber auch von ersten Erfolgen und auch von lustigen Begebenheiten die Rede ist. Am Ende der Lektüre ist zu verstehen, warum auf dem Cover des Buches ausgerechnet ein großer Elefant abgebildet ist.

Vorspann
DIE WENDE
THÜRINGEN
UMDENKEN
ERSTE KONTAKTE
ENTSCHEIDUNG
STUDIENREISE
AUFBAU
WOHNUNGSSUCHE
ARBEITSBEGINN
SCHWIERIGKEITEN
ERMITTLUNGEN
GÄSTEHAUS
WESSIS, OSSIS UND ANDERE
VAN DEN BORGS ENDE
BESPRECHUNGEN
WOHNUNGEN
DER NEUE CHEF
NEUE ERFAHRUNGEN
STEINE, FEIERN, NACHBARSCHAFTEN
ROSTOCK-LICHTENHAGEN
BAD KLEINEN
PINNOW
BRIEFE
WIEDER NEUE CHEFS
ROTE SÖCKCHEN
REIKI
DER NÄCHSTE BITTE
NEUE ZIELE
DER HAUPTMANN VON PLAU
FAMILIENZUSAMMENFÜHRUNG
FAZIT
Ulrich Hinse, 1947 in Münster geboren, greift auf eine lange Berufserfahrung als Kriminalbeamter zurück (Bundeskriminalamt, Landeskriminalamt Mecklenburg-Vorpommern, Referent für Polizeiliche Prävention im Innenministerium Mecklenburg-Vorpommern. In Mecklenburg-Vorpommern baute er den Staatsschutz auf.
Im Jahre 2007, kurz nach seiner Pensionierung, pilgerte er zu Fuß den Camino frances von Pamplona nach Santiago des Compostela und im Jahre 2008 den Nordweg von Ribadeo.
Im Jahre 2002 veröffentlichte er seinen ersten Roman. 2005 wurde er Krimipreisträger der 10. Schweriner Literaturtage und gewann mehrere Krimiwettbewerbe in Norddeutschland.
Bibliografie (Auswahl):
Wer will schon nach Meck-Pomm? Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2002
Blutiger Raps. Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2003
Die 13. Plage. Godewind-Verlag, Wismar 2006
Ein Mecklenburger auf dem Jakobsweg. WiedenVerlag, Schwerin 2007
Das Jakobsweg-Komplott. Scheunen-Verlag, Kückenshagen 2009
Das Gold der Templer. EDITION digital, Pinnow 2014
Die Petermännchenpuppe. EDITION digital, Pinnow 2014
Falsches Spiel. EDITION digital, Pinnow 2014
Der Glatteisagent. Eine Geschichte aus der Zeit des Kalten Krieges. EDITION digital, Pinnow 2015
Schweriner Mordgeschichten. EDITION digital, Pinnow 2015
Veröffentlichung von Kriminalerzählungen in Anthologien
Bei einem Besuch in Münster hatten Karin und ich meine Mutter gebeten, wegen der immer häufiger auftretenden Beschwerden ihre Wohnung aufzugeben und sich in die Sicherheit eines Seniorenheims zu begeben. Entrüstet wurde das abgelehnt. In ein Altersheim lasse sie sich nicht abschieben. Da kämen nur Alte und Gebrechliche hinein. Sie gehöre nicht dazu. Stattdessen erklärte sie uns ihr mit der Nachbarin ausgeklügeltes Sicherheitssystem. Wir zeigten uns beeindruckt, auch wenngleich es uns nicht überzeugte. Die augenscheinlichen Mängel dieses Systems blieben unberücksichtigt. Was war, wenn sie nicht mehr in der Lage sein sollte, die Gardine zu bewegen und welche Alternativen bestanden bei Abwesenheit der Nachbarin, wollte ich wissen. Schließlich war die Nachbarin ja auch schon im Seniorenalter.
„Nein mein Junge, so alt ist sie nun wirklich nicht, erst Zweiundsiebzig. Das wird schon funktionieren", ignorierte sie die Einwände. „Außerdem kannst du ja wieder nach Münster ziehen und dich endlich einmal intensiver um deine Mutter kümmern, als bisher. Andere Söhne können das ja schließlich auch. Nimm dir ein Beispiel an Franz, dem Sohn von Frau Pieper, die mit mir Ende des Krieges zusammen im Luftamt Dienst gemacht hat und mit dem du zusammen in den Kindergarten gegangen bist. Der Franz ist von Osnabrück wieder nach Münster gezogen und hat eine Wohnung direkt neben seiner Mutter gemietet. Der fährt jetzt jeden Tag mit der Bahn nach Osnabrück zur Arbeit. Das kannst du doch wohl auch".
„Nein, das kann ich nicht", gab ich zu verstehen. „Von Osnabrück nach Münster sind nur fünfzig Kilometer. Von Schwerin nach Münster sind es vierhundert."
„Ach was, was der Sohn von Frau Pieper kann, kannst du auch", blieb sie standhaft.
„Ich wüsste nicht, warum ich mir an diesem Franz Pieper ein Beispiel nehmen sollte. Ich kann mich weder an Franz Pieper, noch an dessen Mutter erinnern. Meine Kindergartenzeit ist schon fünfzig Jahre vorbei."
„Mit deinem Gedächtnis lässt es nach", musste ich mir anhören. „Wo führt das bloß noch hin."
Karin saß herausfordernd grinsend im Sessel, nickte zustimmend und nippte am Kaffee.
„Habe ich das nicht auch schon gesagt?", kommentierte sie deutlich amüsiert Mutters Feststellung.
Ich ignorierte die, wie ich meinte, gehässigen Anspielungen auf mein Gedächtnis und bot meiner Mutter als Alternative an, für sie eine Wohnung in Schwerin oder Umgebung zu suchen. Damit sei sie zum einen in der Nähe des geliebten Sohnes und gebe diesem zum anderen die Möglichkeit, kurzfristig nach dem Rechten zu sehen, wenn es erforderlich sei.
„Nein, ein Umzug kommt in meinem hohen Alter nicht mehr infrage", wurde mir beschieden. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht. Ich bin einmal mit Papa nach Frankenberg gezogen. Da habe ich mich nicht wohl gefühlt. Da kannte ich niemanden. Alle unsere Freunde und Verwandten leben in Münster. Da will ich bleiben. Und in die Sowjetzone gehe ich schon gar nicht. Überlege es dir lieber noch einmal, ob es nicht besser ist, wieder von drüben zurück nach Münster zu ziehen".
Ich lehnte ab.
„Ich kann nicht einfach meine Arbeit aufgeben. Bis zu meiner Pensionierung und Karins Rente sind es noch einige Jahre. Es gibt nur die Lösung, entweder in ein Seniorenheim in Münster oder in eine Wohnung oder ein Seniorenheim in Schwerin umzuziehen."
„Dazu sehe ich keinen Grund", setzte sie sich trotzig zur Wehr und suchte nach neuen Argumenten. „Ich bleibe in Münster. Allein schon wegen Papas Grab. Das muss ich pflegen. Du kümmerst dich ja nicht darum. Außerdem sind alle meine Freunde hier. In Schwerin habe ich keine Freunde und Bekannte. Wenn du nicht nach Münster ziehen willst, dann werde ich mich eben an Marietres oder Heidi halten."

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